Hunderte Angestellte in der Detroiter Ford-Zentrale mussten am Dienstag ihre Sachen packen, nachdem sie erfahren hatten, dass sie von Ford in der Endphase der sogenannten „Smart Redesign“-Kostensenkungskampagne entlassen werden. In einer internen Mitteilung verkündete Ford-Manager Jim Hackett am Montag, dass der US-Autobauer den Abbau von 7.000 Arbeitsplätzen – 10 Prozent aller Angestellten weltweit – bis August vorantreibt.
Diese Woche werden rund 900 Stellen von Ingenieuren, Managern, Technikern und anderen Angestellten in den USA gestrichen. Vorher waren bereits 500 Arbeiter gezwungen worden, „freiwillig“ den Konzern zu verlassen.
Und das ist nur der Anfang. Aus Sicht der Finanzmärkte sind Fords Pläne nur ein Achselzucken wert und sie fordern noch mehr Opfer. Ein Analyst der US-amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley erklärte am Dienstag, dass der Autobauer weitere 23.000 Angestellte entlassen müsste, um seine Kostensenkungsziele zu erreichen.
Ford beschleunigt seine globale Umstrukturierung und hat deshalb einen neuen Finanzchef eingestellt, der vorher beim Online-Riesen Amazon gearbeitet hat. Im April kündigte Ford an, 5.000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen zu wollen. Der Konzern schließt Werke oder konsolidiert Geschäftsaktivitäten in Großbritannien, Frankreich, Russland und Brasilien. Auch Tausende Arbeiter in China verlieren ihren Job, nachdem der Absatz von Fahrzeugen um 40 Prozent zurückgegangen ist.
Alle globalen Autokonzerne führen ähnliche Kampagnen zum Stellenabbau durch. GM streicht 14.000 Arbeitsplätze, Volkswagen 7.000, Jaguar Land Rover von Tata Motors 4.500 und Tesla 3.000. Das wird aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, wenn – wie in der Branche erwartet wird – eine Welle der Mega-Fusionen eintritt.
Was die Autobauer zu dieser massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen treibt, sind die Forderungen der Wall Street und anderer Finanzmärkte. Die Investoren verlangen, dass die Konzerne ihre Gewinne und Renditen maximieren, auch wenn die Umsätze in den wichtigsten nordamerikanischen, chinesischen und europäischen Märkten zurückgehen und Warnungen laut werden, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China die Weltwirtschaft in den nächsten sechs bis zwölf Monaten in eine Rezession stürzen könnte.
Im kapitalistischen Profitsystem ist die Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten heute bedeutungslos geworden, weil untergeordnete Führungskräfte, IT-Techniker und Ingenieure immer mehr denselben Ausbeutungsbedingungen und der wirtschaftlichen Unsicherheit ausgesetzt sind, die den Fließbandarbeitern seit langem vertraut sind.
In ähnlicher Weise hat der Kapitalismus eine einzige internationale Arbeiterklasse hervorgebracht, die auf der ganzen Welt mit den gleichen Problemen und dem gleichen Feind konfrontiert ist. Die wachsende Globalisierung der kapitalistischen Produktion hat auch die praktischen und technologischen Möglichkeiten geschaffen, um die Arbeiter in einer internationalen Kampagne zur Verteidigung ihrer Arbeitsplätze und Lebensbedingungen zu vereinen.
Der sich verschärfende Klassenkampf nimmt immer mehr internationale Formen an. Das zeigt sich in den weltweiten Lehrerstreiks, im Kampf zur Verteidigung der verfolgten Maruti-Suzuki-Arbeiter in Indien, im Widerstand der mexikanischen Autoarbeiter in Matamoros, die in den Maquiladora-Zuliefererbetreiben streikten und an die amerikanischen Arbeiter appellierten, sowie in den jüngsten internationalen Streiks von Uber- und Lyft-Fahrern.
Die Ford-Arbeiter in den USA haben bereits Kontakt zu ihren Kollegen in Deutschland und Großbritannien aufgenommen. Diese Verbindungen müssen verstärkt und ausgeweitet werden. Die Angestellten und Produktionsarbeiter müssen neue Organisationen aufbauen, die von der Basis demokratisch kontrolliert werden und unabhängig von den konzerngesteuerten Gewerkschaften sind. Diese Komitees sollten landesweite und internationale Streiks vorbereiten, um Werksschließungen und Massenentlassungen zu stoppen.
