Videos scheinen Tötung russischer Kriegsgefangener durch ukrainische Streitkräfte zu belegen

Die New York Times hat die Echtheit von Videos bestätigt, die offenbar die Hinrichtung von elf russischen Soldaten in dem ostukrainischen Dorf Makejewka (Luhansk) Anfang des Monats zeigen, nachdem sie sich ergeben hatten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (rechts) in Kiew, 19. November 2022 (AP Photo/Pressestelle des ukrainischen Präsidenten) [AP Photo/Ukrainian Presidential Press Office]

Ein Video wurde von einem anonymen ukrainischen Soldaten mit dem Handy aufgenommen, andere stammen von Drohnen und wurden vermutlich von ukrainischen Soldaten aufgenommen, die die Offensive überwachten. Die Times verglich die Videos mit Satellitenbildern und bestätigte, dass sie bei einem Bauernhaus in dem Dorf aufgenommen wurden.

Eines der ersten Videos geriet letzte Woche zunächst auf proukrainischen Social Media-Kanälen in Umlauf. Die Videos zeigen russische Soldaten, die eindeutig dabei sind, sich den ukrainischen Truppen zu ergeben. Dann taucht ein russischer Soldat im Hintergrund auf und eröffnet das Feuer. Die ukrainischen Truppen schießen anscheinend zurück.

Im Video gibt es einen Schnitt, danach liegen die gleichen russischen Soldaten tot am Boden – die meisten von ihnen in den gleichen Stellungen wie während ihres Versuchs, sich zu ergeben. Offenbar wurde ihnen aus nächster Nähe in den Hinterkopf geschossen. Der russische Soldat, der das Feuer eröffnet hat, scheint ebenfalls sofort getötet worden zu sein und liegt an der gleichen Position, aus der er geschossen hat.

Dr. Rohini Haar, medizinische Beraterin der Organisation Physicians for Human Rights, erklärte gegenüber der New York Times zu den Videos: „Es sieht aus, als wären die meisten in den Kopf geschossen worden. Die Blutlachen deuten darauf hin, dass man sie einfach liegengelassen hat. Offenbar gab es keine Versuche, sie aufzurichten oder ihnen zu helfen.“

Dr. Haar fügte hinzu, dass die russischen Soldaten scheinbar unbewaffnet und mit ausgebreiteten oder hinter den Köpfen verschränkten Armen am Boden lagen, wodurch es sich bei ihnen um „Nichtkombattanten, faktisch Kriegsgefangene“ handelte.

Russland verurteilte die Tötungen als „vorsätzlichen und methodischen Mord“.

Wie die Times zugibt, könnten die ukrainischen Soldaten nach den Gesetzen für internationale bewaffnete Konflikte, u.a. der Genfer Konventionen und des Römischen Statuts, das die Grundlagen für den Internationalen Strafgerichtshof geschaffen hat, für die außergerichtliche Tötung russischer Soldaten angeklagt werden. Den Genfer Konventionen nach müssen Kriegsgefangene „jederzeit menschlich behandelt werden. Jeder rechtswidrige Akt oder jede derartige Unterlassung durch die inhaftierende Macht, die zum Tod oder zu ernster Gefahr für die Gesundheit eines Kriegsgefangenen in Haft führt, ist verboten und wird als ernsthafter Verstoß gegen die derzeitige Konvention angesehen. ... Vergeltungsmaßnahmen gegen Kriegsgefangene sind verboten.“

Auch im Römischen Statut heißt es, die „Tötung oder Verwundung eines Kombattanten, der seine Waffen niedergelegt hat oder sich nicht mehr länger verteidigen kann und sich selbst ergeben hat“, stelle einen Regelverstoß im internationalen bewaffneten Konflikt dar.

