Trump setzt Grönland auf die Liste möglicher US-Neuerwerbungen

In einer Erklärung, die bei jedem anderen Staatschef als wahnsinnige Provokation und Kriegstreiberei gelten würde, hat der designierte US-Präsident Donald Trump Grönland auf die Liste der Gebiete gesetzt, die er für die Vereinigten Staaten zu erwerben vorschlägt. Er hat zuvor bereits die Rückgabe der Panamakanalzone an die USA und die Umwandlung Kanadas in den 51. US-Bundesstaat gefordert.

Satellitenbild von Grönland [Photo: NASA]

Die Leitmedien haben die größenwahnsinnigen Träumereien über die territoriale Ausdehnung der Vereinigten Staaten weitgehend als bloßes Getöse abgetan oder als Anzeichen für einen geistigen Verfall Trumps, des ältesten Mannes, der je zum Präsidenten gewählt wurde. Aber einige der anvisierten Ziele für eine US-Übernahme waren nicht so selbstgefällig.

Trump verlautete am Montagmorgen auf Truth Social: „Für Zwecke der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der ganzen Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika der Meinung, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit ist.“ Wie er Dänemark, ein NATO-Mitglied, dazu zwingen will, das Gebiet an die Vereinigten Staaten abzutreten, sagte Trump nicht.

Der grönländische Regierungschef Múte Egede reagierte am Montag schriftlich auf Trumps Interessensbekundung am Kauf der arktischen Insel: „Grönland gehört uns. Wir sind nicht käuflich und werden nie käuflich sein. Wir dürfen unseren langen Kampf für die Freiheit nicht verlieren.“

In Panama verurteilte Präsident Jose Raul Mulino Trumps Äußerungen zur Rücknahme des Kanals. „Jeder Quadratmeter des Panamakanals und des umliegenden Gebiets gehört zu Panama und wird auch weiterhin zu Panama gehören“, sagte er in einem in den sozialen Medien veröffentlichten Video.

Bereits in seiner ersten Amtszeit im Jahr 2019 stellte Trump in Aussicht, Grönland von Dänemark zu kaufen. Dänemark übt eine lockere Kontrolle über das riesige, aber weitgehend unbewohnte Gebiet aus, in dem weniger als 59.000 Menschen auf einer Fläche von 2.166.000 Quadratkilometern leben. Nahezu drei Viertel der Landoberfläche sind von Gletschern bedeckt. Die Insel ist größer als Alaska und zehnmal so groß wie Großbritannien.

Aufgrund seiner Lage auf dem Globus ist Grönland der direkteste Weg für den Flugverkehr von weiten Teilen Nordamerikas nach Europa - einschließlich amerikanischer Atomraketen, die auf das europäische Russland gerichtet sind. Dies erklärt das seit langem bestehende Interesse des US-Militärs an der US-Einrichtung, die lange als Thule Air Base bekannt war und im vergangenen Jahr in Pituffik Space Base umbenannt wurde, nach dem Namen der Inuit für das Gebiet.

In den 1960er Jahren gab es in Thule mehr als 10.000 US-Bedienstete, etwa genau so viele wie die erwachsene Bevölkerung Grönlands insgesamt zählte. Derzeit leben dort schätzungsweise 3.000 Menschen, die mit US-Atomraketen, Spezialradaren und Dutzenden von geheimen Missionen befasst sind.

Neben seiner militärstrategischen Bedeutung wird Grönland von US-amerikanischen und kanadischen Unternehmen zur Ausbeutung der enormen Bodenschätze ins Visier genommen - insbesondere da das Eis schmilzt, das bislang den größten Teil der Inseloberfläche bedeckt. Die Westküste der Insel könnte zu einer wichtigen Route für den Seehandel werden, wenn sich durch das Abschmelzen des Arktischen Ozeans eine ganzjährig befahrbare Nordwestpassage öffnet.

Angenommen Wladimir Putin oder Xi Jinping würden über die Notwendigkeit nachdenken, große angrenzende Gebiete - Polen, die baltischen Staaten, die Mongolei oder Nepal - oder kritische Engpässe wie die türkischen Meerengen oder die Straße von Malakka zu übernehmen. Die Leitmedien würden sowohl in den USA als auch in anderen imperialistischen Mächten Alarm schlagen und einen baldigen Krieg vorhersagen.

Putins reaktionärer Einmarsch in der Ukraine, der durch die Politik der USA und der NATO, das Militärbündnis bis an die russische Grenze auszuweiten, provoziert wurde, galt als Beweis dafür, dass Putin ganz Osteuropa und vielleicht auch Westeuropa erobern will.

