Am Wochenende haben Arbeiter des Volvo-Trucks-Werks in Dublin (Virginia) zum zweiten Mal einen Tarifvertrag abgelehnt, den die Autogewerkschaft UAW ihnen vorgesetzt hatte.Der Vertrag sollte empfindliche Zugeständnisse bei den Löhnen, Zulagen und Betriebsrenten auf sechs Jahre hinaus festschreiben. In den Tagen vor der Abstimmung hatte das Aktionskomitee der Volvo-Arbeiter die Details darüber bekanntgemacht und dazu aufgerufen, mit „Nein“ zu stimmen.
Seit Montag befinden sich die Arbeiter im Streik. Der Arbeitskampf wird von den deutschen Medien totgeschwiegen, und nur die WSWS berichtet darüber. Wir publizieren hier im Folgenden die ersten Grußbotschaften, die wir von Arbeitern in Deutschland zur Unterstützung der streikenden Volvo-Arbeiter bekommen haben. Wir rufen Arbeiter und WSWS-Leser auf, weitere Solidaritätsschreiben zu schicken und diesen wichtigen Arbeitskampf unter Kollegen und Freunden bekannt zu machen und Unterstützung zu mobilisieren.
Zafer, Ford-Arbeiter in Köln
Die Volvo-Arbeiter dürfen nicht locker lassen. Sie müssen durchhalten, bis sie alle ihre Forderungen erreicht haben. Wir stehen hinter ihnen. Die internationale Solidarität ist jetzt sehr wichtig, gerade für uns Autoarbeiter. Die großen Konzerne haben ihre Werke überall auf der Welt und überall wird dasselbe Spiel gespielt. Mit der Drohung, die Produktion zu verlagern, werden immer neue Verschlechterungen durchgesetzt.
Die internationale Solidarität fängt bei uns schon am Band an. Da stehen neben den deutschen Kollegen wir Türken, Italiener, Kroaten, Afrikaner, Araber und noch viele andere Nationalitäten.
Besonders gut finde ich, dass die Volvo-Arbeiter sich gegen die UAW durchgesetzt haben. Das müssten wir hier bei Ford in Köln auch machen. Die IG Metall ist keinen Deut besser. Die Gewerkschaftsfunktionäre und die meisten Betriebsräte sind völlig abgehoben, stehen voll auf der Seite des Vorstands und arbeiten vor allem in die eigene Tasche. Die bezeichnen sich nicht umsonst als Co-Manager. Die arbeiten mit allen Tricks, sind unehrlich und verlogen. Manchmal denke ich, wir sind hier viel zu vorsichtig und lassen uns viel zu oft einschüchtern. Aber wenn die amerikanischen Arbeiter jetzt kämpfen, dann ist das schon ein wichtiger Schritt.
Florian M., Auszubildender eines Metallbetriebs in Süddeutschland
Die Volvo-Arbeiter haben meine volle Solidarität! Ich bewundere eure Entschlossenheit, wie ihr den von der Gewerkschaft vorgelegten Vertrag abgelehnt habt und erneut in den Streik getreten seid.
Ich habe auf der WSWS gelesen, dass ihr ein Arbeiterkomitee aufgebaut habt, und dass euer Komitee eine bedeutende Rolle dabei gespielt hat, den Vertrag abzulehnen, so dass die Gewerkschaft unter Druck gesetzt werden konnte.
Dass die Gewerkschaft euch versucht, zu faulen Kompromissen zu überreden, wundert mich nicht. Hier in Deutschland hat der Verrat der Gewerkschaften lange Tradition. 1914 verbündeten sich die Gewerkschaften und die SPD in Deutschland mit der herrschende Klasse und verhinderten Streiks gegen den Ersten Weltkrieg.
Genau wie ihr ein unabhängiges Komitee aufgebaut habt, bauten am Ende des Ersten Weltkriegs die Arbeiter in Deutschland in allen Betrieben Komitees auf, die sich zu Arbeiterräten vereinigten und Streiks gegen den Weltkrieg organisierten, was letztendlich zur Revolution führte. Aber wieder verbündeten sich die Gewerkschaft und die SPD mit den Klassenfeinden und schlugen die Revolution nieder.
Euer Kampf hat internationale Bedeutung und zeigt den Arbeitern auf der ganzen Welt, dass Arbeiter sich unabhängig von Gewerkschaften organisieren können, und dass sie sich so ihrer gewaltigen Kraft bewusst werden.
Die deutsche Arbeiterklasse schaut mit großer Begeisterung nach Amerika.
