Perspektive

Streiks bei Amazon und Starbucks in den USA: Zunehmende globale Klassenkonflikte zeichnen sich ab

Streik bei Amazon in Kalifornien, 19. Dezember 2024

In den Vereinigten Staaten sind die Weihnachtstage eine Zeit des Klassenkampfes. Tausende von Amazon- und Starbucks-Beschäftigten befinden sich im Streik, und viele weitere wollen sich anschließen.

Die World Socialist Web Site unterstützt diese Streiks und ruft zur Mobilisierung der Arbeiter für diese Streiks auf. Dies ist nicht nur ein Kampf, der die Angehörigen von zwei Betrieben angeht. Es geht die Arbeiterklasse als Ganzes an und ist ein Kampf, der für alle Arbeiter von entscheidender Bedeutung ist. Zudem zeigt der Streik einen Trend an, der sich im Jahr 2025 weltweit verstärken wird.

Amazon-Fahrer in New York City, Atlanta, Südkalifornien, San Francisco und Skokie, Illinois, streiken nach Angaben der US-Transportarbeitergewerkschaft Teamsters. Dies ist Berichten zufolge der größte Streik in der Geschichte des Unternehmens. Die Fahrer fordern einen ordentlichen Angestelltenstatus, existenzsichernde Löhne und ein Ende des Uber-ähnlichen Bewertungssystems, das ihre Arbeitszeiten kontrolliert.

In Queens, New York, streiken Fahrer, die bei 20 Subunternehmern beschäftigt sind, gemeinsam. Sie verdienen etwa 15 Dollar pro Stunde und liegen damit weit unter dem existenzsichernden Lohn für Alleinerziehende in New York City (56,42 Dollar pro Stunde). Ähnliche Bedingungen herrschen im Lagerhaus JFK8 in Staten Island, wo sich 5.500 Beschäftigte im März 2022 für die Anerkennung der Gewerkschaft einsetzten.

Die Teamsters haben die JFK8-Beschäftigten weitgehend ausgegrenzt und den Streik trotz der Weigerung von Amazon, einen Vertrag auszuhandeln, auf symbolische Proteste beschränkt. Die Teamsters-Führung hofft, Amazon davon zu überzeugen, dass die Anerkennung der Gewerkschaft und geringfügige Verbesserungen die massive Fluktuationsrate im Unternehmen senken und künftige Streiks der 1,1 Millionen US-Beschäftigten verhindern werden.

Sie möchte die gleichen guten Beziehungen zur Unternehmensleitung, die sie bei UPS genießt. Dort hat die Gewerkschaftsführung Massenentlassungen als Teil einer Umstrukturierung im Stil von Amazon unterstützt. Die Amazon-Beschäftigten hingegen wollen einen ernsthaften Kampf und den Betrieb lahmlegen, um ihre Forderungen durchzusetzen.

Am Montag schlossen sich die Starbucks-Baristas in Boston, Dallas-Fort Worth und Portland, Oregon, den Streiks an, die am 20. Dezember begonnen hatten. Von dem Streik sind inzwischen 50 Geschäfte in 12 Großstädten betroffen, darunter in Seattle, Los Angeles, Chicago, New York City und Philadelphia.

Die Gewerkschaft Starbucks Workers United, die Beschäftigte in 525 Filialen vertritt, sagt, das Unternehmen weigere sich, ernsthaft zu verhandeln. Trotz eines Gewinns von 3,76 Milliarden Dollar im Jahr 2024 bietet Starbucks den meisten Baristas keine sofortigen Erhöhungen und nur 1,5 Prozent garantierte zukünftige Erhöhungen an. Starbucks weist die Forderungen nach höheren Löhnen zurück und bezeichnet sie als „untragbar“. Das Unternehmen behauptet, dass sein magerer Durchschnittslohn von 18 Dollar pro Stunde und seine Sozialleistungen von anderen Einzelhändlern nicht übertroffen werden.

