Die Belegschaften fordern einen branchenweiten Streik in der Autoindustrie!

Autoarbeiter am Streikposten vor dem Ford-Montagewerk in Wayne (Michigan), 18. September 2023 [AP Photo/Paul Sancya]

In diesem Statement vom 20. September ruft das Netzwerk der Aktionskomitees der Autoarbeiter in den USA die Kolleginnen und Kollegen der gesamten Branche auf, jetzt aktiv zu werden und die Bedingungen für einen branchenweiten, gemeinsamen Streik zu schaffen.

Um dich aktiv am Aufbau von Aktionskomitees zu beteiligen, melde dich per WhatsApp-Nachricht unter +49 163-337 8340 oder fülle das Formular unter diesem Artikel aus.

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Es ist fast eine Woche her, dass die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) in drei Werken der Big Three (die Konzerne General Motors, Ford und Stellantis) zu sogenannten „Stand up“-Streiks aufgerufen haben. Was ist das Ergebnis dieser Strategie?

Die UAW hat über 90 Prozent der Belegschaft von Ford, General Motors und Stellantis aufgefordert, weiter zu arbeiten und für die Konzerne zu produzieren. Die Wall Street hat den Streik mit einem Achselzucken abgetan. Die Aktienkurse der Unternehmen befinden sich auf demselben Niveau wie vor Beginn des Streiks.

Die Zeit arbeitet allein für die Seite der Unternehmen. Mit jedem Tag und jeder Stunde, die wir weiterarbeiten, werden mehr Fahrzeuge gehortet und mehr Gewinne erwirtschaftet. Wenn diese bankrotte Politik weitergeht, ist nichts zu gewinnen.

Die gesamte Kraft der Beschäftigten in der Autoindustrie muss mobilisiert werden!

Das Netzwerk der Aktionskomitees der Automobilarbeiter ruft die Beschäftigten in jedem Werk auf, sich jetzt zu organisieren, um für einen branchenweiten Streik zu kämpfen. In jedem UAW-Ortsverband müssen Versammlungen abgehalten werden, an denen die gesamte Belegschaft teilnimmt, um Resolutionen für einen branchenweiten Streik zu besprechen und darüber abzustimmen.

Die UAW-Bürokratie wird sich diesen Forderungen widersetzen und versuchen, die Beschäftigten zu beschwichtigen und uns so lange wie möglich hinzuhalten. Deshalb müssen in jedem Werk, in jeder Schicht und in jeder Abteilung Aktionskomitees gebildet werden, damit die Arbeiter ein demokratisches Mitspracherecht und die Kontrolle über diesen Arbeitskampf haben.

Gegenwärtig sind die Beschäftigten gezwungen, ohne Tarifvertrag zu arbeiten, und wie vorhersehbar, werden sie vom Management schikaniert. Arbeiter von Stellantis Warren Truck berichten, dass 10 ihrer Kollegen letzte Woche wegen geringfügiger Verstöße entlassen worden seien.

Auch in der Zulieferindustrie werden Arbeiter entlassen und erhalten keine Unterstützung von der UAW. Die Beschäftigten von Lear in Wentzville, Dana in Toledo und vielen anderen Zulieferern werden gezwungen, von der unzureichenden staatlichen Arbeitslosenunterstützung zu leben. Die Streikposten bei Toledo Jeep, Ford Michigan Assembly und GM Wentzville werden mit einem Streikgeld von 500 Dollar pro Woche abgespeist, das sie bisher noch nicht einmal erhalten haben. Sie sind gezwungen, länger auszuharren als alle anderen Betriebe, die die UAW möglicherweise zum Streik aufruft.

Die UAW behauptet, dass diese Strategie „die Unternehmen im Ungewissen lässt“. Das ist eine Lüge. Die einzigen, die im Dunkeln gelassen werden, sind die Beschäftigten. Die Unternehmen wussten, dass diese isolierten Streiks kommen würden, und sie waren gut vorbereitet. Die Arbeiter wurden erst in der Nacht vor dem Auslaufen der Tarifverträge informiert. Dabei haben 97 Prozent der Belegschaften für Streik gestimmt. Allerdings hat niemand von uns für eine solche Gewerkschafts-Strategie gestimmt.

Die UAW-Funktionäre behaupten, dass „Stand-up“-Streiks den Streikfonds in Höhe von 825 Millionen Dollar schonen werde. Dieser Fonds ist mit unseren Mitgliedsbeiträgen aufgebaut worden, aber die UAW sorgt sich nicht um die Arbeiter. Sie sorgt sich nur um die aufgeblähten Einkommen und Vergünstigungen für die Funktionäre.

