Am Dienstag wurden bei einem Luftangriff der Israelischen Verteidigungskräfte (IDF) auf das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza 500 Menschen getötet und viele weitere verletzt. Dieses Kriegsverbrechen löste weltweit Proteste aus, während US-Präsident Joe Biden und die Staatschefs der anderen imperialistischen Nato-Mächte ihre uneingeschränkte Unterstützung für Israels völkermörderischen Angriff auf die Palästinenser im Gazastreifen bekräftigten.
Die Bombardierung des Krankenhauses fand unter den Bedingungen von Israels Blockade der dicht besiedelten und verarmten Enklave statt. In Gaza, das als Freiluftgefängnis beschrieben wird, ist die gesamte Versorgung mit Wasser, Treibstoff und Nahrungsmitteln unterbrochen. Die IDF forderten die 1,1 Millionen Palästinenser auf, Gaza-Stadt und den nördlichen Gazastreifen zu verlassen und in den Süden zu ziehen.
Kurz vor dem Angriff auf das Krankenhaus wurde auch eine Schule der Vereinten Nationen im nahe gelegenen Flüchtlingslager al-Maghazi bombardiert, wobei sechs Menschen getötet und Dutzende verwundet wurden. Die Vertreterin des UN-Hilfswerks UNRWA, Tamara al-Rifai, erklärte, die Schule sei von „Israel direkt unter Feuer genommen worden“. Sie bezeichnete den Angriff als „völlig schockierend... Wir kennzeichnen alle unsere Gebäude eindeutig und teilen die GPS-Koordinaten mit allen Parteien [die im Krieg kämpfen]. In dem Lager lebten 4.000 Vertriebene.“
Auf den Bombenangriff auf die Schule folgte eine gewaltige Explosion im Al-Ahli-Arab-Krankenhaus, in dem sich neben den Hunderten von Verwundeten der israelischen Luftanschläge auch Tausende befanden, die an dem vermeintlich sicheren Ort Schutz vor den mörderischen Angriffen suchten. Zu den Hunderten, die bei der Bombardierung des Krankenhauses ums Leben kamen, gehörten laut Krankenhauspersonal auch Flüchtlinge, die auf dem Boden vor der Einrichtung schliefen.
Der Arzt Ghassan Abu Sittah erklärte: „Wir waren gerade bei einer Operation, da gab es eine starke Explosion und im OP-Saal kam die Decke herunter. Das ist ein Massaker.“
Ein Ersthelfer, der den Luftangriff miterlebte, erklärte der Nachrichtenagentur Anadolu: „Sie schliefen nur unter Bäumen, keine Zimmer, keine Unterkunft. Sie wurden mit Raketen bombardiert. Es gab keine Verwundeten, sie wurden alle getötet. Wir konnten die Märtyrer nicht zählen, sie wurden in Stücke gerissen... Mindestens 30 bis 40 Prozent von ihnen waren Kinder.“
Er fügte hinzu: „Der Völkermord muss gestoppt werden. An die Führer der Welt: Sie müssen dieses Massaker im Gazastreifen beenden.“
Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) verurteilte den israelischen Bombenangriff und schrieb auf X (Twitter):
Wir sind entsetzt über den jüngsten israelischen Bombenangriff auf das Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt, in dem Patienten behandelt und Vertriebene aus dem Gazastreifen aufgenommen wurden. Berichten zufolge wurden hunderte Menschen getötet... Das ist völlig inakzeptabel.
Vertreter des palästinensischen Gesundheitsministeriums bestätigten, dass mehr als 500 Menschen getötet wurden, allerdings seien noch viele weitere Opfer unter den Trümmern begraben. Sie erklärten, die Gesamtzahl der Todesopfer der israelischen Bombardierung des Gazastreifens seit Beginn des Aufstands gegen die israelische Blockade am 6. und 7. Oktober liege mittlerweile bei 3.000; dazu kommen mehr als 12.500 Verwundete. Diese Zahlen sind bereits höher als während des 53-tägigen israelischen Kriegs gegen Gaza im Jahr 2014.
Israelische Regierungsvertreter versuchten auf zynische Weise, ihre Verantwortung für das Massaker zu leugnen, und behaupteten, das Krankenhaus sei von Raketen getroffen wurden, die für Israel bestimmt waren und von der palästinensischen Gruppe Islamischer Dschihad abgefeuert wurden, aber ihr Ziel verfehlten. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu erklärte, „barbarische Terroristen im Gazastreifen“ seien für den „Angriff“ auf das Krankenhaus verantwortlich, und fügte hinzu: „Wer auch immer unsere Kinder brutal ermordet hat, ermordet auch ihre Kinder.“
Der israelische Botschafter in den USA, Michael Herzog, veröffentlichte ein Video auf Twitter, das angeblich zeigt, wie Raketen aus Gaza auf das Gebiet des Gazastreifens zurückfallen. Er behauptete, es zeige den Angriff auf das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus. Diese Lüge brach in sich zusammen, als sich herausstellte, dass der Zeitstempel auf dem Video 20 Uhr anzeigt, fast eine Dreiviertelstunde nach dem Bombenangriff.