Chinas Arbeiten an kleinen Inseln und Riffen im Südchinesischen Meer mit dem Ziel, sie zu echten Landmassen zu machen, die mit Flugpisten und ständigen Wohnungen ausgestattet sind, war Gegenstand einer jahrelangen Kampagne in den australischen und amerikanischen Medien, die Peking als militärische Bedrohung für die gesamte indopazifische Region darstellten.

Trumps Äußerungen über die Eingliederung Kanadas und Grönlands in die Vereinigten Staaten, durch die das größte Land der Welt, noch größer als Russland, entstehen würde, werden in den US-Medien als unseriös und sicherlich keine Kriegsdrohung betrachtet. Aber die Bedrohung durch den amerikanischen Expansionismus wird von den Regierungen und Militärs der Länder, die sich dem in den Weg stellen könnten, absolut ernst genommen.

Auch Trumps eigene Entourage nimmt diese Äußerungen erkennbar ernst. Corey Lewandowski, ein „hochrangiger Berater“ und ehemaliger Spitzenfunktionär im Wahlkampf, erklärte gegenüber dem Online-Portal Newsmax, Trump sei ein „Meister der Immobilien“ („real estate master“) - im Gegensatz zu Präsident Jimmy Carter, der sich damals eingewilligt hatte, den Panamakanal an Panama zurückzugeben.

„Noch einmal: Präsident Trump konzentriert sich zuerst auf Amerika“, sagte er. „Es ist also an der Zeit, dafür zu sorgen, dass unsere Unabhängigkeit und unsere Vormachtstellung auf der Weltbühne wieder ins Spiel kommen. ... Er spricht davon, dass Grönland vielleicht aus historischer Sicht ein Teil der Vereinigten Staaten wird und dass er den Panamakanal zurückerobert, damit China dort keinen Einfluss mehr hat. Dies ist ein Präsident, der unkonventionelle Ankündigungen macht, um der Welt zu zeigen, dass die Vereinigten Staaten wieder die dominierende Supermacht der Welt sind.“

Auf die Frage des Interviewers, warum Trump Grönland ins Visier nimmt, erklärt Lewandowski: „Übrigens haben wir unser Land seit 70 Jahren nicht mehr erweitert. Donald Trump denkt also wieder einmal über den Tellerrand hinaus. Wie können wir auf der Weltbühne eine nachhaltige Wirkung erzielen? Wie sieht sein Vermächtnis aus? Dies ist jemand, der eine Vision für Amerikas Größe hat, lange nachdem er das Weiße Haus verlassen hat und das ist nur ein Teil davon.“

Lewandowski hätte gefragt werden können, ob Trump sein Buch mit Hitler-Reden gelesen hat, das er nach Angaben seiner ersten Frau neben seinem Bett aufbewahrt. Das würde die Inspiration für seine kruden Erklärungen verdeutlichen, dass der amerikanische Imperialismus Lebensraum braucht, wenn auch eher im hohen Norden als im Osten.

Unterdessen gab Trump die Besetzung von vier Spitzenpositionen im Pentagon bekannt. Dies sind die wichtigsten Berater seines Kandidaten für das Amt des Verteidigungsministers, das vom ehemaligen Fox-News-Kommentator und Kriegsverbrecher-Verteidiger Pete Hegseth übernommen werden soll.

So wurde der Milliardär Stephen Feinberg zum stellvertretenden Verteidigungsminister ernannt, dem zweitwichtigsten Posten und dem wahrscheinlichen Nachfolger von Hegseth, falls dessen Nominierung scheitert. Feinberg ist Mitbegründer von Cerberus Capital Management, einer privaten Kapitalbeteiligungsgesellschaft mit umfangreichen Investitionen in der Rüstungsindustrie, die einen Großteil der US-Panzer- und Panzerwagenproduktion von General Motors sowie den Waffenhersteller Remington übernommen hat.

Elbridge Colby soll zum Staatssekretär für Verteidigungspolitik ernannt werden. Der Enkel des verstorbenen CIA-Direktors William Colby, der während des Vietnamkriegs das Phoenix-Attentatsprogramm überwachte, bekleidete während der ersten Amtszeit Trumps bereits einen untergeordneten Posten im Pentagon. Er befürwortet Waffenlieferungen an die Ukraine und Wirtschaftssanktionen gegen Russland, ist aber gegen eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO.

Michael Duffey wird Staatssekretär für Beschaffung und Instandhaltung, eine äußerst einflussreiche Position für die Steuerung lukrativer Verträge mit der riesigen US-Rüstungsindustrie. In Trumps erster Amtszeit arbeitete er im Büro für Verwaltung und Haushalt des Weißen Hauses. Emil Michael soll Staatssekretär für Forschung und Technik werden. Er war früher eine Führungskraft bei Uber, wo er laut der New York Times „die Einstellung von Ermittlern unterstützte, um Journalisten zu verfolgen, die kritische Artikel über das Unternehmen schrieben“.

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