80 Jahre Majdanek: Vom Krieg im Osten zum Holocaust

Am 23. Juli jährte sich zum 80. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Lublin-Majdanek in Polen. Zum Jahrestag gab es Gedenkfeiern in Lublin, wo bereits kurz nach der Befreiung 1944 eine Gedenkstätte an die Nazi-Verbrechen gegründet wurde. In Deutschland wurde das Datum vom offiziellen Politikbetrieb dagegen kaum beachtet. Es gab nur wenige, kleinere Veranstaltungen, darunter im Museum Berlin-Karlshorst, das am Ort der Kapitulation Nazi-Deutschlands an den Zweiten Weltkrieg erinnert.

Dies ist bemerkenswert, denn immerhin handelt es sich um das erste große NS-Lager, das die Rote Armee befreite, und zwar schon ein halbes Jahr vor Auschwitz. Seine Geschichte zeigt, wie es der Historiker und Holocaust-Forscher Stephan Lehnstaedt bei der Berliner Gedenkveranstaltung formulierte, „im Grunde alle Aspekte von Besatzung und Holocaust im östlichen Europa“.

Tatsächlich ist die Geschichte Majdaneks besonders aufschlussreich. Hier lässt sich konkret der Zusammenhang zwischen dem Angriffskrieg Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion und dem Holocaust, der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, die vor allem Polen und Osteuropa betraf, nachvollziehen.

Begonnen als Gefangenen- und Zwangsarbeiterlager im Rahmen der Germanisierungs- und Aussiedlungspolitik endete das Lager Majdanek mit der Ermordung von rund 80.000 Häftlingen, darunter über 60.000 Juden.

Als in der Nacht vom 22. zum 23. Juli 1944 sowjetische Soldaten und Mitglieder der polnischen Untergrundarmee das Lager vor den Toren Lublins im Osten Polens erreichten, fanden sie einen Ort des Grauens: brennende Baracken, abgerissene Wachtürme, Erschießungsgräben, zerstörte Gaskammern, Verbrennungsöfen mit Asche, Knochen, menschliche Überreste und Berge von Schuhen ermordeter Menschen. Dazwischen rund tausend Häftlinge im erbärmlichen Zustand zwischen Leben und Tod. Das SS-Wachpersonal hatte wenige Stunden vor ihrem Eintreffen fluchtartig das Lager verlassen, die Gebäude in Brand gesetzt, Leichen notdürftig verscharrt und rund tausend Häftlinge nach Auschwitz transportiert.

Soldaten der Roten Armee vor den Überbleibseln des Krematoriums [Photo by Deutsche Fotothek‎ / wikimedia / CC BY-SA 3.0]

Kurz nach Eintreffen der Soldaten strömten Angehörige und Bewohner der Umgebung auf das riesige Lagerfeld. Am 6. August 1944 versammelten sie sich bei einer Trauerfeier in Lublin, an der auch internationale Kriegsreporter teilnahmen. Die entsetzlichen Bilder der Nazi-Mordmaschinerie gingen schnell um die Welt. Doch die Bitten jüdischer Exilgruppen an die alliierten amerikanischen und britischen Streitkräfte, die Gleise von Auschwitz zu bombardieren, wo die Massenmorde tagtäglich weiterliefen, verhallten ergebnislos.

Ein sowjetisch-polnisches Kamerateam – darunter die späteren Gründer der Filmhochschule Łódź, Stanisław Wohl, Aleksander Ford und Adolf Forbert – begann unmittelbar mit einer filmischen Dokumentation, die noch im gleichen Jahr erschien: „Vernichtungslager Majdanek – Friedhof Europas“, in dem Originalaussagen von Überlebenden und gefangenen SS-Wachleuten zu hören sind.

Am 19. August 1944, knapp einen Monat nach der Auflösung des Lagers, entstand die Initiative zur Gründung eines Museums. Majdanek wurde damit zur europaweit ersten KZ-Gedenkstätte, die ihre Arbeit noch während des Kriegs im November 1944 aufnahm.

