Etwa 2.200 Superreiche dieser Welt konnten ihr Gesamtvermögen zuletzt auf 10,2 Billionen Dollar steigern. Das ist einem Bericht der Schweizer Bank UBS und von PricewaterhouseCoopers zu entnehmen. In den letzten drei Jahren konnten die 2.189 Dollarmilliardäre ihren Reichtum demnach um fast 1,3 Billionen Dollar (oder 1,1 Billionen Euro) vermehren.
Diese beispiellose Vermögenssteigerung findet inmitten einer globalen Pandemie statt, die weltweit schon über eine Million Menschen getötet hat, davon allein 215.000 in den Vereinigten Staaten und 228.000 in Europa einschließlich Russlands.
Der Bericht von USB und PwC trägt den Namen „Riding the Storm“ (etwa: „Den Sturm meistern“ – eine deutsche Fassung gibt es davon bisher nicht). Er basiert auf Daten aus 43 Börsenmärkten sowie der Befragung derjenigen 60 Milliardäre, die etwa 98 Prozent des globalen Milliardenvermögens besitzen. Der Bericht kommt zum Schluss: „Die letzten zehn Jahre waren für Milliardäre größtenteils eine Periode außergewöhnlichen Wohlstands, egal in welchem Sektor ...“
Die USA weisen nach wie vor die größte Konzentration von Milliardenvermögen auf. Diese Vermögen belaufen sich auf 36 Prozent des weltweiten Gesamtvermögens oder 3,6 Billionen Dollar. An zweiter Stelle steht China mit 1,6 Billionen US-Dollar. China konnte in diesem Jahrzehnt mit 1.146 Prozent das größte Wachstum verzeichnen.
Den dritten Platz nimmt Deutschland und den vierten Russland ein. Die Dollar-Milliardäre in Russland, die den geringsten Zuwachs verzeichnen, konnten ihr Gesamtvermögen von 260,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 um 80 Prozent auf 467,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 vermehren.
In Deutschland ist das Gesamtvermögen der Milliardäre bis Ende Juli auf knapp 595 Milliarden Dollar (505,4 Milliarden Euro) angestiegen. Es ist ein Zuwachs von 175 Prozent gegenüber 2009, als sich das Gesamtvermögen der deutschen Dollarmilliardäre auf gut 216 Milliarden Dollar belief.
Laut dem Manager Magazin dürften die reichsten Deutschen die Unternehmerfamilie Reimann mit einem geschätzten Vermögen von 32 Milliarden Euro sein. Laut Welt am Sonntag könnte jedoch der Lidl-Eigentümer Dieter Schwarz mit einem geschätzten Vermögen von fast 42 Milliarden Euro die Rangliste der superreichen Deutschen anführen, gefolgt von Reimann. An dritter Stelle stehen höchstwahrscheinlich die Geschwister Susanne Klatten und Stefan Quandt, Besitzer von beinahe der Hälfte der BMW-Aktien, mit einem Vermögen von 25 Milliarden Euro. Genauere Angaben über die Milliardenvermögen gibt es kaum.
Die Ultrareichen der Welt machen weniger als 0,0003 Prozent der Weltbevölkerung aus. Aber die Summe von 10,2 Billionen Dollar, die sie kollektiv besitzen, übersteigt das geschätzte Bruttoinlandsprodukt jedes einzelnen Landes auf der Welt mit Ausnahme der USA und Chinas. Diese unvorstellbare Summe wurde von weniger als 2.200 Menschen angehäuft, das ist etwa die Anzahl der Menschen, die in den USA zurzeit in 72 Stunden an Covid-19 sterben.
Im Vergleich zum bisherigen Höchststand der Milliardärs-Vermögen im Jahr 2017, der mit 8,9 Billionen Dollar angegeben wurde, haben die Superreichen der Welt in diesen drei Jahren der globalen Gesellschaft knapp 1,3 Billionen entzogen. Ein Haushalt in den USA, der mit einem mittleren Einkommen (Medianeinkommen) auskommen muss, würde über 16 Millionen Jahre brauchen, um auch nur eine Billion Dollar anzuhäufen.
Was könnte mit einer Million alles bezahlt werden! Laut Joel Berg, dem Leiter der Hilfsorganisation Hunger Free America, würde es gerade mal 25 Milliarden Dollar brauchen, um den Hunger in den Vereinigten Staaten zu beseitigen. Mit einer Billion Dollar könnte man 400-mal mehr erreichen.
