Französische Polizei attackiert Schüler, die Schulschließungen gegen die Corona-Ausbreitung fordern

Am Dienstag ging die französische Bereitschaftspolizei mit Tränengas gegen Schülerproteste vor, die die Schließung ihrer Schulen forderten, um die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen.

In über einem Dutzend Schulen kam es zu Protesten und Blockaden von Schuleingängen. Am Tag zuvor waren Lehrerstreiks ausgebrochen, weil nach der Ferienpause am Montag der Unterricht wiederaufgenommen wurde. Lehrer an Dutzenden Schulen hielten kurz vor 9 Uhr morgens lokale Versammlungen ab und stimmten dafür, keine Klassenzimmer zu betreten, solange es keine Konzepte gibt, um die Ausbreitung des Virus tatsächlich einzudämmen.

In Paris protestierten Schüler an den Gymnasien Hélène-Boucher, Maurice Ravel, Sophie Germain und Colbert und blockierten die Eingänge mit Mülltonnen. In einem großen Protest versperrten 300 Schüler den Eingang der Schule Aristide-Briand in der westfranzösischen Hafenstadt Saint-Nazaire. 30 Schüler protestierten vor der Pasteur-Schule im ostfranzösischen Besançon; auch vor den Toren der Delaune-Schule in Bobigny, nordöstlich von Paris, streikten die Schüler.

„Wir sind um 8 Uhr morgens in den Fluren und Treppenhäusern immer noch genauso zusammengepfercht. Es ist dasselbe“, sagte ein Schüler gegenüber France Info. „Wir sind immer noch 36 in einem Klassenraum, in dem alle Fenster geschlossen sind“, so ein weiterer Schüler.

Ein Schüler vom Lycée Hélène-Boucher erklärte gegenüber Actu Paris, dass sie den Schuleingang blockieren, „um das Fehlen von Maßnahmen gegen Corona anzuprangern. Wir sollten nicht hier sein. Wir laufen Gefahr, das Virus zu bekommen und es an unsere Eltern weiterzugeben.“ Er verurteilte diesen, wie er es nannte, „possenhaften Lockdown“.

Jean, ein Pariser Schüler, sagte gegenüber dem RT-Journalisten Charles Baudry: „Wir haben immer noch die gleichen Klassen, in denen die Schüler nebeneinandersitzen. Wir fordern die Halbierung der Schülerzahlen und die Einführung geeigneter Maßnahmen zur sozialen Distanzierung, damit die Schulen sicher sind, denn ansonsten sind alle in Gefahr.“

Ein anderer Schüler erklärte gegenüber France Info: „Wir machen immer noch Sportunterricht ohne Maske, obwohl alle unsere Sportlehrer Corona hatten. Die Kantinen sind nicht geschlossen. Wir sind mindestens 500 Leute in der Kantine, und wir essen direkt nebeneinander.“

Schwer bewaffnete Einheiten der Bereitschaftspolizei mit Schutzschilden wurden entsandt, um die Proteste aufzulösen. In Colbert setzte die Polizei Tränengas gegen 15- und 16-Jährige ein. Berichten zufolge drohen nun bis zu 60 Schülern Geldstrafen, weil sie sich dem Befehl der Polizei zur Auflösung der Proteste widersetzt hatten.

Die Polizei schoss auch mit Tränengas auf Journalisten, die die Angriffe filmten. Clément Lanot, ein freiberuflicher Journalist, twitterte: „Ich wurde gerade (mit anderen Journalisten) von einem Polizisten mit Tränengas besprüht, obwohl ich identifizierbar bin (Presseausweis + Kamera). Zurückgedrängt und bedroht, von einem Auto überfahren zu werden. Wir befanden uns außerhalb der Absperrung des Polizeieinsatzes; nicht alle Polizisten trugen Masken.“

Der Polizeiangriff der Macron-Regierung zeigt die diametral entgegengesetzten Klasseninteressen bei der Reaktion auf die Corona-Pandemie. Schüler und Lehrer fordern eine wissenschaftliche Herangehensweise einschließlich Schulschließungen und Schutzkonzepte, um die Ausbreitung des tödlichen Virus zu stoppen und Leben zu retten.

Die Regierung Macron, die im Interesse der Wirtschaftseliten handelt, ist entschlossen, die Schulen offen zu halten, damit die Eltern weiterhin zur Arbeit gezwungen werden können und die Unternehmensgewinne sprudeln. Auch wenn sie es nicht offen aussprechen, verfolgen Macron und seine Amtskollegen in ganz Europa eine Politik der „Herdenimmunität“ und lassen zu, dass sich das Virus in den Schulen verbreitet. Die Regierungen sind entschlossen, den Widerstand gegen diese kriminelle Politik auch mit Polizeigewalt zu unterdrücken.

