Hier im Folgenden die jüngste Erklärung der Leitungsgruppe der Autoarbeiter-Aktionskomitees, in der sie zur Verteidigung der Streikenden des Clarios-Autobatteriewerks bei Toledo (Ohio) aufrufen. Für weitere Informationen und um neue Clarios-Solidaritätskomitees aufzubauen, registriert euch über das Formular am Ende dieser Erklärung.
* * *
Die Leitungsgruppe der Autoarbeiter-Aktionskomitees appelliert an alle Mitglieder der US-Autogewerkschaft UAW, den mutigen Kampf von 525 Clarios-Arbeitern im Vorort Holland von Toledo (Ohio) zu unterstützen.
Seit mehr als drei Wochen wehren sich die Clarios-Arbeiter bereits gegen den größten Autobatteriehersteller der Welt, während dieser versucht, ihren Streik mit allen Mitteln zu brechen. Clarios hat eine gerichtliche Verfügung zur Einschränkung von Streikposten erwirkt und Streikbrecher eingestellt, um die Streikenden zu ersetzen. Auch verwehrt er den Streikenden die ihnen zustehenden medizinischen Leistungen. Die Clarios-Arbeiter sind stark, aber sie können diesen Kampf nicht alleine führen!
Wir rufen die Automobilarbeiter in der UAW auf, Solidaritätskomitees zu bilden, um den Clarios-Streik bekannt zu machen und die Weiterverarbeitung von Streikbrecher-Batterien von Clarios zu unterbinden. Vor dem Streik produzierte das Werk in Holland allein für Ford und General Motors 125.000 bis 150.000 Batterien pro Woche.
Viele Arbeiter wissen es vielleicht nicht, aber Batterien aus dem Werk in Holland (Ohio) und anderen Clarios-Werken werden unter den Markennamen Motorcraft (Ford), AC Delco (GM) und Mopar (Stellantis) hergestellt, und wir setzen sie in den meistverkauften Modellen ein, zum Beispiel der Ford F-Serie, dem GM Silverado/Sierra, dem Dodge Ram Truck und vielen anderen Modellen.
Wir müssen uns weigern, Batterien zu verarbeiten, die von Streikbrechern im Werk in Holland (Ohio) oder anderswo, wo das Unternehmen produzieren lässt, hergestellt werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass Clarios uns dazu benutzt, um den Streik zu brechen! Wenn dies geschieht, wird es sich rächen, wenn unsere eigenen Tarifverträge in weniger als vier Monaten auslaufen.
Letzte Woche stimmten 76 Prozent der Clarios-Arbeiter für die Ablehnung eines zweiten Vertrags, den die Vertreter der UAW International und der Local 12 empfohlen hatten. Wie der erste Vertrag enthielt er Kürzungen der Reallöhne und einen neuen Zeitplan, der die Arbeiter zu 12-Stunden-Schichten ohne Überstundenzulage nach acht Stunden Arbeit zwingen würde.
Als die Clarios-Beschäftigten dieses Abkommen ablehnten, erkannten sie, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern für alle Automobilarbeiter kämpfen. „Wenn wir einknicken, öffnet das die Tore für General Motors, Ford und Stellantis“, sagte ein Streikender. „Das werden wir nicht zulassen.“ Ein anderer Arbeiter fügte hinzu: „Unser Kampf ist ihr Kampf, ihr Kampf ist unserer“.
Wenn Clarios 12-Stunden-Schichten und eine weitere massive Kürzung der Reallöhne durchsetzen kann, werden GM, Ford und Stellantis ähnliche Forderungen stellen.
Die großen drei Automobilkonzerne und die Wall Street-Investoren sehen den Clarios-Streik durchaus als strategisches Beispiel an. GM und Stellantis arbeiten seit langem mit dem Batteriehersteller zusammen, und im Clarios-Vorstand sitzen ehemalige Topmanager von GM und anderen Autokonzernen. Die Manager wollen den Clarios-Streik zerschlagen und den Arbeitern eine demütigende Niederlage zufügen, um ihre eigene Position gegenüber den 170.000 Arbeitern der Großen Drei in den USA und Kanada zu stärken, deren Verträge Mitte September auslaufen.
Mit anderen Worten: Der Kampf bei Clarios ist die erste Schlacht in einem größeren Krieg gegen die Forderungen der globalen Autokonzerne. Sie verlangen, dass wir Arbeiter die Transformation zu Elektrofahrzeugen durch die Zerstörung unserer Arbeitsplätze, Löhne und Arbeitsbedingungen bezahlen sollen.
