Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Diese Woche haben wir Dana-Arbeiter uns im ganzen Land erhoben und haben mit einem lauten „Nein!“ den Ausbeuter-Tarifvertrag abgelehnt, den Dana, die UAW und die USW uns vorgelegt hatten. Ein Werk nach dem andern hat den vorläufigen Vertrag abgelehnt, in vielen Fällen mit mehr als 90 Prozent. Unsere Kolleginnen und Kollegen in Toledo (Ohio) lehnten den Vertrag gestern einstimmig mit 435 zu 0 Stimmen ab, und in Columbia (Missouri) lag das „Nein“-Votum bei 97 Prozent. Ganz gleich, wie die UAW und die USW es zu drehen versuchen: Die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten lehnt den Vertrag in praktisch jedem Werk ab.
Das Unternehmen und die unternehmensnahen Gewerkschaften dachten, sie könnten uns dazu zwingen, fünf Jahre lang ohne Lohnerhöhung und mit der Pflicht zu Überstunden weiterzuarbeiten. Wir sagten: „Es reicht.“ Diesmal schließen wir uns zusammen und organisieren uns, damit unsere Forderungen erfüllt werden. Wir wollen einen 8-Stunden-Tag, eine 40-Stunden-Woche, eine Lohnerhöhung von 75 Prozent, keine Staffelung, eine sichere Covid-Politik, keine Erhöhung des Arbeitstempos und kein Punktesystem. Außerdem fordern eine funktionierende Klimaanlage und neue, saubere Maschinen. Wir fordern Arbeitsbedingungen, die gesund sind, und die uns Zeit für unsere Familien lassen. Wir fordern ein anständiges Leben.
Wir haben jedes Recht, stolz zu sein: auf unsere Solidarität, dass wir über verschiedene Werke, Lohnstufen und Generationen zusammenhalten, und dass wir den Lügen und Drohungen der UAW- und USW-Funktionäre die Stirn bieten. Die Gewerkschaften haben nun schon so lange versucht, uns zu spalten. Aber jetzt sehen wir klarer, dass unsere Bedingungen überall die gleichen sind: Wir müssen gemeinsam handeln, um zu gewinnen, und wir dürfen uns nicht von Unternehmen und Gewerkschaft gegeneinander ausspielen lassen.
Mit unserem „Nein“ hat der Kampf gerade erst begonnen. Wir befinden uns in einem Zweifrontenkrieg gegen Dana und seine gekauften und bezahlten Gewerkschaften. Wir müssen jetzt aufpassen: Zur Vorbereitung der nächsten Phase dieses Kampfs brauchen wir einen Schlachtplan, wir müssen die Gegner studieren und alle unsere Kräfte und Verbündeten mobilisieren.
Die Verschwörung von Unternehmen und Gewerkschaften
Die Dana-Bosse sind wegen eines drohenden Streiks äußerst nervös. In der Autoindustrie herrscht bereits ein kritischer Arbeitskräfte- und Teilemangel, und das Letzte, was sie wollen, ist ein Streik bei einem wichtigen Komponentenhersteller. Das bringt uns in eine vorteilhafte Position. Es bedeutet aber auch, dass die Konzerne und die UAW/USW alles tun werden, um uns daran zu hindern, unsere Stärke zu nutzen und Kollegen in der Autoindustrie zur Unterstützung aufzurufen.
In St. Clair (Michigan) haben 97 Prozent der Beschäftigten mit „Nein“ gestimmt. Aber jetzt versucht das Unternehmen offenbar, die UAW dazu zu bringen, dass sie sofort eine neue Abstimmung über denselben Vertrag durchsetzen. Genau das hat die UAW in diesem Sommer mit den Arbeiter von Volvo Trucks in Virginia gemacht, nachdem diese drei von der UAW unterstützte Verträge mit einer Mehrheit von 91 Prozent abgelehnt hatten.
