Am Tag vor Tarifvertragsende:

Will Lehman sendet Brief an die Arbeiter von Mack Trucks: „Wir müssen uns ernsthaft auf eine große Schlacht vorbereiten“

Die folgende Erklärung wurde von Will Lehman, einem Mack Trucks-Arbeiter und Spitzenkandidat für das Amt des UAW-Präsidenten im vergangenen Jahr, am Vorabend des am 1. Oktober auslaufenden Tarifvertrags zwischen der UAW und dem LKW-Hersteller Mack Trucks veröffentlicht.

Will Lehman mit Mack-Truck-Kollegen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Zwei Tage vor Ablauf unseres Tarifvertrages und nach wochenlangem Schweigen haben sich die UAW-Ortsvorstände aller Mack-Werke (Tochtergesellschaft von VOLVO) schriftlich an die Mitglieder gewandt, um uns mitzuteilen, dass das Unternehmen alle unsere Forderungen abgelehnt hat. Monatelang haben die UAW-Funktionäre behauptet, sie würden „verhandeln“. Jetzt ist klar, dass sie die ganze Zeit über gar nichts verhandelt, sondern uns nur im Unklaren gelassen haben, um uns daran zu hindern, uns gegen die skrupellosen Forderungen des Unternehmens zu wehren.

In einem Brief vom 28. September schrieben die Locals 171, 677, 1247, 2420 und 2301, dass „das Unternehmen fast alle wichtigen Forderungen der Gewerkschaft abgelehnt hat“ und „unsere Formulierungen zur Arbeitsplatzsicherheit angreift, die Erhöhung unserer Renteneinzahlungen ablehnt, ebenso wie einen Rentenplan für alle, Inflationsausgleich (COLA) und alle anderen Forderungen, die für unsere Mitglieder wichtig sind“. In dem Schreiben heißt es, dass das Unternehmen „derzeit zu viele Forderungen nach Zugeständnissen auf den Verhandlungstisch gelegt hat, um sie hier aufzulisten“.

Aus dem Schreiben geht klar hervor, dass wir ernste Vorbereitungen auf eine große Auseinandersetzung treffen müssen. Wir haben mit 98 Prozent für einen Streik gestimmt, um die Forderungen nach den Dingen durchzusetzen, die wir brauchen. Dazu gehören:

  • 50 Prozent Lohnerhöhung
  • Abschaffung der Lohnstufen
  • Vollständig finanzierte Renten für alle
  • Automatische Lohnanpassung an die Lebenshaltungskosten (COLA)
  • Keine Entlassungen
  • Demokratische Kontrolle der Arbeiter über Bandgeschwindigkeiten, Gesundheit und Sicherheit

Der bevorstehende Kampf wird den Verlauf unseres Lebens und das von Generationen von Autoarbeitern in der Zukunft bestimmen. Die Unternehmen bereiten sich darauf vor, im Zuge der Umstellung auf Elektrofahrzeuge hunderttausende Autoarbeiter zu entlassen. Um uns auf diesen Kampf vorzubereiten, müssen wir die Situation verstehen, in der wir uns derzeit befinden.

In den letzten vier Jahren haben wir bedeutsame Erfahrungen bei Mack gemacht. Die Teuerungskrise hat alle Lohnzuwächse vom letzten Vertrag zunichte gemacht. Covid-19 hat sich in unseren Werken verbreitet und mehrere unserer Kollegen töten können, weil das Unternehmen uns als weniger wertvoll als die Ausrüstung behandelt.

Die UAW-Bürokratie hat dem Unternehmen erlaubt, ein neues Punktesystem einzuführen, die Schichtzeiten zu ändern, gefährliche Situationen auf dem Parkplatz zu schaffen, die Bandgeschwindigkeit zu erhöhen, den Abstand zwischen Lastwagen in der Produktionskette zu verkürzen und die Betriebszugehörigkeit bei der Vergabe von Arbeitsstellen zu missachten. Außerdem hat man uns während der Waldbrände in Kanada weiterarbeiten lassen, obwohl unsere Werke mit gefährlichem Rauch erfüllt wurden.

