Perspektive

Ein Aufruf zum Handeln an alle Auto-Arbeiter: Mobilisiert Unterstützung für den Streik bei Clarios!

Streikende Clarios-Arbeiter vor ihrem Werk in Holland (Ohio), 14. Mai 2023

Der Streik der 525-köpfigen Belegschaft des Batteriewerks von Clarios nahe Toledo (Ohio) ist für Automobilarbeiter weltweit von entscheidender Bedeutung.

Es ist die erste Schlacht im Tarifkampf bei den drei großen Autoherstellern Nordamerikas (General Motors, Ford und Chrysler Stellantis) mit 150.000 Beschäftigten in den USA und 23.000 in Kanada. Die Autokonzerne, die Banken und die Regierung Biden sind entschlossen, den Übergang zur Elektromobilität ausschließlich auf Kosten der Arbeiter zu vollziehen. Es geht ihnen darum, die Löhne zu kürzen und Hunderttausende von Arbeitsplätzen zu streichen. Ganzen Städten und Gemeinden droht die Verwüstung. Die Tarifverträge laufen im September aus.

Der Ausgang des Kampfs bei Clarios wird darüber entscheiden, wie es weitergeht. Daher müssen alle Arbeiter diesen Streik strategisch angehen, als eine entscheidende Schlacht in einem größeren Krieg.

Den Beschäftigten von Clarios, die eine vorläufige Tarifeinigung mit 98 Prozent abgelehnt haben, ist mit bloßen Worten der Unterstützung nicht geholfen. Sie brauchen Taten. Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) ruft alle Autoarbeiter auf, sich solidarisch zu zeigen, indem sie sich weigern, Batterien von Clarios zu verbauen.

Da dieser grundlegende Akt der Solidarität von den Bürokraten der Autoarbeitergewerkschaft UAW und der IG Metall sabotiert werden wird, kann er nur durchgesetzt werden, wenn sich die Arbeiter in den Betrieben selbst organisieren. Gegenwärtig lässt die UAW Arbeiter bei allen großen Autoherstellern Batterien von Clarios verbauen – eine offene Sabotage des Streiks, die den Arbeitern in der gesamten Autoindustrie schweren Schaden zufügt.

Daher ruft die IWA-RFC dazu auf, Unterstützungskomitees zu gründen, um über den Streik und seine Hintergründe zu informieren und sicherzustellen, dass kein Arbeiter Streikbrecher-Batterien in die Hand nimmt. Darüber muss in jedem Werk und jedem Betrieb diskutiert werden. Gleichzeitig muss in der gesamten Autoindustrie mit dem Aufbau von Aktionskomitees begonnen werden, und zwar mit ausreichend Vorlauf, bevor die Tarifverträge in den USA auslaufen.

Die herrschende Klasse ist entschlossen, der Clarios-Belegschaft eine schwere Niederlage beizubringen, um die Richtung für die Tarifauseinandersetzung bei GM, Ford und Chryler Stellantis und beim Paketdienst UPS vorzugeben, wo im Juli der Tarifvertrag für 350.000 Beschäftigte ausläuft. In Abstimmung mit Unternehmern und Regierung wendet Clarios eine Brecheisen-Strategie an, die in der gesamten Branche umgesetzt werden soll.

Nachdem die Belegschaft schon jahrelang zurückgesteckt hat, verlangt Clarios nun eine Anhebung der Löhne unterhalb der Inflationsrate und weitere Änderungen, mit denen die Löhne um 15.000 Dollar pro Person sinken würden. Das Unternehmen weiß, dass diese Bedingungen für die Beschäftigten inakzeptabel sind. Sie können ihre Lebenshaltungskosten ohnehin kaum noch bestreiten, und die Löhne waren unter dem bisherigen Vertrag eingefroren. Die Beschäftigten von Clarios mussten in den letzten Jahren zwei Lohnkürzungen hinnehmen, während das Unternehmen Milliardengewinne einfuhr.

Nachdem die Arbeiter den Entwurf des neuen Tarifvertrag mit überwältigender Mehrheit abgelehnt hatten, leitete das Unternehmen eine Strategie in die Wege, um den Streik zu brechen. Der Betriebsleiter drohte mit der Stilllegung, um die Belegschaft einzuschüchtern. Clarios zog mit einem Team von Anwälten der Kanzlei Oagletree Deakins vor Gericht, um eine einstweilige Verfügung gegen Streikposten zu erwirken. Das Unternehmen verwies dabei auf die „schwerwiegenden und ernsten“ Folgen des Streiks für die Autoindustrie weltweit.

Richter Michael Goulding gab dem Antrag sofort mit der fadenscheinigen Begründung statt, dass die Arbeiter eine „Gefahr“ für den gesellschaftlichen Frieden darstellten, und beschränkte die Zahl der Streikposten auf fünf Personen. Hilfssheriffs haben Busse mit Streikbrechern durch die Streikpostenkette geschleust und versucht, die Produktion mit den barbarischen Methoden des 19. und 20. Jahrhunderts zu brechen. Dieses undemokratische Vorgehen wurde von beiden etablierten Parteien in den USA mitgetragen. Richter Goulding ist Republikaner, während County-Sheriff Mike Navarre ein Demokrat ist, dessen letzte Kampagne von der UAW-Bürokratie unterstützt wurde.

