Jede Woche infizieren sich in den USA Hunderttausende Schüler mit Covid-19, weil sich die ansteckendere Delta-Variante verbreitet und der Präsenzunterricht im ganzen Land wieder aufgenommen wurde.
Laut der American Academy of Pediactrics (AAP) wurden seit Beginn der Pandemie bis zum 23. September 2021 mehr als 5,7 Millionen Schüler in den USA positiv getestet. Die Zahl der Ansteckungen unter Kindern liegt seit fünf Wochen in Folge bei über 200.000 pro Woche.
Während der letzten Woche lag die Zahl der Infektionen laut offiziellen Zahlen bei 206.864, die Gesamtzahl für die letzten fünf Wochen betrug 1.131.958. Mit anderen Worten, fast ein Fünftel aller Corona-Infektionen bei Kindern seit Beginn der Pandemie ereigneten sich in den letzten fünf Wochen. Und obwohl in den USA Fälle unter Kindern nur 16 Prozent aller Infektionen seit Beginn der Pandemie ausmachen, betrug ihr Anteil diese Woche 26,7 Prozent.
Die AAP meldete außerdem 19 Todesfälle bei Kindern während der vergangenen Woche. Damit stieg die Gesamtzahl auf 498. Fast ein Fünftel aller Todesfälle unter Kindern, genauer 96, ereigneten sich in den letzten fünf Wochen.
Insgesamt scheint die Zahl der Erkrankungen und Hospitalisierungen von Kindern langsam zurückzugehen. Im Süden, zuletzt das Epizentrum der Pandemie, sind die Schulen seit mindestens zwei Monaten geöffnet, und die gemeldeten Inzidenzen unter Schülern sind leicht zurückgegangen.
Allerdings ist der scheinbare Rückgang vermutlich eine Folge der Art und Weise, wie die Bundesstaaten ihre pädiatrischen Fälle berechnen und sich dabei bemühen, das volle Ausmaß der Pandemie unter Schülern zu vertuschen, um die Schulen offen zu halten.
Texas hat nur bei drei Prozent aller bestätigten Fälle eine Verteilung nach Alter vorgenommen, und auch das nur bis zum 26. August. Der Bundesstaat New York führt keine Altersauflistung an. Alabama, Rhode Island, Missouri, West Virginia und Hawaii haben die Definition von Fällen unter Kindern korrigiert und die Altersgrenze reduziert, was zu einer Verringerung der Fallzahlen geführt hat. Florida berichtet nicht mehr über Hospitalisierungen von Kindern, und Nebraska hat kein Covid-19-Dashboard mehr.
Dass die AAP die einzige Quelle für Daten über die Infektionen bei Kindern ist, geht auf bewusste Bestrebungen der Regierung, der Bundesstaatsregierungen und der kommunalen Verwaltungen zurück, das wahre Ausmaß der Verbreitung, besonders unter Kindern, zu vertuschen.
Die offiziellen Fallzahlen bei Kindern gehen zwar leicht zurück, doch die Zahl der Krankenhauseinweisungen steigt weiterhin oder hat sich auf sehr hohem Niveau stabilisiert, was eine genauere Übersicht über die Infektionszahlen ermöglicht.
Obwohl Kinder nur eine Minderheit der Todesfälle durch Covid-19 ausmachen, ist die Sterblichkeitsrate bei unter 16-Jährigen während der Delta-Phase der Pandemie so stark gestiegen wie zu keinem früheren Zeitpunkt. Der Epidemiologe Dr. Eric Feigl-Ding, der sich für eine Zero-Covid-Strategie einsetzt, erklärte: „Wenn man sie [die Sterblichkeitsraten unter Kindern in Florida] mit denen während der gesamten Periode der Pandemie vergleicht, dann liegt sie bei den tatsächlichen Todesfällen sechs- bis achtmal höher.“
In den letzten fünf Wochen sind pro Woche 20 Kinder gestorben. Bei der derzeitigen Entwicklung würde das bedeuten, dass fast 1.000 Kinder im Verlauf des Jahres sterben werden. Impfungen werden zwar als entscheidender Schritt für die Öffnungspolitik dargestellt, doch die meisten Kinder sind ungeimpft, und der Impfstoff wurde noch nicht für Kinder unter 12 Jahren freigegeben.
Wie Feigl-Ding feststellte, ist es unter den aktuellen Umständen „gefährlich und moralisch verwerflich“, Kinder der Gefahr durch Covid-19 auszusetzen. Im Jahr 2019 wurden fast 3.400 Kinder durch Schusswaffen getötet, etwas weniger als die Hälfte (1.780) starben an Krebs. Die Zahl der Corona-Toten ist mit diesen tragischen Zahlen vergleichbar.
Die massive Ausbreitung des Virus unter Kindern wird heruntergespielt, damit die Schulen geöffnet bleiben und die Eltern weiter arbeiten gehen und Profite für die herrschende Klasse erwirtschaften können. Das gesamte politische Establishment sowie die Mainstreammedien unterstützen diesen Kurs.
Die Demokraten unter Biden haben sich an die Spitze der Kampagne zur Öffnung der Schulen überall im Land gestellt und werden dabei von den Gewerkschaften unterstützt. Vor allem die Lehrergewerkschaften haben sich aggressiv für die vollständige Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts eingesetzt, der das Leben und die Gesundheit von Lehrkräften und Schülern gefährdet.
In den acht Monaten seit Biden an der Macht ist, sind mehr als 280.000 Menschen an Covid-19 gestorben. Bis Juli 2021, als Biden die „Unabhängigkeit“ vom Virus ausgerufen hatte, waren 114.000 Kinder in den USA zu Waisen oder Halbwaisen geworden, weil sie ein Elternteil durch Covid-19 verloren hatten. Die pädiatrischen Infektionen sind so beunruhigend, weil viele von ihnen asymptomatische Überträger sind und so ihre Familien infizieren können.
Zusätzlich zu den unmittelbaren Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern können auch die langfristigen Folgen der Infektion schwerwiegend sein. Englische Forscher fanden vor Kurzem in einer Studie heraus, dass eins von sieben Kindern, die positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, auch 15 Wochen nach der Diagnose weiterhin Symptome wie Kopfschmerzen und ungewöhnliche Müdigkeit aufweist.
In den USA und weltweit wächst der Widerstand gegen die mörderische Politik der Schulöffnungen. Lisa Diaz, eine Mutter aus Großbritannien, veröffentlichte letzte Woche auf Twitter ein Video, in dem sie zu einem landesweiten Schulstreik am 1. Oktober aufrief. Allein in den ersten zwei Wochen nach der Öffnung der Schulen haben sich in Großbritannien fast 60.000 Schüler mit Covid-19 infiziert.
Diaz’ Aufruf wurde von vielen Eltern und Lehrer in Großbritannien, den USA, Deutschland und anderen Ländern unterstützt.
Lehrer, Eltern und Arbeiter müssen die Kinder verteidigen. Ein breiter Widerstand der internationalen Arbeiterklasse ist notwendig, um gegen die mörderische Politik der herrschenden Klasse und für die Ausrottung von Covid-19 zu kämpfen.