Britische Truppen sind in der Ukraine an Operationen mit „hohem politischen und militärischen Risiko“ beteiligt

Ein führender General der British Army hat zugegeben, dass Truppen der Royal Marines bei „diskreten Operationen“ in der Ukraine eingesetzt worden sind. Generalleutnant Robert Magowan ist einer der drei stellvertretenden Verteidigungsstabschefs der britischen Streitkräfte und war bis 2020 Befehlshaber der Royal Marines. Er äußerte sich im offiziellen Sprachrohr der Royal Marines, dem Globe and Laurel.

Im Rahmen einer Geburtstagsbotschaft an die Royal Marines Commandos erklärte Magowan: „Wir haben im schrecklichen Konflikt in der Ukraine bereits Eindrücke davon erhalten, wie sich das neue Konzept der Commando Force in der Praxis bewährt.“

General Robert B. Neller (links), Kommandant des Marine Corps, zeichnet Generalmajor Robert A. Magowan, den Kommandierenden General des Corps of Royal Marines, während einer Zeremonie mit dem Orden Legion of Merit aus. Marine Barracks (Washington), 10. Oktober 2017 [Photo: Cpl. Samantha K. Braun]

Im Januar 2022 hatte Magowan enthüllt, dass 350 Marines der 45. Commando Group „kurzfristig aus den Tiefen eines dunklen nord-norwegischen Winters beordert wurden, um die britische Botschaft in Kiew nach Polen zu evakuieren... Im April kehrten sie [in die Ukraine] zurück, um die diplomatische Mission wieder aufzubauen und wichtiges Personal zu schützen. In beiden Phasen unterstützten die Kommandos auch andere diskrete Operationen in einem hochsensiblen Umfeld und mit hohem politischem und militärischem Risiko.“

Gegenüber dem Express erklärte Magowan: „Abgesehen von der erweiterten Verteidigung waren wir im Sommer auch intensiv an der Ausbildung von hunderten von ukrainischen Soldaten beteiligt. Wir planen auch die Ausbildung von ukrainischen Marinesoldaten.“ Das ist eine der Hauptaufgaben des 45. Commando, auf dessen Website es heißt: „Wenn das 45. Commando als Standing Task Unit agiert, tritt es weltweit als Schutztruppe für Schiffe der Royal Navy und der Royal Fleet Auxilliary auf. Sie tragen außerdem zur inneren Widerstandsfähigkeit Großbritanniens bei und stellen Ausbilderteams, die beim Aufbau ausländischer Streitkräfte helfen.“

Die Website forces.net berichtete über Magowans Kommentare und zitierte ihn mit den Worten: „Die Fähigkeit, sich im zukünftigen Kampfgebiet zu bewegen und zu operieren“, sei „hochgradig eingeschränkt... Wir sehen das heute im Donbass und der Schwarzmeerregion“.

„In diesem Umfeld ist alles sichtbar, mit wenigen Versteckmöglichkeiten, und es wird ständig um die Vorherrschaft über das elektromagnetische Spektrum gekämpft, um die Freiheit zu gewährleisten, fliegen, kommunizieren, sehen und zuschlagen zu können.“

Er fügte hinzu: „Das erfordert die Fähigkeit, einzudringen, sich entschlossen und diskret zu bewegen, aus der Distanz zu wirken und sich zurückzuziehen – die so genannte gepulste Operation, da niemand mehr das Gefechtsfeld über längere Zeiträume beherrschen kann.“

„Das ist die neue Commando Force, und sie ist dabei, viel regelmäßiger an der Front und in der Nähe von Gefahren eingesetzt zu werden... Es gibt kein Zurück mehr.“

Die Royal Marines Commandos sind die zu Spezialeinsätzen fähige Kommandotruppe des Vereinigten Königreichs, eine amphibische leichte Infanterie und eine der fünf Kampfverbände der Royal Navy. Auf ihrer Website werden sie als „Elite-Kampftruppe“ beschrieben, die „für ein schnelles Eingreifen auf der ganzen Welt“ optimiert ist. Magowans Äußerungen geben einen Eindruck davon, wie stark die Marines in den Krieg in der Ukraine verwickelt sind.

