Am Mittwoch gab Stellantis die geplante Schließung des Vauxhall-Werks im britischen Luton offiziell bekannt. Dies bedeutet, dass 1.100 Arbeitsplätze verloren gehen, während die Produktion an den zweiten britischen Standort in Ellesmere Port verlagert wird, wo dann nur noch Elektrofahrzeuge gebaut werden.
Der brutale Umstrukturierungsplan erfordert die Antwort eines gemeinsamen Kampfs aller Vauxhall-Arbeiter in beiden Werken. Er erfordert auch eine koordinierte Strategie, um Stellantis-Arbeiter in Europa und den USA zusammenzuschließen. Der Kampf gegen das globale Arbeitsplatzmassaker, das der Konzern jetzt durchführt, muss gemeinsam geführt werden.
Jetzt ist der Moment für einen kraftvollen Widerstand, um die Arbeitsplätze gegen das Profitdiktat der milliardenschweren Aktionäre zu verteidigen. Ein solcher Kampf bietet die einzige tragfähige Strategie. Der erste Schritt besteht darin, ein Aktionskomitee gegen die korporatistische Allianz zu gründen, die die Gewerkschaft Unite im Interesse des Profits und der Konkurrenzfähigkeit mit der Labour-Regierung und dem Stellantis-Konzern geschlossen hat.
In Versammlungen im Werk Luton hat die Geschäftsleitung am Mittwoch die Vauxhall–Beschäftigten über die Pläne von Stellantis informiert, sie auf die Straße zu werfen. An die Mitarbeiter der Früh- und Spätschicht wurden Briefe ausgeteilt, in denen stand, dass sie nach Hause gehen könnten, um die „Überraschungsnachricht“ zu „verdauen“. Ein Vauxhall-Arbeiter, der an einer Versammlung teilgenommen hatte, berichtete der World Socialist Web Site, dass kein Unite-Vertreter anwesend war, als die Beschäftigten den Wölfen derart zum Fraß vorgeworfen wurden.
Dies war ein kalkulierter Schachzug von Unite und dem Management. Es ging ihnen darum, im Vauxhall-Werk Luton ein Gefühl der Isolation zu erzeugen und die Stellantis–Politik der verbrannten Erde als vollendete Tatsache hinzustellen.
Unite hat auf die verheerende Nachricht von der Schließung und dem Verlust von mehr als tausend Arbeitsplätzen mit einer Erklärung reagiert, die aus zwei Sätzen eines anonymen „Unite-Sprechers“ besteht! In dieser Erklärung wurde die Schließung als „Schlag ins Gesicht für unsere Mitglieder in Luton“ bezeichnet, und weiter heißt es da: „Wir sind bereit, unsere Mitglieder nach Kräften zu unterstützen, um sicherzustellen, dass die historische Fahrzeugfertigung in Luton erhalten bleibt, und wir fordern die Regierung auf, dasselbe zu tun.“
Aber Unite schlägt keine Kampfmaßnahmen vor, um die Arbeiterinnen und Arbeiter gegen die Pläne des Unternehmens zu mobilisieren.
Der Grund für die Unterwürfigkeit von Unite ist klar. Nicht nur unterstützen sie die Schließungspläne, von denen sie im Voraus wussten, sondern sie haben sich auch bereits verpflichtet, mit Stellantis bei der Umstrukturierung des Unternehmens zusammenzuarbeiten.
Der Beweis dafür kam am Mittwochabend in Form eines Briefes von Stellantis an die Mitarbeiter, in dem eine „kollektive Konsultation“ mit den „Gewerkschaftspartnern“ angekündigt wurde, um „die Mitarbeiter bei der Wahl der für sie richtigen Option zu unterstützen“, was nichts anderes bedeutet, als das Unternehmensdiktat von Versetzung, Entlassung oder „Umschulung“ durchzusetzen.