Die Tatsache, dass das Video zuerst auf proukrainischen Social-Media-Kanälen auftauchte, deutet darauf hin, dass Kiew bereits von der außergerichtlichen Hinrichtung wusste und sie als Teil einer PR-Kampagne veröffentlicht hat, um dem einzelnen russischen Soldaten, der auf ukrainische Soldaten geschossen hat, die Verantwortung für den Tod aller elf Soldaten zu geben. Wie selbst die Times einräumte, „nutzten ukrainische Nachrichten- und Social-Media-Kanäle... die Bilder, um die militärischen Fähigkeiten ihrer Streitkräfte zu preisen und die heldenhafte Rückeroberung von Gebieten, die sie zu Beginn des Krieges an Russland verloren hatten, bekannt zu machen“.

Als Reaktion auf die weit verbreitete Kritik am Vorgehen der ukrainischen Soldaten hat die ukrainische Regierung sich unwissend gegeben und eine Untersuchung eingeleitet, während sie sehr wohl weiß, dass diese keine Auswirkungen auf die Unterstützung ihrer imperialistischen Hintermänner haben wird. Die stellvertretende ukrainische Premierministerin Olha Stefanischyna erklärte auf einem Sicherheitsforum in Kanada: „Natürlich werden ukrainische Behörden dieses Video untersuchen“, allerdings sei es sehr unwahrscheinlich, dass das Video tatsächlich die Hinrichtung russischer Kriegsgefangener zeige.

Doch trotz Stefanischynas Versicherungen, die Ukraine töte keine Kriegsgefangenen, fand im März in den sozialen Netzwerken ein weiteres Video Verbreitung. Es zeigt, wie ukrainische Soldaten gefangenen Russen aus nächster Nähe in die Beine schießen. Während der ersten Wochen des Krieges erschienen auf den offiziellen Social Media-Accounts der ukrainischen Streitkräfte auch regelmäßig blutige Fotos von toten russischen Soldaten. Derartiges Vorgehen wird in den Streitkräften der Ukraine, zu denen neofaschistische Organisationen wie das Asow-Bataillon und der Rechte Sektor gehören, eindeutig gefördert.

Dass die ukrainischen Medien es derart eilig hatten, die Ermordung russischer Kriegsgefangener zu feiern, deutet darauf hin, dass die breite Veröffentlichung des Videos eine vorsätzliche Provokation Kiews war, um den Krieg fortzusetzen. Berichten zufolge üben die USA Druck auf Kiew aus, vor Beginn des Winters die Verhandlungen mit Moskau wieder aufzunehmen. Bisher hat sich die Selenskyj-Regierung jedoch geweigert, Schritte zur Aufnahme von Verhandlungen zu unternehmen und hat vielmehr ein Gesetz verabschiedet, das Verhandlungen verbietet, solange Wladimir Putin Präsident ist.

Die Veröffentlichung des Videos hat natürlich die nationalistischen, kriegsbefürwortenden Elemente innerhalb Russlands verärgert, die Moskau trotz der immensen Verluste zu einer Ausweitung seines reaktionären und katastrophalen Kriegs in der Ukraine drängen. Die Times schrieb, der bekannte russische Militärblogger Wladlen Tatarski habe auf Telegram erklärt, jeder Russe müsse „das mehrfach ansehen, um zu verstehen, gegen wen wir kämpfen... kein einziger Russe kann ruhig leben und schlafen... solange die Täter am Leben sind.“

Während die jüngsten militärischen Erfolge der Ukraine – die Rückeroberung von großen Teilen der Provinzen Charkiw und Cherson – in den ukrainischen und westlich-imperialistischen Medien gefeiert wurden, ist der Krieg in jeder Hinsicht eine historische Katastrophe für die Bevölkerungen beider Länder. US-Generalstabschef Mark A. Milley schätzte letzte Woche, dass bisher mehr als 100.000 russische Soldaten und „vermutlich“ eine ebenso große Anzahl von ukrainischen Soldaten getötet oder verwundet wurden, was die Gesamtzahl der Opfer auf über 200.000 bringt.

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