Sowohl Amazon als auch Starbucks sind gigantische Weltkonzerne. Mit einer riesigen Belegschaft in über 50 Ländern dominiert Amazon Sektoren wie Einzelhandel, Logistik, Technologie und Unterhaltung. Mit mehr als 360.000 Mitarbeitenden und einer Präsenz in 80 Ländern ist Starbucks nach McDonald's das zweitgrößte Unternehmen im Bereich der Lebensmittelindustrie.

Beide werden von einer kapitalistischen Oligarchie kontrolliert, die von der Ausbeutung der Arbeiterklasse profitiert. Amazon-Besitzer Jeff Bezos mit einem Nettovermögen von über 241 Milliarden Dollar und der ehemalige Starbucks-Chef Harold Schultz, dessen Vermögen auf 3,2 Milliarden Dollar geschätzt wird, verkörpern die große Kluft zwischen den Ultrareichen und der Arbeiterklasse.

Der Kampf gegen diese Unternehmen und die herrschende Klasse als Ganzes erfordert die Mobilisierung der kollektiven Kraft der gesamten Arbeiterklasse. Die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) steht für eine Gegenoffensive der Basis durch den Aufbau von Aktionskomitees in jedem Betrieb.

Diese Aktionskomitees müssen die notwendigen Maßnahmen organisieren, um das „Make-Rate“-System bei Amazon abzuschaffen, die Gelegenheitsarbeit in beiden Unternehmen zu beenden und existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten zu sichern. Über die IWA-RFC werden die Arbeiter direkte Kommunikationslinien aufbauen und ihre Kämpfe über nationale Grenzen hinweg koordinieren. Die Aktionskomitees werden für die Macht der Arbeiter gegen die Angriffe der Konzernführung und gegen den Ausverkauf durch Gewerkschaftsfunktionäre kämpfen.

Ohne einen solchen Kampf sind größere Erfolge der Arbeiter gegen diese globalen Konzerne nicht denkbar. Zur Organisation des Kampfes müssen die Arbeiter die Kontrolle übernehmen, die noch in den Händen des Gewerkschaftsapparats und seiner Funktionäre liegt. Die Funktionäre, welche die Gewerkschaften steuern, sorgen sich nur um ihre politischen Verbindungen und sechsstelligen Gehälter.

Seit dem „Gilded Age“ Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts und der damaligen Herrschaft von Carnegie, Rockefeller und anderen „robber barons“ (Räuberbaronen) ist nicht mehr so deutlich gewesen, dass die Arbeiterklasse einer kapitalistischen Oligarchie gegenübersteht, die das wirtschaftliche und politische Leben vollständig kontrolliert. Millionen von Arbeitern werden sich zunehmend bewusst, dass sie diese Oligarchie bekämpfen müssen oder von ihr versklavt werden.

Alle Indizes einer sozialen Notlage - sinkende Reallöhne bei wachsender Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger und Obdachlosigkeit - haben sich im letzten Jahr verschlechtert. Aber für die herrschende Klasse war 2024 ein Jahr des Bereicherung.

„Es war ein erstaunliches Jahr für Milliardäre: Mehr als die Hälfte der mehr als 2.800 Mitglieder dieses exklusiven Clubs wird 2024 noch reicher“, berichtet Forbes. Die Top-10-Milliardäre des Jahres haben ihr Vermögen laut Forbes um 730 Milliarden Dollar erhöht, wobei Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, die 400-Milliarden-Dollar-Grenze überschritten hat.

Die neue Trump-Regierung ist eine Auswahl von Oligarchen, bei denen Milliardär oder Multi-Millionär zu sein die erste Voraussetzung für die Ernennung zum Minister, Staatssekretär oder Berater ist. Aber die Pläne von Trump, Musk und den anderen Milliardären, zig Millionen Einwanderer zu deportieren, Billionen Dollar bei den Sozialprogrammen zu streichen und die sozialen und demokratischen Errungenschaften zu zerstören, welche die Arbeiterklasse in vielen Kämpfen errungen hat, werden auf massiven Widerstand stoßen.

