UAW setzt Ausverkaufs-Tarifvertrag durch und beendet den 40-tägigen Clarios-Streik

Funktionäre der Ortsgruppe 12 der US-Gewerkschaft United Auto Workers gaben am Freitagabend bekannt, dass die mit der Clarios-Geschäftsführung erzielte vorläufige Tarifvereinbarung von den Mitgliedern ratifiziert wurde und dass die Gewerkschaft auf einer Sitzung am Samstag die planmäßige Rückkehr zur Arbeit vorstellen wird. Die UAW-Funktionäre gaben an, dass die Vereinbarung mit einer Mehrheit von 77,8 zu 22,2 Prozent angenommen wurde, nannten jedoch keine Gesamtzahl der Stimmen.

Clarios-Arbeiter bei der Abstimmung zur Ratifizierung des Vertrags am 16. Juni 2023

Nichts von dem, was die UAW-Bürokratie über die Abstimmung sagt, kann für bare Münze genommen werden, zumal Angehörige der Basis der Belegschaft die Auszählung der Stimmen nicht überwachen durften. Doch selbst wenn die Auszählung der Stimmen korrekt wäre, bedeutete dies nicht, dass der neue Dreijahresvertrag akzeptiert würde. Er ist nach wie vor verhasst wegen seiner unverschämten dreiprozentigen Lohnerhöhung und der Einführung von 12-Stunden-Schichten ohne Überstundenvergütung.

Mehr als 500 Clarios-Arbeiter in Holland (Ohio) führten einen mutigen 40-tägigen Streik gegen den weltweit größten Autobatteriehersteller und lehnten zwei von der UAW unterstützte betrügerische Tarifvereinbarungen ab. Sie setzten ihren Kampf fort, obwohl das Unternehmen die Krankenversicherung einstellte, gerichtliche Verfügungen erwirkte, die Streikenden mit Verhaftung bedrohten, und sein weltweites Produktionsnetzwerk mobilisierte, um die Lieferung von Batterien an die „Großen Drei“ und andere Autohersteller fortzusetzen. Dadurch gewannen die Clarios-Arbeiter die Anerkennung und Unterstützung von Automobilarbeitern und anderen Arbeitern in den USA und weltweit.

Doch die Clarios-Arbeiter sahen sich auch mit der illoyalen und verräterischen UAW-Bürokratie konfrontiert, die alle möglichen schmutzigen Tricks anwandte, um die standhaften Arbeiter zu zermürben und einen konzernfreundlichen Vertrag durchzusetzen. Die UAW-Zentrale unter der Leitung von Präsident Shawn Fain isolierte den Streik absichtlich, ließ die Arbeiter mit 500 Dollar Streikgeld pro Woche aushungern und zwang sie, dreimal über im Wesentlichen denselben Vertrag abzustimmen, bis die Clarios-Arbeiter „das Richtige taten“.

Der Vorstand unter Fain widersetzte sich den Forderungen der Belegschaften von General Motors, Ford und Stellantis nach einem Verbot der Verarbeitung der von Streikbrechern produzierten Batterien. Er erlaubte den Autoherstellern, diese weiterhin zu verarbeiten. Trotz all ihrer Rhetorik über eine „neue, kämpferische UAW“ haben Fain & Co. als Streikbrecher agiert und sich mit Clarios und den drei großen Automobilherstellern verschworen, um einen Tarifvertrag durchzusetzen, der den Präzedenzfall für noch größere Angriffe auf die Arbeiter der drei großen Hersteller schaffen wird, wenn deren Verträge in weniger als drei Monaten auslaufen.

Kris Sherman, der Pressesprecher von Clarios für die USA und Kanada, sagte, das Unternehmen sei „erfreut“, dass der Tarifvertrag angenommen wurde, und behauptete zynisch, er führe zu „höheren Löhnen und einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“ durch die Einführung eines „modernen, flexiblen Arbeitsplans“. In einer Stellungnahme gegenüber dem Toledo Blade hat der Vorsitzende der Gewerkschaft Local 12, Bruce Baumhower, über die Vereinbarung gelogen und behauptet, dass nur die Arbeiter, die sich freiwillig für 12-Stunden-Schichten beworben haben, diese auch arbeiten müssten.

Tatsächlich wird der neue „2-2-3-Schichtplan“ (zwei Tage arbeiten, zwei Tage frei, drei Tage arbeiten) verpflichtend für alle Arbeiter an den neuen automatisierten TBS-Produktionslinien und kann im gegenseitigen Einvernehmen mit der UAW auf alle Bereiche und Abteilungen ausgedehnt werden, oder wenn das Unternehmen auf „Dauerbetrieb“ umstellt.