Royal Marines, Kommando-Angriffsdemo, vor einer Aeronavale Rafale M [Photo by Sam Wise / CC BY-SA 2.0]

Das britische Militär war längst intensiv an den Vorbereitungen und der Durchführung des imperialistischen Stellvertreterkriegs der Nato gegen Russland beteiligt. Es wurden keine Informationen über die „diskreten Operationen“ der Royal Marines veröffentlicht, doch nur wenige Tage nach Beginn des russischen Überfalls berichtete der Daily Mirror, dass sich Teams von Veteranen des britischen Special Air Service über private Unternehmen zum Kampf in der Ukraine gemeldet hätten. Im April berichtete die Times, dass aktive britische Soldaten ukrainische Rekruten in der Handhabung hochmoderner NLAW-Panzerabwehrraketen ausbilden.

Die House of Commons Library veröffentlichte dieses Jahr zwei Forschungsberichte über Großbritanniens zunehmendes militärisches Engagement in der Ukraine seit 2014. Der erste davon, mit dem Titel „Militärische Unterstützung für die Ukraine von 2014 bis 2021“, wurde im März 2022 veröffentlicht. Darin hieß es, Großbritannien habe bereits im Oktober 2014 seine Absicht erklärt, „nicht-tödliche“ Militärausrüstung zu liefern.

Nach dem rechtsextremen Putsch in Kiew von 2014, in dessen Verlauf der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch Anfang 2015 gestürzt wurde, begann das britische Militär die Operation Orbital zur Ausbildung von ukrainischen Streitkräften in „medizinischen, logistischen und allgemeinen Infanterie-Fähigkeiten und zum Aufbau von Geheimdienstkapazitäten“. Im März 2015 bot der damalige Verteidigungsminister Sir Michael Fallon der Ukraine an, sie werde alles erhalten, was sie wolle: „Die Ukraine ist unser Freund, sie ist in Not, und wir sollten auf ihre Anfragen reagieren, egal ob es um zusätzliche Ausbildung oder Ausrüstung geht.“

Im Jahr 2015 wurde die Operation Orbital immer wieder ausgeweitet, und 100 britische Militärangehörige waren daran beteiligt, ukrainische Soldaten im Häuserkampf auszubilden. Das Programm umfasste schließlich alle Teilstreitkräfte des ukrainischen Militärs. Im Jahr 2016 unterzeichneten das Vereinigte Königreich und die Ukraine eine Vereinbarung, die auf 15 Jahre ausgelegt war und die Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen, Austausch von Geheimdienstinformationen, Ausbildung und Waffenlieferungen umfasste. Im Jahr 2018 waren die Royal Marines und die Royal Navy an der Ausbildung der ukrainischen Marine beteiligt, und es wurde bereits Ausrüstung im Wert von 2,2 Millionen Pfund geliefert.

Im Oktober 2020 unterzeichneten die beiden Regierungen eine Absichtserklärung und im Jahr 2021 eine Umsetzungserklärung zum Aufbau der ukrainischen Marine, die sich eindeutig gegen die russische Schwarzmeerflotte richtete. Zwei ausgemusterte britische Minensuchboote wurden in die Ukraine überführt, die Ukraine erhielt Raketen zum Einbau in ihre Marinestellungen, daneben wurde Ausbildung und Unterstützung angeboten. Am Schwarzen Meer und am Asowschen Meer sollten zwei Marinebasen gebaut werden, die acht schnelle Raketenkriegsschiffe und „moderne Fregatten“ beherbergen können. Der Bau wurde mit 1,9 Milliarden Euro finanziert. Die Royal Navy schickte mehrfach Kriegsschiffe zur Teilnahme an Übungen im Schwarzen Meer; bei der letzten Übung im Juni 2021 gab ein russisches Patrouillenboot Warnschüsse auf den britischen Zerstörer HMS Defender ab.

Der zweite Bericht des Parlaments mit dem Titel „Militärische Unterstützung für die Ukraine seit der russischen Invasion“ wurde letzte Woche veröffentlicht und fasste das ganze Spektrum von modernen Waffen, Ausbildung und militärischer Unterstützung zusammen, das die Ukraine seit dem 24. Februar erhalten hat. Er schildert das Ausmaß der gegen Russland gerichteten Logistik- und Planungsoperationen, bei denen das Vereinigte Königreich zusammen mit den USA und Polen eine Vorreiterrolle spielt.

