Nato beginnt massives antirussisches Militärmanöver Sea Breeze

Die Nato hat ihre Provokationen gegen Russland am Montag mit dem Beginn von zweiwöchigen Militärübungen in der Schwarzmeerregion verschärft. Die Operation Sea Breeze wird noch bis mindestens 10. Juli andauern.

Die bisher größte Nato-Operation im Schwarzen Meer findet unter brisanten Bedingungen statt. Nur sechs Tage vorher hatten russische Streitkräfte Warnschüsse abgefeuert und dann vier Sprengkörper in der Fahrtlinie der HMS Defender platziert, einem britischen Kriegsschiff, das in die russischen Hoheitsgewässer vor der Krim eingedrungen war. Die USA ignorierten eine Bitte der russischen Botschaft in Washington vom 22. Juni - nur wenige Stunden vor dem Zwischenfall mit dem britischen Kriegsschiff - die Sea Breeze in diesem Jahr abzusagen. Moskau hatte dabei vor der Gefahr einer militärischen Konfrontation gewarnt.

Die Sea Breeze-Manöver, die seit 1997 jährlich stattfinden, sind in dieser Woche die größten aller Zeiten. An der Sea Breeze 2021, die gemeinsam von der US-amerikanischen und der ukrainischen Marine ausgerichtet wird, beteiligen sich 32 Länder mit 5.000 Soldaten, 32 Schiffe, 40 Flugzeuge und 18 Spezialeinheiten. Geführt wird sie von der Standing Nato Maritime Group 2 (SNMG2), einer schnellen Eingreiftruppe, die aus vier bis sechs Zerstörern und Fregatten besteht. Ein Geschwader der US-Marine nimmt daran teil und die Hauptstreitmacht ist die Sechste Flotte der US-Marine, die ihr Hauptquartier im italienischen Neapel hat.

Auf der Nato-Website heißt es, dass „Verbündete und Partner“ aus „Albanien, Australien, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Ägypten, Estland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Israel, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Litauen, Moldawien, Marokko, Norwegen, Pakistan, Polen, Rumänien, Senegal, Spanien, Südkorea, Schweden, Tunesien, Türkei, Ukraine, Vereinigte Arabische Emirate, Großbritannien und den USA“ teilnehmen werden

Letztes Jahr fand Sea Breeze an nur vier Tagen zwischen dem 20. und 24. Juli statt. Mit dabei waren ausschließlich Schiffe, Flugzeuge und Militärpersonal aus den Vereinigten Staaten, der Ukraine, Bulgarien, Georgien, Norwegen, Rumänien, Spanien und der Türkei.

In einer Erklärung der Nato vom 25. Juni heißt es: „Die Übung wird sich auf mehrere Bereiche der Kriegsführung konzentrieren, darunter amphibische Kriegsführung, Landmanöver-Kriegsführung, Tauchoperationen, maritime Verbotsoperationen, Luftverteidigung, Integration von Spezialoperationen, Anti-U-Boot-Kriegsführung sowie Such- und Rettungsoperationen.“

Im Vorfeld der Operation fuhr der Raketenzerstörer USS Ross am 26. Juni ins Schwarze Meer. Kristina Kvien, die US-Botschafterin in der Ukraine, nannte dies „eine greifbare Demonstration der US-Unterstützung für die Ukraine, die jetzt mehr denn je notwendig ist“. In der Erklärung heißt es: „Ross ist auf dem Marinestützpunkt Rota in Spanien stationiert und führt Marineoperationen im Operationsgebiet der Sechsten Flotte der USA durch, um die nationalen Sicherheitsinteressen der USA in Europa zu unterstützen... Ross ist einer von vier Zerstörern der US Navy, die in Rota in Spanien stationiert sind und dem Befehlshaber der Task Force 65 zur Unterstützung der Integrated Air Missile Defense-Architektur der Nato zugeordnet sind.“

Obwohl Sea Breeze erst diesen Monat offiziell angekündigt wurde, laufen die Planung schon seit Monaten. Im April berichtete die Londoner Times, dass „laut hochrangigen Marinequellen ein mit Flugabwehrraketen bewaffneter Zerstörer vom Typ 45 und eine U-Boot-Fregatte vom Typ 23 von der Trägereinsatzgruppe der Royal Navy im Mittelmeer abziehen und durch den Bosporus ins Schwarze Meer fahren werden.“

Die Carrier Strike Group verließ das Vereinigte Königreich am 23. Mai, und der Zerstörer vom Typ 45 - HMS Defender - lief letzte Woche ins Schwarze Meer ein, um seine Provokation vor der Küste der Krim durchzuführen, nur ein paar Seemeilen von Russlands großer Schwarzmeerflotte entfernt, die in Sewastopol stationiert ist.

