Clarios: Arbeiter am Standort Hannover unterstützen Streik ihrer US-Kollegen

Am Dienstag sprachen Reporter der WSWS erneut mit Arbeiterinnen und Arbeitern des Clarios-Standorts Hannover über den mutigen Streik ihrer amerikanischen Kollegen in Toledo (Ohio). Diese bieten dem Unternehmen seit über zwei Wochen die Stirn und haben kürzlich zum zweiten Mal einen Vertragsentwurf, den die Gewerkschaft UAW vereinbart hat, mit über 70 Prozent der Stimmen abgelehnt. In Hannover befindet sich die Europazentrale des Konzerns und das größte Batteriewerk für Automobilanwendungen in Europa.

WSWS-Reporter im Gespräch mit Clarios-Arbeitern in Hannover

Die WSWS-Reporter verteilten einen Aufruf der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (International Workers‘ Alliance of Rank-and-File Committees, IWA-RFC), der den Streik bei Clarios als strategische Auseinandersetzung im globalen Kampf der Automobilarbeiter einordnet und alle Arbeiter dazu aufruft, Aktionskomitees zu gründen, um den Streik zu unterstützen und auszuweiten.

Michele (links) und Alex (rechts) von Clarios-Auftragnehmer Actemium Cegelec

Michele und Alex arbeiten für den Clarios-Auftragnehmer Actemium Cegelec, der Industrieanlagen installiert und instand hält. „Wir bauen für Clarios gerade eine neue Linie auf und versorgen andere Teile des Werks mit Strom“, berichtet Michele. Die Preissteigerungen seien für ihn „privat fatal“, erzählt er: „Ich habe zwei Kinder, die ich unterhalte.“

Die nominellen Lohnerhöhungen seien „im Endeffekt nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sie decken nicht einmal die Inflation ab“, stellt Michele fest. „Wenn man wenigstens bei Null herauskommen würde, wäre das etwas. Aber so ist es nicht. Es wird davon gesprochen, dass die Inflation wieder sinke, aber bei den wichtigen Dingen – Lebensmittel, Heizkosten und so weiter – sind die Preise immer noch weit oben.“

Dass die Arbeiter in den USA beschlossen haben, gegen die Angriffe auf ihre Kaufkraft und ihren Lebensstandard aufzustehen, „finde ich absolut verständlich“, sagt Michele. „Es ist gut, dass sie dafür kämpfen. Sie sollten bekommen, was sie fordern. In den USA sind die Verhältnisse teilweise noch schlimmer als hier.“

Wie die WSWS berichtet hat, ist ein Großteil der Arbeiter am Standort Hannover bei Subunternehmen oder sogenannten „Fremdfirmen“ beschäftigt, viele von ihnen sind langjährige Zeitarbeiter, die unter besonders prekären Bedingungen arbeiten.

Auch Metin ist Zeitarbeiter. „Wenn ich irgendetwas mache, werde ich sofort rausgeworfen“, sagt er. „Hier sind lauter Zeitarbeiter – das machen sie absichtlich, damit sie uns klein halten können und jeden, der ihnen nicht passt, rausschmeißen können. Auch die Gewerkschaften machen hier seit Jahren nichts, sie kassieren nur ab.“

Metin: „Ich werde ein Plakat von euch aufhängen!

In der letzten Woche hatte die WSWS gestützt auf Gespräche mit mehreren Zeitarbeitern von gefährlichen Arbeitsbedingungen berichtet, die für Arbeiter lebensbedrohlich sein können. Die Arbeiter berichteten von schweren Arbeitsunfällen aufgrund von eingesparten Sicherheitsvorkehrungen und einer hohen Bleibelastung in der Batterieproduktion.

Diese Berichte wurden von Metin bestätigt, der die Zustände in Teilen des Werks als „vergiftet bis zum geht-nicht-mehr“ bezeichnete. Anschließend kündigte er an: „Ich werde drinnen ein Plakat von euch aufhängen.“

Wenige Minuten nach dieser Begegnung erschien erneut Christian Riedel (Director Communications Clarios EMEA) am Infotisch der WSWS und teilte stellvertretend für die Unternehmensleitung mit, dass man sich „über den Artikel sehr gewundert“ habe. Sowohl der breite Einsatz von Zeitarbeitern als auch die mangelhafte Arbeitssicherheit seien „Fehlinformationen“.

Den WSWS-Reportern warf Riedel vor, „keinen journalistischen Anspruch“ zu haben und sich „die Welt wie Pippi Langstrumpf so zu biegen, wie sie einem gefällt“. Auf die Frage, was das Unternehmen über die Bleibelastung im Werk zu sagen habe, behauptete Riedel, dass die Arbeitsschutzmaßnahmen dem „Benchmark in Europa“ entsprächen.

Adam (rechts) und Kollege

Adam, der im Clarios-Werk als Fahrer arbeitet, nahm gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen mehrere Flugblätter mit, um sie an andere zu verteilen. Am Standort Hannover beschäftigt Clarios Arbeiter unterschiedlichster nationaler Herkunft, weshalb die internationale Perspektive der WSWS und der IWA-RFC auf besonderes Interesse stieß.

Clarios-Arbeiter Robert

Ein Arbeiter, der aus dem Werk kam, sagte im Vorbeigehen: „Es ist überall das Gleiche: Es geht darum, dass die ‚da oben‘ alles einstecken und nichts abgeben wollen. Daran werden auch die Gewerkschaften nichts ändern, weil sie wie Politiker sind. Sie sammeln ordentlich Beiträge und versprechen alles Mögliche, weil sie gewählt werden wollen. Aber wenn sie dann gewählt werden, ist das Thema für sie erledigt. Es geht ihnen nur darum, ihren eigenen Arsch im Trockenen zu haben. Ich schaue mir das mal an.“

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