Die New York Times gibt massive ukrainische Verluste zu und vertuscht sie dann wieder

Die New York Times hat seit Januar dieses Jahres in Dutzenden von Artikeln behauptet, die ukrainische „Frühjahrsoffensive“ würde eine entscheidende Wende im Krieg mit Russland bringen. Doch diese seit sechs Wochen andauernde Offensive hat sich zu einem Debakel entwickelt. Zehntausende ukrainische Soldaten sind gestorben, ohne die russischen Hauptverteidigungslinien irgendwo zu durchbrechen.

Vor diesem Hintergrund veröffentlichte die New York Times einen Artikel, der ein realistisches – und daher schauderhaftes – Bild zeichnet, in dem die ukrainischen Truppen kaum mehr als „Kanonenfutter“ sind, die „in den Kampf gezwungen“ wurden, um den nahezu sicheren Tod zu finden. Der Artikel wurde dann sehr schnell geändert.

Der umfangreiche und detaillierte Bericht über die ukrainische Offensive wurde auf Seite A9 versteckt und auf der Titelseite der Printausgabe nicht erwähnt. Er trug den Titel: „Erschöpfte Soldaten und unzuverlässige Munition: Kiews Hindernisse im Osten“. In einer Zwischenüberschrift wurde die Offensive als „grauenhafte Pattsituation“ bezeichnet.

Seite A9 der New York Times von Montag

Online wurde der Artikel einen Tag zuvor unter dem Titel „Erschöpfte Soldaten, unzuverlässige Munition: Die vielen Herausforderungen der Ukraine“ veröffentlicht, ohne groß angekündigt zu werden.

Der Artikel stellte die ukrainische Offensive als blutiges Debakel dar, in dem die ukrainischen Streitkräfte massive Verluste erlitten haben, die dann durch ältere Rekruten ersetzt werden, die zum Kampf „gezwungen“ werden.

Der Artikel dokumentierte drei neue, zuvor nicht veröffentlichte Enthüllungen:

  • In der Ukraine gibt es eine Einheit mit einer Verlustquote von „200 Prozent“. Das bedeutet, dass alle ihre Angehörigen getötet oder verwundet und dann durch Rekruten ersetzt wurden, die ebenfalls alle getötet oder verwundet wurden.
  • Die Munition, die an die Ukraine geliefert wurde, ist oft so alt, dass sie regelmäßig fehlzündet oder versehentlich detoniert, wobei Soldaten verwundet werden.
  • Wenn junge Soldaten im Kampf getötet werden, werden sie in der Regel durch viel ältere Männer ersetzt. Das deutet darauf hin, dass der Ukraine die Männer im kampffähigen Alter ausgehen.

Normalerweise würde ein Journalist, der solche Fakten aufdeckt, die auf Informationen aus erster Hand beruhen, sie alle als Sensation auf Twitter veröffentlichen.

Doch die New York Times zieht es vor, diese potenziell brisanten Enthüllungen in einem Artikel auf der Printausgabe in der Innenseite zu verstecken und dann schnell von der Online-Titelseite zu entfernen.

Doch in diesem Fall reichte es nicht aus, diese Enthüllungen einfach zu verstecken. Sie mussten gelöscht werden.

Der erste Screenshot des Artikels wurde von archive.org um 5:32 Eastern Time festgehalten. In den folgenden 24 Stunden wurde ohne öffentliche Ankündigung eine Reihe von größeren Veränderungen vorgenommen. Alle drei oben genannten Fakten wurden gelöscht.

Die ursprüngliche Version des online veröffentlichten Artikels enthielt einen Absatz, in dem es hieß, die Ukraine würde „zu überhöhten Kosten kleine territoriale Fortschritte“ erzielen. Dann wurde folgende Aussage zitiert:

„Wir tauschen unsere Leute gegen ihre Leute, und sie haben mehr Leute und Ausrüstung“, sagte ein ukrainischer Kommandant, dessen Einheit eine Verlustquote von etwa 200 Prozent erlitten hat, seit Russland im vergangenen Jahr seine groß angelegte Invasion begann.

