Ford plant Werksschließungen und Tausende von Entlassungen in Europa

Am Donnerstag kündigte der Autobauer Ford an, dass der Konzern im Rahmen seiner europäischen Umstrukturierungsmaßnahmen in Europa „Tausende“ von Arbeitsplätzen abbauen wolle. Es ist der jüngste von zahlreichen Angriffen der globalen Autokonzerne auf die Arbeiter.

Nur einen Monat zuvor hatte General Motors die Schließung von fünf Werken in den USA und Kanada angekündigt, durch die fast 15.000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Der Detroiter Autobauer erklärte, er werde auch zwei weitere Werke außerhalb von Nordamerika schließen, machte aber noch keine näheren Angaben dazu. Am Donnerstag bestätigte außerdem der britische Autobauer Jaguar Berichte vom letzten Dezember, laut denen er bis zu 5.000 Arbeitsplätze streichen wird. Die Maßnahme betrifft hauptsächlich Ingenieurs- und Bürojobs und soll eine Kostenersparnis in Höhe von 2,5 Milliarden Pfund erbringen.

In der Erklärung, die Ford am Donnerstag, den 10. Januar, von Köln aus veröffentlichte, gab der Konzern bekannt, er wolle „die Wirtschaftlichkeit des gesamten Produktportfolios“ steigern. Um „strukturelle Kostenverbesserungen“ zu erzielen, werde er „überschüssige Arbeitskräfte“ in allen Bereichen der Produktion und Verwaltung verringern.

Abgesehen vom Arbeitsplatzabbau wies die Erklärung auch auf bereits angekündigte „Effizienzmaßnahmen“ hin. Dazu gehört zunächst die Werksschließung von Ford Aquitaine Industries im französischen Blanquefort im August 2019, durch die 800 Stellen direkt und 3.000 indirekt vernichtet werden. Außerdem wurde die geplante Umstrukturierung des Ford-Werks in Saarlouis bestätigt. Auch soll das Joint Venture Ford Sollers in Russland „strategisch neubewertet“ werden. Die Ergebnisse sollen im zweiten Quartal bekanntgegeben werden.

Das Unternehmen plant ganz offensichtlich, noch mehr Reichtum von den Arbeitern und ihren Familien zu den Wall-Street-Banken, Investmentfirmen und superreichen Aktionären zu verschieben. Ford zahlt von allen großen Autokonzernen die höchsten Dividenden, alleine im letzten Jahr 2,3 Milliarden Dollar.

In der Erklärung vom Donnerstag spricht Ford offen aus, dass die europäischen Gewerkschaften, die zurecht als „Partner“ bezeichnet werden, eine integrale Rolle für die Unterdrückung des Arbeiterwiderstands spielen werden: „Ford berät sich mit seinen Gewerkschaftspartnern und anderen wichtigen Interessengruppen über die Umsetzung einer umfassenden Umbaustrategie.“

An anderer Stelle heißt es, Ford hoffe, die Lohnkosten soweit möglich durch freiwillige Kündigungen der Beschäftigten in Europa senken zu können. Das Unternehmen kündigt an, um dieses Ziel zu erreichen, werde es „eng mit seinen Sozialpartnern [d.h. den Gewerkschaften] zusammenarbeiten“.

Die Gewerkschaften der Autoindustrie arbeiten Hand in Hand mit den Autobauern zusammen, um Tausende von Arbeitsplätzen abzubauen und Werke zu schließen. Das geht schon seit dem globalen Finanzkrach von 2008 so. Reuters berichtete am Donnerstag, die IG Metall habe, als sie um eine Stellungnahme gebeten wurde, erklärt, sie brauche „mehr Details“, bevor sie sich äußern könne.

Die Haltung der Gewerkschaften gegenüber den Arbeitern zeigt sich kurz und prägnant in der Aussage des Betriebsratschefs von Ford Köln, Martin Hennig, vom letzten August. Er erklärte über den Verkauf von kleinen und mittleren Fahrzeugen: „Die laufen gut, und wir verdienen gut mit ihnen. Es bleibt aber nichts von dem Gewinn übrig. Da müssen wir die Kosten in den Blick nehmen. Das muss die wichtigste Aufgabe des Topmanagement sein.“ Hennig beklagte außerdem, dass so viele Arbeiter älter als 50 Jahre sind: „In dem Alter haben die Mitarbeiter schon Wehwehchen.“

Während Ford seinen geplanten Arbeitsplatzabbau präzisieren wird, werden die Gewerkschaften in ganz Europa darauf beharren, dass die Arbeiter letzten Endes Opfer bringen müssen, um „wettbewerbsfähig“ zu bleiben. Vor allem werden sie daran arbeiten, jeden gemeinsamen Kampf der Arbeiter über nationale Grenzen hinweg zu verhindern, indem sie Arbeiter der verschiedenen Länder gegeneinander aufhetzen und das Gift des Nationalismus verbreiten.

In den USA versucht die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), jeden Kampf gegen die Massenentlassungen zu verhindern, die General Motors letzten Monat angekündigt hat. Sie macht stattdessen die Arbeiter in Mexiko und China verantwortlich. Die UAW zeigt sich jetzt schon erfreut über die Entlassungen in Europa.