Der Islamische Dschihad veröffentlichte eine Stellungnahme, in der er die Verantwortung für den Angriff zurückwies und erklärte:
Der zionistische Feind gibt sich große Mühe, seiner Verantwortung für das brutale Massaker zu entgehen, das er durch den Bombenangriff auf das baptistisch-arabische Nationalkrankenhaus in Gaza angerichtet hat. Dazu setzt er wie üblich auf Lügen und Schuldzuweisungen an die Bewegung Islamischer Dschihad in Palästina.
Die Netanjahu-Regierung und ihre Hintermänner in der Nato haben dieses schreckliche Massaker verübt. Es ergibt sich aus der gesamten völkermörderischen Strategie der IDF und der Netanjahu-Regierung, die von Washington und seinen europäischen imperialistischen Verbündeten uneingeschränkt unterstützt wird.
Die israelische Regierung hat nicht nur mehr als eine Million Einwohner von Gaza aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen, und ihnen den Zugang zu Wasser, Nahrung und Treibstoff verweigert. Ein zentraler Bestandteil der Strategie des Völkermords und der ethnischen Säuberung ist auch die Blockade des Zugangs zu medizinischer Versorgung. Israelische und Nato-Vertreter haben die illegale Blockade des Gazastreifens verteidigt, obwohl die Unterbrechung der Energieversorgung zu einem Massensterben von Frühgeborenen in Brutkästen, Dialysepatienten und Intensivpflegepatienten führen wird, deren Behandlung eine ständige Stromzufuhr erfordert.
Am Dienstag konnten laut der UNRWA 20 der 23 Krankenhäuser im Gazastreifen nur teilweise in Betrieb bleiben, weil ihre Treibstoff- und Energiereserven „fast völlig erschöpft“ sind. Anfang der Woche bestätigten Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass im Gazastreifen 111 Gesundheitsreinrichtungen angegriffen, zwölf Beschäftigte des Gesundheitswesens getötet und 60 Krankenwagen bombardiert wurden.
Am Dienstag kam es weltweit zu Protesten gegen dieses jüngste schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das sich gegen die Bevölkerung in Gaza richtet. In den USA versammelten sich erneut Demonstranten vor dem Weißen Haus, andere demonstrierten in New York und Las Vegas. Für Mittwoch und die folgenden Tage werden weitere Demonstrationen erwartet.
In Kanada zogen Tausende pro-palästinensische Demonstranten nach dem Angriff auf das Krankenhaus zum US-Konsulat in Montreal.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Im ganzen Nahen Osten und in Nordafrika kam es zu Protesten. Im Westjordanland demonstrierten Palästinenser in Ramallah und riefen: „Das Volk will den Sturz des Präsidenten.“ Damit meinten sie den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, ein Handlanger Israels und der USA. Die Demonstranten wurden nach kurzer Zeit von der Bereitschaftspolizei mit Tränengas auseinandergetrieben.
Auch aus Nablus und Dschenin im Westjordanland wurden Proteste gemeldet.
In der Türkei und der jordanischen Hauptstadt Amman zogen Tausende von Demonstranten vor die israelischen Konsulate. In Amman kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Bereitschaftspolizei, als erstere versuchten, die Absperrung zum US-Konsulat zu durchbrechen.
Im Libanon zogen Demonstranten vor die Botschaften der USA und Frankreichs in Beirut. Daneben kam es zu Protesten in palästinensischen Flüchtlingslagern in Sidon und Tyr. Die schiitisch-islamistische Miliz Hisbollah, die sich im Norden Israels heftige Artilleriegefechte mit den IDF lieferte, rief am Mittwoch zu Protesten unter dem Motto „Tag des Zorns“ auf.
In Tunis widersetzten sich Demonstranten einem staatlichen Verbot, zogen vor die französische Botschaft und skandierten: „Die Franzosen und Amerikaner sind Verbündete der Zionisten“ und „Keine amerikanische Botschaft auf tunesischem Boden“.
Im Iran marschierten Demonstranten zur französischen und britischen Botschaft in Teheran und riefen Parolen wie „Tod Frankreich, England, Amerika und den Zionisten“. Auch in Isfahan und Qom kam es zu Protesten.
In Bagdad zogen Tausende von Demonstranten in die Green Zone, das Gebiet der irakischen Hauptstadt, das die US-Besatzungstruppen im Jahr 2003 eingerichtet hatten. Sicherheitskräfte hinderten sie jedoch daran, bis zur amerikanischen Botschaft zu ziehen.
Der Aufstand der palästinensischen Bevölkerung gegen die illegale israelische Blockade des Gazastreifens ist Teil einer wachsenden internationalen Bewegung der Arbeiterklasse gegen Imperialismus und Zionismus. Um den völkermörderischen Krieg und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Gaza zu beenden, ist es entscheidend, diese Kämpfe in einer gemeinsamen Bewegung gegen den imperialistischen Krieg und Kapitalismus und für den Sozialismus zu vereinen.