Perspektive

Das Inferno von Los Angeles: Ein historisches Verbrechen des Kapitalismus

Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung in Altadena (Kalifornien), 8. Januar 2025 [AP Photo/Ethan Swope]

Kalifornien wird vom vielleicht verheerendsten Flächenbrand seiner Geschichte heimgesucht. Im gesamten Los Angeles County wüten Brände, die außer Kontrolle geraten sind. Aufnahmen in den sozialen Medien zeigen ganze Stadtviertel und Häuserblocks, die vollständig niedergebrannt sind. Häufig wird berichtet, dass Feuerwehrleute kein Wasser zur Verfügung haben.

Obwohl es sich um eine äußerst wohlhabende Region handelt, sind viele Kommunen den Flammen schutzlos ausgeliefert, weil die Ressourcen zur Brandbekämpfung nicht ausreichen und die Infrastruktur veraltet ist. Kalifornien, das mit 186 Milliardären die meisten Milliardäre aller US-Bundesstaaten beheimatet, ist unfähig, seine Bürger vor den Folgen des Klimawandels zu schützen.

Für die Bezirke Los Angeles, Orange, San Bernardino, Riverside, Ventura und Santa Barbara wurde die Evakuierung angeordnet, doch die Rettungskräfte sind aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe überfordert. Bislang wurden 100.000 Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Allein die versicherten Schäden werden auf mindestens 10 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Aktuellen Berichten zufolge wurden im Bezirk Los Angeles mehr als 1.000 Gebäude, hauptsächlich Wohnhäuser, zerstört. Mindestens fünf Todesfälle wurden bestätigt. Derzeit gibt es sieben Brände, die in keiner Weise eingedämmt sind. Über 27.000 Hektar Fläche sind bereits niedergebrannt, und die bestätigte Zahl der Todesopfer dürfte noch deutlich steigen.

In den sozialen Medien wurden erschütternde Berichte geteilt, in denen betroffene Einwohner schildern, wie ganze Stadtviertel in Flammen aufgingen. Viele mussten in letzter Minute aus ihren Häusern fliehen und blieben dann zum Teil in ihren Fahrzeugen stecken. Andere konnten nicht mehr entkommen, weil die Flammen immer näher rückten, und wurden in ihren Häusern eingeschlossen. Verschlimmert wurde die Krise dadurch, dass trotz Warnstufe Rot keine rechtzeitige Evakuierung angeordnet worden war.

Ein weiterer Faktor ist der gravierende Mangel an Feuerwehrleuten, sodass Feuerwehrleute aus den Nachbarstaaten Nevada, Oregon und Washington eingeflogen werden mussten. Dieser Personalmangel ist direkt auf die jüngsten Haushaltskürzungen unter der demokratischen Bürgermeisterin Karen Bass zurückzuführen. Das Budget der Feuerwehr von Los Angeles wurde um 17,6 Millionen US-Dollar gekürzt, während das Budget der Polizei um 126 Millionen US-Dollar erhöht wurde.

Im von den Demokraten regierten Kalifornien werden Gefängnisinsassen ausgebeutet, um Waldbrände zu bekämpfen. Sie erhalten bei Katastropheneinsätzen nur 5,80 US-Dollar pro Tag oder 1 Dollar pro Stunde – weit weniger als die 28 Dollar Stundenlohn für einen regulären Feuerwehrmann.

Der Rauch der Brände hat sich über ganz Los Angeles, das bevölkerungsreichste County der Vereinigten Staaten, ausgebreitet. Bis zu 10 Millionen Menschen sind gefährdet, weil sie krebserregende Partikel einatmen.

Der Funke für den Feuersturm wurde durch die Santa-Ana-Winde angefacht, die mit Böen von bis zu 160 km/h von den Bergpässen im Landesinneren hereinbrechen. Diese Winde haben die Glut weit verbreitet und erschweren die Brandbekämpfung.

Der Ausbruch der Brände geht auf die extreme Trockenheit zurück, die durch den Klimawandel verstäkt wurde. Im Landkreis Los Angeles und in weiten Teilen Südkaliforniens herrscht Dürre, da es seit acht Monaten keine nennenswerten Niederschläge mehr gab.

