Die Sozialistische Gleichheitspartei ruft dazu auf, die WISAG-Arbeiter zu verteidigen und ihren Arbeitskampf zu unterstützen!
Seit mehreren Tagen befinden sich etwa 30 Bodenarbeiter der WISAG am Rhein-Main Airport in einem Hungerstreik. Sie reagieren damit auf ihre Entlassung und monatelangen Lohnraub durch das WISAG-Management. Ihr Motto lautet: „Heute wir, morgen ihr!“ Der Konzern hat kurz vor Weihnachten 230 Bodenarbeiter entlassen, darunter 31 Busfahrer, die seit Oktober keinen Lohn mehr erhalten.
Das brutale Vorgehen der WISAG-Geschäftsleitung ist kein Einzelfall
Viele Unternehmer nutzen die Schrecken der Corona-Pandemie schamlos aus, um die Profite der Finanzoligarchie zu mehren, indem sie die Rechte der Arbeiterklasse zerschlagen. Hunderttausende Arbeiter sind davon betroffen: Sie verlieren ihre Löhne, Betriebsrenten und andere Errungenschaften, und viele Tausende verlieren auch ihren Arbeitsplatz und damit ihre Existenz.
Daher kann der Kampf der WISAG-Arbeiter nicht isoliert betrachtet werden: Er ist Bestandteil einer wachsenden Kampfbereitschaft in vielen Betrieben. Wie es in einer Grußbotschaft heißt: „Ihr seid nicht allein, ihr seid die Ersten.“
Geschrieben hat diese Grußbotschaft das Netzwerk der Aktionskomitees für sichere Arbeitsplätze. Die Sozialistische Gleichheitspartei unterstützt solche Komitees, die den Widerstand international koordinieren und einen europaweiten Generalstreik vorbereiten. Wir schlagen auch den WISAG-Arbeitern vor, ein solches Aktionskomitee zu gründen und Kontakt zu uns aufzunehmen.
Wir kämpfen für die Verteidigung jedes einzelnen Arbeitsplatzes und fordern ein öffentliches Beschäftigungsprogramm in gesellschaftlich wichtigen Bereichen wie Bildung, Gesundheit, Kultur und Umweltschutz. Menschenleben sind wichtiger als Profite! Bis die Pandemie unter Kontrolle ist, müssen alle nicht lebensnotwendigen Betriebe geschlossen werden, bei vollem Lohnausgleich für alle betroffenen Arbeiter.
Der WISAG-Hungerstreik zeigt all die Probleme, die Millionen Arbeitern den Schlaf rauben
Die Konzerne haben in der Corona-Pandemie Milliardenhilfen kassiert und gleichzeitig die Arbeiter auf Kurzarbeiterration gesetzt. Und sie nutzen die Pandemie, um lange geplante Angriffe durchzusetzen. Bei Fraport und Lufthansa werden ganze Bereiche ausgegliedert und Zehntausende Stellen abgebaut. Beim insolventen Bodendienstleister Swissport Losch in München stehen 900 Arbeitsplätze auf der Kippe.
Besonders schlimm ist es in der Autoindustrie und ihren Zulieferbetrieben. Dort werden hunderttausende Stellen gestrichen und Arbeiterrechte zerschlagen, während Konzerne wie VW, BMW und Daimler Milliardengewinne ausweisen. Bei Opel müssen die Arbeiter seit dem Übergang zu Stellantis die Einführung von 12-Stunden-Schichten, den Verlust der Betriebsrenten und noch Schlimmeres befürchten.
Seit einem Jahr tragen die Arbeiter die Hauptlast der Pandemie. Sie schuften als „systemrelevante Kräfte“ unter akuter Corona-Gefahr, und bei Kurzarbeit wird ihr sowieso schon geringer Lohn auf 60 Prozent reduziert. Oft trifft – wie bei WISAG am Flughafen – beides gleichzeitig zu: Offiziell hat der WISAG-Konzern Kurzarbeit angemeldet, gleichzeitig werden am Flughafen täglich Dutzende Maschinen abgefertigt, und einige Arbeiter schuften härter als je zuvor.
Auch sind die Arbeiter täglich der Gefahr ausgesetzt, an Corona zu erkranken. Wie fast überall, gibt es bei WISAG immer wieder zu wenig Masken und andere Schutzausrüstung, und die zahlreichen Covid-19-Fälle werden vertuscht. Deutschlandweit sind fast 70.000 Menschen an Corona gestorben, europaweit sind es schon 800.000 und weltweit 2,5 Millionen Menschen. Dies allein zeigt schon, dass die Herrschenden bereit sind, über Leichen zu gehen.
