Am Mittwoch flog Israel vier schwere Luftangriffe auf die südlichen Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut sowie mehrere Angriffe auf Brücken und andere Infrastruktur an der libanesisch-syrischen Grenze. Diese Angriffe, das weitere Aushungern des Gazastreifens und die erneuten US-Angriffe auf Ziele im Jemen zeigen, dass Washingtons Kettenhund seine Bestrebungen, die Karte des Nahen Ostens neu zu zeichnen, mit unverminderter Brutalität fortsetzt.
Die vier Angriffe richteten sich gegen die Beiruter Vororte Haret Hreik und Burj al-Baranjeh. Dabei wurden sechs Wohngebäude zerstört, offizielle Opferzahlen wurden jedoch nicht bekanntgegeben. Nachdem am Dienstag mindestens 78 Menschen bei Überfällen der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) getötet wurden, liegt die offizielle Gesamtzahl der Todesopfer seit dem 8. Oktober vergangenen Jahres bei 3.365; dazu kommen 14.344 Verwundete.
Verteidigungsminister Israel Katz, dessen Vorgänger Yoav Gallant letzte Woche von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entlassen wurde, kündigte an, den Konflikt im Libanon weiter zu verschärfen. Bei einem Besuch des Nordkommandos der IDF erklärte er: „Es wird keinen Waffenstillstand geben, wir werden den Fuß nicht vom Gas nehmen, und wir werden kein Abkommen zulassen, mit dem unsere Kriegsziele nicht erreicht werden.“
Zu diesen Zielen gehören die Entwaffnung der Hisbollah, die Verdrängung ihrer Truppen bis nördlich des Flusses Litani sowie die Rückkehr der Einwohner in die Dörfer und Städte an der israelischen Nordgrenze. Weiter erklärte der Verteidigungsminister, Israel behalte sich das „Recht“ vor, jede Waffenstillstandsvereinbarung „durchzusetzen“, d. h. auch nach Inkrafttreten eines Waffenstillstands nach eigenem Ermessen Ziele im Libanon anzugreifen.
Die IDF meldeten sechs Todesopfer nach einem Schusswechsel mit Hisbollah-Kämpfern im südlichen Libanon. Das Gefecht ereignete sich Berichten zufolge, als die israelischen Streitkräfte versuchten, auf die zweite Linie von Dörfern innerhalb der Grenze vorzurücken.
Wie die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete, haben die Luftangriffe nahe der Grenze „beträchtliche Schäden“ an der Infrastruktur verursacht. Laut den IDF richteten sie sich gegen Schmugglerrouten, auf denen der Iran Waffen an die Hisbollah liefere. Vor weniger als drei Wochen, am 26. Oktober, hatte Israel bereits Luftangriffe gegen militärische Ziele im Iran durchgeführt. Die World Socialist Web Site bezeichnete diese Angriffe als „Generalprobe“ für einen regionalen Krieg.
Das US Central Command erklärte am Mittwoch, es habe am Samstag und Sonntag zahlreiche Ziele im Jemen angegriffen und dabei Waffen zerstört, die vom Iran an die Huthi geliefert wurden.
Der US-Imperialismus hat Israels Völkermord an den Palästinensern und den darauf folgenden Krieg gegen den Libanon uneingeschränkt unterstützt, da er sie als Bestandteil seiner eigenen Vorbereitung auf einen regionalen Krieg gegen den Iran betrachtet. Washington verfolgt das Ziel, seine Hegemonie über die ölreiche Region zu konsolidieren. Dies ist Bestandteil einer Neuaufteilung der Welt, die auch den Krieg gegen Russland in der Ukraine und die fortgeschrittenen Vorbereitungen auf einen Krieg mit China im asiatisch-pazifischen Raum umfasst.
Wenn Katz seine Drohung wahr macht, den Krieg im Libanon zu verschärfen, wird es noch wahrscheinlicher, dass sich der Konflikt über die gesamte Region ausbreitet. Der künftige US-Präsident Donald Trump, der in seiner erster Amtszeit die Spannungen mit Teheran durch die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran verschärft hat, hat nun den anti-iranischen Kriegstreiber Marco Rubio zum Außenminister ernannt. Letzten Monat rief Trump bei einer Wahlveranstaltung Israel auf, die iranischen Atomanlagen anzugreifen. Das bürgerlich-religiöse Regime in Teheran hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gewarnt, dass ein solcher Angriff zu einem offenen Krieg führen würde. Letzten Endes entschied sich Netanjahu für den begrenzteren, aber dennoch provokanten Angriff auf militärische Ziele vom 26. Oktober.