Das Ziel des Unternehmens besteht darin, die Arbeiter zu isolieren und zu zermürben, bis sie klein beigeben. Clarios kalkuliert, dass die künftigen Gewinne, die ihm eine Niederlage der Arbeiter bescheren wird, die unmittelbaren Kosten des Produktionsausfalls mehr als ausgleichen werden und dass seine Kunden, d.h. die großen großen Autokonzerne, ein paar Lieferausfälle verzeihen werden, wenn der Streikbruch bei Clarios dazu beiträgt, ihrer eigenen Belegschaft im September eine Niederlage beizubringen.

Der Erfolg dieser Strategie hängt für das Unternehmen davon ab, dass es der UAW-Bürokratie gelingt, die Clarios-Beschäftigten zu isolieren.

Es ist die erste große Bewährungsprobe für die neue UAW-Führung unter Shawn Fain, der vor Kurzem in einer manipulierten Wahl mit der niedrigsten Wahlbeteiligung, die es jemals bei solchen Wahlen in den USA gegeben hat, zum Gewerkschaftsvorsitzenden gewählt wurde. Fain, der nur 3 Prozent der Stimmen der Wahlberechtigten erhielt, verbreitet in den sozialen Medien die Lüge, die Bürokratie habe die Korruption der Vergangenheit überwunden und arbeite nicht mehr aufs Engste mit den Unternehmern zusammen.

Sein Verhalten beweist das Gegenteil. Der neue Vorstand hat keine ernsthaften Maßnahmen ergriffen, um die Autoarbeiter darüber aufzuklären, was auf dem Spiel steht, und sie nicht einmal darüber informiert, dass ein Streik stattfindet. Er hat weder die Streikposten vor Clarios besucht noch ein Statement zu dem Streik und seiner Bedeutung abgegeben. Ohne eine unabhängige Mobilisierung der Basis wird es der UAW-Bürokratie und Clarios gelingen, den Streik zu brechen. Es wäre ein großer Fehler, „abzuwarten“, ob die UAW-Bürokratie kämpfen wird. Sie wird es nicht tun, und es ist keine Zeit zu verlieren.

Es gibt einen Weg vorwärts, nämlich die Isolation zu durchbrechen und die Kämpfe der Arbeiter international zu vereinen.

Ein gemeinsamer Kampf über Betriebs- und Landesgrenzen hinweg findet immer mehr Zustimmung und bietet die einzige Möglichkeit, die wirkliche Stärke der Arbeiterklasse einzusetzen. Den 5000 Arbeitern des Jeep-Werks von Stellantis, denen Massenentlassungen drohen, haben Konvois zu den Streikposten organisiert. Arbeiter des nahe gelegenen Dana-Werks, die zu Unrecht entlassen wurden, haben Delegationen geschickt.

Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) kämpft gegen die Nachrichtensperre der kommerziellen Medien. Sie informiert Autoarbeiter über den Clarios-Streik und stellt den Kontakt zu Clarios-Kollegen in den USA und weltweit her, um Unterstützung für den Streik zu gewinnen.

Ein Clarios-Arbeiter im Werk des Unternehmens in Florence (South Carolina) schickte über die World Socialist Web Site eine Unterstützungsbotschaft an die Streikenden, in der es hieß: „Unterbezahlt und überarbeitet! Hier in Florence SC haben wir genau dieselben Probleme wie in Ohio!“

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Am Mittwoch gingen Unterstützer der IWA-RFC in Deutschland zum Clarios-Werk in Hannover, dem größten Hersteller von Autobatterien in Europa. Dort erklärte ein Arbeiter gegenüber der World Socialist Web Site: „Wenn das Gehalt unter der Inflation liegt, glaube ich nicht, dass sie davon leben können, also unterstütze ich den Streik. ... Wenn dieses Unternehmen international ist, was es natürlich ist, müssen wir uns alle zusammenschließen und für ein gemeinsames Ziel kämpfen. Wir alle müssen uns als Arbeiter zusammentun.“

Ein anderer Clarios-Arbeiter in Hannover sagte: „Die Chefs haben keine Ahnung von unserer Arbeit. Sie sollten einmal versuchen, hier nur drei Stunden lang zu arbeiten. In den USA ist es das Gleiche. Sie sollten weiter streiken. Wir sollten es hier genauso machen.“

Es gibt Dutzende von Clarios-Werken auf der ganzen Welt, unter anderem in Frankreich, Italien, Belgien, Indien, China und Brasilien, und die Arbeiter müssen einen global koordinierten Kampf ins Auge fassen, um gegen die transnationalen Unternehmen anzugehen.

An alle Autoarbeiter: Schadet euch nicht selbst, indem ihr Streikbrecher-Batterien verbaut! Erklärt euren Kolleginnen und Kollegen, worum es hier geht! Unterstützt den Streik bei Clarios, indem ihr in eurem Betrieb ein Unterstützungskomitee für den Streik gründet, damit keine Clarios-Batterien verwendet werden! Macht den Kampf in Clarios zum Kampf der gesamten Arbeiterklasse!

Wer ein Unterstützungskomitee für den Streik bei Clarios gründen möchte, kann das Formular unten ausfüllen.

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