Eine der direkt betroffenen Gemeinden ist das westlich von Santa Monica gelegene Pacific Palisades, in dem ein „Worst-Case-Szenario“ eintrat. Die dortigen Brände haben bereits mehr als zweitausend Quadratkilometer erfasst und waren am Mittwochmorgen noch nicht unter Kontrolle. Die Gemeinden Altadena und Pasadena nördlich der Innenstadt von Los Angeles wurden am Dienstagabend vom Ausbruch des Eaton-Feuers schwer getroffen. Ein weiteres großes Feuer, das Hurst-Feuer, brennt nördlich des San Fernando Valley in Los Angeles.

Mit Ausnahme der Superreichen wird es für die Menschen, die zu Tausenden fliehen mussten, nahezu unmöglich sein, sich vollständig zu erholen. Viele werden die Zahl der Obdachlosen vergrößern, die in Los Angeles County bereits im vergangenen Jahr auf über 75.000 angewachsen ist. Verschlimmernd kommt hinzu, dass Versicherungsgesellschaften wie State Farm, eine der größten in Kalifornien und den USA, im letzten Sommer Hunderten von Hausbesitzern in Pacific Palisades den Versicherungsschutz gekündigt haben. Denn aufgrund der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Waldbränden gilt die Kommune als Hochrisikogebiet und ist somit für Versicherungsgesellschaften nicht mehr rentabel.

Die Brandkatastrophe in Los Angeles ist ein Armutszeugnis für das gesellschaftliche und wirtschaftliche System in den Vereinigten Staaten. Sie ist die jüngste einer ganzen Serie von Katastrophen, die durch die Kombination von extremer sozialer Ungleichheit und den Auswirkungen des Klimawandels verursacht wurden. Ein weiteres Beispiel ist die Flutkatastrophe durch den Hurrikan Helene, bei der im vergangenen Jahr mehr als 100 Menschen im Westen North Carolinas getötet und Tausende obdachlos wurden.

Vor dem Hintergrund des Flammenmeers in Los Angeles kündigte Donald Trump, der in weniger als zwei Wochen zum zweiten Mal sein Amt als US-Präsident antreten wird, auf einer Pressekonferenz den Stopp des Ausbaus erneuerbarer Energiequellen an und wetterte insbesondere gegen Windkraftanlagen. Auch unter der Biden-Regierung wurde der Verbrauch fossiler Brennstoffe nicht eingeschränkt, sondern es wurden mehr Bohrgenehmigungen für Erdöl erteilt als unter der vorherigen Trump-Regierung. Die USA produzierten 2024 mehr als 4,6 Milliarden Barrel Öl, ein Rekordwert.

Die Demokraten sind auch dafür verantwortlich, dass die Mittel für die Brandbekämpfung und -prävention gekürzt wurden und die begrenzten Maßnahmen, die zur Bekämpfung der extremsten Auswirkungen des Klimawandels aufgelegt wurden, unterfinanziert sind. Noch-Präsident Joe Biden, zunehmend tatterig und senil, las bei einem Besuch in einem Notfallzentrum in Los Angeles ein paar Standardsätze über die Zusage von Bundeshilfen ab. Erkennbare Regungen zeigte er nur, als er verkündete, dass er soeben Urgroßvater geworden sei.

Das Problem des Klimawandels ist kein lokales oder nationales Problem. Es betrifft Milliarden Menschen auf der ganzen Welt, die alle einem erhöhten Risiko durch Dürren, Brände, Überschwemmungen und Hungersnöte ausgesetzt werden. Die Bekämpfung des Klimawandels ist keine Frage von Reformen oder von kosmetischen Korrekturen am Kapitalismus, um ihn „grüner“ zu machen. Es geht darum, das Problem mit dem anarchischen und irrationalen kapitalistischen System an der Wurzel zu packen.

Die Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen erforderlich sind und die führenden Wissenschaftlern seit vielen Jahrzehnten klar sind, können nur in die Praxis umgesetzt werden, wenn eine internationale Bewegung der Arbeiterklasse die Kontrolle über die Hebel der Wirtschaft übernimmt, um der sozialen Ungleichheit ein Ende zu setzen und ohne Rücksicht auf Profitinteressen die Sicherheit der Weltbevölkerung zu gewährleisten.

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