Den Arbeitern wird auch gesagt, dass ein branchenweiter Streik der Wirtschaft schaden und eine Rezession auslösen werde. In Wirklichkeit versuchen die Regierung Biden und das politische Establishment durch Erhöhung der Zinssätze die Arbeitslosigkeit in die Höhe zu treiben, um dadurch unsere Möglichkeiten zu verringern, für höhere Löhne zu kämpfen. Die Unternehmensoligarchie hat wiederholt ihre Bereitschaft bewiesen, „die Wirtschaft“ zugrunde zu richten, wenn es ihrem Streben nach höheren Profiten nützt. Wenn die Biden-Regierung und die Autokonzerne ihren Willen durchsetzen, werden sie im Zuge der Umstellung auf Elektroautos die Arbeitsplätze von Zehn-, wenn nicht Hunderttausenden von Arbeitern vernichten.

Schließlich sagen die UAW-Funktionäre den Arbeitern noch: „Vertraut uns. Gebt der Strategie Zeit, um zu funktionieren. Wenn die Verhandlungen mit den Unternehmen nicht vorankommen, werden weitere Werke bestreikt.“

Die Wahrheit ist, dass die „Stand-up“-Streiks der UAW ein Schwindel sind. Sie sind in keiner Weise innovativ oder nützlich für die Arbeiter. Es handelt sich um selektive Streiks, die darauf abzielen, die Beschäftigten zu isolieren, zu verunsichern und zu zermürben. Die UAW-Bürokratie und die Biden-Regierung suchen nach dem besten Zeitpunkt, um den Arbeitern einen Ausverkaufsvertrag unterzujubeln, den sie als „historisch“ bezeichnen werden. Aber es werden Tarifverträge sein, die den Zielsetzungen der Konzerne entsprechen: brutale Angriffe auf Arbeitsplätze im Zusammenhang mit der Umstellung auf E-Mobilität und andere Zugeständnisse. Unseren Bedürfnissen werden sie in keiner Weise gerecht werden.

In Kanada spielt die Gewerkschaft Unifor eine ähnlich verräterische Rolle, wenn auch in etwas anderer Form. Sie verlängerte am Montagabend einseitig die Laufzeit des Tarifvertrags mit Ford und kündigte dann am Dienstag eine vorläufige Einigung an, obwohl 98 Prozent der kanadischen Automobilarbeiter für einen Streik gestimmt hatten. Die Gewerkschaftsfunktionäre dort verheimlichen den Arbeitern die Einzelheiten ihres Abkommens und sagen, dass sie diese erst bei den Ratifizierungsversammlungen bekannt geben werden. Das zeigt deutlich, dass sie einen massiven Ausverkauf vertuschen.

Selbst wenn man die betrügerischen Argumente von Fain und der UAW-Führung akzeptieren würde – dass ein mikroskopisch kleiner Streik die Unternehmen dazu bringen könnte, den Forderungen der Arbeiter nachzugeben –, warum sollten wir dann nicht alle jetzt streiken und den Konzernen einen schnellen K.O.-Schlag versetzen? Unsere maximale Kraft einsetzen und alles gewinnen, was wir können? Es gibt kein legitimes Argument gegen einen branchenweiten Streik. Eine branchenweite Arbeitsniederlegung in den USA würde sofort auf eine starke Resonanz unserer Kolleginnen und Kollegen in Kanada, Mexiko und in der ganzen Welt stoßen. Dadurch würden sich immense Möglichkeiten für einen vereinten Kampf der Autoarbeiter auf der ganzen Welt eröffnen.

Die Nebelkerzen der „Stand-up“-Streiks müssen zurückgewiesen und ein echter, umfassender Streik begonnen werden!

Sprecht mit euren Kollegen an den Streikposten, in den Pausen, auf den Parkplätzen und nach der Arbeit. Nehmt Kontakt mit allen Kollegen und Kolleginnen auf, führt Gruppendiskussionen, erklärt, was vor sich geht, und beginnt, Aktionskomitees zu gründen. Baut Unterstützung für einen branchenweiten Streik auf und organisiert euch, um ihn durchzusetzen!

Unterzeichner:

Aktionskomitee bei General Motors in Flint
Aktionskomitee bei Warren Truck
Aktionskomitee bei Dana Toledo

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