Bei Massenprotesten in Sri Lanka von Polizei getötet:

Tausende erweisen Chaminda Lakshan die letzte Ehre

Am Samstag, den 23. April, nahmen über 500 Menschen an der Beerdigung von Chaminda Lakshan teil. Die srilankische Polizei hatte ihn am vergangenen Dienstag während eines Massenprotests erschossen.

Die Beerdigung fand in Naranbedda Hiriwadunna (Rambukkana) statt, in der Nähe von Lakshans Heimatdorf Karandagasthanne. Rambukkana liegt etwa 95 Kilometer nordöstlich von Colombo im Distrikt Kegalle.

Chaminda Lakshan, aufgebahrt in seinem Haus (WSWS media)

Lakshan (40) war der einzige Ernährer seiner Familie. Er hinterlässt seine Frau Priyanganee, die Tochter Piyumi Upeksha, den Sohn Thanusha und die Schwiegermutter. Am vergangenen Freitag hatte das Krankenhaus Kegalle seine Leiche freigegeben und nachhause bringen lassen. Seitdem besuchten tausende empörte Menschen aus der Gegend sein Haus.

Die Polizei hatte Lakshan erschossen, als sie in Rambukkana das Feuer auf unbewaffnete Menschen eröffnet hatte. Die Menschen protestierten gegen die Verzögerungen bei den Benzinlieferungen und die am Vortag angekündigten drastischen Preiserhöhungen für Diesel und Kerosin (das sie auch zum Kochen benötigen). Als die Demonstrierenden eine wichtige Durchfahrtsstraße und eine Eisenbahnlinie blockierten, ging die Polizei brutal gegen sie vor. Zunächst griff sie die Menge mit Tränengas an und eröffnete dann plötzlich und ohne Vorwarnung das Feuer mit scharfer Munition.

Mitte: Chaminda Lakshans Tochter (WSWS media)

Der Protest von Rambukkana ist Teil der anhaltenden Demonstrationen im ganzen Land, bei denen Hunderttausende von Arbeitern den Rücktritt von Präsident Gotabhaya Rajapaksa und seiner Regierung fordern. Die Massenproteste, die seit etwa drei Wochen andauern, sind wegen der steigenden Inflation, des Mangels an lebensnotwendigen Gütern wie Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff sowie der täglichen Stromausfälle ausgebrochen.

Am Tag nach den Polizeischüssen wiesen Präsident Gotabhaya Rajapaksa und sein älterer Bruder, Premierminister Mahinda Rajapakse, den Demonstrierenden die Schuld an der Gewalt zu. In Twitter-Botschaften rechtfertigten sie das brutale Vorgehen der Polizei.

Menschenmenge an Chaminda Lakshans Beerdigung (WSWS media)

Präsident Rajapaksa ordnete daraufhin an, bewaffnete Kräfte der Armee, der Marine und der Luftwaffe vom 21. bis 23. April nach Rambukkana und in die angrenzenden Distrikte zu entsenden. Sie sollten, wie er sagte, die Polizei bei der „Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung“ unterstützen. Das Militär zeigt sich zwar nicht offen auf den Straßen, steht aber an mehreren Orten in Bereitschaft. Der Einsatz des Militärs durch Rajapaksa ist der Versuch, die Menschen in der Region und im ganzen Land einzuschüchtern.

Priyanganee, Lakshans Frau, erklärte der WSWS, dass ihr gesagt worden sei, ihr Mann sei angeschossen und verletzt ins Krankenhaus von Kegalle gebracht worden. Sie reiste schnell dorthin, konnte ihn aber nicht finden und kehrte nach Hause zurück, wo sie erst später erfuhr, dass ihr Mann bereits tot war.

„In derselben Nacht, als das geschehen war, kamen etwa 20 bewaffnete Soldaten hierher. Ich fragte sie, warum sie [zu uns nach Hause] kämen? Sie sagten, sie wollten mir helfen und mich mit Essen versorgen. Sie schlugen ihre Zelte auf. Aber später wurde mir klar, dass ich ihre Unterstützung gar nicht wollte, und dass es sich um eine Art Plan für alle Fälle handeln konnte, um gewissen Dingen vorzubeugen“, sagte sie.

Links: Priyanganee, Chaminda Lakshans Frau (WSWS Media)

„Am nächsten Tag forderte ich sie auf, zu gehen, und sie gingen dann auch. Sie stammten aus dem Armeelager Beragala [in der Nähe von Kegalle]. Ich möchte nicht, dass sich [in diesem Land] je wieder so etwas wiederholt“, sagte sie.

Sie erklärte, dass sie am 21. April eine gerichtliche Untersuchung beantragt habe, und dass sich 107 Anwälte gemeldet hätten, um in ihrem Namen zu sprechen.

Karandagasthanne ist ein armes Dorf mit etwa 50 Familien. Die meisten Häuser haben nur zwei oder drei kleine Zimmer, eine Veranda und eine Küche. Die Dorfbewohner haben 1981 von der Regierung einen halben Hektar Land erhalten. Die Bewohner sind hauptsächlich Kleinbauern, Tagelöhner mit Gelegenheitsjobs und einige Angestellte des öffentlichen Dienstes. Die meisten jungen Leute im Dorf sind arbeitslos. Die nächstgelegenen Krankenhäuser befinden sich in Rambukkana und Kegalle, 5 bzw. 10 Kilometer entfernt, und die nächstgelegene Grundschule ist in Halpitiya, einem benachbarten Dorf.

