Den folgenden Brief hat David North an das Institute of Historical Research an der School of Advanced Study der Universität London geschickt. Das Institut veranstaltet am 2. Dezember 2024 ein Online-Seminar, bei dem der Akademiker Aidan Beatty zum Thema „Gerry Healy and the WRP: Violence, Gender, and the Perils of Trotskyism“ (Gerry Healy und die WRP: Gewalt, Gender und die Gefahren des Trotzkismus) sprechen wird. North fordert die Veranstalter auf, ihn bei diesem Seminar auf Beattys Darstellung antworten. zu lassen. Unterstützt den Brief von David North, indem ihr eine E-Mail an folgende Adresse schickt: ihr.reception@sas.ac.uk (in Kopie an sep@socialistequality.com).
29. November 2024
An das Institute of Historical Research.
Am 2. Dezember 2024 veranstaltet das Institute of Historical Research ein Online-Seminar mit dem Titel „Gerry Healy and the WRP: Violence, Gender, and the Perils of Trotskyism“. Als Sprecher ist der Dozent Aidan Beatty eingeladen.
Wie der Titel des geplanten Seminars deutlich macht, handelt es sich nicht um eine Bildungsveranstaltung, sondern um ein politisches Treffen mit dem ausdrücklichen Ziel, die trotzkistische Bewegung anzugreifen und zu diskreditieren.
Das jüngste Buch von Aidan Beatty „The Party is Always Right: The Untold Story of Gerry Healy and British Trotskyism“ (Die Partei hat immer Recht: Die ungeschriebene Geschichte von Gerry Healy und dem britischen Trotzkismus) ist eine eklatante Geschichtsfälschung, die gegen die elementarsten Standards der wissenschaftlichen Forschung verstößt. Es enthält Behauptungen über das Leben von Gerry Healy, die nachweislich unwahr sind. Das Buch ist bei Pluto Press erschienen, einem Verlag, in dem langjährige Widersacher Healys den politischen Ton angeben. Es basiert fast ausschließlich auf unbelegten Behauptungen von politischen Gegnern Gerry Healys, was Mr. Beatty als „Oral History“ ausgibt. Es ist unglaublich für einen Historiker, dass Mr. Beatty bei der Abfassung dieser Biografie so gut wie keine Nachforschungen in den Archiven angestellt hat. In einem 234-seitigen Buch, das vorgibt, die politische Karriere von Gerry Healy über sechs Jahrzehnte zu beschreiben, finden sich nur fünf Fußnoten zu Healys Schriften. Der tatsächliche Inhalt der politischen Kontroversen, in denen Healy eine zentrale Rolle spielte, wird ignoriert und auf die entsprechenden Dokumente nicht verwiesen.
Die World Socialist Web Site hat mehrere Besprechungen von Mr. Beattys Buch veröffentlicht, in denen seine Fälschungen der historischen Fakten entlarvt werden. Eine zentrale Behauptung Beattys findet sich gleich auf der ersten Seite seines Einleitungskapitels: „Am ungeheuerlichsten ist Gerry Healys wiederholte Behauptung, er habe gesehen, wie die [britischen] Black and Tans seinen Vater während des Unabhängigkeitskrieges erschossen hätten, was eine glatte Lüge war.“ Diese Aussage wird durch keinerlei schriftliche Beweise gestützt und basiert ausschließlich auf Klatsch und Tratsch. Nachforschungen der WSWS haben ergeben, dass Healy nie behauptet hat, Zeuge des Todes seines Vaters gewesen zu sein. Tatsächlich hat er nie über seinen familiären Hintergrund geschrieben oder gesprochen – nicht einmal mit seiner Tochter.
Weiter behauptet Beatty, Healy sei in einer wohlhabenden bürgerlichen Familie aufgewachsen und die Gegend Irlands, in der er seine Kindheit verbrachte, sei von der Gewalt der Rebellion und des Bürgerkriegs weitgehend verschont geblieben. Auch das hat die WSWS als völlig falsch entlarvt.
Gestatten Sie mir, Ihr Institut auf die jüngste und ausführliche Antwort auf Beattys Biografie auf der World Socialist Web Site hinzuweisen: „Slander vs. Biography: Aidan Beatty’s falsification of Gerry Healy’s family and childhood in a decade of rebellion and civil war“ von Thomas Scripps. Gestützt auf fundierte Archivrecherchen deckt Scripps die Fälschungen Beattys auf.
