Details belegen: Israel hat World Central Kitchen-Helfer absichtlich bombardiert

Am Montagabend töteten die israelischen Streitkräfte (IDF) in Gaza sieben internationale Mitarbeiter der Organisation World Central Kitchen (WCK) mit einem Luftangriff auf ihren Fahrzeugkonvoi. Sie befanden sich auf dem Rückweg zu ihrem Lager.

Obwohl die Dächer ihrer Fahrzeuge mit großen Logos der Organisation gekennzeichnet waren, wurden sie aus der Luft mit Präzisionsmunition beschossen. Dabei wurden die sieben Helfer getötet.

Palästinenser inspizieren ein Fahrzeug mit dem Logo der World Central Kitchen, das bei einem israelischen Luftangriff bei Deir al-Balah im Gazastreifen zerstört wurde. Aufgenommen am 2. April 2024 [AP Photo/Ismael Abu Dayyah]

Das World Central Kitchen hatte das israelische Militär über seine Route informiert, was bedeutet, dass das Militär genau wusste, welche Fahrzeuge es angegriffen hat.

Der Stabschef der israelischen Streitkräfte, Herzi Halevi, behauptete, der Angriff sei ein „schwerer Fehler“ und eine „Fehlidentifikation“ gewesen. Der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, erklärte, es gäbe „keine Beweise“ dafür, dass es sich um einen „vorsätzlichen“ Angriff gehandelt habe.

Diese Behauptungen werden sowohl durch die unmittelbaren Umstände der Angriffe als auch durch Israels frühere systematische Angriffe auf Mitarbeiter der Lebensmittelverteilung widerlegt. Die Angriffe sind Teil des systematischen Bemühen Israels, die Bevölkerung von Gaza auszuhungern.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres verurteilte den Vorfall und erklärte, mit dem Angriff steige die Zahl der in Gaza getöteten humanitären Helfer „auf 196 – darunter mehr als 175 unserer UN-Mitarbeiter“.

Im vergangenen Monat hat Israel im Gazastreifen Hunderte von Palästinensern an Lebensmittelausgabestellen ermordet. Bei einem dieser sogenannten Mehlmassaker Ende Februar wurden mindestens 112 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt.

Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Palästinensergebiete, Francesca Albanese, erklärte am Dienstag:

Da ich weiß, wie Israel vorgeht, gehe ich davon aus, dass israelische Truppen vorsätzlich WCK-Mitarbeiter getötet haben, damit sich die Spender zurückziehen, und die Zivilbevölkerung in Gaza weiterhin stillschweigend ausgehungert werden kann.

Al Jazeera stellte bei seiner Untersuchung des Vorfalls fest, dass man die drei Fahrzeuge, in denen die Mitarbeiter der Hilfsorganisation unterwegs waren, nacheinander angegriffen hatte.

Nachdem der Konvoi das Lagerhaus von World Central Kitchen verlassen hatte, wurde das erste Fahrzeug etwa eineinhalb Kilometer entfernt auf der Straße angegriffen. Laut Al Jazeera wurden „die Verletzten aus dem ersten angegriffenen Fahrzeug in ein anderes gepanzertes Fahrzeug gebracht, um sie schnell wegzubringen“.

Die Untersuchung von Al Jazeera stellte dann fest, dass „das zweite Fahrzeug etwa 800 Meter von der Stelle getroffen wurde, an der das erste angegriffen worden war. Das dritte Fahrzeug wurde etwa 1,6 Kilometer entfernt vom zweiten angegriffen.“ Al Jazeeras Verifikationsstelle Sanad erklärte auf Grundlage dieser Fakten: „Die Angriffe sind tatsächlich vorsätzlich erfolgt.“

Die Geschäftsführerin von World Central Kitchen, Erin Gore, erklärte:

Das ist nicht nur ein Angriff auf WCK, sondern ein Angriff auf humanitäre Organisationen, die in den schlimmsten Situationen tätig werden, in denen Nahrungsmittel als Kriegswaffe eingesetzt werden. Das ist unverzeihlich.

Nach Angaben der Hilfsorganisation stammten die Opfer aus Australien, Polen, Großbritannien, ein Doppelbürger aus den USA und Kanada, sowie aus Palästina.

