Perspektive

Eine globale Tragödie: Bis zu 180.000 Mitarbeiter des Gesundheitswesens sind an Covid-19 gestorben

Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit bis zu 180.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen in der Pandemie gestorben. Immer mehr statistische Analysen belegen die katastrophalen sozialen Auswirkungen der Pandemie.

„Zwischen 80.000 und 180.000 Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich könnten im Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2021 an Covid-19 gestorben sein“, so die WHO. Sie gehören zu den schätzungsweise 15 Millionen Menschen, die laut Angaben zur Übersterblichkeit, die der Economist veröffentlicht hat, weltweit am Coronavirus gestorben sind.

Das Gesundheitspersonal, das seit fast zwei Jahren gegen die Pandemie kämpft, ist am Rande der Erschöpfung.

In einem Gespräch mit dem Guardian sagte Annette Kennedy, Präsidentin des International Council of Nurses, dass von den Zehntausenden, die ihr Leben verloren haben, „viele unnötig gestorben sind, wir hätten viele retten können“.

„Es ist eine schockierende Anklage gegen die Regierungen“, sagte sie. „Es ist eine schockierende Anklage gegen die mangelnde Sorgfaltspflicht zum Schutz der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die ihre Aufopferung mit dem Leben bezahlt haben.“ Sie fügte hinzu: „Sie sind jetzt ausgebrannt, sie sind am Boden zerstört, sie sind körperlich und geistig erschöpft. Und es wird vorhergesagt, dass 10 Prozent von ihnen innerhalb kürzester Zeit gehen werden.“

Während die Mitarbeiter des Gesundheitswesens an der Belastungsgrenze sind, nehmen die Covid-Fälle weltweit wieder zu, vor allem durch massive Ausbrüche in Osteuropa und im Vereinigten Königreich.

In Großbritannien wurden am Donnerstag 51.000 Neuinfektionen gemeldet, der höchste Stand seit Januar. Die Zahl der täglichen Fälle nähert sich rasch dem bisherigen Rekord von 67.775. Trotz der Impfungen ist die Zahl der täglichen Todesfälle gestiegen und liegt nun bei durchschnittlich 130 pro Tag.

Nach Angaben des britischen Statistikamts wurde in der Woche ab dem 6. Oktober eine von 55 Personen in England positiv getestet. Eine Woche vorher war es einer von 60.

Bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren ist die Zahl der Neuinfektionen auf den höchsten Stand gestiegen. Die Positivrate bei Corona-Tests ist unter 11- bis 16-Jährigen am höchsten, gefolgt von Kindern zwischen 2 und 10 Jahren.

Am stärksten betroffen in der eurasischen Region ist Russland, das am Samstag mit über 37.600 Fällen einen Rekord verzeichnete. Die tägliche Opferzahl stieg auf über 1.000.

In den Vereinigten Staaten, seit langem ein Epizentrum der Pandemie, starben am Freitag weitere 1.610 Menschen. Die offizielle Zahl der Toten in den USA kletterte bis Sonntagmittag auf 756.205. Die tatsächliche Todeszahl, die auch nicht gemeldete Fälle einschließt, liegt nach Angaben des Institute for Health Metrics and Evaluation jedoch bei über 1,1 Millionen.

Auch die immensen Gefahren für diejenigen, die nicht wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus müssen, werden immer deutlicher. Bis zu ein Drittel der Patienten entwickeln anhaltende neurologische Probleme, u.a. bei den Exekutiven Funktionen, der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit und dem Erinnerungsvermögen.

Während der Anstieg der Fälle mit Beginn der Herbst- und Wintersaison in der nördlichen Hemisphäre erwartet wurde, befürchten Wissenschaftler, dass auch neue Mutationen von Sars-CoV-2, die noch gefährlicher und übertragbarer sind als die Delta-Variante, die Infektionszahlen nach oben treiben.

Bis zu 10 Prozent der Fälle im Vereinigten Königreich wurden dem Delta-Subtyp AY.4.2 zugeschrieben, der in den Medien als „Delta Plus“ bezeichnet wird.

Jeffrey Barrett, Direktor der „COVID-19 Genomics Initiative“ am britischen Genomforschungsinstitut Wellcome Sanger Institute bei Cambridge, und Francois Balloux, Direktor des University College London Genetics Institute, erklärten gegenüber der Financial Times, dass AY.4.2 offenbar 10 bis 15 Prozent übertragbarer sei als die ursprüngliche Delta-Variante.

„Wenn sich die vorläufigen Erkenntnisse bestätigen, könnte AY.4.2 der infektiöseste Coronavirus-Stamm seit Beginn der Pandemie sein“, zitiert die Financial Times Balloux.

Die Wissenschaftler warnten, dass Covid-19 immer noch viele Möglichkeiten hat, sich weiterzuentwickeln und ansteckender zu werden. „Ich sehe nichts, was darauf hindeutet, dass dieses Virus zur Ruhe kommt“, sagte Kristian Andersen, ein Immunologe am Scripps Research Institute, gegenüber der Washington Post. „Ich glaube nicht, dass dieses Virus so übertragbar ist, wie es sein könnte.“

Doch während Infektionen in der ganzen Welt zunehmen, lassen die Regierungen alle Corona-Beschränkungen fallen.

In diesem Monat gaben Australien, Neuseeland, Singapur, Malaysia und Vietnam bekannt, dass sie von der „Zero-Covid“-Strategie, also der Eliminierung der Virus-Ausbreitung, abrücken werden. In Singapur hat dies zu einem massiven Anstieg der Fälle geführt, von einer einstelligen Zahl im Juli auf jetzt über 3.000 pro Tag.

Monatelang haben die Medien in den USA und weltweit behauptet, die Pandemie würde einfach von selbst verschwinden und wie die saisonale Grippe „kontrollierbar“ werden. Doch diese Behauptungen, die einzig und allein die Aktienmärkte ankurbeln sollen, haben sich einmal mehr als Betrug entpuppt. Der jüngste Anstieg macht deutlich, dass die Pandemie weiterhin einen hohen Blutzoll fordern wird, wenn sie nicht durch energische Sofortmaßnahmen unter Kontrolle gebracht wird.

Die neue Covid-Welle trotz der weit verbreiteten Verfügbarkeit von Impfungen bestätigt die Warnungen von Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten, dass die Gesellschaft nicht mit Covid-19 „leben“ kann und das Virus weltweit eliminiert und – wenn möglich – ausgerottet werden muss.

Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung des Online-Webinars der World Socialist Web Site How to End the Pandemic“ (Wie die Pandemie gestoppt werden kann), bei dem am Sonntag Wissenschaftler aus der ganzen Welt mit Arbeitern und Eltern zusammenkamen, die an der vordersten Front dafür kämpfen, die Arbeiterklasse zu mobilisieren und einen politischen Richtungswechsel durchzusetzen.

Bei dem Webinar wurde, gestützt auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, dargelegt, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Pandemie endgültig zu stoppen und das Virus zu eliminieren.

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