Reaktionen von Autoarbeitern auf Will Lehmans Beitrag in Newsweek: „Es ist fast so, als befänden wir uns in einem Bürgerkrieg zwischen Reich und Arm“

UAW-Mitglieder beim Verlassen des Fiat-Chrysler-Werks Warren Truck Plant in Michigan [AP Photo/Paul Sancya]

Autoarbeiter haben mit Begeisterung auf einen Leitartikel von Will Lehman mit dem Titel „Der Kampf gegen die Autohersteller ist mehr als ein Streik, er ist ein Klassenkrieg“ reagiert, den das amerikanische Wochenmagazin Newsweek letzten Montag veröffentlicht hat. In dem Artikel beschreibt der Mack Trucks-Arbeiter aus Pennsylvania das historische Ausmaß der sozialen Ungleichheit in Amerika, das den militanten Kampf der Arbeiter von GM, Ford und Stellantis befeuert. Im letzten Jahr kandidierte Will Lehman auch als sozialistischer Kandidat für den Vorsitz der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW).

Lehman stellt fest, dass die Löhne in den letzten 50 Jahren dramatisch gesunken sind, wobei neue GM-Beschäftigte weniger als die Hälfte dessen verdienen, was ein Autoarbeiter im Jahr 1973 verdient hatte. Gleichzeitig hat Mary Barra, die Vorstandschefin von General Motors, im Jahr 2022 ein Vergütungspaket in Höhe von 28,9 Millionen Dollar kassiert. Lehman schrieb: „Ein Zeitarbeiter, der den Höchstsatz von 20 Dollar pro Stunde verdient, bräuchte fast drei Jahre, um so viel zu verdienen wie Barra an einem einzigen Tag.“

Biden, Trump und UAW-Präsident Shawn Fain, so Lehman, „befürchten, dass die große Ungleichheit die Arbeiterklasse in den Vereinigten Staaten zu einer sozialistischen Politik treibt, d. h. zu einer politischen Perspektive, die auf den unabhängigen Klasseninteressen der Arbeiter beruht“.

Der Newsweek-Leitartikel hat unter den Autoarbeitern weite Verbreitung gefunden. Ein Leiharbeiter im GM-Werk in Flint fragte: „Warum braucht die Vorstandschefin von GM so viel Geld pro Tag, Monat oder Jahr? Was für einen Lebensstil führt sie? Barras Bettgarnitur kostet vermutlich mehr als mein ganzes Haus. Sie schläft sehr bequem, aber wir müssen früh raus und müssen mit jedem Penny rechnen.

Es geht mir gegen den Strich, dass sie immer noch Gewinne erzielen, während wir in dem so genannten Streik sind. Mein Betrieb ist einer derjenigen, die viel Profit bringen. Mal ernsthaft: wir sind immer noch am Malochen, obwohl wir für Streik gestimmt haben. Was wir tun, irritiert die Konzerne höchstens ein wenig und führt sie nicht dazu, uns ernst zu nehmen.“

Ein Stellantis MOPAR-Arbeiter sagte, Lehman habe „alle Punkte hervorgehoben, die hervorgehoben werden müssen. Die Tatsache, dass eine Person mehr Geld bekommt, als UAW-Mitglieder in vier Leben verdienen können, ist sehr ungerecht. Das hat dieses Land in den Abgrund getrieben und gespalten. Es ist an der Zeit, dass sich die Dinge ändern. Ich denke, wir müssen diese Profitgier bekämpfen. Es ist fast so, als befänden wir uns im Bürgerkrieg zwischen Reich und Arm.“

Ein Stellantis-Arbeiter im Warren-Truck-Werk in einem Vorort von Detroit sagte: „Ich bin Zeitarbeiter (TPT) und alles, was ich in diesem Vertrag bekommen würde, sind 20 Dollar pro Stunde. Es ist ein Unding, dass ich damit meine drei Kinder großziehen muss, während die Vorstandschefin 13.800 Dollar pro Stunde verdient. Das ist keine Gleichheit. Wir haben Familien zu ernähren, und es ist verdammt heiß in der Fabrik, weil die Unternehmen nicht einmal eine Klimaanlage einbauen.“

Ein Arbeiter des Jeep-Komplexes in Toledo, eins von nur drei Werken, die die Gewerkschaft UAW zum Streik aufgerufen hat, sagte: „Ich denke, dass Wills Argumente extrem wichtig sind, und die Beispiele, die er anführt, sind perfekt. Noch wichtiger ist jedoch, dass er sie auf eine Art und Weise präsentiert, die perfekt für eine Mainstream-Publikation passt. Apropos: Newsweek?! Wie cool ist das denn? Das hat das Potenzial, Millionen von Lesern zu erreichen.

Will hat in hervorragender Weise die Parallelen zwischen unserer Regierung und der UAW aufgezeigt. Beide Gruppen werden gewählt, um ihre Wähler zu vertreten, haben aber nur ihre eigenen Interessen im Sinn. Solange die Regierung und die UAW den Konzernen hörig sind, wird der Krieg gegen die Arbeiterklasse weitergehen.“

Ein anderer Jeep-Arbeiter sagte: „Toller Artikel! Ich bin froh zu sehen, dass eine Art Basisbewegung versucht, Fuß zu fassen. Es ist offensichtlich, dass Will sozialistische Ansichten hat, und das macht einigen Leuten Angst, weil sie nur die Demokraten und Republikaner kennen. Aber ich bin mein ganzes Leben lang in der Autoindustrie tätig gewesen und kenne niemanden, der noch mit der UAW zufrieden ist. Wir haben unzählige Zugeständnisse gemacht. Und so haben die Unternehmen ihre Rekordgewinne erzielt.

Ich weiß, was Ungleichheit bedeutet. Die Regierung sagt, es sei kein Geld da, um älteren Menschen zu helfen oder um die Schulen in Toledo zu klimatisieren, die wegen der Hitze geschlossen werden mussten. Die Regierung kann aber Milliarden für einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine ausgeben und Hunderte von Panzern auf Züge laden, um sie nach Kalifornien zu bringen, wo Kriegsspiele gespielt werden, ehe sie nach Osteuropa verschifft werden.“

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