Israel stürmt letztes Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen und zündet es an

Am Freitag haben die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) das Kamal Adwan-Krankenhaus überfallen, Patienten und Personal mit Gewalt entfernt und das Gebäude anschließend in Brand gesetzt. Das Krankenhaus war die letzte medizinische Einrichtung im nördlichen Gazastreifen, die nach Beginn des israelischen Völkermords an den Palästinensern im Oktober 2023 noch in Betrieb blieb.

Ein palästinensischer Mann trauert um Angehörige, die bei nächtlichen israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Maghazi getötet wurden. Aufgenommen im Al-Aqsa-Krankenhaus in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen, 28. Dezember 2024 [AP Photo/Abdel Kareem Hana]

Laut der New York Post wurden mehr als 240 Personen festgenommen, darunter der Direktor des Krankenhauses, Dr. Hussam Abu Safiya, den Israel beschuldigte, ein Hamas-Aktivist zu sein. Das zionistische Militär versuchte, die Auswirkungen seines brutalen Angriffs mit der Behauptung zu vertuschen, es hätte vor der Razzia 350 Patienten und Personal evakuiert.

Durch die Zwangsevakuierung wurde jedoch die medizinische Versorgung der Patienten unterbrochen, vor allem derjenigen, die sich in Lebensgefahr befinden oder auf lebensrettende Behandlung angewiesen waren. Nähere Angaben darüber, in welche Krankenhäuser oder Unterkünfte sie verlegt wurden, waren nicht verfügbar, da die Lage aufgrund der anhaltenden Militäraktion nach wie vor chaotisch ist.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verurteilte die Stürmung und erklärte, das Leben von 75.000 Einwohnern, die auf die Dienste des letzten großen Krankenhauses im nördlichen Gazastreifen angewiesen sind, sei gefährdet, da es außer Betrieb gesetzt wurde.

Die WHO kritisierte außerdem die systematische Zerstörung der Gesundheitsinfrastruktur des Gazastreifens und wies darauf hin, dass die verbliebenen Krankenhäuser nicht die Mittel haben, um den Zustrom von Patienten aus Kamal Adwan zu bewältigen. Medizinische und humanitäre Gruppen äußerten große Sorgen über die Stürmung und betonten Dr. Safiyas Einsatz für die Gesundheit von Kindern unter furchtbaren Bedingungen.

Die Hamas wies Israels Behauptung zurück, das Krankenhaus sei von Aufständischen als Kommandozentrale benutzt worden, und forderte eine internationale Intervention zum Schutz medizinischer Einrichtungen. Der Vorfall hat die Debatte über den Schutz von Gesundheitseinrichtungen in Konfliktgebieten und die humanitären Auswirkungen von Militäroperationen auf die zivile Infrastruktur verschärft.

Die WHO veröffentlichte am Samstag einen Bericht, in dem es hieß:

Erste Berichte deuten darauf hin, dass einige Bereiche des Krankenhauses während der Razzia niedergebrannt und schwer beschädigt wurden, darunter das Labor, die chirurgische Station, die Ingenieurs- und Wartungsabteilung, der Operationssaal und das medizinische Lager. Zuvor am gleichen Tag wurden Berichten zufolge zwölf Patienten und eine medizinische Mitarbeiterin gezwungen, in das zerstörte und funktionsunfähige indonesische Krankenhaus umzusiedeln, wo eine Versorgung nicht möglich ist. Der Großteil des Personals, die stabilen Patienten und Begleiter, wurden in eine nahegelegene Einrichtung gebracht.

Berichten zufolge wurden einige Menschen auch entkleidet und gezwungen, zu Fuß in den südlichen Gazastreifen zu laufen. In den letzten zwei Monaten war die Lage in der Umgebung des Krankenhauses hochexplosiv, und es kam fast täglich zu Angriffen auf die Krankenhäuser und deren Beschäftigte. Letzte Woche wurden Berichten zufolge bei Luftangriffen in der Nähe des Krankenhauses 50 Menschen getötet, darunter fünf Pflegekräfte des Kamal-Adwan-Krankenhauses.

Das Kamal Adwan ist jetzt leer... Die Verlagerung und Behandlung von Patienten in diesem kritischen Zustand und unter solchen Bedingungen stellen ein großes Risiko für ihr Überleben dar. Die WHO ist zutiefst besorgt um ihr Wohlergehen sowie um das des Direktors des Kamal-Adwan-Krankenhauses, der bei der Razzia verhaftet worden sein soll. Seit Beginn der Razzia hat die WHO den Kontakt zu ihm verloren.

Das Kamal-Adwan-Krankenhaus wurde in den letzten 14 Monaten mehrfach Ziel von militärischen Angriffen und Belagerungen der israelischen Streitkräfte.

Am 25. Oktober belagerten israelische Truppen das Krankenhaus, wodurch etwa 600 Patienten, Begleitpersonen und Personal darin eingeschlossen wurden. Die WHO berichtete damals, medizinisches Personal sei während dieser Razzia verletzt und verhaftet worden. Direktor Dr. Safiya erklärte, israelische Panzer hätten die Einrichtung umstellt, den Strom abgeschaltet und das zweite und dritte Stockwerk unter Beschuss genommen. Nach der Razzia war das Krankenhaus stark beschädigt, u.a. wurden durch die Bombardierungen wichtige Vorräte zerstört.

Anfang Dezember 2024 führten die IDF Luftangriffe in der Nähe des Krankenhauses durch, die auch zu zivilen Todesopfern führten. Am 11. Dezember wurde die Entbindungsstation des Krankenhauses angegriffen, was zum Tod von zwei Müttern und ihren neu geborenen Kindern führte. Einen Tag später überfielen israelische Truppen das Krankenhaus, verhafteten etwa 70 medizinische Fachkräfte und wiesen alle männlichen Personen über 16 Jahren an, das Krankenhaus zu verlassen, um sie zu durchsuchen.