Vom „Generalplan Ost“ zur „Aktion Reinhardt“

Lublin, eine historische Stadt im Osten Polens mit damals 120.000 Bewohnern, darunter ein Drittel Juden, lag nur rund hundert Kilometer von der Grenze zur sowjetischen ukrainischen Republik entfernt. Nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 gehörte sie zum besetzten Generalgouvernement Polen unter dem Kommando von Generalgouverneur Hans Frank, dem später in Nürnberg hingerichteten „Schlächter von Polen“.

Odilo Globocnik [Photo by Bundesarchiv, Bild 146-2007-0188 / CC BY-SA 3.0]

Seine rechte Hand im Distrikt Lublin war Odilo Globocnik, den Heinrich Himmler zum SS- und Polizeiführer Lublins ernannt hatte. Der österreichische Nazi, vormaliger Gauleiter in Wien und berüchtigt für seine dortige Misshandlung von Juden und Bereicherung an ihrem Eigentum, organisierte sofort nach der Besetzung eine brutale Terrorkampagne in der Stadt und der Umgebung.

Er vertrieb die Bauern von ihren Höfen und aus ihren Häusern, rekrutierte paramilitärische Banden des „Volksdeutschen Selbstschutzes“ aus der deutschen Minderheit und setzte sie für die Massenexekutionen der sogenannten „Intelligenzaktion“ und der folgenden AB-Aktion („Außerordentliche Befriedungsaktion“) ein. Diese völkermörderische Kampagne der deutschen Besatzungsmacht sollte den Widerstand der polnischen Bevölkerung brechen und die Germanisierungs- und Umsiedlungspläne der Nationalsozialisten einleiten. Globocnik begann schon 1939 mit dem Bau von Zwangsarbeiterlagern, so dem Lager Lublin Lipowa.

Polnische Lehrer werden am 1. November 1939 vom „Volksdeutschen Selbstschutz“ zur Exekution geführt

Vier Wochen nach Beginn des Feldzugs gegen die Sowjetunion 1941 erteilte Hitler dem Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, den Auftrag „zur polizeilichen Sicherung der neu besetzten Ostgebiete“. Dieser reiste umgehend nach Lublin und ernannte Odilo Globocnik zu seinem „Beauftragten für die Errichtung der SS- und Polizei-Stützpunkte im neuen Ostraum“. Lublin mit seinem hohen Anteil an jüdischen Bewohnern sollte das Zentrum sein und mit Reichsdeutschen besiedelt werden.

Diesem Zweck diente ab Oktober 1941 der Bau des Lagers im Lubliner Vorort Majdan Tatarski, dem späteren Lagerkomplex Majdanek. Himmler befahl zunächst die Errichtung eines „Konzentrationslagers von 25.000 bis 50.000 Häftlingen zum Einsatz für Werkstätten und Bauten der SS und Polizei“[1](1), das offiziell „Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS“ genannt wurde. Erst 1943 wurde Majdanek als „Konzentrations- und Arbeitslager Lublin“ bezeichnet.

Hier sollte die zentrale Militärverpflegungsbasis für das im Osten geplanten Netz von militärisch befestigten SS- und Polizeistandorten sowie Wirtschaftsbetrieben für den Nachschub der Wehrmacht entstehen. Globocnik wurde einer der beiden Geschäftsführer des SS-Unternehmens Ostindustrie GmbH, das eigene SS-Rüstungsunternehmen betrieb und sich bestehende Privatbetriebe aneignete.

„Faktisch war Globocnik somit mit der Durchführung des Generalplans Ost betraut“, so Stephan Lehnstaedt in Berlin. Dieser Plan des NS-Regimes, von Himmler beauftragt und an der Friedrich-Wilhelm-, der heutigen Humboldt-Universität unter Leitung des Agrarwissenschaftlers und SS-Oberführers Konrad Meyer (1901-1973) erarbeitet, stellte eine wesentliche Grundlage der Kriegsstrategie im Osten dar.