Den größten Zuwachs, so die Autoren der Studie, erzielten die Dollar-Milliardäre in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Industrie. Unter den reichsten Personen der Welt sind Jeff Bezos (Amazon), Elon Musk (Tesla) und Mark Zuckerberg (Facebook) zu finden. Dazu heißt es in dem Bericht: „In den Jahren 2018, 2019 und in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 stieg das Gesamtvermögen der Technologie-Milliardäre, angetrieben vom Anstieg der Tech-Aktien, um 42,5 % auf 1,8 Billionen USD.“
Der Aufschwung bei den Aktien im Technologie- und Medizinbereich hat vor allem von einem Faktor profitiert: Alle Regierungen haben kurz nach Beginn der Pandemie mit schier unbegrenzten Barmitteln an den Aktienmärkten ausgeholfen. In den USA hat die Notenbank 2,2 Billionen USD im Rahmen des CARES-Gesetzes ausgeschüttet. Ende März haben Demokraten und Republikaner dieses Gesetz beinahe einstimmig verabschiedet. Auch die EU, die Europäische Zentralbank und die deutsche Bundesregierung haben Milliardenschwere Corona-Hilfen bewilligt, um die Börsen, die Banken und die Superreichen abzusichern.
Wie die Autoren schreiben, hat diese finanzielle Rettung einen „großen Unterschied“ im Vermögen der Milliardäre gemacht. Sie schreiben: „Das Vermögen der Milliardäre ist aufgrund von Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen nur lose mit den Aktienmärkten korreliert, und ein paar Wochen machen einen großen Unterschied. Ab Ende März sorgten die riesigen fiskalischen und quantitativen Lockerungspakete der Regierungen für eine Erholung der Finanzmärkte. Ende Juli 2020 lag das Vermögen der Milliardäre wieder über dem Niveau von 2019.“
Besonders obszön ist der Anstieg des Milliardärs-Reichtums in der Gesundheitsbranche, da dies inmitten einer tödlichen globalen Pandemie geschieht. Die Autoren schreiben: „Das Gesamtvermögen der Milliardäre im Gesundheitswesen stieg um 50,3 % auf 658,6 Milliarden Dollar, angetrieben durch ein neues Zeitalter der Arzneimittelforschung und Innovationen in der Diagnostik und Medizintechnik; in jüngster Zeit auch durch Covid-19-Therapien und Ausrüstung.“
Weiter heißt es: „Die Zahl der Technologie-Milliardäre stieg von 68 im Jahr 2009 auf 234 im Jahr 2020, und die Zahl der Milliardäre im Gesundheitswesen stieg von 48 auf 167 an. Das Gesamtvermögen hat sich in beiden Bereichen, bei den Technologie- und Gesundheitsmilliardären, vervierfacht: Im Technologiebereich ist es von 321,3 Milliarden USD auf 1,3 Billionen USD und im Gesundheitswesen von 120,8 Milliarden USD auf 482,9 Milliarden USD angestiegen.“
Und wofür geben diese Profiteure der Pandemie ihr Vermögen aus? Wer eine Vorstellung davon erhalten möchte, sollte auf das Auktionshaus Christie's in New York blicken. Am 6. Oktober veranstaltete dieses Haus seine jüngste Online-Auktion „20th Century Evening Sale“, die live aus dem Rockefeller Center übertragen wurde. In einer Nacht gaben die reichsten Menschen der Welt über 340 Millionen Dollar für verschiedene Kunstwerke aus. Neben 59 Kunstobjekten des 20. und 21. Jahrhunderts wechselte auf der Auktion auch das teuerste jemals verkaufte Dinosaurierskelett den Besitzer: Das Skelett eines Tyrannosaurus Rex wurde für 27,5 Millionen Dollar versteigert.
Die massive Konzentration des Reichtums in ganz wenigen Händen ist die Folge einer bewussten Umverteilung, die Politiker aller etablierten Parteien seit Jahrzehnten betreiben. Beispielsweise hat das Institute for Policy Studies die Steuerzahlungen der amerikanischen Milliardäre im Verhältnis zu ihrem jeweiligen Vermögen zwischen 1980 und 2018 untersucht und festgestellt, dass ihre Steuern in dieser Zeit um 79 Prozent gesunken sind. In den letzten 20 Jahren sind die Vermögen der amerikanischen Milliardäre um 200 Mal schneller angewachsen als diejenigen der Durchschnittsbesitzer.
Während die Milliardäre sich mehr denn je bereichern, hat die Pandemiepolitik der Herrschenden für die Arbeiterklasse eine massive soziale Katastrophe angerichtet. In den Vereinigten Staaten und in zahlreichen weiteren Ländern sind heute Dutzende Millionen Menschen arbeitslos und von allen Leistungen abgeschnitten. Sie versinken in Armut, Obdachlosigkeit, Hunger und Not.
In früheren Berichten wurde schon festgestellt, dass die 643 reichsten Amerikaner ihr Vermögen zwischen dem 18. März und dem 15. September um schwindelerregende 845 Milliarden Dollar steigern konnten. Im gleichen Zeitraum mussten in den USA mehr als 62 Millionen Menschen Arbeitslosenunterstützung beantragen. Weit über 10 Millionen Arbeitsplätze sind gestrichen worden, und große Unternehmen wie Disney, United Airlines und Cineworld haben gerade wieder Zehntausende weitere Entlassungen ankündigt.
Auch dies ist ein weltweites Phänomen: Zurzeit sind auch in Deutschland zehntausende Arbeiter in der Auto- und Zuliefererindustrie und in anderen Bereichen mit der Zerstörung ihrer Arbeitsplätze konfrontiert.