Der Aufbau dieser Komitees erfordert einen unversöhnlichen Kampf gegen das nationalistische Gift, das von Gewerkschaften wie den United Auto Workers in den USA, Unifor in Kanada, der IG Metall in Deutschland und der CGT in Frankreich sowie von Trump und der Demokratischen Partei verbreitet wird. Das Schüren von Nationalismus diente schon immer als Druckmittel, um Arbeiter zu endlosen Zugeständnissen zu zwingen. Die nationalistische Lüge lautet, dass die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität der „eigenen“ Kapitalistenklasse die Arbeitsplätze und den Lebensstandard der Arbeiter erhalten würde.
Die Gewerkschaften sind keine Organisationen der Arbeiterklasse. In den USA lehnt die UAW jeden Kampf zur Verteidigung der Arbeitsplätze und Lebensbedingungen ab. Sie ist ein korporatistischer Verband, der von reichen und käuflichen Managern kontrolliert wird und unermüdlich daran arbeitet, Zugeständnisse der Arbeiter zu erpressen und die Opposition zu unterdrücken. Im Vorfeld der Tarifverhandlungen in diesem Herbst ist es unerlässlich, dass Arbeiter jetzt beginnen, unabhängige Kampforganisationen zu bilden, um ihre eigenen Forderungen zu stellen.
Autoarbeiter und alle Teile der Arbeiterklasse sind mit der Realität des kapitalistischen Systems konfrontiert. Ihre Antwort muss der Aufbau einer internationalen sozialistischen Bewegung sein.
Werke werden geschlossen, Zehntausende Produktionsarbeiter, Ingenieure, Techniker und andere Fachkräfte verlieren ihren Arbeitsplatz – mit enormen sozialen Folgen. Die Einsparungen an Löhnen sowie Kranken- und Rentenversicherungsbeiträgen, die den Arbeitern gestohlen werden, wandern direkt auf die Bankkonten der Unternehmens- und Finanzoligarchie, die die Gesellschaft regiert.
In den letzten Jahren haben GM und Ford Milliarden für Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen für ihre reichsten Investoren und Vorstände ausgegeben. Im Jahr 2018 gaben US-Unternehmen mehr als 1 Billion Dollar für Aktienrückkäufe aus, und dieser Rekordbetrag könnte in diesem Jahr noch gebrochen werden.
Alle Parteien der herrschenden Klasse unterstützen die Offensive gegen die Arbeiterklasse. Trump ist ein erbitterter Feind aller Arbeiter. Doch schon 2009 hatte Barack Obama, der damalige Präsident der Demokraten, die Restrukturierung der Autoindustrie eingeleitet. Bevor die Regierung den Autokonzern General Motors vor dem Bankrott rettete, bestand sie darauf, dass die Autoarbeiter Massenentlassungen, die Halbierung der Löhne für Neueinstellungen und andere Kürzungen akzeptieren. Die UAW, die diese Forderungen durchsetzte, wurde dafür belohnt, indem sie die Kontrolle über einen milliardenschweren Pensions-und Gesundheitsfonds erhielt.
Soziale Gleichheit kann nicht erreicht werden, indem man an die Reichen appelliert und sie auffordert, eine bescheidene Steuererhöhung zu akzeptieren, oder indem man auf die Demokratische Partei setzt, die von den Unternehmen kontrolliert wird.
Wenn das Recht der Arbeiter und ihrer Familien auf sichere Arbeitsplätze und Einkommen Vorrang vor den Milliarden-Gewinnen der Bankern und Unternehmenschefs haben soll, dann müssen die Arbeiter die Kapitalisten enteignen und die Autoindustrie in einen öffentlichen Versorgungsbetrieb umwandeln, der der gesamten Arbeiterklasse gehört und von ihr demokratisch kontrolliert wird.
Das unerbittliche und zerstörerische Streben nach privatem Profit muss durch eine internationale Planwirtschaft ersetzt werden, in der sich die Produktion an den menschlichen Bedürfnissen orientiert und nicht auf Profit und Parasitismus basiert.
Nach Jahrzehnten sinkender Reallöhne, Kürzungen und wachsender sozialer Ungleichheit nehmen die antikapitalistische Stimmung und die Unterstützung für Sozialismus in der Bevölkerung zu. Dies zeigte auch ein Kommentar eines Ford-Angestellten auf der Website thelayoff.com: „Es gibt eine kleine Minderheit, die herrschende Klasse, und uns alle, die Unterschicht. Ich hoffe nur, dass ich den Tag noch erlebe, an dem wir uns erheben und sie stürzen werden.“
Die wachsende Opposition gegen den Kapitalismus muss in eine bewusste politische Bewegung verwandelt werden. Die Socialist Equality Partei in den USA kämpft zusammen mit ihren Schwesterparteien im Internationalen Komitee der Vierten Internationale, um die objektive Bewegung der Arbeiterklasse mit einer kompromisslosen revolutionären Strategie und einer sozialistischen Perspektive zu bewaffnen.