Der Hungerstreik der WISAG-Arbeiter muss zum Auftakt eines neuen Stadiums im Klassenkampf werden
Die Arbeiter sind nicht nur mit der WISAG-Inhaberfamilie Wisser konfrontiert, eine der 300 reichsten und best vernetzten Familien Deutschlands. Sie haben es auch mit den hinter ihr stehenden Ministern der Regierungen in Frankfurt, Hessen und der BRD zu tun, sowie mit den Medien, den Gewerkschaften und dem bürgerlichen Staat.
In Berlin haben alle Parteien, von der AfD bis zur Linkspartei, dem milliardenschweren „Corona-Rettungsprogramm“ für Banken und Konzerne zugestimmt. Sie alle reagieren auf die Krise des Kapitalismus, indem sie enger zusammenrücken und eine gemeinsame Front gegen die Arbeiter bilden. Für sie stehen die deutschen Wirtschaftsinteressen höher als Gesundheit, Leben und Wohlergehen der Bevölkerung.
In Wiesbaden hat Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Die Grünen) die Weichen für WISAG am Flughafen gestellt, obwohl deren Patrone Claus und Michael Wisser nicht einmal die Tarifbindung respektieren. Schon seit Joschka Fischers Aufstieg spielen die Grünen in Hessen eine Schlüsselrolle. Heute arbeiten sie in der grün-schwarzen Wiesbadener Koalition eng mit der rechten Hessen-CDU von Bouffier und Rhein zusammen, die sich weigert, die rechtsextremistischen Netzwerke von Hanau und Kassel aufzudecken.
Was die Medien betrifft, darunter Frankfurter Rundschau und Hessenschau, so versuchen sie den Hungerstreik seit Tagen totzuschweigen. Zu groß ist die Furcht, dass der Funke überspringen könnte. Allein die World Socialist Web Site hat von Anfang an klar Partei für die WISAG-Arbeiter ergriffen.
Auch die Gewerkschaften, besonders die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, stehen fest an der Seite der Regierungen und Unternehmen. Verdi, Ufo, Cockpit und andere Vorläufer der IGL haben am Flughafen immer neue Angriffe auf die Arbeitsbedingungen durchgesetzt. Bei der Lufthansa haben sie dem Konzern Lohnsenkungen, Sozialabbau und Entlassungen in einem bisher nie gesehenen Ausmaß angeboten, während die Vorstandsmitglieder Jahresgehälter im zweistelligen Millionenbereich kassierten und den Gewerkschaftsfunktionären und Betriebsräten fette Aufsichtstantiemen überwiesen. So kassiert Verdi-Funktionärin Christine Behle bei Lufthansa allein jährlich 140.000 Euro.
Auch die Spartengewerkschaft IGL, die die WISAG-Arbeiter rechtlich vertritt, hat im Grunde dieselbe nationale bürgerliche Orientierung wie Verdi, die sich am Wohlergehen der deutschen Wirtschaft orientiert. Im Kampf gegen WISAG kommen von der IGL nichts als leere Worte und Bittschriften an die skrupellose Unternehmerfamilie Wisser. Im Hintergrund bereitet die Gewerkschaft zusammen mit der Firmenleitung neue Angriffe auf die Beschäftigten vor.
Die Arbeiterklasse steht vor politischen Aufgaben! Sie braucht im Kampf für ihre Rechte und Interessen ihre eigene Partei
Die gemeinsame Front sämtlicher kapitalistischer Parteien, der Unternehmen und Gewerkschaften zeigt, dass Arbeiter wieder mit den großen historischen Fragen konfrontiert sind. Der Kapitalismus führt wieder zu Massensterben, Elend und Krieg, wenn die Arbeiterklasse nicht unabhängig ins politische Geschehen eingreift und die Gesellschaft nach sozialistischen Prinzipien umgestaltet.
Die herrschende Klasse ist zu allem bereit und setzt in wachsendem Maße wieder auf autoritäre und faschistische Methoden. Donald Trumps Putschversuch vom 6. Januar war eine internationale Warnung und auch hier in Deutschland werden rechtsterroristische Strukturen in Polizei und Armee von den höchsten Stellen gedeckt und das Programm der rechtsextremen AfD von allen Parteien in die tat umgesetzt.
Arbeiter müssen sich ihrerseits auf eine Konfrontation vorbereiten und ihre eigene Partei aufbauen. Die SGP mobilisiert die Arbeiterklasse auf der Grundlage eines internationalen, sozialistischen Programms. Sie stützt sich auf alle historischen Lehren und Erfahrungen der Arbeiterbewegung seit 150 Jahren, seitdem die Pariser Kommune im März 1871 die bürgerliche Macht zum ersten Mal herausforderte.
Wir rufen dazu auf, den Kampf der WISAG-Arbeiter zu unterstützen und ihm eine bewusste politische Richtung zu geben. Unterstützt die Sozialistische Gleichheitspartei in ihrem Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021 und helft, sie als deutsche Sektion der Vierten Internationale aufzubauen!