Der Klimagipfel COP29, der dieses Jahr im aserbaidschanischen Baku stattfand, war die jüngste von vielen derartigen Veranstaltungen. Stets gaben die kapitalistischen Regierungen der Welt vor, nach einer Lösung für die anhaltende und ausufernde weltweite Umweltkrise zu suchen, die durch den Klimawandel verursacht wurde. Tatsächlich hat der Gipfel einmal mehr gezeigt, dass ein Kampf gegen den Klimawandel im Rahmen des kapitalistischen Systems unmöglich ist.
Die Folgen des Klimawandels sind immens, was sich vor allem in den letzten 15 Jahren gezeigt hat. Laut einer Schätzung des Weltwirtschaftsforums beliefen sich die Kosten, die durch Extremwetterereignisse verursacht wurden, seit 2009 auf etwa 143 Milliarden Dollar pro Jahr. Diese Zahl steigt immer weiter, da solche Ereignisse immer häufiger werden. Laut Schätzungen belaufen sich die Schäden durch die diesjährige Hurrikan-Saison auf eine Rekordsumme von 500 Milliarden Dollar.
Laut der World Meteorological Association verursachen immer stärkere Hurrikans, längere Dürren, schwere Hitzewellen, eisige Winterstürme und andere Formen von Extremwetter jährlich tausende Todesopfer. Laut einem Bericht der UN, der anlässlich des COP29-Klimagipfels veröffentlicht wurde, müssen zudem jedes Jahr mindestens 22 Millionen Menschen aufgrund von Katastrophen im Zusammenhang mit Wetterereignissen aus ihrer Heimat fliehen.
Laut einer Schätzung des International Displacement Monitoring Centre wird es bis 2050 weltweit mehr als 1,2 Milliarden „Klimaflüchtlinge“ geben. Durch geringere Erträge in der Landwirtschaft in Folge der Erderwärmung droht zudem bis Ende des Jahrzehnts mehr als 821 Millionen Menschen der Hungertod. Ganze Regionen könnten durch den Klimawandel unbewohnbar werden. 3,2 Milliarden Menschen, die in den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebieten leben, sind dadurch bedroht.
Jeder ernsthafte Versuch, diese Probleme zu lösen, würde u.a. folgende Maßnahmen beinhaltet:
Die wissenschaftlich geplante und globale Umstrukturierung der weltweiten Energieindustrie für einen Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbarer Energie
Eine Umgestaltung der Logistik und Landwirtschaft im gleichen Maßstab, um gegenwärtige und künftige Gefahren durch den Klimawandel vorherzusagen und sich daran anzupassen
Die schnelle und massive Ausweitung des öffentlichen Verkehrssystems, bevorzugt vor der weiteren Entwicklung von Autos und anderen Formen des Individualverkehrs
Die Umsetzung eines weltweiten Plans mit dem Ziel, der gesamten Weltbevölkerung Zugang zu hochwertiger Wasser- und Energieversorgung zu garantieren
Stattdessen bekannten sich die Teilnehmer von COP29 zu den gleichen Maßnahmen, auf die man sich schon bei anderen entsprechenden Gipfeln seit dem Jahr 1995 geeinigt hatte: die Unterordnung der Umwelt und des Lebens derjenigen, die von den Folgen betroffen sind, unter die wirtschaftlichen Ansprüche der USA und der anderen kapitalistischen Großmächte.
Das konkreteste Ergebnis des Gipfels war eine Absichtserklärung der Industrienationen, bis zum Jahr 2035 300 Milliarden Dollar pro Jahr an „Entwicklungsländer“ und Inselstaaten zu zahlen, um die schon jetzt katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels auf deren Bevölkerungen auszugleichen. Angeblich werden diese Gelder „Ländern helfen, ihre Bevölkerungen und Volkswirtschaften vor Klimakatastrophen zu schützen.“
Dieses ganze Konstrukt ist absurd. Die Geldbeträge sind nur ein Bruchteil dessen, was notwendig wäre, um den Klimawandel tatsächlich zu bekämpfen. Laut einer Schätzung der Zeitschrift Nature wären bis 2035 jedes Jahr mindestens zehn Billionen Dollar notwendig.
Zudem ist, genau wie bei allen anderen Klimaschutzabkommen, nichts davon durchsetzbar oder garantiert. Besonders die USA sind in der Vergangenheit immer wieder von entsprechenden Vereinbarungen zurückgetreten, wie Trump beim Pariser Klimaschutzabkommen von 2017, oder haben sich gar nicht erst daran beteiligt. So hatte etwa der ehemalige US-Präsident Clinton dem Kongress 1998 die Kyoto-Protokolle nicht zur Ratifizierung vorgelegt.