Die Rolle der Gewerkschaften
Aber wir wissen, dass die UAW und die USW alles tun werden, um uns zu schwächen und uns zu Boden zu zwingen. Gewerkschaftsfunktionäre beschimpfen uns, bedrohen uns, spionieren uns aus und greifen uns sogar an, nur um uns dazu zu bringen, weitere fünf Jahre Ausbeuterarbeit zu akzeptieren. Sie sind nichts weiter als eine korrupte Bande, die glauben, sie könnten uns wie Sklaven behandeln.
Aus Lima (Ohio) berichteten Augenzeugen, dass der Präsident der UAW-Ortsgruppe 1765, P.J. Meyer, daran gehindert werden musste, eine Arbeiterin körperlich anzugreifen, die in den sozialen Medien eine Frage zum Vertragsprozess gestellt hatte. Es ging um die Frage, ob die UAW den Vertrag rechtlich durchsetzen und sich über das „Nein“ der Arbeiter hinwegsetzen werde. Meyers wütende Reaktion ist sehr aufschlussreich.
Ein Arbeiter, der Zeuge des öffentlichen Angriffs war, sagte, Meyer habe die Arbeiterin so laut angeschrien, dass alle an diesem Fließband ihn hören konnten. Er drohte ihr, „den Hintern zu versohlen“. Der örtliche Vizepräsident hat Berichten zufolge ebenfalls Beschäftigte angeschrien, weil sie sich auf Facebook über den Tarifvertrag ausgesprochen hatten. Wie Arbeiter berichteten, haben Gewerkschaftsvorstände in Toledo (Ohio) und Danville (Kentucky) Arbeiter angeschrien, gekreischt und getobt, bis ihre Köpfe blau anliefen. Sie befahlen ihnen praktisch, nicht mehr miteinander zu sprechen oder Informationen, die der World Socialist Web Site Autoworker Newsletter über den Vertrag veröffentlicht hatte, zu lesen.
Wir Arbeiter werden diese Art von Unterdrückung nicht mehr hinnehmen. Wir haben Rechte! Wir haben das Recht auf freie Rede und auf Information! Wir werden nicht zulassen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen angegriffen werden, nur weil sie ihre Meinung äußern. Wir fordern, dass P.J. Meyer als Präsident von Local 1765 abgesetzt, aus der UAW ausgeschlossen und auf der Stelle von Dana entlassen wird.
Während die Gewerkschaften versuchen, uns in die Knie zu zwingen, konspirieren sie schamlos vor aller Augen. Sie setzen die Arbeit nach dem alten Vertrag Tag um Tag weiter fort und horten Produkte für den Fall eines Streiks in dem Unternehmen. In Dry Ridge berichten die Beschäftigten, dass die von der UAW ernannten Aufseher als Streikführer eingeführt werden. Sie zwingen uns, die vorgeschriebenen Überstunden zu leisten und das Arbeitstempo zu beschleunigen. Im Werk Fort Wayne erfuhren die Arbeiter von den Vorgesetzten, dass es am kommenden Wochenende keinen konkreten Auftrag für Überstunden gibt, sondern dass sie nur die Lagerbestände abarbeiten müssten. Das Unternehmen und die Gewerkschaften versuchen, uns dazu zu bringen, dass wir uns selbst das Genick brechen, indem wir uns schröpfen. Und was noch schlimmer ist: Dana und die USW haben Überstunden für den Labor Day [6.September, Feiertag in den USA] angeordnet.
Der Weg vorwärts für die Dana-Arbeiter
Deshalb fordern wir die UAW und USW auf, eine sofortige Streikfrist zu setzen und den alten Vertrag nicht mehr von Tag für Tag zu verlängern. Wir wissen, dass Dana Milliarden verdient und dass der Vorstandsvorsitzende James Kamsickas im letzten Jahr 10 Millionen Dollar kassiert hat. Er hat uns in Covid-verseuchte Ausbeuterbetriebe gezwungen, während die Führungskräfte des Unternehmens und der Gewerkschaft im Home-Office arbeiten konnten. Sie können es sich leisten, unsere Forderungen zu erfüllen.