Laut weiteren Berichten haben israelische Bulldozer Menschen überfahren, die sich vor dem Krankenhaus niedergelassen hatten, was zu zahlreichen Todesfällen führte. Der palästinensische Gesundheitsminister forderte eine Untersuchung der Vorfälle, und internationale Organisationen äußerten sich tief besorgt über die humanitären Folgen der Angriffe auf das Krankenhaus.

Die zunehmenden Angriffe und die Schließung des Kamal-Adwan-Krankenhauses sind Teil der systematischen Zerstörung der medizinischen Infrastruktur in Gaza durch Israel. Seit dem 7. Oktober 2023 wurden zahlreiche Krankenhäuser angegriffen, und die anhaltenden Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen sind eine zentrale Komponente der vorsätzlichen Mord- und ethnischen Säuberungsaktionen des Regimes von Benjamin Netanjahu.

Israel hat Luftangriffe auf das Al-Aqsa-Märtyrer-Krankenhaus im Zentrum von Gaza, das Al-Wafa-Krankenhaus im Zentrum von Gaza-Stadt, das Al-Quds-Krankenhaus in Gaza-Stadt, das Türkisch-Palästinensische Freundschaftskrankenhaus im Zentrum von Gaza und den Nasser-Krankenhauskomplex in Chan Yunis geflogen. Bei den Angriffen wurden dutzende Menschen getötet, zahllose weitere starben, weil es keine medizinische Versorgung gab, während Israel zwei Drittel aller Gebäude in der palästinensischen Enklave zerstört oder beschädigt hat.

Obwohl es kaum umfassende Daten gibt, wurde eine beträchtliche Zahl von Zivilisten, darunter auch Kinder, als direkte Folge der Angriffe auf die medizinische Infrastruktur getötet. Unter anderem wurden Krankenwagen, die versuchten, Verwundete zu erreichen oder Opfer in Krankenhäuser zu bringen, mit Drohnen angegriffen. Die Luftangriffe nahe dem Al-Shifa- und dem Al-Quds-Krankenhaus am 22. Oktober 2023 trugen beispielsweise zur damals „blutigsten“ Nacht des Völkermords bei.

Mittlerweile haben die Militäroperationen in Gaza auch unter dem medizinischen Personal eine beträchtliche Zahl von Todesopfern gefordert. Laut dem Gesundheitsministerium von Gaza wurden seit Oktober 2023 etwa 986 Angehörige des medizinischen Personals getötet, darunter 165 Ärzte, 260 Pflegekräfte, 300 Management- und Unterstützungskräfte, 76 Apotheker und zwölf andere medizinische Fachkräfte.

Am 3. November 2023 berichtete das Gesundheitsministerium von Gaza, dass seit Beginn des Konflikts 136 Sanitäter getötet und 25 Ambulanzfahrzeuge zerstört wurden. Am gleichen Tag bombardierte Israel einen medizinischen Konvoi außerhalb des Al-Shifa-Krankenhauses.

Dr. Hussam Abu Safiya, der bei dem jüngsten Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus verhaftet wurde, kam 1973 im Flüchtlingslager Dschabaliya im Norden des Gazastreifens zur Welt. Er ist palästinensischer Kinderarzt und Menschenrechtsaktivist. Dr. Safiya hat sich geweigert, das Krankenhaus zu evakuieren und blieb stattdessen trotz der Befehle der israelischen Truppen bei seinen Patienten.

Während einer früheren israelischen Razzia im Oktober 2024 wurde Dr. Safiya ebenfalls kurzzeitig festgenommen, kehrte aber an seine Arbeit zurück. Tragischerweise wurde während seiner Inhaftierung sein 15-jähriger Sohn Ibrahim, der mit der Familie im Krankenhaus untergebracht war, durch einen israelischen Drohnenangriff getötet.

Am 27. Dezember 2024 wurde Dr. Abu Safiya erneut von israelischen Soldaten bei einer Razzia im Krankenhaus verhaftet, diesmal wurde er beschuldigt Hamas-Aktivist zu sein. Dieses Vorgehen wurde von Ärzte- und humanitären Organisationen verurteilt, die sein Eintreten für die Gesundheit von Kindern unter den furchtbarsten Bedingungen hervorhoben.

Die World Socialist Web Site hat während des gesamten Völkermords in Gaza über die von der US-Regierung unterstützten Angriffe der israelischen Regierung auf medizinische Einrichtungen und ihr Personal berichtet und sie analysiert. Die Biden-Regierung äußert sich kaum noch zu diesen vorsätzlichen mörderischen Angriffen, da sie sich darauf konzentriert, der künftigen Trump-Regierung das Weiße Haus zu übergeben.

Am Freitag gab der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der US-Regierung, John Kirby, eine unaufrichtige Stellungnahme ab: „Krankenhäuser sollten keine aktiven Kampf- und Konfliktschauplätze sein. Die Menschen sollten in der Lage sein, sich in einem Krankenhaus sicher zu fühlen und die medizinische Versorgung zu bekommen, die sie dringend brauchen.“

Kirby bekräftigte auch die israelischen Behauptungen, die Hamas würde Krankenhäuser „als Waffenlager, Unterkunft für Kämpfer und zur Planung und Koordination“ nutzen. Diese Vorwürfe wurden nie mit einem einzigen Beweis untermauert. Anschließend verweigerte Kirby Antworten auf konkrete Fragen zu dem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus.

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