Für den „Lebensraum im Osten“ sah der Generalplan Ost vor, die Mehrheit der „slawischen Untermenschen“, Russen, Polen, Tschechen und Ukrainer, aus dem östlichen Europa zu vertreiben und den Rest zu versklaven. Eingeplant waren dabei die weitgehende Vernichtung der Juden und 30 Millionen Hungertote.

Ursprünglich planten die Nazis, auf einem riesigen Gelände von 516 Hektar Baracken für 250.000 Häftlinge zu bauen, mussten ihre Pläne aber später reduzieren. Anders als die reinen Vernichtungslager wie Auschwitz II, auch als Auschwitz-Birkenau bekannt, oder Treblinka II, wurden in Majdanek erst relativ spät Krematorien errichtet, die eine kleinere Kapazität hatten.

Zunächst wurden hier die Häftlinge als Zwangsarbeiter unter miserablen Lebensbedingungen bis aufs Blut ausgebeutet. Die Sterblichkeit war extrem hoch. Von den rund 76.000 jüdischen Zwangsarbeitern fanden 63.000 den Tod – erst war es Vernichtung durch Arbeit und zuletzt Vernichtung mit Gaswagen und in Gaskammern. Arbeitsunfähige und kranke Häftlinge wurden in die eigens errichteten Todeslager der Region deportiert, nach Belzec, Sobibor und Treblinka.

Nach neueren Kenntnissen zählten zu den Insassen in Majdanek auch 35.000 Polen, darunter zahlreiche Widerstandskämpfer, aber auch ganze Familien aus Belarus und der Ukraine, die beim Bau von SS-Stützpunkten verschleppt worden waren, sowie 14.000 sowjetische Kriegsgefangene. Rund 15.000 Mitglieder dieser Häftlingsgruppe wurden ebenfalls ermordet.

Dass es nicht noch mehr polnische Opfer waren, so Stephan Lehnstaedt, sei auch dem mutigen Eingreifen einer jüdischen Mathematikerin aus dem galizischen, heute ukrainischen Lwiw (Lemberg), Dr. Janina Mehlberg, zu verdanken, die sich als polnische Gräfin „Janina Suchodolska“ ausgab und in Verhandlungen mit den Lagerkommandanten Tausende polnischer Häftlinge, darunter über 2000 Bauern rettete.[2]

Nach der Wannsee-Konferenz 1942, auf der die Nazi-Führung die Vernichtung der europäischen Juden beschloss, konzentrierte sich in Lublin die „Aktion Reinhardt“, die zum Mord an 1,8 Millionen polnischen Juden und Roma innerhalb eines Jahres führte. Der Tarnname steht im Zusammenhang mit dem tödlichen Attentat auf den Leiter des Reichssicherheitshauptamtes RSHA, Reinhard Heydrich, Ende Mai 1942 in Prag.

„In Lublin war die Zentrale der Aktion Reinhardt“, sagte Lehnstaedt in einem Interview. „Das ist der Ort, wo die wirtschaftlichen Aktivitäten zusammenlaufen. Dort werden die Juden, die man noch für Zwangsarbeit braucht und ausbeuten möchte, verteilt. Dort werden die geraubten Gegenstände sortiert und weiterverarbeitet. Von dort werden Menschen in andere Lager abtransportiert, von dort wird alles koordiniert.“

Die Zwangsarbeit in den Werkstätten von Majdanek und seinen Außenlagern Lublin-Lipowastraße, Budzyń, Bliżin, Trawniki u.a. dienten dem Nachschub der Wehrmacht – so wurden beispielsweise Wehrmachtsuniformen der Firma Schultz & Co., Munition und Munitionskisten der Deutschen Ausrüstungswerke DAW, Teile für den Heinkel-Flugzeugbau oder Waffen für Steyr Daimler Puch hergestellt.