Auf den UAW-Apparat können wir uns nicht verlassen. Der neu gewählte UAW-Präsident Shawn Fain hat zwar behauptet, er wolle die Korruption und die konzernfreundliche Politik seines Vorgängers beenden, aber auf den Clarios-Streik hat er genauso reagiert, wie Ex-Präsident Curry es getan hätte. Dazu gehört auch, dass er versucht, Verträge, die die Arbeiter nicht wollen, in Blitzabstimmungen durchzudrücken, bei denen die Arbeiter nur einige wenige „Highlights“ kennen.
Fain und der Rest der UAW-Bürokratie lassen zu, dass die Autowerke mit Streikbrecher-Batterien weiter produzieren, was Clarios nur stärkt und unsere Kolleginnen und Kollegen schwächt. Die UAW tut nichts, um eine breitere Unterstützung zu mobilisieren oder die Arbeiter auch nur darüber zu informieren, dass der Streik stattfindet. Fain selbst hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Streikposten von Clarios zu besuchen.
In der Arbeiterbewegung gibt es eine lange Tradition, dass Arbeiter sich weigern, von Streikbrechern hergestellte Produkte zu verarbeiten. Während des großen Pullman-Streiks von 1892 weigerten sich Mitglieder der American Railway Union, Schlafwagen einzusetzen, die die Pullman Company in Chicago von Streikbrechern hatte herstellen lassen. Bei den militanten Streiks in den 1970er und 1980er Jahren schlossen sich sowohl US-amerikanische als auch britische Bergarbeiter mit den Transportarbeitern zusammen, um zu verhindern, dass Streikbrecher-Kohle transportiert und verarbeitet wurde. Im Jahr 1989 legten Zehntausende amerikanischer Bergarbeiter zur Unterstützung der streikenden Bergleute in Pittston, die durch Streikbrecher ersetzt worden waren, die Arbeit nieder.
Noch 1997, lange nachdem der Gewerkschaftsapparat zu einem Instrument der Unternehmensleitung verkommen war, sah sich die UAW aufgrund der enormen Stimmung unter den Arbeitern gezwungen, während eines Streiks bei Johnson Control (dem Vorgängerkonzern von Clarios) den Ford-Montagewerken mit Streikposten zu drohen. Ford weigerte sich daraufhin, von Streikbrechern hergestellte Teile zu übernehmen.
In einem vergangene Woche veröffentlichten Statement erklärte das neu gegründete Clarios-Aktionskomitee:
Die Arbeiter haben eine enorme Macht. Zu Beginn des Streiks war vielen von uns nicht klar, wie wichtig wir für den Erfolg des Unternehmens sind. Aber es gibt bereits Berichte, dass Ford die Batterien ausgehen und die Produktion drosseln muss. Gleichzeitig erhalten wir Berichte von Toledo Jeep, Warren Truck und dem GM-Montagewerk in Flint, dass die Arbeiter an ihren Fließbändern keine Streikbatterien verarbeiten wollen.
Das Aktionskomitee hat Recht. Die Arbeiter haben eine enorme Macht! Aber um diese Macht zu nutzen, müssen wir uns organisieren.
Die Leitungsgruppe der Aktionskomitees der Autoarbeiter wurde gegründet, um die Entwicklung von Aktionskomitees zu fördern, die in jedem Werk von Arbeiter, durch Arbeiter und für die Arbeiter aufgebaut werden.
Wir rufen alle Arbeiter auf, heute Solidaritätskomitees für die streikenden Clarios-Arbeiter zu bilden, um Unterstützung unter Autoarbeitern der drei großen Automobilkonzerne zu mobilisieren. Ein besonderer Appell gilt den 5.800 Clarios-Arbeitern in den 18 Werken des Unternehmens in den USA, und den mehr als 10.000 anderen Clarios-Arbeiter in Mexiko, Brasilien, Europa und Asien.
Wendet euch an uns, wenn ihr Hilfe bei der Gründung eines Aktionskomitees benötigt! Verbreitet diese Nachricht und informiert alle eure Freunde und Arbeitskollegen über die Fakten und die Probleme, um die es geht.
Für weitere Informationen zu den Aktionskomitees, und um neue Clarios-Solidaritätskomitees aufzubauen, registriert euch über das untenstehende Formular!
Mehr lesen
- Clarios: Arbeiter am Standort Hannover unterstützen Streik ihrer US-Kollegen
- Die Rebellion bei Clarios – wie weiter?
- Clarios-Arbeiter in Deutschland unterstützen Streik der US-Kollegen und berichten von gefährlichen Arbeitsbedingungen
- Ein Aufruf zum Handeln an alle Auto-Arbeiter: Mobilisiert Unterstützung für den Streik bei Clarios!
- Der Streik bei Clarios und die globale Gegenoffensive der Arbeiterklasse