Wir brauchen eine Strategie für den Sieg. Streiks sind eine ernste Angelegenheit, und wenn es zu einem Streik kommt, wollen wir ihn auch gewinnen. Um zu gewinnen, müssen wir in jedem Betrieb und zwischen den Betrieben zusammenhalten, damit wir alle als Einheit auftreten. Wir müssen eine Möglichkeit haben, Informationen schnell an die gesamte Belegschaft von Dana weiterzugeben, damit jeder von uns weiß, was überall und zu jeder Zeit passiert. Wir müssen eine Möglichkeit haben, unsere Forderungen und unsere Strategie demokratisch zu diskutieren. Wenn uns das gelingt, haben wir eine enorme Macht und können die Angst überwinden, die sich aus dem Gefühl der Isolation ergibt.
Wir müssen an die Arbeiter bei GM, Ford, Stellantis, Deere und anderen Unternehmen appellieren, damit sie uns unterstützen, wenn Dana versucht, die Produktion mit Streikbrechern fortzusetzen. Alle Automobilarbeiter haben ein Interesse am gemeinsamen Kampf, um jahrzehntelange, von der UAW und der USW unterstützte Zugeständnisse rückgängig zu machen und für anständige Löhne und Arbeitsbedingungen zu kämpfen.
Das Dana Workers Rank-and-File Committee (DWRFC), das Aktionskomitee der Dana-Arbeiter, ruft die Beschäftigten auf, mit denjenigen, denen sie vertrauen, über die Bildung eines Streikkomitees zu sprechen. Es muss sich aus vertrauenswürdigen Männern und Frauen zusammensetzen, die noch nie ein Gewerkschaftsamt bekleidet haben. Diese Streikkomitees müssen jetzt damit beginnen, ihre Betriebe auf Streiks vorzubereiten. Trefft Vorbereitungen, um Informationen über jede Schicht, jede Produktionslinie, jede Ecke des Betriebs zu erhalten. Bringt alle Arbeiter auf unsere Seite. Haltet Spione des Unternehmens und der Gewerkschaft sowie deren Spitzel fern.
Lokale Streikkomitees sollten Vertreter in ein nationales Streikkomitee entsenden, das dafür verantwortlich ist, dass alle Betriebe geschlossen auftreten.
Wir kämpfen nicht nur gegen ein Unternehmen, sondern gegen ein ganzes System. Hinter Dana stehen die großen Autokonzerne, hinter den großen Autokonzernen stehen die Banken, hinter den Banken steht die gesamte Wall Street. Diese Unternehmen haben unsere Heimatstaaten deindustrialisiert, unsere Häuser zwangsversteigert, unsere Infrastruktur zerstört, Opioide in unsere Gemeinden geschleust und uns zum Sterben in den Krieg geschickt.
Es ist an der Zeit, die jahrzehntelangen Angriffe auf die Arbeiterklasse rückgängig zu machen. Unsere Aktionskomitees müssen in der ganzen Arbeiterklasse Unterstützung für unseren Kampf mobilisieren. Wir haben mächtige potenzielle Verbündete. Wir müssen die Arbeiter in den anderen Zulieferbetrieben und den großen Montagewerken erreichen, ebenso wie die Lehrer, die Krankenschwestern, die Bergarbeiter und die Dana-Arbeiter auf der ganzen Welt. Wir müssen Kommunikationslinien zu den großen Produktionsstätten von GM, Stellantis und Ford aufbauen, wo viele unserer Freunde, Verwandten und Nachbarn arbeiten.
Unser Erfolg in diesem Kampf wird davon abhängen, ob wir die demokratische Kontrolle über diesen Prozess haben oder ob wir es zulassen, dass die UAW und USW den Vertrag des Unternehmens durchsetzen. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn ihr mit unserem Aktionskomitee Kontakt aufnehmen wollt, um eine neue Führung für den Kampf bei Dana zu organisieren, schickt uns eine E-Mail an danawrfc@gmail.com oder registriert euch hier für den Aufbau von Aktionskomitees.