Eranda Chinthaka, ein Lieferwagen-Fahrer, erzählte der WSWS, dass der Chef der Tankstelle sich geweigert habe, den Menschen Benzin zum Preis des Vortags zu verkaufen, obwohl sie die ganze Nacht Schlange gestanden hatten. Er selbst hatte an dem Tag, als die Polizei das Feuer eröffnete, in der Schlange vor der Tankstelle gestanden, um Treibstoff für seinen Lieferwagen zu bekommen.

Eranda Chinthaka (WSWS media)

„Die Regierung kümmert sich nicht um die Menschen“, sagte er. „Die Menschen haben die Straßen blockiert. Vermutlich haben höhere Polizeibeamte Maßnahmen geplant, um die Blockade aufzulösen. Mehr als 500 Mann Bereitschaftspolizei wurden eingesetzt, aber unsere Leute bewegten sich nicht von der Stelle. Plötzlich griff die Polizei mit Tränengas an. Dies geschah gegen 16:30 oder 17:00 Uhr. Als wir sahen, dass Blut vergossen wurde, geriet unsere Menge in Panik, und einige wurden wütend und warfen mit Steinen. Daraufhin schoss die Polizei scharf und verletzte etwa 20 Menschen.“

Chinthaka (40) sagte, er stamme aus Kiriwallapitiya und habe früher als Reiseleiter gearbeitet. Seinen Arbeitsplatz habe er verloren, als die Corona-Pandemie zum Zusammenbruch der Tourismusindustrie führte. Heute verdient er seinen Lebensunterhalt als Fahrer eines Leihwagens. Die Menschen in seinem Dorf seien, wie er sagte, vom Anbau von Reis abhängig, und sie hätten durch das Verbot der Rajapaksa-Regierung, Düngemittel zu importieren, drastische Einbußen erlitten. Die Regierung habe die Lebensgrundlage der Dorfbewohner zerstört, fügte er hinzu.

Indrani Swarnalatha (57), die im Dorf Gabbala in Rambukkana lebt, wurde am vergangenen Dienstag Zeugin des harten Vorgehens der Polizei gegen die Demonstrierenden. Sie kam am Morgen nach Rambukkana, als sie von der Demonstration gehört hatte.

Sie berichtete: „Wir riefen Slogans und forderten eine Senkung der Preise und die Bereitstellung von Kerosin zum alten Preis. Am Abend, als wir protestierten, blitzte ein grelles Licht auf, und etwas wie Nebel breitete sich aus. Das war Tränengas. Auch meine Augen tränten, und ich rannte mit anderen weg. Das war etwa um 17:00 Uhr abends. Ich wusch mir die Augen und kehrte dann zurück“, sagte Indrani.

Indrani Swarnalatha im Gespräch mit der WSWS reporters (WSWS media)

„Plötzlich fielen Schüsse, und dann waren immer mehr Schüsse zu hören. Ich sah, wie vier Verletzte weggebracht und in einem Fahrzeug abtransportiert wurden. Für einen fünften Verletzten war kein weiterer Wagen da, und so wurde dieser auf einem Motorrad weggebracht.

Die Leute hatten nichts beschädigt“, sagte sie weiter. „Ein Tankwagen stand da, aber die Leute sagten, er dürfe nicht beschädigt werden. Andernfalls hätte das den Fahrer geschädigt, der selbst ein armer Mann ist.“

Indrani hat zwei Kinder, von denen eins verheiratet ist. Ihr Mann ist tot, und so verdient sie ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Sie erklärte ihre Notlage so: „Heute gibt es kaum Arbeit, und deshalb ist das Leben wirklich schwierig. Ich verdiene 1.000 Rupien am Tag [weniger als drei Euro], und mein Haus ist in keinem guten Zustand. Ich erhalte keine Mittel aus dem Samurdhi-Fonds“, was eine Art Sozialleistung für die Armen ist.

Seither wurde eine offizielle richterliche Untersuchung der Schüsse der Polizei auf Demonstranten und von Lakshans Tod eingeleitet. Bei der Untersuchung sagte der leitende Polizeikommissar Keerthiratne aus, er habe die Polizisten angewiesen, in die Luft zu schießen, wenn die Situation unkontrollierbar werden sollte. Er behauptete, die Unruhen hätten sich verschärft, und die Demonstrierenden hätten versucht, den Tankwagen in Brand zu setzen. Da habe er den Polizeibeamten befohlen, das Feuer zu eröffnen, aber nur auf Kniehöhe zu zielen. Er erklärte nicht, warum alle Verletzten Wunden oberhalb der Knie hatten.

Die Anwaltsvereinigung von Sri Lanka (SLBA) hat sich schriftlich an den Generalinspektor der Polizei, Chandana Wickremaratne, gewandt und auch die Menschenrechtskommission und die Behörden, die für den Zeugenschutz zuständig sind, eingeschaltet. Die Anwälte weisen darauf hin, dass verletzte Zivilisten in den Krankenhäusern von Kegalle und viele weitere Zeugen Angst vor der Polizei haben, die sie einschüchtert. Die SLBA hat alle diese Institutionen aufgefordert, einzugreifen und die Zeugen zu verteidigen.

Die Regierung und die Polizei haben mehrere Ausschüsse eingesetzt, um die Schießerei in Rambukkana zu untersuchen. Aber Präsident Rajapaksa und sein Bruder, der Premierminister, haben die Polizeigewalt bereits gerechtfertigt und die Schuld den Demonstranten zugeschoben. In dem Maße, wie sich die politische und wirtschaftliche Krise verschärft, werden sie die Angriffe der Polizei und die staatliche Repression verstärken.

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