Die Arbeiter von Clarios fühlten sich nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses nicht geschlagen, sondern betrogen. „Ich bin stolz auf meine UAW-Kolleginnen und Kollegen, die so stark durchgehalten haben, aber auch in mehrfacher Hinsicht erbost darüber, wie das Ergebnis ausgefallen ist“, sagte ein Arbeiter gegenüber der WSWS. „Ich bin sehr erbost darüber, dass die UAW uns nicht unterstützt hat. Sie haben den Großen Drei gesagt, dass sie von Streikbrechern produzierte Batterien verarbeiten können! Wenn sie bereit sind, uns den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen, wer sagt dann, dass sie nicht auch bereit sind, das mit anderen zu tun?“

„Solange es gierige Konzerne gibt, denen es nur um ihr Geld geht, wird es keine Menschlichkeit für die Arbeiter geben. Gierige Konzerne sind unmenschlich, unethisch und wollen, dass die Menschen zu Sklavenarbeitern werden! Denkt daran, Kollegen bei den BIG THREE, ihr seid Arbeiter, menschliche Arbeiter! Ihr seid KEINE Maschinen, Roboter und Sklaven für diese Unternehmen, die uns nur als Zahlen betrachten!“

„Niemand war von diesem Vertrag überzeugt“, sagte ein anderer Clarios-Arbeiter gegenüber der WSWS. „Deshalb haben die Gewerkschaftsfunktionäre Einschüchterungsversuche unternommen, um den Vertrag durchzudrücken. Es hat auch niemand die Auszählung überwacht, und das macht mir Sorgen. Wäre es mit rechten Dingen zugegangen, wären die Arbeiter in der Halle gewesen und hätten die gesamte Auszählung der Stimmen beobachtet, bis sie abgeschlossen war. Die Gewerkschaftsfunktionäre wollten das Gesetz auf Biegen und Brechen durchsetzen.“

„Die Arbeiter, die dafür gestimmt haben, sind nicht das Problem. Die Gewerkschaft und das Unternehmen haben darauf gesetzt, dass uns das Geld ausgeht und wir unter Druck geraten, wieder zu arbeiten. Viele Arbeiter haben das Kleingedruckte in diesem Vertrag nicht gelesen, weil sie uns nie den ganzen Vertrag gezeigt haben.“

Ein anderer Arbeiter sagte: „Ich habe mit ‚Nein‘ gestimmt. Viele Arbeiter waren pleite, und sie lockten mit dieser 3.500-Dollar-Zustimmungsprämie, um sie zur Rückkehr an den Arbeitsplatz zu bewegen. Die UAW hat sie dazu gebracht, auf die rechte Hand zu schauen, während sie mit der linken ausgeraubt wurden. Es war derselbe Vertrag, den wir schon zweimal abgelehnt hatten. Sie haben nur die Prämie etwas aufgestockt, um durchzusetzen, was die Arbeiter eigentlich ablehnen. Sowohl das Unternehmen als auch die Gewerkschaft behandeln uns wie Dreck.“

„Der Ball lag bei uns, vor allem angesichts der bald auslaufenden Verträge bei den Big Three. Hätten sich die Arbeiter bei Jeep und in den anderen Werken geweigert, diese Streikbruchbatterien zu verarbeiten, hätten wir alles gewonnen, was wir wollten.“

„Jetzt gehen wir wieder an die Arbeit, und das Unternehmen wird die Leute aus welchem Grund auch immer entlassen. Der Arbeitsplatz von jedem wird in Gefahr sein. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als jeder hier arbeiten wollte. Nachdem Clarios das Unternehmen von Johnson Controls übernommen hat, ist es zu einer Drehtür geworden, und nach diesem Streik werden noch viel mehr Leute kündigen. Dies ist schon jetzt eine der härtesten Fabriken, in denen man arbeiten kann. Es ist körperlich anstrengend, wir atmen Blei ein und vergiften buchstäblich unseren Körper, um einen Gehaltsscheck zu bekommen. Das Mindeste, was das Unternehmen tun könnte, wäre, uns anständig zu behandeln. Aber das Unternehmen hat unseren Lohn in den letzten zwei Jahren um 15 Prozent gekürzt. Die 9 Prozent über drei Jahre, die wir in diesem Vertrag erhalten, bedeuten für uns immer noch eine Lohnkürzung, zusätzlich zu dem, was wir durch die Inflation verlieren.“

„Meine Frau nahm den Vertrag mit zur Jeep-Fabrik. Alle dort lachten darüber und sagten, wir bekämen überhaupt nichts. Wir waren die Einzigen, die streikten, und das machte keinen Sinn, denn das Problem betrifft uns alle. Arbeiter bei Jeep, Chrysler, Ford, GM – alle müssen gemeinsam die Werkshallen verlassen. Wir brauchen diese Aktionskomitees, weil das Unternehmen die UAW in der Tasche hat, und die Menschen müssen die Macht, die wir haben, einsetzen.“

Im Laufe dieses Kampfes organisierten die Clarios-Arbeiter ihr eigenes Aktionskomitee, um ihre Forderungen zu formulieren, zu gemeinsamen Aktionen mit den Clarios-Arbeitern in den gesamten USA und auf internationaler Ebene aufzurufen und Automobilarbeiter aufzufordern, die Verarbeitung von Streikbruchbatterien zu verbieten.

Der Ausverkauf des Streiks ist eine Warnung an alle Arbeiter vor dem, was der UAW-Apparat für die bevorstehende Tarifvertragsschlachten im Schilde führt. Deshalb muss das Netzwerk der Autoarbeiter-Aktionskomitees, die unter der Leitung der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) arbeiten, jetzt ausgebaut werden. Das ist die zentrale Lehre aus dem Clarios-Streik.

Sendet eine Whatsapp-Nachricht an +491633378340, um am Aufbau von Autoarbeiter-Aktionskomitees teilzunehmen oder die Gründung eines Unterstützungskomitees für den Streik zu diskutieren. Ihr könnt auch das unten stehende Formular ausfüllen.

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