Elon Musk, der reichste Mann der Welt und CEO von Tesla und SpaceX, stellte die Twitter-Mitarbeiter am Mittwoch vor ein Ultimatum. Er forderte sie auf, eine „extreme Hardcore“-Betriebskultur zu akzeptieren oder mit der Kündigung zu rechnen.
In einer E-Mail mit dem Titel „A fork in the road“ [Weggabelung] ordnete Musk an, dass die Twitter-Mitarbeiter im Interesse des Wettbewerbs nun das härteste Arbeitsumfeld gewärtigen müssten. Laut der Washington Post, der der E-Mail-Text vorliegt, schrieb Musk: „Das bedeutet lange Arbeitszeiten bei hoher Intensität“, und er fügte hinzu: „Nur eine außergewöhnliche Leistung wird noch gut benotet werden.“
Die Mitarbeiter hatten die Wahl, entweder bis Donnerstag in einer Antwort auf die E-Mail ihr Einverständnis zu erklären oder mit einer Abfindung von drei Monatslöhnen entlassen zu werden.
Vor kaum einem Monat hat Musk den Social-Media-Dienst Twitter, eine Massenplattform mit fast 400 Millionen monatlich aktiven Nutzern, für 44 Milliarden Dollar gekauft.
In einer vernünftig organisierten Gesellschaft befände sich dieser Dienst, den Hunderte Millionen Menschen für Nachrichten und Informationen nutzen, in öffentlichem Besitz. Aber im Kapitalismus ist er zum Spielball eines einzelnen, milliardenschweren Oligarchen geworden, der obendrein noch ein faschistoider Clown ist.
Am Anfang hat Musk noch behauptet, sein Kauf sei durch seinen Wunsch motiviert, „der Menschheit zu helfen, die ich liebe“. Doch dies erwies sich rasch als völliger Unsinn.
Nur wenige Tage nach seinem Kauf entließ Musk den Vorstand des Unternehmens und erklärte sich selbst zum alleinigen Geschäftsführer. Mit dem Ziel, Twitter in ein profitables Unternehmen umzuwandeln, erklärte er unverblümt, dass Massenentlassungen notwendig seien. Gleichzeitig begann er, Abogebühren für den „blauen Haken“ zu verlangen [der hinter dem Namen von prominenten Nutzern mit sehr vielen Followern steht].
Kurz darauf ordnete Musk die Entlassung von über der Hälfte der 7.500 Twitter-Mitarbeiter an. Und dieser Prozess wird nun auch auf die Vertragsmitarbeiter ausgeweitet. Unter den Entlassenen befinden sich auch Mitarbeiter, die für die Moderation von Inhalten zuständig sind, und die gesamte Menschenrechtsabteilung - so viel zu Musks „Liebe zur Menschheit“.
Die Massenentlassungen bei Twitter sind Teil eines größeren Arbeitsplatzmassakers in der IT-Branche, dem Vorspiel zu einem umfassenden Angriff auf die Arbeitsplätze und Lebensbedingungen der gesamten Arbeiterklasse.
Der „extremely Hardcore“ Musk ist ein politischer Verbrecher. Im Mai 2020, als sich die Coronapandemie weltweit ausbreitete, widersetzte sich Musk dem Lockdown, den die örtliche Gesundheitsbehörde angeordnet hatte, und ließ sein Tesla-Werk in Fremont (Kalifornien) auf vollen Touren laufen. Nach dieser Back-to-work-Offensive erkrankten mehr als 400 Tesla-Arbeiter und mehrere starben.
Musk wetterte gegen Lockdowns und andere Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und bezeichnete sie als „faschistisch“. Die anfängliche Besorgnis über die Pandemie nannte er „dumm“, und er sagte voraus: „Es wird praktisch keine neuen Fälle geben.“ Dafür erntete er die Unterstützung Trumps und der rechtsextremen Kräfte in dessen Umfeld, die kurz darauf einen faschistischen Putschplan schmiedeten. Auch dies war mit der Absicht verbunden, sämtliche Einschränkungen gegen die Ausbreitung der Pandemie zu beseitigen.
Musk tat sich auch als lautstarker Unterstützer des rechtsextremen „Freiheitskonvois“ hervor, der aus Kleinunternehmern, rechtsextremen Aktivisten und Veteranen des Aufstands vom 6. Januar 2021 bestand. Der Konvoi blockierte Anfang 2022 das Zentrum von Ottawa (Kanada) und forderte die Abschaffung der Impfvorschriften und anderer Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit.
Vor dem Hintergrund dieser Geschichte ist die Übernahme von Twitter durch Musk umso bedrohlicher. Trump, der bei seinem Versuch, gegen die gewählte Regierung der Vereinigten Staaten zu putschen, Twitter als Plattform nutzte, könnte sein Konto wiederhergestellt bekommen. Und zweifellos werden gerade die rückständigsten, wissenschaftsfeindlichen Ansichten, einschließlich der völligen Leugnung der Pandemie und des Klimawandels, nun weiter Auftrieb bekommen, auch durch Musk selbst.
Musk gehört zu einer ganzen Reihe von Milliardären, deren Vermögen im Zug der Pandemie unvorstellbar angewachsen ist. Im Jahr 2020 steigerte er sein Vermögen um über 100 Milliarden Dollar, und 2021 um weitere 127 Milliarden Dollar, womit er Jeff Bezos als reichsten Mann der Welt überflügelte.
Zwischen März 2020 und Mai 2022, als die Zahl der Corona-Toten in den USA eine Million überstieg, wuchs das Vermögen von 727 Personen um insgesamt 1,71 Billionen Dollar an. Hauptursache dieser Bonanza war eine Explosion der Aktienkurse aufgrund der milliardenschweren Rettungsaktionen für die Wall Street im Jahr 2020.
Während die Arbeiterklasse in der Pandemie massenhaft Krankheit und Tod erleidet, die Inflation in die Höhe schießt und die Lebensbedingungen sich stetig verschlechtern – besonders verschärft durch den Krieg der USA und der Nato gegen Russland –, schwelgen die Mitglieder der Finanzoligarchie buchstäblich in beispiellosem Wohlergehen.
Musk ist der Mann an der Spitze - sozusagen die Crème de la Crème - dieses Müllhaufens. Im Oktober 2019 twitterte er als Reaktion auf den Putsch in Bolivien, der die demokratisch gewählte Regierung von Evo Morales absetzte: „Wir putschen, wen wir wollen! Deal with it [kommt damit klar!].“
In seiner kruden Arroganz verkörpert Musk eine herrschende Elite, deren sagenhafter Reichtum nur noch von der Tiefe ihrer intellektuellen und kulturellen Rückständigkeit übertroffen wird, gepaart mit einer rücksichtslosen Entschlossenheit, ihren Reichtum und ihre Privilegien zu verteidigen.
Aber in ihrer Verachtung für die Massen sind Musk und die herrschende Elite, für die er spricht, blind für den Sturm, der sich am Horizont abzeichnet. Die Geschichte konfrontiert die Kapitalistenklasse mit dem Gespenst der Revolution. Die steigende Flut der revolutionären Arbeiterklasse wird Musk und das verrottete System, das ihn auf den Gipfel der bürgerlichen Gesellschaft erhob, hinwegfegen.