Der Kampf gegen die Trump-Regierung wird auch zu einem Konflikt mit der Gewerkschaftsbürokratie führen. Der Vorsitzende der Teamsters, Sean O'Brien, steht an der Spitze einer Reihe von Gewerkschaftsfunktionären, die ihre Unterstützung für die Politik Trumps erklären. Insbesondere befürworten sie seinen toxischen „America First“-Nationalismus.

Der Klassenkampf wird zur treibenden Kraft des politischen Geschehens. Das vergangene Jahr war geprägt von einem Anstieg der weltweiten Klassenkämpfe. Gegen die von den USA unterstützte israelische Offensive im Gazastreifen kam es zu massiven Protesten. In Argentinien, Guinea, Nigeria, Griechenland und Italien gab es Generalstreiks gegen Sparmaßnahmen und Repression. In Nordirland führten 150.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes den größten Streik seit über einem halben Jahrhundert durch. Bedeutende Streiks gab es auch in Südkorea (Seoul Transit, Samsung), Sri Lanka (Eisenbahner), Chile (Kupferminenarbeiter), Brasilien (Hafenarbeiter), der Türkei (Metallarbeiter, Bergarbeiter), Deutschland (Lufthansa, VW), Großbritannien (Bahn und Flughafen), Frankreich (Hafen, Bahn und öffentlicher Sektor) und Mexiko (Stahl- und Automobilarbeiter).

In den Vereinigten Staaten streikten u. a. die Beschäftigten der Telekommunikationsgesellschaft AT&T in den Südstaaten und fast 40.000 Beschäftigte der University of California, die ihre Studierenden gegen Repressionen wegen des Protestes gegen den Völkermord im Gazastreifen verteidigten. Hinzu kam der zweimonatige Streik von 33.000 Boeing-Beschäftigten und die Arbeitsniederlegung von 47.000 Hafenarbeitern an der Ost- und Golfküste. In Kanada streikten Tausende von Erziehern in Saskatchewan sowie Beschäftigte der Eisenbahn, der Häfen und der Canada Post.

Die Streiks bei Amazon und Starbucks sind ein erster Hinweis auf den Sturm des Klassenkampfes im Jahr 2025. In den USA gehören dazu die erneuten Kämpfe der Hafenarbeiter, der Eisenbahner, der Erzieher und der Beschäftigten im Gesundheitswesen.

Der Zusammenhang zwischen den Angriffen auf die Arbeiterklasse im eigenen Land und den sich ausweitenden Kriegen des US- und Weltimperialismus um die Vorherrschaft über Rohstoffe, Märkte, Profite und billige Arbeitskräfte wird deutlicher denn je. Trumps Tiraden hinsichtlich einer Übernahme des Panamakanals und die Kriegstreiberei der Demokraten gegen Russland gehen Hand in Hand mit den Plänen, das Militär gegen Einwanderer und den „inneren Feind“, d. h. die Arbeiterklasse, einzusetzen.

Die Milliardäre dieser Welt werden vom gesamten politischen Establishment hofiert und in ihrem Amoklauf unterstützt. Es zeigt sich, dass das Überleben der Menschheit – und sowieso jeder menschliche Fortschritts und die Verwirklichung der sozialen Gleichheit – ausschließlich durch die Enteignung der Milliardäre und der Beendigung ihrer diktatorischen Kontrolle über die Gesellschaft zu erreichen ist.

Die World Socialist Web Site fordert die größtmögliche Unterstützung für die streikenden Amazon- und Starbucks-Beschäftigten. International müssen Aktionskomitees aufgebaut werden, um im neuen Jahr in den Vereinigten Staaten und weltweit eine mächtige Gegenoffensive der Arbeiterklasse zu organisieren.

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