„Aktion Erntefest“

An die „Aktion Reinhardt“ schloss sich die „Aktion Erntefest“ an. Hinter diesem zynischen Decknamen verbarg sich die Massenerschießung aller verbliebenen Juden im Generalgouvernement einschließlich der Zwangsarbeiter. SS-Reichsführer Himmler hatte sie im Jahr 1943 persönlich geplant und befohlen und mit Sicherheitsbedenken begründet. Er reagierte auf die Aufstände von jüdischen, polnischen und sowjetischen Gefangenen, die nach der Niederlage der Wehrmacht in Stalingrad im Warschauer Ghetto (April/Mai 1943), Bialystok Ghetto (August 1943) sowie in den Vernichtungslagern Treblinka (August 1943) und Sobibor (Oktober 1943) ausgebrochen waren.

Weil sie weiteren Aufruhr befürchteten, planten Himmler und Globocnik einen Massenmord an 43.000 jüdischen Insassen der verbliebenen Arbeitslager Majdanek, Trawniki und Poniatowa zum gleichen Zeitpunkt am 3. und 4. November 1943. Allein im Stammlager Majdanek erschoss die SS innerhalb eines Tages 18.400 Menschen! Um das Rattern der Maschinengewehrsalven und die Schreie der Opfer zu übertönen, ließen die Nazis laut dröhnend ein Grammophon mit klassischer Musik laufen.

Schweigen nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die NS-Morde hauptsächlich von polnisch-sowjetischen Gerichten geahndet. Das sowjetische Armeekommando setzte unmittelbar nach der Befreiung des Lagers mit Unterstützung der polnischen Einheiten eine Untersuchungskommission ein, die eine Begehung des Lagers organisierte und einen ersten Prozess im gleichen Jahr gegen sechs gefangengenommene SS-Täter vorbereitete. Er endete mit Todesstrafen. Ein zweiter Prozess gegen 95 Gefangene der SS von 1946 bis 1948 endete mit sieben Todesstrafen und langen Freiheitsstrafen

In Westdeutschland blieben die Mörder von Majdanek nahezu unbehelligt, die Existenz des Lagers lange verschwiegen und bis heute kaum thematisiert. Erst zehn Jahre nach dem Ende des Auschwitz-Prozesses, im Jahr 1975, begann ein sechs Jahre langer Prozess in Düsseldorf gegen einige, meist untergeordnete Angehörige der SS-Wachmannschaft.

1981 endete der Prozess mit nur einem lebenslänglichen Urteil für die Aufseherin des Frauenlagers Hermine Braunsteiner-Ryan und größtenteils geringen Haftstrafen oder Freisprüchen. Im Prozess kam es zu Tumulten, als ein Anwalt eines NS-Angeklagten lauthals forderte, man solle eine überlebende Zeugin, die von der Aufseherin zum Schleppen eines Behälters mit Zyklon B gezwungen worden war, zur Mithilfe beim Mord anklagen.

Noch heute weigert sich die Bundesrepublik Deutschland, finanziell zur Gedenkstätte Majdanek in Lublin beizutragen. Auf eine entsprechende Frage im Berliner Publikum antwortete Stephan Lehnstaedt: „Ein klares Nein.“

Auch für andere Gedenkstätten, außer Auschwitz, verweigere Deutschland eine finanzielle Beteiligung. Und dies passiere mit „sehr absurden Begründungen“. Cornelia Pieper, FDP, bis 2013 Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und seit 2014 Generalkonsulin im polnischen Danzig, habe beim Bau einer neuen Gedenkstätte in Sobibor erklärt: „Da beteiligen sich die Opfernationen, da war Deutschland nicht dabei.“

Man berufe sich auf die sogenannte Theresienstädter Erklärung, so Lehnstaedt. „Und die ist ein Meisterstück deutscher Diplomatie, und zwar insofern, weil da drinsteht, dass für die Gedenkstätten die Länder finanziell zuständig sind, in denen die Gedenkstätten stehen.“ Die deutsche Regierung gebe nur für einzelne Projekte Zuschüsse. Insgesamt konzentriere sie sich einseitig auf den Holocaust und auf Auschwitz, klagte Lehnstaedt. Dies sei medienwirksamer.

