Die WHO meldete am Montag ein Rekordhoch von 307.930 neuen Covid-19-Fällen an einem einzigen Tag. Allen Corona-Tracking-Karten zufolge nähert sich die Gesamtzahl der Infizierten der 30-Millionen-Marke. Im Epizentrum der globalen Pandemie sind seit Wochen die Vereinigten Staaten, Brasilien und Indien; in Europa weisen Spanien, Frankreich und Tschechien zurzeit besonders hohe Infektionszahlen auf.
Vor gut acht Monaten starb am 11. Januar in China das erste Coronaopfer. Es war ein 61-jähriger Stammkunde eines inzwischen berüchtigten Wildtiermarkts in Wuhan. Laut dem Worldometer sind seither fast 930.000 Menschen gestorben. Mitte Juli hat der Sieben-Tages-Durchschnitt der täglichen Todesfälle 5.000 überschritten. Demnach übersteigt die Gesamtzahl der weltweiten Todesfälle einer 14-Tagesspanne in Kürze die Million.
Grob gerechnet liegt die globale Durchschnittsrate der Verstorbenen bei erstaunlichen 3,18 Prozent (Gesamttodesfälle dividiert durch die Gesamtzahl der Infektionsfälle). Dies erklärt jedoch nicht die in sehr vielen Ländern konstant gemeldete Übersterblichkeit. Weder gibt es eine offene Debatte darüber, wie sehr diese Krankheit lebensgefährlich ist, noch wird den Warnungen von Epidemiologen und anderen Medizinern die nötige Publizität eingeräumt, obwohl daraus klar hervorgeht, dass die Gesellschaft all ihre Ressourcen mobilisieren muss, um die Pandemie einzudämmen und zu besiegen.
Die Prognosen für die kommenden Monate sind düster. Die herrschenden Klassen haben sich einer Politik der Herdenimmunität verschrieben, um sicherzustellen, dass die Wirtschaft auf Hochtouren läuft. Wenn sich die Arbeiterklasse in jedem Land dieser Politik nicht widersetzt, wird sie dafür einen noch viel höheren Tribut an Leben und Gesundheit als bisher bezahlen.
Schon vor mehr als sechs Monaten machte Präsident Trump im Gespräch mit dem bekannten Journalisten der Washington Post, Bob Woodward ein entlarvendes Eingeständnis. Kurz zuvor hatte er mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping telefoniert. Zu Woodward sagte er: „Das ist tödliches Zeug ... Es ist tödlicher ... sogar als unsere heftige Grippe ... das sind fünf Prozent [Todesrate] gegenüber einem Prozent und weniger als einem Prozent. ... Es geht durch die Luft, Bob. Das ist immer stärker als bei Berührung.“
Wie die WSWS feststellte, waren an der Verschwörung, um die tödliche Gefahr dieser Pandemie zu verschleiern, Trumps Kabinett, die Demokraten und Republikaner im Kongress und die bürgerlichen Medien beteiligt. Es ist auch offensichtlich, dass China ähnliche Warnungen auch an die europäischen Staats- und Regierungschefs richtete. Auch sie gingen kaum anders als die Vereinigten Staaten damit um, verharmlosten die Gefahr und führten die Bevölkerung absichtlich hinters Licht.
Die USA werden voraussichtlich bis zum Ende der Woche 200.000 Todesopfer verzeichnen. Das übersteigt in absoluten Zahlen die amerikanischen Todesopfer im Ersten Weltkrieg, im Koreakrieg und in Vietnam zusammen. Bis zum Jahresende könnte diese Zahl nach einer konservativen Prognose der Universität von Washington 410.000 erreichen, was der Gesamtzahl der Todesopfer im Zweiten Weltkrieg in den USA entspricht.
Trotz all dieser erschütternden Zahlen erklärt Trump, dass das Land in der Frage der Pandemie "die Wende" geschafft habe. Diese Bemerkung wird in die Geschichte eingehen und neben dem berüchtigten Satz aus dem Vietnamkrieg stehen, es sei "Licht am Ende des Tunnels" zu sehen, oder neben George W. Bushs prahlerischem Ausspruch: "Mission Accomplished", drei Monate nachdem die USA im Irak einmarschiert waren.
Was die Demokraten betrifft, so hofft ihr Präsidentschaftskandidat Joe Biden, von Trumps kolossaler Pleite und seiner offen zur Schau getragenen Gleichgültigkeit profitieren zu können. Aber die demokratischen Gouverneure verfolgen auf der Ebene der Bundesstaaten die gleiche Politik. Sie lassen die Fabriken und anderen Arbeitsstätten wieder öffnen und fördern die Rückkehr in die Schulen, obwohl dies schon jetzt eine neue Welle von Krankheit und Tod ausgelöst hat.
Und im Kongress demonstrieren beide kapitalistischen Parteien ihre Herzlosigkeit gegenüber den zig Millionen Menschen, die durch die Auswirkungen der Pandemie arbeitslos geworden sind. Am 31. Juli liefen die Arbeitslosenzusatzleistungen der Regierung für 20 Millionen Arbeiter aus, und weder die Demokraten noch die Republikaner rührten auch nur einen Finger, um ihnen zu helfen. Davor hatten sie Himmel und Hölle in Bewegung versetzt, um ein Gesetz zu verabschieden, das den Konzernen und Banken eine Rettungsaktion in Höhe von 3 Billionen Dollar sicherte.
