Am Dienstag veröffentlichte die Detroit News einen Brief von Will Lehman, Kandidat für den Vorsitz der Gewerkschaft United Auto Workers, in dem er den undemokratischen Charakter der ersten UAW-Mitgliederabstimmung über führende Gewerkschaftsfunktionäre darlegt.
Unter der Überschrift „‚Demokratische‘ UAW-Wahl ist in Wirklichkeit alles andere als das“ heißt es in dem Brief, dass der UAW-Apparat so wenig wie möglich getan hat, um Arbeiter über die Wahl zu informieren, was zu einer Wahlbeteiligung von nur 10 Prozent der Wahlberechtigten führte.
Wir dokumentieren hier den vollständigen Brief.
Die Wahlen der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) endeten diese Woche mit einer Frist bis Montag für den Eingang der Stimmzettel per Post. Dies ist die erste Direktwahl der UAW-Führung in ihrer Geschichte, denn bisher wurden alle Spitzenfunktionäre auf den Jahreskongressen von der Bürokratie ernannt.
Die Direktwahl ist das Ergebnis der Korruption im Gewerkschaftsapparat, denn die jüngste Führung der Gewerkschaft wurde ins Gefängnis geworfen und der Annahme von Bestechungsgeldern beschuldigt.
Trotz ihres beispiellosen Charakters ist die Art und Weise, wie die Wahl durchgeführt wird, eine Farce. Von den 1 Million UAW-Mitgliedern (Arbeiter und Rentner) haben 900.000 (90 Prozent) nicht gewählt. Das liegt nicht daran, dass die Arbeiter apathisch sind, sondern daran, dass die meisten nicht einmal wissen, dass eine Wahl stattfindet. Die UAW-Führung hat so wenig wie möglich getan, um Arbeiter über ihre Rechte zu informieren und sicherzustellen, dass sie wählen können.
Deshalb habe ich letzten Monat in Detroit beim US-Bezirksgericht für den östlichen Bezirk von Michigan eine Klage eingereicht, in der ich eine Verlängerung der Wahlfristen um 30 Tage fordere und den vom Gericht bestellten Aufseher auffordere, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass alle UAW-Mitglieder ordnungsgemäß informiert werden. Als Teil der Klage habe ich eidesstattliche Erklärungen von Arbeitern vorgelegt, die angaben, nicht über die Wahl informiert worden zu sein oder keinen Stimmzettel erhalten zu haben.
Daraufhin sprachen sich die UAW, der gerichtliche Aufseher und die Biden-Regierung gegen eine Verlängerung der Frist aus. Sie alle sagten, sie seien nicht bekümmert über eine Wahlbeteiligung, die das Gericht selbst als „blutarm“ bezeichnete. Aus ihrer Sicht verlief die Wahl genau so, wie sie es beabsichtigt hatten.
Bedauerlicherweise wich das Gericht den zentralen demokratischen Fragen aus und entschied sich dafür, meine Klage aus rein technischen Gründen abzuweisen, indem es behauptete, dass ich nicht berechtigt sei, eine Klage einzureichen, weil ich persönlich einen Stimmzettel erhalten habe. Dies führt zu einer völlig paradoxen Situation: Nur Arbeiter, die nichts von der Wahl wissen, können eine Klage einreichen – aber diese Arbeiter werden keine Klage einreichen, weil sie nichts von der Wahl wissen.
Diese Argumentation ignoriert mein Recht und das Recht aller Arbeiter in der UAW auf eine Wahl, die auf demokratische Weise durchgeführt wird, um eine Führung zu gewährleisten, die die Ansichten der gesamten Mitgliedschaft vertritt.
Eines der Hauptargumente der UAW-Anwälte gegen einen Aufschub ist, dass dies den Verhandlungskonvent im März untergraben würde und dass die Gewerkschaft „Stabilität“ brauche. In der Tat wird die Gewerkschaftsführung durch den offenkundig undemokratischen Charakter der Wahl jegliche Glaubwürdigkeit an der Basis verlieren.
Bei meiner Kampagne ging es um die Arbeiter in den Betrieben. Arbeiter sind sich einig, dass die derzeitigen Lebensbedingungen unmöglich sind. Die Preise steigen weit über die von der UAW ausgehandelten winzigen Lohnerhöhungen hinaus. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sind an der Pandemie gestorben. Gleichzeitig steigen die Unternehmensgewinne in die Höhe und die Ungleichheit wird immer größer.
Meine Kampagne hat starke Unterstützung von Arbeitern erhalten, die nach einer Möglichkeit suchen, für sich selbst einzutreten. Und diese Arbeit werden wir fortsetzen.
Will Lehman, UAW-Präsidentschaftskandidat 2022, Arbeiter bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania)
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