Während die Zahl der Todesopfer im Ukrainekrieg steigt, fordern die Vereinigten Staaten von Kiew eine neue Militäroffensive. Die amerikanische herrschende Klasse ist entschlossen, bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen.
Bis heute haben die Nato-Mächte über 150 Milliarden Dollar an Waffen und anderen Unterstützungsgütern in die Ukraine geschickt, was drei Viertel des ukrainischen BIP vor dem Krieg entspricht. Nachdem die Nato-Mächte zuvor erklärt hatten, sie würden keine Offensivausrüstung bereitstellen, haben sie das Land mit hunderten Panzern und gepanzerten Fahrzeugen, sowie den modernsten Raketensystemen im Nato-Arsenal überschwemmt.
Jetzt verlangen die imperialistischen Mächte, dass diese Waffen in den Händen der neu rekrutierten ukrainischen Truppen eingesetzt werden, von denen viele von der Straße geholt wurden, um sie auf die stark befestigten russischen Stellungen zu werfen. Die USA und die Nato haben eine Beilegung des Krieges auf dem Verhandlungswege ausgeschlossen und damit klar gemacht, dass Verhandlungen erst dann stattfinden können, wenn ihre Kriegsziele erreicht sind.
Das einzige sichere Ergebnis der viel gepriesenen Gegenoffensive wird ein weiterer massiver Verlust an Menschenleben sein, sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite.
Die Zahl der Todesopfer ist schon jetzt erschütternd. Im November sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, dass „bis heute 100.000 ukrainische Militärangehörige gestorben sind“. Da jeden Tag hunderte Soldaten sterben, liegt die tatsächliche Zahl der Todesopfer auf der ukrainischen Seite wahrscheinlich bei über 200.000.
Mit dem Versuch der ukrainischen Truppen, in die Offensive zu gehen, wird die Zahl der Todesopfer noch weiter ansteigen, da die Zahl der Opfer unter den angreifenden ukrainischen Truppen die der abwehrenden russischen Truppen bei weitem übersteigt.
Die Selenskyj-Regierung ergreift zunehmend repressive Maßnahmen, während sie zehntausende junger Männer in den Tod treibt. Alle politischen Parteien, die zur Nato in Opposition stehen, sind in der Ukraine verboten, und jede Abweichung von Kiews kriegsbefürwortender Linie wird hart bestraft. Von den US-Medien, die lügend behaupten, dass die Selenskyj-Regierung für „Demokratie“ kämpfe, werden diese Taten vertuscht.
Berichte, die am Sonntag in der New York Times und der Washington Post veröffentlicht wurden, zeugen davon, wie sehr Washington seinen Klientelstaat in Kiew unter Druck setzt, die geplante Offensive zu starten.
„Die Ukraine spürt den immensen kurzfristigen Druck ihrer westlichen Unterstützer, da die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten die Gegenoffensive als kritischen Test dafür betrachten, ob die Waffen, die Ausbildung und die Munition, die sie in den letzten Monaten in das Land gebracht haben, zu bedeutenden Gewinnen führen können“, erklärte die Times.
Zu den Plänen für die Offensive schrieb die Post: „In den Vorbereitungen für den Angriff – dessen Einzelheiten geheim bleiben – stehen ukrainische Regierungsvertreter einer schwierigen Frage gegenüber: Welches Ergebnis wird ausreichen, um den Westen, insbesondere Washington, zu beeindrucken?“
Hier wird die Beziehung zwischen den Kräften, die die Offensive vorantreiben, klar und deutlich dargestellt. „Washington“, d. h. der US-Imperialismus, steuert die Offensive. Er verlangt einen angemessenen Ertrag für seine Investition. Wie viele ukrainische Jugendliche sollen sterben, um „den Westen, insbesondere Washington, zu beeindrucken“?
Die Biden-Regierung – deren Zustimmungswerte rapide sinken und deren Krieg immer unpopulärer wird – versucht einen etwaigen so bezeichneten „Durchbruch“ im Ukraine-Krieg zu nutzen, um ihre politische Basis in den wohlhabenden oberen Mittelschichten für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen zu mobilisieren.
Diese soziale Schicht wurde durch das hysterische Schüren antirussischen Hasses in Kriegslüsternheit versetzt. Doch wie werden die Vereinigten Staaten auf ein mögliches Scheitern der Offensive reagieren, nachdem sie diese militaristische Hysterie geschürt haben?