Nachdem World Central Kitchen am Dienstagabend die Namen und Fotos der Helfer veröffentlicht hatte, fügte Gore hinzu:

Das sind die Helden von World Central Kitchen. Diese sieben wunderbaren Menschen hat die IDF bei einem Angriff getötet, als sie von einem ganztägigen Einsatz zurückkehrten. Ihr Lachen und ihre Stimmen bleiben für immer in unserem Gedächtnis. Und wir haben zahllose Erinnerungen daran, wie sie der Welt ihr Bestes gaben. Wir sind erschüttert über unseren Verlust. Es ist ein Verlust für die ganze Welt.

US-Präsident Joe Biden versuchte am Dienstag, sich verbal von dem Massaker zu distanzieren und erklärte: „Der Tod von sieben humanitären Helfern der World Central Kitchen empört mich und bricht mir das Herz.“

Auf die Frage, ob es sich bei der Tötung um ein Kriegsverbrechen gehandelt habe, antwortete der Sprecher des Weißen Hauses, John Kirby, kategorisch, dass dies nicht der Fall sei ,und dass Israel während des gesamten Konflikts keine Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht begangen habe.

Kirby erklärte: „Bisher hat die US-Regierung keine Vorfälle festgestellt, bei denen die Israelis gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen haben.“

Auf die Nachfrage eines schockierten Reporters, ob das Weiße Haus wirklich behaupte, Israel habe „in den letzten fünf bis sechs Monaten niemals gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen“, antwortete Kirby: „Das Außenministerium hat die Vorfälle der Vergangenheit untersucht und muss noch entscheiden, ob irgendeiner dieser Vorfälle ein Verstoß gegen humanitäres Völkerrecht war.“

Das jüngste Massaker findet statt, während sich Israel auf seinen bevorstehenden Angriff auf Rafah vorbereitet. Die Stadt, die sich durch mehr als eine Million Vertriebener in ein riesiges Zeltlager verwandelt hat, wird bereits täglich bombardiert.

Das Lemkin-Institut für Völkermordprävention hat am Wochenende in einer Erklärung gewarnt, dass die anhaltenden israelischen Bombenangriffe auf Rafah „der Auftakt zur angekündigten israelischen Bodenoffensive in der Stadt am kritischen Grenzübergang zu Ägypten“ sein könnten. Weiter hieß es dort:

Diese Bombardierung ist ein Akt des Völkermords, den Israel gegen eine Zivilbevölkerung verübt, die in der Falle sitzt. (...) Es gibt keine Möglichkeit, in diesem Häuserkampf wirklich Schutz zu gewährleisten, da die Armee nachweislich von völkermörderischem Eifer angetrieben wird.

In den letzten 48 Stunden haben US-Regierungsvertreter Israel faktisch grünes Licht gegeben, mit seinem Angriff auf Rafah zu beginnen. Am Montag erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, es sei keine „akzeptable Alternative“, wenn Israel „nichts gegen die Hamas-Kämpfer unternimmt, die sich weiterhin in Rafah aufhalten“.

Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, fügte hinzu: „Wir wissen auch, dass es in Rafah Hamas-Kämpfer gibt. Aber wenn sie mit militärischen Operationen weitermachen, müssen wir darüber reden. Wir müssen verstehen, wie sie vorrücken.“

Mit uneingeschränkter Unterstützung der Biden-Regierung hat Israel im Gazastreifen einen verheerenden Schaden angerichtet. In einem Bericht vom Dienstag haben die Vereinten Nationen und die Weltbank festgestellt, dass Israel alleine im ersten Monat des Angriffs in Gaza Infrastrukturschäden in Höhe von 18,5 Milliarden Dollar verursacht hat.

Diese Zahl entspricht 97 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts aller palästinensischen Gebiete im Jahr 2022. Der Bericht kam zu folgendem Schluss: „Die Zerstörungen haben etwa 26 Millionen Tonnen Trümmer hinterlassen, deren Beseitigung Jahre dauern dürfte.“

Er stellt fest, dass mehr als eine Million Menschen obdachlos sind. 75 Prozent der Bevölkerung wurden vertrieben.

Nicht weniger als 84 Prozent der Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, und nahezu das gesamte Abwassersystem ist zusammengebrochen.

Durch die Zerstörung des Bildungssystems befinden sich praktisch alle Schüler und Studierenden derzeit nicht in ihren Bildungseinrichtungen. Das palästinensische Bildungsministerium erklärte am Dienstag, seit dem 7. Oktober habe Israel 6.050 palästinensische Schüler und Studierende getötet.

Loading