Im April wurde ein internationales Geberkoordinationszentrum am Hauptquartier des US European Command in Stuttgart eingerichtet, in dem Soldaten aus 30 Staaten die endlosen Forderungen der Ukraine nach zusätzlichen Waffen koordinieren. Daneben wurde eine Ukraine Contact Group unter Führung der USA gegründet, an der bis zu 50 Staaten beteiligt sind.

Der Vorsitzende des Vereinigten US-Generalstabs, General Mark Milley, war begeistert von der Operation: „Die Geschwindigkeit, in der wir Sicherheitsunterstützung geliefert haben, ist unvergleichlich. Wenn die Anträge bestätigt und bewilligt werden, dauert es nur wenige Tage, bis die geforderte Ausrüstung zusammengestellt und an die Ukraine geliefert wird. In manchen Fällen dauert es eine Woche, aber meistens nur wenige Tage.“

Die Militärhilfe der USA, die sich alleine seit Februar auf 19,3 Milliarden Dollar beläuft, stellt zwar alle anderen in den Schatten, doch im Vergleich zur Größe seiner Wirtschaft ist Großbritanniens Anteil immens.

Der parlamentarisch Bericht skizziert das Ausmaß der britischen Finanz-, Waffen- und Ausbildungshilfe für die Ukraine. Von den 4,4 Milliarden Euro, die Kiew seit Februar dieses Jahres erhalten hat, sind etwa 2,6 Milliarden Euro reine Militärausgaben. Mindestens weitere 2,6 Milliarden Euro sollen im nächsten Jahr für Waffen ausgegeben werden.

Das Vereinigte Königreich hat der Ukraine NLAW- und Javelin-Panzerabwehrraketen, Starstreak-Luftabwehrraketen, Stormer-Panzerfahrzeuge, Munition zum Einsatz gegen Gebäude, Panzerhaubitzen des Typs M-109, M270-Raketenwerfer und Harpoon-Schiffsabwehrraketen geliefert und will ihr Flugabwehrraketen des Typs AMRAAM, Haubitzen und Drohnen liefern. Daneben wurden 200.000 Schusswesten, Helme, Nachtsichtgeräte, Winteruniformen und drei ausgemusterte Hubschrauber übergeben. Die Ausbildungsoperation wurde massiv ausgeweitet. Operation Interflex sieht die Ausbildung von 10.000 neuen und aktiven ukrainischen Soldaten alle 120 Tage vor.

Doch einer der bemerkenswertesten Aspekte des Berichts war, wie viele Staaten darauf gebrannt haben, sich am Krieg gegen Russland zu beteiligen. Kanada beispielsweise unterhält seit 2015 sein eigenes Ausbildungsprogramm und hat Militärgerät im Wert von einer Milliarde Dollar bereitgestellt, darunter Maschinengewehre, Scharfschützengewehre, Haubitzen, Panzerfahrzeuge, Artilleriemunition, Drohnen und Winterkleidung.

Deutschland hat bereits Panzerabwehrwaffen, MANPAD-Raketen, Panzerhaubitzen, bunkersprengende Raketen, Panzerfahrzeuge, Raketenwerfer, Radar und Flakpanzer geliefert. Daneben hat Deutschland zugestimmt, autonome Überwasserschiffe, Aufklärungsdrohnen und zusätzliche Luftabwehrsysteme zu liefern.

In dem Bericht heißt es dazu: „Anfang August erklärte Europaministerin Catherine Colonna, die französische Unterstützung für die Ukraine beliefe sich bisher auf zwei Milliarden Euro, einschließlich humanitärer und militärischer Unterstützung.“

Italien hat Boden-Luft-Raketen des Typs Stinger, Panzerabwehrwaffen und Maschinengewehre geschickt und die Niederlande Stinger, Panzerabwehrwaffen, Raketen und Haubitzen. Außerdem werden 90 T-72-Panzer aus der Tschechischen Republik überholt. Norwegen hat seine langjährige Abstinenz gegenüber Waffenlieferungen in Kriegsgebiete aufgegeben und der Ukraine bisher 4.000 Panzerabwehrwaffen, ein Luftabwehrsystem und 22 Haubitzen des Typs M-109 geliefert. Daneben arbeitet Norwegen mit dem Vereinigten Königreich daran, Langstreckenraketen und Mikrodrohnen sowie 160 Hellfire-Raketen bereitzustellen.

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