Und auch wenn die Leitmedien und die Pseudolinken viel Aufhebens darum gemacht haben, dass Biden dem Pariser Abkommen im Jahr 2021 wieder beigetreten ist, bestand das wirkliche Ziel seiner Politik in einem Weltkrieg. Seit die USA und die Nato Russland im Jahr 2022 zum Angriff auf die Ukraine provoziert haben, wurde jeder Anschein, den Klimawandel zu bekämpfen, aufgegeben. Stattdessen setzte die US-Regierung auf die Lieferung von amerikanischem Erdgas nach Europa als Ersatz für Energielieferungen aus Russland. Zu dieser Politik gehörte auch die Zerstörung der Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland – ein Akt des politischen und ökologischen Terrors.
Auch das US-Militär ist ein massiver Umweltverschmutzer. Laut einem Bericht der Boston University von 2019 haben die Kriege in Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Syrien seit 2001 zum Ausstoß von mindestens 400 Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geführt. Diese enorme Menge, die sogar den Gesamtausstoß vieler Staaten übersteigt, ist nur ein Drittel der Treibhausgasemissionen, die durch die globalen Operationen des US-Militärs verursacht wurden.
Unter Donald Trump wird sich die Lage nur noch weiter verschlechtern. Er hat bereits angekündigt hat, wieder aus dem Pariser Klimaschutzabkommen austreten zu wollen. Zudem hat er Chris Wright, den Vorstandschef des Frackingkonzerns Liberty Energy und überzeugten Unterstützer der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen, zum Energieminister ernannt.
Die Tatsache, dass der Klimawandel nicht nur ignoriert, sondern sogar aktiv beschleunigt wird, ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die herrschende Klasse einer Politik des Massensterbens zugewandt hat. Ähnlich wie bei ihrer Reaktion auf die weiter anhaltende Corona-Pandemie wird auch hier jeder ernsthafte Versuch zur Bewältigung der Krise vereitelt, während das grundlegende Problem – der anhaltende Ausstoß von Treibhausgasen in die Erdatmosphäre – beschleunigt wird.
Wie Wissenschaftler seit Jahrzehnten warnen, sind die Konsequenzen katastrophal und werden es auch zukünftig sein. Abgesehen von den Gefahren durch Extremwetterereignisse droht das Abschmelzen der Polkappen und Gletscher alle Küstenstädte und Inselstaaten zu überschwemmen, die zusammen zwischen einem Drittel und der Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen.
Zudem hat die beschleunigte Erwärmung praktisch sämtliche Ökosysteme destabilisiert und ein massenhaftes Artensterben in Gang gesetzt, wie es seit Dutzenden Millionen Jahren auf der Erde beispiellos ist.
Bei COP29 wurde deutlich, dass derartige Gipfeltreffen dem Kapitalismus und der Aufteilung der Welt in rivalisierende Nationalstaaten untergeordnet sind, von denen jeder seine eigenen nationalen wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen verfolgt.
Der Kampf gegen Klimawandel ist im Kern eine Klassenfrage. Die verheerenden Auswirkungen der Klimakrise – Extremwetter, steigende Meeresspiegel, Fluchtbewegungen, Ernährungsunsicherheit und Krankheit – belasten in überwältigendem Ausmaß die Arbeiterklasse und die unterdrückten Massen. Es ist auch die Arbeiterklasse, die durch den Prozess der globalen Produktion über alle Grenzen hinweg vereint ist und deren objektives Interesse darin besteht, das kapitalistische Nationalstaatensystems abzuschaffen, das als entscheidender Faktor hinter der Umweltzerstörung steht.
Um die Klimakrise zu lösen, ist ein direkter Angriff auf den Reichtum und die Macht der kapitalistischen Oligarchen notwendig, die die Energiekonzerne, Finanzinstitute und die großen Konzerne kontrollieren. Der erste Schritt einer Notfallreaktion auf die sich anbahnende Katastrophe muss darin bestehen, diese Wirtschaftsbereiche zu enteignen und unter die demokratische Kontrolle der Arbeiterklasse zu stellen. Die Billionen von Dollar, die die herrschende Elite gegenwärtig angehäuft hat, müssen genutzt werden, um nachhaltige Energie zu schaffen, das öffentliche Verkehrswesen auszubauen und in Technologien zu investieren, die zur Abschwächung und Anpassung an den Klimawandel notwendig sind.
Dies ist keine utopische Vision, sondern eine notwendige und realistische Lösung für die Krise. Die notwendige Technologie, um den Klimawandel aufzuhalten, existiert bereits. Notwendig ist jedoch die Aufhebung der kapitalistischen Barrieren, die die Wissenschaft und die Produktion dem Profit unterwerfen.
Die Sozialistische Gleichheitspartei ruft Arbeiter und Jugendliche auf, diesen Kampf aufzunehmen. Um die Klimakrise zu bewältigen, ist eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft erforderlich. Nur die sozialistische Umgestaltung des globalen wirtschaftlichen und sozialen Lebens auf der Grundlage wissenschaftlicher Planung und die Abschaffung des privaten Profits kann der Menschheit und der Welt eine Zukunft sichern. Die Arbeiterklasse muss entschieden handeln – dies ist nicht nur ein Kampf gegen den Klimawandel, sondern für das Überleben allen Lebens auf der Erde.