Will Lehman, ein Arbeiter bei Mack Trucks und Sozialist, wurde zu den Wahlen im Oktober und November als Kandidat für das Amt des Gewerkschaftsvorsitzenden der United Auto Workers (UAW) nominiert.
Lehman wurde am Mittwochnachmittag von zwei Delegierten auf dem 38. Gewerkschaftstag der UAW in Detroit nominiert. Er nahm seine Nominierung an und wird in der ersten Direktwahl der UAW seit mehr als 70 Jahren gegen Amtsinhaber Ray Curry und andere Kandidaten antreten.
Die Nominierung ist ein enormer Erfolg für Automobilarbeiter und andere Arbeiter in den USA und weltweit. Will kämpft für die Entwicklung einer mächtigen Basisbewegung, um die Vorherrschaft des bürokratischen Apparats der UAW zu brechen, der jahrzehntelang für Verrat und Niederlagen verantwortlich gewesen ist. Seine Kampagne für den Aufbau von Aktionskomitees in allen Fabriken und Betrieben und für die Vereinigung der Arbeiter auf internationaler Ebene gegen die globalen Konzerne findet bei Arbeitern großen Anklang.
Zwei Delegierte des Gewerkschaftskongresses nominierten ihn trotz erheblicher Einschüchterungsversuche der UAW-Bürokratie, die versuchte, Lehman von der Wahl fernzuhalten.
Der erste, der ihn nominierte, war ein langjähriger Fabrikarbeiter aus Detroit. „Ich setze mich dafür ein, Will Lehman vom UAW-Ortsverband 677 zum Präsidenten der UAW zu nominieren“, sagte der Arbeiter.
Er nutzte den Rest der ihm zustehenden fünf Minuten, um die „Diebe“ in der UAW-Bürokratie zu kritisieren und sagte, dass die Mitglieder des derzeitigen Vorstands von UAW International „Verbrechen vertuschen“. Als UAW-Vizepräsident Terry Dittes und viele Delegierte im Saal versuchten, ihn zu unterbrechen, blieb der Arbeiter standhaft und erklärte, dass sich jedes Vorstandsmitglied, das an der Vertuschung der Korruption beteiligt war, „einen anderen Beruf suchen“ sollte.
Einige Minuten später trat ein anderer Delegierter aus Chicago ans Mikrofon und sagte: „Ich möchte Will Lehman für das Amt des Präsidenten vorschlagen. Dieser Mann will die Macht wieder in unsere Hände legen. Er will, dass wir die Entscheidungen über unsere Gewerkschaft treffen: was wir tun und wie wir es tun. Das ist alles, was er tun will. Er will keine Bürokratie. Er will, dass wir die Entscheidungen über Unterstützungsleistungen der Gewerkschaft, unsere Arbeitsleistung, international mit anderen Gewerkschaften respektvoll, gleichberechtigt und gemeinsam treffen.“
Jahrzehntelang wurden UAW-Präsidenten und andere Spitzenfunktionäre der Gewerkschaft von der UAW-Bürokratie und ihrem herrschenden Verwaltungsausschuss handverlesen und auf konstituierenden Kongressen, die mit loyalen Handlangern besetzt waren, abgesegnet.
Dieses System wurde nur geändert, weil die weit verbreitete Korruption in der UAW aufgedeckt wurde, was dazu führte, dass ein Dutzend Gewerkschaftsfunktionäre – darunter zwei nationale Vorsitzende – ins Gefängnis gehen mussten und ein gerichtlich bestellter Beobachter eingesetzt wurde um ein Referendum über Direktwahlen zu organisieren. Der gegenwärtige UAW-Präsident Ray Curry und der Vorstand widersetzten sich hartnäckig der Umstellung der Wahl auf das Prinzip gleicher Stimmberechtigung für alle, doch die UAW-Mitgliedschaft überstimmte sie mit einer Mehrheit von zwei zu eins.
Trotzdem hoffte die UAW-Bürokratie, die Liste der Präsidentschaftskandidaten auf Amtsinhaber Ray Curry und höchstens ein paar loyale Oppositionelle beschränken zu können. Darunter ist Shawn Fain, ein UAW International-Repräsentant der Gewerkschaftszentrale, der von der Gruppe Unite All Workers for Democracy (UAWD) unterstützt wird, die wiederum mit den Democratic Socialists of America (DSA) verbündet ist.
Fain wurde am Mittwoch zusammen mit Mark „Gibby“ Gibson nominiert, einem Betriebsvorsitzenden des UAW-Ortsverbands 163, der vor kurzem den Kampf der Detroit-Diesel-Arbeiter verraten hat. Ebenfalls nominiert wurde Brian Keller, ein Stellantis-Arbeiter in Warren, Michigan, der mit der Facebook-Seite „UAW Real Talk“ verbunden ist.