Die Erklärung der Nato zur Sea Breeze prangert „die illegale Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014“ an. Daraufhin habe „die Nato ihre Präsenz im Schwarzen Meer verstärkt. Die Nato unterstützt die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen, die sich auch auf ihre Hoheitsgewässer erstrecken. Die Nato erkennt die illegale und illegitime Annexion der Krim durch Russland nicht an und wird sie nicht anerkennen und verurteilt die vorübergehende Besetzung der Krim.“

Die Übung begann trotz der Warnungen Russlands in der vergangenen Woche vor weiteren Übergriffen auf russisches Territorium. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte nach dem Defender-Zwischenfall: „In den letzten sieben Jahren hat sich die Intensität der Flüge von strategischen Bombern der US-Luftwaffe in Europa um das 14-fache erhöht.“ Er wies darauf hin, dass allein im Jahr 2021 sieben gemeinsame Militärübungen mit Nato-Ländern in der Ukraine geplant sind.

Die Kriegsgefahr in einem der wichtigsten Krisenherde der Welt wird täglich größer. Die Antwort Russlands auf die Nato-Operationen an seinen Grenzen war eine nachdrückliche Machtdemonstration. Das russische Verteidigungsministerium sagte, dass seine Marine die USS Ross bei der Einfahrt ins Schwarze Meer genau beobachtet hat.

Am Vortag begann Russland seine eigenen groß angelegten Militärübungen im östlichen Mittelmeer, wo sich das Hauptschiff der Carrier Strike Group von Großbritannien/Nato, der Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth, befindet.

An den russischen Manövern waren mehrere Kriegsschiffe, zwei U-Boote, Langstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 und andere Kampfflugzeuge beteiligt. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums übten zwei MiG-31-Kampfjets, die Hyperschallraketen des Typs Kinzhal tragen können und von dem von Moskau betriebenen Luftwaffenstützpunkt Hemeimeem in Syrien aus operieren, Angriffe auf Ziele im Mittelmeer. Die Raketen können sich mit 10-facher Schallgeschwindigkeit fortbewegen und haben eine Reichweite von bis zu 2.000 Kilometern. Die Washington Post berichtete, dass es das „erste Mal war, dass Kampfflugzeuge, die Kinzhal tragen können, außerhalb der Grenzen Russlands eingesetzt wurden“.

Auch Russlands U-Boot-Arsenal wird massiv aufgerüstet. Letzten Monat hat die russische Marine die Kazanzu Wasser gelassen, ihr erstes atomgetriebenes Lenkraketen-U-Boot der Yasen-M-Klasse und das erste von sieben im Bau befindlichen U-Booten.

Diese Verschärfung der russischen Militäroperationen folgt auf die Ankündigung von Verteidigungsminister Schoigu vom 31. Mai, dass die Regierung von Wladimir Putin bis zum Jahresende weitere 20 Militärstützpunkte im Westen des Landes errichten wird. Die fortgesetzte Einkreisung und die Operationen der Nato in der Nähe der Grenzen Russlands würden „das internationale Sicherheitssystem zerstören und uns zwingen, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, sagte Schoigu.

Während sich die Aufmerksamkeit der Welt auf die gefährlichen Ereignisse im Schwarzen Meer konzentrierte, führte das russische Militär, darunter Zerstörer und Kampfjets, am 19. Juni auch Militärübungen innerhalb von 35 Meilen vor Hawaii durch. Laut Daily Mailhandelte es sich um die „größten Kriegsspiele seit dem Kalten Krieg“, an denen „mindestens 20 russische Kriegsschiffe, U-Boote und Unterstützungsschiffe beteiligt waren, flankiert von 20 Kampfjets“.

Der russische Verteidigungsminister sagte, dass während der Übung zwei Abteilungen „die Aufgaben des Aufspürens, der Abwehr und der Durchführung von Raketenangriffen gegen die Flugzeugträgerangriffsgruppe eines Scheinfeindes ausgearbeitet haben“.

Die rücksichtslosen Provokationen der Nato gegen Moskau können jederzeit in einen offenen Konflikt ausarten - eine Gefahr, der sich die Militärchefs der großen imperialistischen Nationen durchaus bewusst sind.

In einer Rede auf dem Chalke Valley History Festival in England, nur zwei Tage nachdem Russland die HMS Defender beschossen hatte, wies General Sir Nick Carter, Befehlshaber der britischen Streitkräfte, darauf hin, dass solche Ereignisse schnell außer Kontrolle geraten und zu einem kriegerischen Konflikt führen könnten. „Das, was mich nachts im Bett wach hält, ist eine Fehlkalkulation, die durch eine ungerechtfertigte Eskalation entsteht“, sagte er.

In einer außergewöhnlichen Intervention angesichts der Tatsache, dass Sea Breeze nur wenige Stunden später beginnen sollte, sagte Carter, der für seine antirussische Linie bekannt ist: „Das, was wir am Montag und Dienstag im Schwarzen Meer gesehen haben, ist die Art von Dingen, aus denen sowas entstehen könnte. In diesem Fall ist es nicht passiert, aber es ist die Art von Dingen, über die man ganz genau nachdenken muss.“

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