Die wirkliche Sorge aller Teile des politischen Establishments ist auf den wachsenden Widerstand der Arbeiter und der Jugend gegen die Politik der Herdenimmunität gerichtet. Diese Strategie bedeutet nämlich, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung infizieren soll, wobei Millionen sterben oder schwere und möglicherweise bleibende Gesundheitsschäden erleiden werden. Im Mittelpunkt steht jetzt der Kampf um die Wiedereröffnung der Mittel- und Hochschulen. Dort sind Streiks ausgebrochen, obwohl die Gewerkschaften sich bemühen, alle Arbeitskämpfe dem Wahlkampf von Joe Biden und Kamala Harris unterzuordnen.
Während die Demokraten sich auf die Gewerkschaften verlassen, um die Arbeiterklasse unter Kontrolle zu halten, nimmt die Trump-Regierung offen Zuflucht zu Gewalt. Trump selbst hat die polizeiliche Hinrichtung von Michael Reinoehl, einem linken Gegner von Polizeigewalt, ausdrücklich begrüßt. Er hat auch den ultrarechten Schützen verteidigt, der zwei Teilnehmer von Black-Lives-Matter-Protesten in Kenosha (Wisconsin) getötet hatte. Trump hat schon mehrmals mit einem Aufstands-Bekämpfungs-Gesetz aus dem Jahr 1807 gedroht, auf das er sich stützen will, um das Militär gegen politische Gegner einzusetzen.
Aus der Trump-Administration gehen offen faschistische Tendenzen hervor. Ein Beispiel dafür ist Michael Caputo, ein langjähriger Vertrauter Trumps, der vor kurzem zum obersten Pressesprecher in Pandemiefragen ernannt worden ist. Am Sonntag erklärte Caputo, in den Centers for Disease Control [CDC, Zentren des Gesundheitsamts für Pandemiebekämpfung] existiere eine "Widerstandszelle" von Wissenschaftlern, die sich "aufrührerisch" dem Präsidenten gegenüber verhielten.
Caputos scheinbar verrückte Äußerung tauchte in einem Video auf, das er live auf seiner persönlichen Facebook-Seite postete. Die New York Times berichtete darüber, und Caputo bestätigte die Worte ausdrücklich in einem Interview mit der Washington Post. Der Anlass für seine Tirade war anscheinend eine Medienkritik an Caputos Rolle beim Umgang mit offiziellen Berichten der CDC und anderer Behörden über die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diese Berichte pflegt er zu frisieren, um Trump besser dastehen zu lassen.
Caputo, der früher schon in mehreren Trump-Unternehmen beschäftigt war, brachte keinerlei fachliche Kompetenz für das Gesundheitswesen mit sich, als er im April, mitten in der globalen Pandemie, zum Pressesprecher des Gesundheitsministeriums ernannt wurde.
Im Verlauf seines Videos behauptet Caputo, die Erschießung eines rechten Gegendemonstranten in Portland, Oregon, letzten Monat sei eine "Übung" als Vorbereitung auf die linke Gewalt gegen Trump und sein Umfeld gewesen. Er behauptete in dem Video, Trump werde die Wahl gewinnen, aber sein demokratischer Gegner Joe Biden werde nicht nachgeben, und dann werde es zu einem "bewaffneten Aufstand" kommen.
"Und wenn Donald Trump sich dann weigert, auf seine Amtseinsetzung zu verzichten, dann wird die Schießerei losgehen", sagte er. "Wenn Sie Waffen besitzen, kaufen Sie Munition, meine Damen und Herren, denn die wird schwer zu kriegen sein." Er fuhr fort, dass er sich selbst körperlich bedroht fühle, und dass seine "geistige Gesundheit definitiv gelitten hat".
Noch bevor er an die Spitze der Öffentlichkeitsarbeit des Gesundheitsministeriums berufen wurde, hatte Caputo am 11. März getwittert: "Damit die Siegstrategie der Demokraten für 2020 aufgeht, müssen mehr als 100.000 Amerikaner sterben." Allerdings war die von Trump propagierte und auf Drängen der Gouverneure beider Parteien durchgesetzte Wiedereröffnung der US-Wirtschaft dafür verantwortlich, dass die Zahl der Todesopfer bis Ende Mai diese Zahl bei weitem übertraf.
Die mörderische Pandemie-Politik der herrschenden US-Elite hängt eng mit dem Aufkommen faschistischer Tendenzen innerhalb der Trump-Administration zusammen.
Der amerikanische Kapitalismus steht am Abgrund und sieht sich mit unlösbaren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Problemen konfrontiert, und niemand in der herrschenden Elite weiß eine Lösung.
Vor kurzem schrieb die Socialist Equality Party in ihrer jüngsten Erklärung zur Covid-19-Krise:
Der Kampf gegen die Pandemie ist nicht in erster Linie eine medizinische Frage. Wie bei allen großen Problemen, mit denen die Arbeiterklasse konfrontiert ist – sei es soziale Ungleichheit, Armut, Krieg, Umweltzerstörung oder Diktatur – stellt sich auch der Kampf gegen die Pandemie als politische und revolutionäre Frage. Er wirft die Notwendigkeit auf, dass die Arbeiterklasse die Macht in die eigene Hand nimmt, den Kapitalismus stürzt und die gesamte Gesellschaft nach den sozialen Bedürfnissen neu organisiert.