Am Tag vor den Nominierungen sprachen Lehman und seine Unterstützer mit Hunderten von Automobilarbeitern vor dem Stellantis Montagewerk (Chrysler) Warren Truck Assembly Plant. Arbeiter begrüßten Will während ihres Mittags-Schichtwechsels herzlich und viele forderten, dass die Delegierten auf dem Parteitag Lehman nominieren sollten, damit sie bei den Wahlen eine echte Wahl hätten.
Lehman ist der einzige Kandidat, der für die Abschaffung des von den Konzernen kontrollierten UAW-Apparats eintritt, für die Stärkung der Macht der Belegschaft in den Betrieben durch die Gründung demokratischer Aktionskomitees in Fabriken und Betrieben und für die Mobilisierung aller Arbeiter im Kampf um massive Lohnerhöhungen, die Wiederherstellung des Lebenshaltungskostenausgleichs, die Abschaffung aller Lohnstufen, die sofortige Übernahme aller Teilzeitbeschäftigten und die betriebliche Gesundheitsversorgung und Altersversorgung für alle Beschäftigten.
Nach seiner Nominierung sprach Will mit der WSWS über das Programm, das er den Arbeitern in den USA und auf der ganzen Welt vortragen wird. „Ich werde für alle Arbeiterinnen und Arbeiter kämpfen, um die UAW-Bürokratie abzuschaffen, die wie eine parasitäre Schicht auf uns einwirkt und unsere Kämpfe blockiert oder sie in eine Sackgasse führt.“
„Ich werde den Kampf für den Aufbau der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) vorantreiben, damit wir Arbeiter unsere Kämpfe ausweiten und miteinander verbinden können, und damit wir so kämpfen können, dass sie für die Arbeiter Gewinne und keine isolierten Verluste darstellen. Ich will, dass Arbeiter für mich stimmen, doch möglich werden diese Veränderungen nur sein, wenn Arbeiter erkennen, in welcher Situation wir uns befinden und was wir tun müssen, um aus dieser Situation herauszukommen. Wir müssen in jeder Fabrik und an jedem Arbeitsplatz Aktionskomitees bilden, miteinander kommunizieren und echte Solidarität aufbauen, nicht die Solidarität, die die UAW-Bürokraten predigen, während sie uns verraten. Es muss eine Solidarität von Arbeiter zu Arbeiter, von Betrieb zu Betrieb und von Land zu Land sein.“
„Wir dürfen nicht mit nationalen Interessen im Hinterkopf agieren, sondern mit Klasseninteressen. Ray Curry arbeitet mit der Biden-Regierung und anderen Demokraten zusammen, aber keine Partei, weder Demokraten noch Republikaner, vertritt die Arbeiterklasse. Wir müssen uns selbst vertreten und auf dieser Grundlage Aktionskomitees aufbauen.“
Mit Blick auf die schwierigen Herausforderungen, mit denen die Arbeiterklasse konfrontiert ist, fuhr Lehman fort: „Arbeiter kämpfen nicht nur gegen die Konzerne, sondern auch gegen eine Bürokratie. Die UAW hat nicht die Absicht, die Inflation zu bekämpfen, die jetzt bei über 9 Prozent liegt. Sie sagt uns, dass wir jahrelang warten sollen, um neue Verträge auszuhandeln, während wir enorme Reallohnkürzungen hinnehmen müssen und die Unternehmen die Verträge ohnehin routinemäßig ignorieren.“
„Es droht ein Weltkrieg durch die Spannungen in der Ukraine und Taiwan und die UAW will uns an Bidens rücksichtslose militärische Eskalation fesseln. Es gibt eine anhaltende Pandemie, die wir nach dem Willen der Regierung und der Medien ignorieren sollen, weil sie wollen, dass wir in den Fabriken Gewinne für sie produzieren.“
„Jetzt kommt der Stellenabbau bei Ford, Stellantis und General Motors und die Gefahr einer wirtschaftlichen Rezession. Die UAW steht den Entlassungen gleichgültig gegenüber und hat nicht die Absicht, sie zu bekämpfen. Stattdessen plant sie, dem Konzern im Namen der ‚Rettung von Arbeitsplätzen‘ niedrigere Löhne anzubieten. Aber alle Versprechungen der UAW, Arbeitsplätze zu sichern, haben nie etwas gebracht. Das gilt überall auf der Welt. Ford schließt Werke in Chennai, Indien, und Saarlouis, Deutschland, und die Gewerkschaften nehmen das einfach hin.“
„Das kapitalistische System kümmert sich nicht um Arbeitsplätze, sondern nur um die Maximierung der Gewinne und darum, so viel wie möglich aus jedem Arbeiter herauszupressen. Die Gewerkschaften unterstützen den Kapitalismus. Aber warum in einem System arbeiten, das die Rechte der Unternehmen und nicht die Rechte der Arbeiter schützt? Wir, die Arbeiter, halten die Gesellschaft in Bewegung, und wir sind diejenigen, die bestimmen können, in welcher Art von Gesellschaft wir leben wollen. Die gefährlichsten Ideen für Arbeiter sind, zu glauben, dass das, was ist, immer sein wird. Wenn dieses kapitalistische System nicht funktioniert, dann müssen wir das System ändern.“
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