In Deutschland ruft die Sozialistische Gleichheitspartei alle Arbeiter zum Aufbau von Komitees auf, und ich hoffe das wir in Deutschland bald auch einige Komitees haben, um unseren amerikanischen Klassenbrüdern zu Hilfe zu eilen.
Hier bei uns stehen große Massenentlassungen an, aber die amerikanischen Arbeiter haben den deutschen Arbeitern gezeigt, wie man sich wehren kann, indem man unabhängige Komitees aufbaut. Ich empfehle euch, auch wenn die Gewerkschaft den Streik wieder abwürgt, unter der Führung eures Komitees den Streik fortzusetzen. Erst wenn die bürokratischen Agenten des Klassenfeindes nicht mehr an der Spitze des Streiks stehen, kann die Isolierung durchbrochen und durch Aufbau weiterer Komitees auf andere Betriebe ausgeweitet werden. Es lebe die internationale Solidarität aller Werktätigen!
Andi A., LKW-Mechaniker in Bayern
Hiermit erkläre ich meine Solidarität mit den streikenden Volvo-Arbeitern und unterstütze sie mit aller Kraft. Sie haben die kriminelle und unmenschliche Politik der Unternehmensleitung und der UAW-Gewerkschaft abgelehnt und ein Aktionskomitee der Volvo-Arbeiter gegründet. Ich selber arbeite in einem Lkw- Reparaturwerk und kenne nur zu gut die brutale Vorgehensweise der Geschäftsleitung zu Lohndumping und unsicheren Arbeitsverhältnissen während der Covid-19 Pandemie.
Hier in Deutschland und Österreich stehen mehrere Werke der Automobil- und Zulieferindustrie auf der Kippe, so wie das Lkw-Werk von MAN in Steyr und das Bosch-Werk in Bietigheim. Tausenden Arbeitern droht die Arbeitslosigkeit oder eine enorme Verschlechterung der Arbeitskonditionen.
Die Gewerkschaften versuchen mit allen Mitteln, die Opposition in den Belegschaften zu unterdrücken und in eine nationalistische Richtung zu drücken. Ebenfalls stecken sie mit der Unternehmensleitung unter einer Decke, wenn es um das Thema Arbeitszwang bei unsicheren Corona-Bedingungen geht: Sie erpressen die Arbeiter, dass sie andernfalls ihren Job verlieren würden. Sie setzen die Arbeiter auch bei Abfindungsangeboten unter Druck.
Nur durch ein unabhängiges Aktionskomitee und international vernetzt kann eine langfristige Verbesserung erreicht werden. Die Arbeiter müssen sich weltweit vernetzen, da sich überall die gleichen Probleme ergeben. Nur auf internationaler Ebene kann eine Lösung der bisherigen Situation erkämpft werden. Die Arbeitskämpfe müssen mit allen Streiks, mit den Kämpfen der Bergarbeiter in Alabama und Chile und allen anderen Arbeitsniederlegungen weltweit zusammengeführt und zu einem Generalstreik ausgeweitet werden. Nur so kann die eigentliche Ursache, das kapitalistische System, bekämpft und ein sozialistischer Staat errichtet werden, der sich an den Bedürfnissen des Volkes und der Arbeiter orientiert. Unterstützt dabei die Socialist Equality Party, das IKVI und alle ihre Schwesterparteien auf der Welt und baut die politische Vorhut der Arbeiterklasse auf. Allen streikenden Volvo-Arbeitern die größte Ehre und Respekt!
Philipp (34) arbeitet am Hamburger Flughafen
Ich verfolge täglich die Entwicklungen in der Arbeiterklasse weltweit auf der WSWS. Besonders beeindruckt haben mich Berichte über euren Kampf im Werk von Volvo Trucks, und wie ihr mit Standhaftigkeit und Bewusstsein eure Interessen gegen die verräterische Gewerkschaft verteidigt. Ihr habt die faulen Tarifverträge abgewiesen und klare Forderungen gestellt, um euch nicht billig ausverkaufen zu lassen. Ich sehe euch als Vorbild und Beginn eines aufkeimenden internationalen Klassenkampfes, der sich besonders durch und während der Coronakrise vertieft.
Die Arbeiterklasse muss sich als Einheit auf der Welt verstehen, die nicht gespalten werden darf. Sie führt gemeinsame Kämpfe mit gemeinsamen Zielen und Forderungen. Als weltweite Arbeiterklasse müssen sich die aus den Klassenkämpfen heraus gebildeten Aktionskomitees branchenübergreifend und international verbinden.
Ihr seid nicht alleine, bleibt standhaft! Bleibt im Austausch mit der internationalen Arbeiterallianz der Aktionskomitees und der WSWS. Dies ist entscheidend für eine gemeinsame Strategie.
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