Der wahre Grund liegt darin, dass die deutsche Politik nach 1945 nie wirklich mit der Nazi-Tradition gebrochen hat. Das Gedenken an Majdanek im Museum Berlin-Karlshorst beendete eine Veranstaltungsreihe zum Jahr 1944, in der unter anderem an die Befreiung Leningrads nach der Hungerblockade der Wehrmacht, an die schweren Wehrmachtsverbrechen im Lager Osaritschi und an die Vernichtungsstätte von Malyj Trostenez am Rande von Minsk erinnert wurde.

Doch diese Menschheitsverbrechen halten den deutschen Imperialismus nicht davon ab, heute seine geopolitischen und ökonomischen Ziele wieder mit Krieg und der Förderung faschistischer Tendenzen zu verfolgen. In der Ukraine unterstützt er den Krieg gegen Russland mit Milliardenbeträgen und arbeitet dabei mit einem Regime zusammen, das Nazi-Kollaborateuren und Massenmördern aus dem Zweiten Weltkrieg, wie Stepan Bandera und Roman Schuchewytsch, Denkmäler errichtet.

Nur wenige Tage vor dem 80. Jahrestag der Befreiung Majdaneks durch die sowjetische Rote Armee wurde ein Erlass der Bundeswehr bekannt, der führende Generäle und Offiziere der Nazi-Wehrmacht als „traditionsstiftend“ und „identifikationsschaffend“ ehrt. Und zwei Wochen danach rollten bei Kursk wieder deutsche Panzer über die Grenze nach Russland.

In Gaza unterstützt die Bundesregierung den Völkermord der israelischen Armee an den Palästinensern und denunziert jeden als „Antisemiten“, der dagegen protestiert, einschließlich zahlreicher Juden. Dafür erhält sie Applaus von der AfD und zahlreichen anderen faschistischen Organisationen.

Die offizielle Politik, ihre Medien und ihre akademischen Lakaien verdrehen die Geschichte, um diese verbrecherische Politik zu rechtfertigen. Dabei lösen sie den Holocaust, die Vernichtung der Juden, aus seinem historischen Zusammenhang, dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Der „Antisemitismus“ Hitlers und der Nazi-Führung war aber untrennbar mit ihrem Hass auf den Sozialismus und die Sowjetunion verbunden. Im Zentrum ihrer aggressiven Kriegspropaganda stand der „jüdische Bolschewismus“, den sie für die Oktoberrevolution 1917 und die Niederlage des deutschen Imperialismus im Ersten Weltkrieg verantwortlich machten.

Der amerikanische Historiker Stephen G. Fritz formulierte dies 2011 mit den Worten: „Für ihn [Hitler] war der ‚richtige‘ Krieg immer der gegen die Sowjetunion, denn für ihn hing das Schicksal Deutschlands von der Eroberung von Lebensraum und der Lösung der ‚Judenfrage‘ ab. Beides wiederum hing von der Vernichtung der Sowjetunion ab. ... Für ihn war der Krieg gegen den ‚jüdischen Bolschewismus‘ und für Lebensraum umfassend und aus einem Guss.“[3]

Hier liegt auch der tiefere Grund für die fast vollständige Vernichtung der polnischen Juden, die nach der Oktoberrevolution vor allem in den Städten mehrheitlich politisch nach links tendierten und nicht die religiösen, zionistischen Minderheitsparteien unterstützten. Vor dem Einmarsch der Nazis am 1. September 1939 war der sozialistische und antizionistische Allgemeine Arbeiterbund – „Der Bund“ – die stärkste jüdische Partei Polens. Auch die Kommunistische Partei hatte große Unterstützung unter Juden.


[1]

Tomasz Kranz: Das KZ Lublin – zwischen Planung und Realisierung. In: Ulrich Herbert, Karin Orth, Christoph Dieckmann: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. FiTb, Frankfurt 1998

[2]

Elizabeth B. White, Joanna Sliwa: The Counterfeit Countess. Simon & Schuster 2024

[3]

Fritz, Stephen G., Ostkrieg: Hitler's War of Extermination in the East. The University Press of Kentucky. Kindle Edition

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