Dieser Absatz wurde folgendermaßen korrigiert:

„Wir tauschen unsere Leute gegen ihre Leute, und sie haben mehr Leute und Ausrüstung“, sagte ein ukrainischer Kommandant, dessen Einheit etwa [sic] hohe Verluste erlitten hat, seit Russland im vergangenen Jahr seine groß angelegte Invasion begann.

In diesem Fall wurde „200 Prozent“ durch „hohe“ ersetzt – allerdings so eilig, dass von der alten Version das Wort „etwa“ übrigblieb. Bei der Landung von 156.000 Soldaten in der Normandie wurden etwa 10.000 bzw. sechs Prozent getötet, was normalerweise als „hohe“ Verluste beschrieben wird.

Ein Ausschnitt des Times-Artikels, Ergänzungen in Grün, Streichungen in Rot. In der abgeänderten Version heißt es derzeit „etwa hohe“

Im Gegensatz dazu deutete die ursprüngliche Formulierung darauf hin, dass die gesamte Einheit getötet oder verwundet und durch neue Soldaten ersetzt wurde, die wiederum getötet oder verwundet wurden.

Diese Zahl ist atemberaubend und wohl seit dem Ersten Weltkrieg beispiellos, wenn es das überhaupt gegeben hat. Statt sie zu erklären, hat die Times sie einfach aus dem Bericht gestrichen, damit die Leser nie wieder davon erfahren.

Es gab noch weitere Änderungen. Die nächste, im wahrsten Sinne explosive Enthüllung in dem Artikel war die Erklärung, dass die Munition, die an die Ukraine geschickt wurde – oft um die ablaufenden Bestände der imperialistischen Mächte zu entsorgen – regelmäßig explodiert, wenn ukrainische Soldaten damit hantieren. Ursprünglich hieß es in dem Artikel:

Munition ist wie immer knapp, und es ist eine Mischung aus Munition verschiedener Länder. Deshalb mussten die ukrainischen Artillerieeinheiten mehr Munition verschießen, um ihre Ziele zu treffen, da laut ukrainischen Soldaten die Genauigkeit der unterschiedlichen Geschosse stark variiert. Zudem beschädigen einige der älteren Geschosse und Raketen, die aus dem Ausland geschickt wurden, ihre Ausrüstung und verletzen die Soldaten. Ein ukrainischer Bataillonskommandant namens Alex erklärte: „Das ist ein riesiges Problem.“

Der letzte Satz wurde folgendermaßen geändert:

Zudem beschädigen einige der älteren Geschosse und Raketen, die aus dem Ausland geschickt wurden, ihre Ausrüstung und verletzen die Soldaten. Ein ukrainischer Bataillonskommandant namens Alex erklärte: „Das ist ein sehr großes Problem.“

Ein Ausschnitt aus dem Times-Artikel, Ergänzungen in Grün, Streichungen in Rot

Moderne Artilleriemunition ist normalerweise 10 bis 15 Jahre haltbar. Danach wird der Umgang mit dieser Munition gefährlich, da sie zu Fehlzündungen und versehentlichen Explosionen neigt.

Die Häufigkeit, mit der „ältere“ und möglicherweise abgelaufene Munition fehlzündet und versehentlich detoniert, ist offenbar ein „riesiges“ Problem für die ukrainischen Truppen. Jedenfalls war es das, bis es von der Redaktion der Times – wiederum ohne Erklärung – zu einem „sehr großen“ Problem heruntergestuft wurde.

Weiter hieß es:

Doch andere ukrainische Verbände an anderen Teilen der Front hatten Probleme, genug fähige Soldaten zu finden, die in der Lage sind, erfolgreiche Angriffe auf Schützengräben zu führen, da die monatelangen Kämpfe ihre Reihen ausgedünnt haben. Der Ersatz sind oft ältere Rekruten, die zum Einsatz gezwungen wurden.