In Interviews mit der Times und der Post versuchten ukrainische Beamte zu warnen, dass die geplante Offensive, so blutig sie auch sein mag, nicht zu einem entscheidenden Erfolg führen könnte.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow sagte der Post: „Die Erwartungen an unsere Gegenoffensive werden in der Welt überschätzt.“ Er fügte hinzu, „die meisten Menschen warten auf etwas Großes“, was eine „emotionale Enttäuschung“ nach sich ziehen könnte, wie er befürchtete.
Resnikow stellte in Aussicht, dass ein „Erfolg“ lediglich auf die Einnahme von „zehn Kilometern“ hinauslaufen könnte.
In einem Interview mit dem Guardian warnte der tschechische Präsident Petr Pavel, dass es für die USA und die Nato „eine Versuchung sein könnte, sie zu drängen, einige Ergebnisse zu zeigen“. Pavel erklärte: „Es wäre für die Ukraine äußerst schädlich, wenn diese Gegenoffensive scheitern würde, denn sie wird keine weitere Chance bekommen, zumindest nicht in diesem Jahr.“
Die Biden-Regierung hat ihre gesamte Glaubwürdigkeit in diesen Krieg investiert. Die Aussicht, dass die Offensive nicht den gewünschten Erfolg haben oder sogar völlig scheitern wird, verstärkt lediglich den Druck in Richtung eines direkten Eingreifens der Nato.
Das Kriegsfieber, das das politische Establishment der USA erfasst hat, wird durch eine Titelstory von Anne Applebaum in der Zeitschrift The Atlantic mit der Überschrift „Die Gegenoffensive“ veranschaulicht.
Applebaum fordert die „totale Befreiung der Ukraine“ und verlangt, dass die Ukraine „das gesamte seit Februar 2022 verlorene Gebiet“ sowie die Halbinsel Krim zurückerobert. In den Offensivplänen, so Applebaum, „steht Amerikas Position in Europa, ja Amerikas Position in der Welt insgesamt auf dem Spiel“.
Es wird immer deutlicher, dass die weitreichenden Ziele der Vereinigten Staaten in diesem Krieg nur durch eine massive Eskalation des US- und Nato-Engagements erreicht werden können.
Dies ist die einzige Erklärung für den Drohnenangriff auf den Kreml und das versuchte Attentat auf Putin in der vergangenen Woche – eine rücksichtslose Provokation, deren Ziel es war, Vergeltungsmaßnahmen vonseiten Russlands hervorzurufen.
Nach dem Drohnenangriff wurde US-Außenminister Antony Blinken gefragt: „Wie stehen die Vereinigten Staaten in diesem Krieg zu solchen Angriffen auf die Führung durch die Ukraine?“
In seiner Antwort billigte Blinken ausdrücklich die Legitimität von Attentaten und erklärte: „Wir überlassen es der Ukraine zu entscheiden, wie sie sich verteidigen will.“
Diese Äußerungen zeugen von der enormen Skrupellosigkeit, die im Weißen Haus vorherrscht. Indem sie die mögliche Ermordung des russischen Präsidenten gutheißt, der über das zweitgrößte Atomwaffenarsenal der Welt verfügt, spielt die Biden-Regierung nicht nur mit dem Leben von Ukrainern und Russen, sondern der ganzen Welt.
Nachdem die Vereinigten Staaten dieses Jahrzehnt zum „entscheidenden Jahrzehnt“ für die Sicherung der geopolitischen Vorherrschaft der USA ausgerufen haben, bereiten sie sich auf einen globalen Krieg vor, der die vielen Toten in der Ukraine wie eine bloße Anzahlung aussehen lässt.
Wenn die Imperialisten nicht gestoppt werden, werden sie sich anschicken, die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu wiederholen, allerdings in einem noch größeren und tödlicheren Ausmaß.
Um die Kriegspläne der Imperialisten zu stoppen, bedarf es der bewussten politischen Intervention der Arbeiterklasse. Überall auf der Welt – von Sri Lanka bis Frankreich und die Vereinigten Staaten – kämpfen Arbeiter gegen Regierungen, die erklären, dass der Lebensstandard der Arbeiter gekürzt werden muss, um die Aufrüstung zu finanzieren. Diese Kämpfe müssen auf der Grundlage der Perspektive des internationalen Sozialismus vereinigt werden. Der Kampf für die Beendigung des Ukrainekrieges stellt dabei ein zentrales Element dar.