Mike Huckabee, ein überzeugter Verfechter der Expansionspläne des zionistischen Staates, soll Trumps Botschafter in Israel werden. Vermutlich wird die zweite Trump-Regierung Netanjahu freie Hand geben, die Siedlungen im Westjordanland auszuweiten und den Völkermord im Gazastreifen zu verschärfen. Huckabee erklärte dazu schon 2017: „So etwas wie ein Westjordanland gibt es nicht. Das ist Judäa und Samaria. Es gibt keine Siedlungen, das sind Gemeinden, Nachbarstaaten, Städte. Es gibt keine Besatzung.“
Israel setzte am Mittwoch seine Angriffe auf den Gazastreifen fort, wo Berichten zufolge im Verlauf des Tages 26 Menschen bei Angriffen getötet wurden. Einer der Angriffe richtete sich gegen den Distrikt al-Mawasi im Südwesten, eine angeblich „sichere Zone“, in die sich viele Vertriebene geflüchtet haben. Bei einem weiteren Angriff auf das Flüchtlingslager Maghazi wurden fünf Menschen getötet.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen schrieb auf X, die Märkte in der ganzen Enklave seien „im Verfall begriffen“, es gebe kaum noch Grundnahrungsmittel: „Frische Nahrungsmittel, Eier und Fleisch gibt es kaum noch, und die Preise für jegliche Nahrungsmittel haben Rekordwerte erreicht.“ Das UN-Hilfskoordinationsbüro OCHA fügte hinzu, dass seit Anfang November alle Versuche, eine israelische Genehmigung für die Lieferung von Hilfsgütern in den nördlichen Gazastreifen zu erhalten, abgelehnt wurden.
Anfang Oktober hatte Netanjahus rechtsextremes Regime den so genannten „Plan der Generäle“ übernommen, der die Unterbindung aller Lebensmittellieferungen in den nördlichen Gazastreifen und die Einstufung aller noch dort verbliebenen Menschen als feindliche Kämpfer beinhaltet.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Am Dienstag verteidigte die Biden-Regierung Israel gegen die Kritik von Hilfsorganisationen, die auf die katastrophal geringe Menge von Hilfsgüterlieferungen hingewiesen hatten. Obwohl das zionistische Regime nur ein Zehntel der 350 Lastwagen mit Hilfsgütern pro Tag einließ, die die Biden-Regierung letzten Monat gefordert hatte, erklärte das US-Außenministerium, Israel verstoße nicht gegen humanitäres Völkerrecht, indem es Lebensmittellieferungen zurückhalte. Washingtons massive Waffenlieferungen werden nicht eingeschränkt.
Am selben Tag fand im UN-Sicherheitsrat eine Beratung über die drohende Hungersnot im nördlichen Gazastreifen statt. Guyana und die Schweiz hatten diese nach einer Warnung von Experten für Ernährungssicherheit vom 8. November beantragt. Laut der von den UN ins Leben gerufenen Initiative IPC (Integrierte Klassifizierung von Lebensmittelphasen) besteht „eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass in Teilen des nördlichen Gazastreifens eine Hungersnot bevorsteht.“ Zuvor hatte das IPC-Gremium am 17. Oktober erklärt, dem gesamten Gazastreifen drohe zwischen November 2024 und April 2025 „in einem Härtefallszenario, das mit großer Wahrscheinlichkeit eintreten könnte, eine Hungersnot“.
Joyce Msuya, die kommissarische Leiterin des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, erklärte beim Treffen des Sicherheitsrats am Dienstag: „Wir erleben Handlungen, die an die schlimmsten internationalen Verbrechen erinnern.“ Sie beschrieb die anhaltende Belagerung des nördlichen Gazastreifens durch Israel als „verschärfte, extreme und beschleunigte Version des Grauens vom letzten Jahr.“
Der Leiter der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Rein Paulsen erklärte im Sicherheitsrat, die Zahl der Menschen, die unter „katastrophaler Ernährungsunsicherheit“ leiden, der höchsten Klassifizierung der Skala der IPC, werde sich in den kommenden Monaten auf 133.000 verdreifachen. „Faktisch verhungern Männer, Frauen, Jungen und Mädchen, während der Konflikt anhält und humanitäre Organisationen den Bedürftigen keine Hilfsgüter liefern dürfen ... Bis die Hungersnot offiziell ausgerufen wurde, sterben bereits Menschen vor Hunger, mit unumkehrbaren Folgen für ganze Generationen.“
Die FAO veröffentlichte bei dem Treffen eine Erklärung, laut der die Lebensmittelproduktion im Gazastreifen „zusammengebrochen“ ist: „Fast 70 Prozent des Ackerlandes, auf dem ein Drittel des täglichen Konsums angebaut wurde, wurden zerstört; mehr als 70 Prozent der Olivenbäume und Obstgärten wurden niedergebrannt, die landwirtschaftliche Infrastruktur dezimiert, 95 Prozent der Rinder und mehr als die Hälfte der Schaf- und Ziegenherden sind tot.“
Keine dieser furchtbaren Tatsachen kümmert die imperialistischen Barbaren im Sicherheitsrat. Sie sind fest entschlossen, ihre Unterstützung für Israels Völkermord fortzusetzen, und sie gehen im Inland brutal gegen alle Protestaktionen vor. Die einzige gesellschaftliche Kraft, die dieser Brutalität ein Ende setzen kann, ist die internationale Arbeiterklasse, wenn sie sich auf der Grundlage eines sozialistischen und internationalistischen Programms für die Abschaffung des Kapitalismus einsetzt, die Ursache für Völkermord und imperialistischen Krieg.