Die letzte Zeile wurde ersetzt durch folgende:

Doch andere ukrainische Verbände an anderen Teilen der Front hatten Probleme, genug fähige Soldaten zu finden, die in der Lage sind, erfolgreiche Angriffe auf Schützengräben zu führen, da die monatelangen Kämpfe ihre Truppen ausgedünnt haben. Der Ersatz sind manchmal ältere Rekruten, die mobilisiert wurden.

Ein Ausschnitt aus dem Times-Artikel, Ergänzungen in Grün, Streichungen in Rot

Es ist nicht mehr davon die Rede, dass der Ersatz für die getöteten Soldaten „oft“ ältere Rekruten sind, sondern nur noch, dass es „manchmal“ ältere Rekruten sind. Und sie werden nicht mehr „zum Einsatz gezwungen“, sondern „mobilisiert“.

Der folgende Absatz stellt das Beschriebene in den entsprechenden Kontext:

Der ukrainische Kommandant, dessen Einheit Dutzende von Verlusten erlitten hatte, erklärte: „Wie kann man erwarten, dass ein 40-Jähriger ein guter Infanterist oder MG-Schütze ist?“ Junge Soldaten sind nicht nur körperlich belastbarer, sondern stellen Befehle auch seltener in Frage.

Mit anderen Worten, es ist „oft“ der Fall, dass die „in den Einsatz gezwungenen“ Soldaten in mittleren Jahren sind und zudem „Befehle in Frage stellen“, wenn ihnen selbstmörderische Angriffe befohlen werden.

Die Änderungen an diesem Artikel sind ein Mikrokosmos der US-Medienberichterstattung über den Krieg. Das schreckliche blutige Debakel des Ukrainekriegs wird systematisch beschönigt, bestimmte Themen werden eindeutig für tabu erklärt, und viele andere verschwinden völlig aus den Medien.

Um nur ein Beispiel anzuführen: Die Suche nach dem Begriff „Ukraine conscription“ (Ukraine Wehrpflicht) in der öffentlich zugänglichen AP-Nachrichtendatenbank ergibt nur fünf Ergebnisse, die sich allesamt mit der Wehrpflicht in Russland befassen.

Obwohl in der Ukraine die gesamte Bevölkerung im besten Alter im Militär dient, scheinen die US-Medien einem internen Code zu folgen, der verbietet, dass diese Bilder von Rekrutierung und Mobilisierung an die Bevölkerung weitergegeben werden.

Noch vor einem Monat sinnierte der Times-Kolumnist Bret Stephens darüber, dass die Offensive Russland eine „vernichtende und unmissverständliche Niederlage“ beibringen werde. Der Kolumnist der Washington Post Max Boot zitierte General David Petraeus mit den Worten, er erwarte, dass „die Ukrainer bedeutende Durchbrüche erzielen und viel mehr erreichen, als die meisten Analysten voraussagen“.

Stattdessen verwandelte sich die Offensive in einen Alptraum wie im Ersten Weltkrieg. Ganze Einheiten wurden ausgelöscht, durch Wehrpflichtige ersetzt, dann wieder ausgelöscht und dann zum Angriff auf gut verteidigte Schützengräben aufgefordert.

Im September letzten Jahres charakterisierte die World Socialist Web Site die zunehmenden Forderungen der US-Medien und des politischen Establishments nach einer Offensive der ukrainischen Truppen gegen die gut verteidigten russischen Stellungen folgendermaßen:

Für die Kriegstreiber in Washington und ihre Handlanger in Kiew bedeutet ein Menschenleben nichts... Das Leben der ukrainischen Jugend, von denen viele zwangsverpflichtet wurden, wird als Kanonenfutter vergeudet, oder, um den von Leo Tolstoi bevorzugten Ausdruck zu verwenden, als „Kanonenfleisch“.

Diese Warnungen wurden auf erschreckende Weise bestätigt.

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