Mr. Beatty beschränkt seinen Angriff nicht auf Gerry Healy. So sehr es bei einer vorgeblichen Biografie Gerry Healys auch verwundern mag, das letzte Kapitel ist einer Anklage gegen die Socialist Equality Party in den USA und gegen meine Person gewidmet. Der letztgenannte Angriff ist im höchsten Maße personenbezogen und umfasst Daten, die er offenbar aus Quellen auf Ancestry.com gewonnen hat. Er macht Angaben über meine Großeltern, Eltern und andere persönliche Informationen, die nichts mit dem Leben von Gerry Healy zu tun haben.
Was Mr. Beatty bei dieser persönlichen Attacke vermissen lässt, ist ein Hinweis auf die politischen Differenzen zwischen mir und Gerry Healy, die ausführlich dokumentiert sind.
Dies wirft eine weitere wichtige Frage auf. In der Danksagung von Beatty, in der er angeblich seine Beweggründe für das Schreiben dieser Biografie erläutert, verschweigt er, dass er ein führendes Mitglied der Democratic Socialists of America (DSA) ist. Diese Partei hat eine absolut feindliche Haltung gegenüber der Socialist Equality Party, deren Vorsitzender ich bin. Darüber hinaus arbeitete Beatty etwa fünf Jahre lang an der Wayne State University in Detroit, wo die Socialist Equality Party und ihre Jugendorganisation, die International Youth and Students for Social Equality, präsent und aktiv sind. Die DSA versuchen, die Arbeit der SEP und der IYSSE auf dem Campus der Wayne State University zu unterdrücken und riefen sogar die Polizei. Somit ist der erste Satz in Beattys Danksagung völlig unglaubwürdig: „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum ersten Mal von Gerry Healy gehört habe, aber Anfang 2020 hatte ich begonnen, Material über ihn zu sammeln, ohne zu wissen, ob daraus ein längerer journalistischer Text oder ein eigener akademischer Artikel entstehen würde.“ Als politisch aktiver Gegner der SEP auf dem Campus der Wayne State University war Beatty mit Sicherheit ausreichend mit der Geschichte der trotzkistischen Bewegung vertraut, um von Gerry Healy gehört zu haben, lange bevor er beschloss, seine Biografie zu schreiben.
Es gibt noch einen weiteren Punkt, der mit den Ursprüngen von Beattys Buchprojekt zusammenhängt. Beatty schreibt in seiner Danksagung: „Meine Forschung in Großbritannien wurde vom Jewish Studies Program und dem World History Center an der Universität Pittsburgh finanziert, die so großzügig waren, die jüdischen, israelisch-palästinensischen und globalen Zusammenhänge dieses Projekts zu erkennen.“ Mr. Beatty versäumt es, die Art dieser „globalen Zusammenhänge“ zu erläutern. Er erklärt nicht, wie er diese beiden Institutionen davon überzeugt hat, eine Biografie zu finanzieren, die dem Leben eines in Irland geborenen Trotzkisten gewidmet ist, dessen gesamte politische Laufbahn in Großbritannien stattfand. Mr. Beatty unterhält seit zehn Jahren Beziehungen zu Organisationen, die mit der zionistischen Bewegung und dem israelischen Staat eng verbunden sind. In Anbetracht von Gerry Healys bekannter Unterstützung für den Kampf der palästinensischen Nationalbewegung gegen den zionistischen Staat kann man davon ausgehen, dass die Finanzierung von Beatty in dem Wissen erfolgte, dass seine Biografie dazu dienen würde, die trotzkistische Bewegung zu diskreditieren. Beatty hat es versäumt, auf die Aufforderung der WSWS zu antworten, seine Anträge auf Finanzierung beim Jewish Studies Program und World History Center zu veröffentlichen.
In Anbetracht der oben genannten Punkte und Umstände bitte ich das Institute of Historical Research, mir die Teilnahme an dem Online-Webinar am 2. Dezember zu gestatten, damit ich genügend Zeit habe, auf die Präsentation von Mr. Beatty zu antworten. Das IHR, das für die Förderung wissenschaftlicher Forschung bekannt ist, sollte Mr. Beattys offenkundig falschen und böswilligen, parteilich motivierten Angriff auf die trotzkistische Bewegung nicht unterstützen. Angesichts der Tatsache, dass ich Gegenstand seiner Angriffe bin, ist es umso mehr geboten, dass das IHR mir gestattet, auf Mr. Beatty zu antworten.
Dass ich diese Anfrage erst so spät stelle, sollte nicht als Rechtfertigung dafür genutzt werden, sie abzulehnen. Wir wurden über das geplante Online-Seminar nicht offiziell informiert und haben erst in den letzten 48 Stunden davon erfahren. In jedem Fall ergeben sich aus dem Format einer Online-Veranstaltung keine organisatorischen Hindernisse dafür, meiner Bitte nachzukommen.
Ich freue mich auf Ihre Antwort,
David North
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