In der folgenden Erklärung ruft der Automobilarbeiter Will Lehman, der bei den bevorstehenden Wahlen zum Vorsitz der Gewerkschaft UAW kandidiert, alle Arbeiterinnen und Arbeiter dazu auf, den Kampf der Eisenbahner zu unterstützen. Die WSWS unterstützt Lehmans Kampagne. Weitere Informationen zur Kampagne und zu Beteiligungsmöglichkeiten findet ihr unter WillForUAWpresident.org.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mein Name ist Will Lehman. Ich arbeite bei Mack Trucks in Pennsylvania und kandidiere bei den nationalen Wahlen der Gewerkschaft im nächsten Monat für das Amt des Präsidenten der United Auto Workers (UAW).
Als Kandidat für das Amt des UAW-Vorsitzenden rufe ich alle Automobilarbeiter und Arbeiter überall auf der Welt auf, den Kampf der mehr als 100.000 Eisenbahner in den USA aktiv zu unterstützen. Die Eisenbahner befinden sich in einem Machtkampf, der für die gesamte Arbeiterklasse von in der Tat historischer Bedeutung ist.
Die Eisenbahner sind seit fast drei Jahren ohne Tarifvertrag und haben seitdem keine Lohnerhöhung erhalten. Sie haben unter einer strafbewehrten Anwesenheitspolitik gelitten, die keine garantierten freien Tage zulässt. Dadurch ist es praktisch unmöglich, Zeit mit der Familie oder auch nur Arzttermine zu planen. Die entsetzlichen Bedingungen bei den Eisenbahnen haben in den letzten Jahren Zehntausende Arbeiter aus der Branche vertrieben.
Doch die Arbeiter waren entschlossen, sich zu wehren, und drängten mit überwältigender Mehrheit auf einen Streik, der bereits am Freitag um Mitternacht beginnen sollte, als eine von der Regierung vorgeschriebene „Bedenkzeit“ ablief.
Aus Angst vor dieser wachsenden Opposition und Militanz intervenierte die Biden-Regierung, um Streiks zu verbieten und Zugeständnisse vertraglich durchzusetzen, die die Profitinteressen der gigantischen Eisenbahnunternehmen schützen.
Am frühen Donnerstag gab das Weiße Haus bekannt, dass es eine Vereinbarung zwischen Unternehmen und Bahngewerkschaften ausgehandelt habe, die die Karenzzeit verlängert und den Beginn eines landesweiten Bahnstreiks am Freitag verhindert.
Die Vereinbarung – die nach Angaben von Gewerkschaftsvertretern noch nicht einmal beschlossen wurde – ist nach allem, was man hört, nahezu identisch mit den Zugeständnissen, die die von Biden eingesetzte Zwangsschlichtung („Presidential Emergency Board“, PEB) vor einem Monat empfohlen hatte.
Die Eisenbahner stehen einer Verschwörung aus Unternehmen, Gewerkschaftsbürokratien, dem Kongress und dem Weiße Haus gegenüber, die alle die Interessen der herrschenden Klasse vertreten. Die Eisenbahnunternehmen, die sich im Besitz von Milliardären wie Warren Buffett befinden, gehören zu den profitabelsten in den USA. Sie sind entschlossen, noch mehr Vermögen aus der Arbeit der Eisenbahner herauszupressen.
Die Arbeiter haben jedoch noch nicht ihr letztes Wort gesprochen. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und organisieren sich, um sich zu wehren.
Während Biden, die Unternehmen und die Gewerkschaften am Mittwoch in Washington konspirierten, trafen sich über 500 Eisenbahner und ihre Unterstützer online zu einem Treffen, das vom Aktionskomitee der Eisenbahner, der World Socialist Web Site und der Internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees gemeinsam veranstaltet wurde. Arbeiter aus allen Bereichen der Eisenbahnen im ganzen Land nahmen daran teil und erhoben ihre Stimme gegen ihre miserablen Arbeitsbedingungen, die ihnen aufgezwungen werden, und prangerten den Verrat der Gewerkschaften an.
Es war mir eine Ehre, als Redner eingeladen zu sein. Wie ich dort erklärte, geht es bei meiner Kampagne um den Aufbau einer Massenbewegung der Basis mit dem Ziel, die Diktatur des Gewerkschaftsapparats zu brechen und die Macht in die Hände der Arbeiter zurückzulegen. Ich rufe alle Arbeiterinnen und Arbeiter dazu auf, überall Aktionskomitees zu bilden, damit wir unsere eigenen Kommunikationskanäle haben, die uns den Austausch mit anderen Arbeitern ermöglichen, damit wir die Wahrheit über die Situation erfahren können.
Am Ende der Versammlung trafen die Anwesenden eine wirklich historische Entscheidung und stimmten für die folgende Resolution, die mit 98 Prozent angenommen wurde:
Diese demokratische Versammlung der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner beschließt:
1. Wir werden keinen Akt des Kongresses akzeptieren, der unser demokratisches Streikrecht verletzt und uns einen Vertrag aufzwingt, den wir nicht akzeptieren und der nicht von der Belegschaft ratifiziert wurde.
2. Wir fordern einen Vertrag, der auf unsere Bedürfnisse eingeht, einschließlich einer deutlichen Lohnerhöhung, um die jahrelangen Lohneinbußen auszugleichen, eines Lebenshaltungskostenausgleichs, um der rasant steigenden Inflation zu begegnen, eines Endes der brutalen Anwesenheitspolitik, garantierter Urlaubs- und Krankheitstage und eines Endes des Drängens auf Ein-Mann-Besatzungen.
3. Wir teilen den Gewerkschaften mit, dass jeder Versuch, Verträge durchzusetzen, die wir nicht akzeptieren und über die nicht abgestimmt wurde, oder uns ohne Vertrag weiterarbeiten zu lassen, einen Verstoß gegen die klaren Anweisungen der Basis darstellt.
Die Eisenbahner stehen an der Spitze einer Bewegung der Arbeiterklasse, die überall auf der Welt danach strebt, gegen die verheerenden Auswirkungen von Inflation und Ausbeutung anzukämpfen.
Diese Arbeiter setzen ein Zeichen, und Arbeiter überall müssen sich ihnen anschließen. Ich rufe die Automobilarbeiter, andere Arbeiter in der UAW-Gewerkschaft und die gesamte Arbeiterklasse dazu auf, zur Unterstützung der Eisenbahner aufzustehen.
Teilt ihre Resolution auf Facebook und in den sozialen Medien und informiert eure Kolleginnen und Kollegen darüber, was auf dem Spiel steht. Bildet Eure eigenen Aktionskomitees und schließt Euch mit ihnen zusammen. Sendet meiner Kampagne Unterstützungserklärungen, damit die Eisenbahner wissen, dass die gesamte Arbeiterklasse hinter ihnen steht: willforuawpresident@gmail.com.
Mehr lesen
- Mehr als 500 US-Eisenbahner treffen sich zur Streikvorbereitung, während Unternehmen, Gewerkschaften und der Kongress versuchen, einen Zwangsvertrag durchzusetzen
- 500 US-Eisenbahner organisieren Widerstand gegen Ausverkauf
- Bahngewerkschaften kriechen unterwürfig vor dem Kongress, während Washington vor der Streikfrist am Freitag Notfallpläne schmiedet