Unser Tarifvertrag läuft aus, während die Automobilarbeiter in ganz Nordamerika gegen die Großen Drei [Ford, Stellantis, General Motors] kämpfen. Schon in der Vergangenheit hat uns die UAW-Führung geschwächt, uns isoliert und uns von unseren Kollegen in anderen Werken gespalten. Das wird bewiesen durch die Tatsache, dass die UAW-Bürokratie uns im Jahr 2021 an Fahrerkabinen arbeiten ließ, was ein Streikbruch gegen 3.000 UAW-Mitglieder bedeutete, die im Werk New River Valley in Dublin (Virginia) gegen Volvo streikten.

Aber jetzt sind die Automobilarbeiter im ganzen Land danach bestrebt, im Kampf gegen die Konzerne unsere Macht als vereinte Arbeiterklasse zu nutzen. UAW-Mitglieder streiken derzeit gegen die Großen Drei, ZF in Alabama, Dometic in Pennsylvania, Blue Cross Blue Shield in Michigan und Thrombert in Iowa. Am selben Tag, an dem unser Vertrag ausläuft, werden tausende UAW-Mitglieder an der California State University in den Streik treten. Zehntausende Beschäftigte streiken oder haben für Streik gestimmt gegen die Unterhaltungskonzerne, die Krankenhäuser von Kaiser Permanente und die großen Kasinogesellschaften.

Aber die UAW-Bürokratie tut alles, um unseren Kampf zu vereiteln und einen gemeinsamen Kampf zu verhindern. Zur Zeit lässt UAW-Präsident Shawn Fain fast die gesamte Belegschaft der Big Three ohne einen gültigen Vertrag weiter arbeiten, obwohl dieser am 15. September ausgelaufen ist. Sein Pseudo-„Stand-up“-Streik ist überhaupt kein Streik. Er hat die Produktion in den Montagewerken am Laufen gehalten, damit die Unternehmen weiterhin Gewinne machen können. Dies ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass der „neue“ UAW-Präsident keine Abkehr von der jahrzehntelangen konzernfreundlichen Zusammenarbeit bedeutet.

Wie oft wollen wir uns noch von der Bürokratie verraten lassen, bevor wir für uns selbst eintreten? Es ist an der Zeit, dass wir uns in allen Mack-Werken organisieren, um sicherzustellen, dass wir einen erfolgreichen Streik führen. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir, die Basis, die Kontrolle über die Entwicklung dieses Kampfes ausüben.

Das bedeutet, dass wir jetzt, bevor der Vertrag ausläuft, ein Mack-Streikkomitee gründen müssen, um den Bürokraten in Detroit die Macht zu entziehen und sie den Arbeitern in den Betrieben zu übertragen. Alle Aktionen müssen von nun an auf demokratische Weise von der Belegschaft durchgeführt werden.

Dieses Aktionskomitee soll sicherstellen, dass wir, die Basis, in der Lage sind, die UAW-Informationssperre zu durchbrechen, Informationen schicht- und werksübergreifend auszutauschen und demokratisch zu diskutieren, welche Forderungen wir in einem Vertrag erfüllt sehen wollen. Wir werden keine Vertragsverlängerungen akzeptieren, wir werden keine Teilstreiks akzeptieren, und wir werden nicht zulassen, dass die UAW-Bürokratie uns weiterarbeiten lässt, während unsere Kolleginnen und Kollegen bei den Großen Drei dafür kämpfen, ihren Streik zu einem umfassenden Kampf gegen die Unternehmen auszuweiten.

Die Bedingungen, mit denen wir bei Mack konfrontiert sind, betreffen die Automobilarbeiter in allen Unternehmen. Überall wollen die Belegschaften kämpfen. Zu viele Jahrzehnte lang hat uns die UAW-Bürokratie gesagt, wir müssten akzeptieren, was die Unternehmen wollen, und dafür aufgeben, was wir brauchen. Sie hat eine nationalistische Strategie angewandt, um uns von den Beschäftigten in anderen Ländern abzugrenzen. Das hat sich als katastrophal erwiesen. Volvo ist ein transnationales Unternehmen, und es ist an der Zeit, dass wir uns werksübergreifend und international mit unseren Kolleginnen und Kollegen zusammenschließen, um einen gemeinsamen Kampf zu führen und jahrzehntelange Zugeständnisse und Rückschritte rückgängig zu machen.

Um zu kämpfen und zu gewinnen, müssen wir die Dinge selbst in die Hand nehmen.

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