Eine Pressemitteilung von Stellantis ging sogar noch weiter und enthielt die folgende, fettgedruckte Überschrift: „Konsultation mit Mitarbeitern und Gewerkschaftspartnern eingeleitet, um die heutigen kleinen, elektrischen leichten Nutzfahrzeuge (LCV) in Ellesmere Port durch Batterie-betriebene, mittelschwere LCVs zu ergänzen, die aus dem Werk in Luton verlegt werden.“
Unite-Funktionäre werden das Unternehmen bei jedem Schritt begleiten. Sie sind vollständig in die Pläne von Stellantis eingebunden und arbeiten als Partner der Geschäftsleitung gegen ihre eigenen Mitglieder. Dies ist der eigentliche Schlag ins Gesicht der Vauxhall-Arbeiter.
Die Behauptung der Gewerkschaft, dass die Labour-Regierung unter Keir Starmer unter Druck gesetzt werden könnte, um die Arbeitsplätze zu retten, ist ein Betrug. So etwas wird Labour nicht tun. Es handelt sich um eine Regierung, die sich der Wahrung der Interessen von Konzernen, Banken und Finanzmärkten verschrieben hat.
Labour hat die Entscheidung von Stellantis, die Investitionen nach Ellesmere Port zu verlagern, in der Tat begrüßt. Labour-Abgeordnete haben sich mit Unite abgesprochen und stellen heute die Schließung in Luton nur als ein bedauerliches Ereignis im Rahmen der Kostensenkungs- und Rationalisierungsmaßnahmen von Stellantis dar.
Über einen Monat lang, seitdem der Stellantis-CEO Carlos Tavares die Schließung beider Werke angedroht hatte, bewahrte Unite ein komplizenhaftes Stillschweigen.
Sharon Graham, Generalsekretärin von Unite, gab erst am 17. November eine verspätete Erklärung ab, die als „Warnschuss“ an Tavares bezeichnet wurde. Graham drohte, dass jede Schließungsankündigung „auf die kollektive Stärke der Unite-Mitglieder treffen wird. Und sie werden meine volle, uneingeschränkte Unterstützung und das ganze Gewicht der Gewerkschaft hinter sich haben.“
Die Drohungen von Unite haben sich als vollkommen wertlos erwiesen. Die Absprache der Gewerkschaft mit Stellantis bestätigt die Warnung der WSWS, dass Graham mit ihren Äußerungen lediglich den Forderungen von Vauxhall-Arbeitern nach Kampfmaßnahmen zuvorkommen wollte.
Ebenso wertlos ist Grahams Aufruf, mit der Labour-Regierung und Stellantis über Zugeständnissen beim ZEV–Mandat (zero emission vehicle mandate) zu verhandeln. Dazu sagte Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds (Labour) bei seiner Rede im Parlament, es sei ein „schwarzer Tag für Luton“, aber die Regierung habe bereits „alles in ihrer Macht Stehende getan, um diese Schließung zu verhindern“.
Stellantis hat klargestellt, dass es sich das Recht vorbehält, seine Betriebe umzustrukturieren und massenhaft Arbeitsplätze zu vernichten, auch wenn es zu einer Einigung über ZEV-Zugeständnisse kommen sollte. Zwischen den Arbeitenden und den Eigentümern von Stellantis oder irgendeinem anderen Autokonzern gibt es keine „gemeinsamen Interessen“.
Die fürstlich bezahlten Unite–Funktionäre lehnen jeden Kampf ab, der das „Recht“ der Konzerne, die Arbeiter im Interesse kapitalistischer Profite auszubeuten, in Frage stellen könnte. Aber genau diesen Kampf müssen die einfachen Mitglieder aufnehmen. Notwendig ist jetzt ein unabhängiger Kampf gegen den endlosen Wettlauf nach unten.