Fords Umstrukturierungspläne sind Teil einer enger werdenden Partnerschaft mit Volkswagen, dem Autokonzern mit den weltweit größten Umsätzen. Dazu sagte UAW-Vizepräsident Rory Gamble der Detroit Free Press, die Partnerschaft könnte zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in den USA führen: „Wir würden das von ganzem Herzen begrüßen.“ Es entspricht der „Insourcing“-Strategie der UAW.

Diese Strategie sieht vor, die Löhne und Arbeitsbedingungen für amerikanische Autoarbeiter dermaßen zu verschlechtern, dass es für Unternehmen profitabler ist, ihre Produktion aus Billiglohnländern in Asien, Lateinamerika und Osteuropa in die USA zurückzuverlagern.

Die Autobauer haben jedoch eine internationale Strategie. Der weltweite Verkauf von Leichtfahrzeugen ist im vergangenen halben Jahr für zwei Quartale in Folge gesunken, was die erste branchenweite Rezession seit 2009 war. Angesichts des zunehmenden Wirtschaftsabschwungs und vor allem der sinkenden Umsätze in China und Europa sowie der zunehmenden Orientierung auf treibstoffeffizientere Fahrzeuge sind die Autokonzerne entschlossen, den Arbeitern die Kosten für die Krise aufzubürden. In Großbritannien sind die Autoverkäufe im letzten Jahr um sechs Prozent zurückgegangen.

Während die Profite der Wirtschafts- und Finanzelite höher sind als jemals zuvor, fordern die großen Finanzinstitute eine Verschärfung des Angriffs auf die Arbeiter. Am Donnerstag veröffentlichte der Investmentanalyst Adam Jonas von Morgan Stanley eine Erklärung, laut der „Ford Europe seine Kapazitäten und seine Belegschaft möglicherweise um 20 bis 30 Prozent verringern muss“. Das würde den Abbau von 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätzen bedeuten. Letzten Dezember hatte Jonas von Ford Europe für ein „Fitness-Programm“ die Streichung von 25.000 Arbeitsplätzen gefordert.

Unter den Autoarbeitern und in allen Teilen der Arbeiterklasse in Europa und der Welt wächst die Militanz und Entschlossenheit zum Kampf gegen die Bestrebungen der herrschenden Klasse, die Arbeiter in Not und Elend zu stürzen. Das äußert sich in den anhaltenden Protesten der „Gelbwesten“ in Frankreich und der wachsenden Streikwelle im Jahr 2018. Am Dienstagabend und Mittwochmorgen legten GM-Arbeiter in Oshawa (Kanada) die Arbeit nieder und begannen unabhängig von der Gewerkschaft Unifor einen Sitzstreik, nachdem GM die Pläne bestätigt hatte, das Werk Ende 2019 zu schließen.

Um die Angriffe zurückzuschlagen, ist es zuallererst notwendig, die Rolle und den Charakter der Gewerkschaften zu verstehen. Sie sind nichts anderes als bezahlte Agenten – oder „Partner“ – der Konzerne. Sie werden von hoch bezahlten Vorständen angeführt, die Streiks unterdrücken und Kürzungen durchsetzen. Um einen aktiven Kampf zu organisieren, brauchen Arbeiter neue, unabhängige Organisationen, d.h. Basiskomitees in Fabriken und an Arbeitsplätzen, die direkt von den Arbeitern selbst kontrolliert werden.

Am 9. Dezember nahmen Autoarbeiter von allen drei US-Autobauern sowie weitere Arbeiter und Jugendliche an einer Veranstaltung teil, die vom Autoworker Newsletter der WSWS und der Socialist Equality Party in Detroit (Michigan) organisiert wurde. Einstimmig beschlossen sie, unabhängige Aktionskomitees zur Organisation des Kampfs gegen die von General Motors geplanten Entlassungen aufzubauen. Für den 9. Februar ist in Detroit eine Demonstration geplant.

Die Autoarbeiter in Europa müssen die gleiche Strategie übernehmen. Die erste Aufgabe dieser Komitees wird es sein, sich sofort mit den Arbeitern anderer Autowerke in ganz Europa, Asien und den USA in Verbindung zu setzen und die Kämpfe international zu koordinieren. Die zentrale Achse jedes erfolgreichen Kampfs der Arbeiter muss die internationale Einheit sein. Sie muss sich gegen den Nationalismus der Gewerkschaften und die Unterordnung der Arbeiter unter das globale kapitalistische System richten.

Die Antwort auf die Strategie der herrschenden Klasse muss sein, den milliardenschweren Aktionären die Kontrolle über die Autokonzerne zu entreißen und sie in öffentliche Unternehmen zu verwandeln, die kollektives Eigentum der Arbeiter selbst sind, und von ihnen demokratisch kontrolliert werden. Dies muss Teil des Kampfs für eine sozialistische Arbeiterregierung sein.

Der Autoworker Newsletter der WSWS ruft alle Arbeiter, die sich an dem internationalen Kampf gegen den Angriff der Konzerne beteiligen wollen, dazu auf, noch heute mit uns Kontakt aufzunehmen.

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