Auch die Lehrerstreiks gingen am Dienstag weiter. Wie schon am Montag werden die Streiks von den Lehrern selbst organisiert. Die Gewerkschaftsverbände hatten am vergangenen Freitag eine formelle Vorankündigung veröffentlicht, mit der sie die wachsende Opposition unter den Lehrern billigten, um zu verhindern, dass sie sich außerhalb ihrer Kontrolle entwickelt.

Die Streiks fanden besonders in den nördlichen Außenbezirke von Paris, wo viel Armut herrscht und die Schulen unterfinanziert und unterbesetzt sind. An der Triolet-Mittelschule in Saint-Denis streiken 60 Prozent der Lehrer. An der nahe gelegenen Pablo-Neruda-Mittelschule in Stains streikten am Dienstag 38 Lehrer, gegenüber 20 am Montag.

Im südfranzösischen Hérault finden Streiks an den Schulen Jean Moulin, Poussan, Gignac, Villeneuve-lès-Maguelone und Pierre Mendès France statt.

Hunderte Lehrer haben Kommentare und Fotos in der Facebook-Gruppe „Red Pens“ gepostet, geliked und geteilt, um gegen die Bedingungen in ihren Klassenzimmern zu protestieren. Eine Lehrerin hat ein Foto ihrer Klasse gepostet, auf dem die Schüler ohne Abstand nebeneinandersitzen. Sie schrieb dazu: „Hier ist eine Klasse in einem Raum, der den offiziellen Gesundheitsvorgaben entsprechen soll.“

Morgane, ebenfalls Lehrerin, kommentierte: „Also nicht mehr als 30 sind bei einer Beerdigung erlaubt, sechs bei einer Hochzeit, aber 32 in einem Klassenzimmer??? Kleine Kinder sollen eine Maske tragen, während Besuche in Altenheimen erlaubt sind? Das ist Unsinn und sogar institutioneller Missbrauch unserer Kinder.“

Bérenice fügte hinzu: „In meiner Schule dürfen wir rote und blaue Stühle nicht mischen. Ansonsten ist alles gleich [wie vor der Schließung].“ Olivier sagte: „Dieser Minister trägt eine große Verantwortung für die Ausbreitung des Virus.“ Eine Lehrerin namens Anissa schrieb: „Ich wollte das Gleiche tun [ein Foto von ihrer Klasse machen], aber ich habe mich nicht getraut.“

Geneviève berichtete: „Dasselbe gilt für unsere Klasse CM2 [zweites Jahr der Grundschule], in der es 31... bald 32 sind! Trotzdem sagt der Gesundheitsminister, dass die Mehrheit der Klassen maximal 25 Schüler hat. ... Die Ausnahmen übertreffen die Regel.“

Grégoire wies auf das Titelblatt der kürzlich von der Regierung Macron veröffentlichten aktualisierten Gesundheitsrichtlinien hin. Es zeigt ein Bild von nur vier Schülern in einem Klassenzimmer, mit einem Abstand von mehr als einem Meter. „Eine nette Provokation und eine kluge Bildwahl für die Seite über ‚verschärfte‘ Richtlinien“, schrieb er dazu.

Im Kampf für eine wissenschaftliche Antwort auf die Corona-Pandemie ist es notwendig, dass Schüler und Lehrer Aktionskomitees in ihren Schulen bilden, um die Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen zu überwachen und eine Gegenoffensive gegen die Politik der „Herdenimmunität“ vorzubereiten. Diese Komitees müssen unabhängig von den Gewerkschaftsbürokratien sein. Die Gewerkschaften haben mit der Macron-Regierung zusammengearbeitet, um das Bildungswesen systematisch auszubluten und die Wirtschaft wieder zu öffnen, was die Bedingungen für die zweite Corona-Welle geschaffen hat.

Ein Aufruf zum gemeinsamen Streik aller Schüler, Eltern und Lehrer in Frankreich und ganz Europa ist der wichtigste Schritt, um die Schließung der Schulen und die Durchsetzung des Gesundheitsschutzes durch die eigenen Schulkomitees zu fordern. Der Kampf gegen die Pandemie bedeutet Kampf gegen den Kapitalismus und die Strategie der Herdenimmunität der herrschenden Klasse, die das Leben von Millionen auf dem Altar ihrer Profitinteressen opfert.

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