Die brutale Umstrukturierung bei Vauxhall in Großbritannien ist Teil eines globalen Arbeitsplatzmassakers durch Stellantis und andere transnationale Autohersteller. In den USA hat Stellantis seit September mehr als 4.000 Entlassungen vorgenommen, und in Italien streicht es mehr als 12.000 Stellen. Anfang des Jahres schloss das Unternehmen sein riesiges Motorenwerk im polnischen Bielsko-Biala, nachdem es Pläne, dort ein zweites Elektromodell zu bauen, verworfen hatte.
Letzte Woche kündigte Ford Pläne an, in Europa 4.000 Arbeitsplätze zu streichen, davon 2.900 in Deutschland und 800 in Großbritannien. VW will drei Werke in Deutschland schließen und die Löhne um 20 Prozent kürzen. Nissan baut weltweit 9.000 Stellen ab, und Tesla hat Anfang des Jahres angekündigt, 10 Prozent seiner weltweiten Belegschaft zu entlassen. US-amerikanische und europäische Autohersteller konkurrieren mit China darum, wer den Markt für Elektrofahrzeuge dominieren wird. Dies ist Teil der Wende hin zu protektionistischen und Handelskriegs-fördernden Maßnahmen, die zu einem Weltkrieg führen.
Dem Zeitplan von Stellantis zufolge wird das Werk in Luton ab 2025 auf nur noch eine Schicht reduziert, und ab dem zweiten Quartal wird die Produktion eingestellt. Ab 2026 soll die Produktion von Elektro–Transportern nur noch in Ellesmere Port stattfinden. Die Produktion der bisher in Luton gebauten Benzin- und Dieseltransporter, die eigentlich ab dem nächsten Jahr auf Elektrofahrzeuge umgestellt werden sollte, wird nach Frankreich verlagert.
Arbeiterinnen und Arbeiter müssen die Initiative ergreifen. Der Kampf gegen die Werkschließungen bei Vauxhall – vor dem derzeit Autoarbeiter in Luton, Ellesmere Port und Frankreich stehen – muss als koordinierter Gegenschlag über nationale Grenzen hinweg geführt werden. Einer für alle und alle für einen! Oder wie es auf Englisch heißt: „An injury to one is an injury to all!“
In Luton und Ellesmere Port müssen Aktionskomitees gegründet werden, die eine Erklärung gegen die Schließung verfassen, alle Arbeitsplätze verteidigen und Forderungen gegen die anhaltenden Angriffe auf Löhne und Arbeitsbedingungen formulieren. Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees verpflichtet sich, einen solchen Kampf zu unterstützen. Wir fordern die Vauxhall-Arbeitenden auf, Kontakt aufzunehmen. Folgende Forderungen schlagen wir vor:
- Widersetzt euch der Schließung von Vauxhall Luton! Keine Abstriche bei Arbeitsplätzen, Löhnen oder Arbeitsbedingungen, um die Produktion in Großbritannien aufrechtzuerhalten. Autoarbeiter aller Welt, schließt euch zusammen!
- Keine zweigeteilte Belegschaft! Alle Zeitarbeiter müssen einen unbefristeten Vertrag mit gleichem Lohn und gleichen Bedingungen erhalten.
- Elektrofahrzeugtechnologie für Arbeiter, nicht für Aktionäre und Milliardäre! Die geringere Arbeitszeit, die für Elektrofahrzeuge aufgewendet wird, muss genutzt werden, um den Arbeitstag zu verkürzen und die Löhne zu erhöhen, um die seit Jahrzehnten sinkenden Löhne auszugleichen.
- Vauxhall-Stellantis muss in öffentliches Eigentum umgewandelt werden! Die Autokozerne müssen unter der demokratischen Kontrolle der Arbeitenden verstaatlicht werden. Die Gewinne müssen für sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze sowie für Forschung und Entwicklung verwendet werden.
- Autoarbeiter und Wissenschaftler müssen über Fahrzeugdesign und -produktion bestimmen, und nicht die Hedgefondsmanager und Banker. Produktion für gesellschaftliche Bedürfnisse, nicht für privaten Profit!