In der vergangenen Woche gab General Motors die Entscheidung bekannt, seine zwei Produktionsanlagen in Australien zu schließen. Vorher hatte Ford das Gleiche für seine Werke bekannt gegeben, und es wird erwartet; dass Toyota sich anschließen wird. Diese Entwicklung stimmt das Totengeläut für die Autoproduktion im gesamten Land an. Das ist ein konzentrierter Ausdruck der rücksichtslosen Umstrukturierung der globalen Autoindustrie, welche zum Nutzen der Finanz- und Konzerneliten erfolgt und verheerende Auswirkungen für die Autoarbeiter weltweit hat.
Die Schließung der Autoindustrie im gesamten Land entlarvt den Bankrott der nationalistischen Perspektive der Gewerkschaften und der australischen Labor Party. Die Globalisierung der Produktion hat die Lebensfähigkeit der Autoindustrie auf nationaler Grundlage, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg in Australien errichtet worden war, zerstört.
Ganz gleich wie viele Zugeständnisse und Subventionen den transnationalen Autounternehmen von den Gewerkschaften und der Labor Party angeboten wurden, die Existenz auch der letzten Errungenschaften und Absicherungen aus der Vergangenheit – wie Überstunden- und Schichtzulagen, Urlaubsgeld etc. – hat das Land von der strategischen Landkarte der Autobauer und ihrer Banker fortgeblasen. Sowohl GM als auch Toyota erklärten, dass die Arbeitskosten in Australien nicht tolerierbar hoch seien: sie sind doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten und fast viermal so hoch wie in China.
Etwas ganz Ähnliches findet überall in Europa statt. Als die Obama-Regierung nach dem Finanzzusammenbruch von 2008 in engster Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) die Löhne der Neueingestellten in den Vereinigten Staaten halbierte, hat sie damit ein neues Stadium bei den internationalen Angriffen auf die Arbeiter eingeläutet. Seit 2009 haben die amerikanischen Autobauer ihre Arbeitskosten um 30 Prozent gesenkt.
Die Autogiganten und die Banken, die sie zunehmend kontrollieren, haben eine globale Strategie: Sie nutzen ihre Fähigkeit aus, die Produktion zu verlagern, um immer billigere Arbeit auszubeuten und spielen die Arbeiter des einen Landes gegen ihre Klassengenossen des anderen Landes aus, wobei sie Löhne und Arbeitsbedingungen aller Arbeiter zerstören.
Die Hauptprofitzentren sind jetzt die Vereinigten Staaten – die gegenwärtig ein Billiglohnparadies für Autounternehmer sind – und Asien, und hier vor allem China, wo GM in einen Machtkampf mit Ford und Volkswagen verwickelt ist. Während GM beabsichtigt, seine chinesische Produktion bis 2015 zu verdoppeln, errichtet Volkswagen sieben neue Fabriken dort, wo die Mindestlöhne sogar geringer sind (monatlich 189 bis 215 US-Dollar), als in den küstennahen chinesischen Industrierevieren. Eine Fabrik wird z.B. in der westlichen Provinz Xinjiang errichtet. Ford hat für dieses Jahr bereits einen Profit von 8,5 Milliarden Dollar in seinen amerikanischen Werken gemacht, der auf dem Rücken tausender niedrig bezahlter neueingestellter Arbeiter eingefahren wurde. Der Konzern errichtet Fabriken in Hangzhou und Chongqing.
Dieser Prozess wird von derselben Finanzaristokratie dominiert, die an erster Stelle für die weltweite Finanzkrise verantwortlich war. Der Aufstieg des Finanzkapitals hat den Konzernbesitz in den Händen der Großbanken, Hedgefonds und Investmenthäuser konzentriert. Namen wie Barclays, JPMorgan Chase und Blackrock sind an vorderster Stelle in den Aktienbüchern sowohl von GM als auch Ford eingetragen – und sie verlangen immer höhere Rendite.
Als GM die Entscheidung verkündete, seine Fabriken in Adelaide und Melbourne zu schließen, seine Produktion in Südkorea weiter zusammenzustreichen und seine Anlage in Bochum stillzulegen, haben einige der reichsten Milliardäre dieser Erde ihren GM-Aktienstock erhöht. Gemäß dem Sizemore Investment Letter haben “Investoren offenbar Begeisterung für GM-Aktien entwickelt; seit Jahresbeginn stiegen die Anteile um 40 Prozent…in den vergangenen sechs Monaten haben Warren Buffett, George Soros und Joel Greenblatt bedeutende Käufe getätigt.“
Um die immer weitergehenden Attacken dieser raubgierigen Milliardäre zu beenden, müssen die Autoarbeiter – von Detroit bis Bochum, Xinjiang und Adelaide – auch eine weltweite Strategie entwickeln: die Vereinigung ihrer Kämpfe zu einem gemeinsamen politischen Ringen für den Sturz des Profitsystems und eine weltweite Umorganisierung der Produktion auf der Grundlage sozialer Bedürfnisse, anstatt zur privaten Aufhäufung von Reichtum.
Weit davon entfernt, sich die Bedingungen der Superausbeutung gefallen zu lassen, haben Autoarbeiter in den vergangenen Jahren erbitterte Kämpfe geführt, darunter in China, Südafrika, Indien, Europa, Südkorea und den Vereinigten Staaten. Auseinandersetzungen, wie der zweijährige Kampf der Maruti-Suzuki-Arbeiter in Indien gegen Niedriglöhne, Managementbrutalität und Schikanen, demonstrieren die Entschlossenheit der Arbeiterklasse zu kämpfen, obwohl sie Massenverhaftungen und Polizeirepression erfuhren und von den indischen Gewerkschaftsapparaten isoliert wurden.
Auf allen Kontinenten arbeiten die Gewerkschaften daran, Kämpfe zu unterdrücken und abzuwürgen. Das sind keine Arbeiterorganisationen mehr. Das Scheitern ihrer Perspektive, Zugeständnisse innerhalb des Systems national regulierter und geschützter Industrien zu suchen, hat sie in eine Industriepolizei und in Lieferanten billiger Arbeit verwandelt. Im Namen der Wettbewerbsfähigkeit ihrer nationalen Kapitalistenklasse spielen sie die Arbeiter aller Länder in einem endlosen Rennen wie in einem Hamsterlaufrad zur Steigerung der Profitraten und Aktienpreise gegeneinander aus.
In den USA hat die UAW im Austausch für die Erlaubnis, sich als Großaktionär bei der Finanzelite einzureihen und damit eine direkte Gewinnbeteiligung an den Profiten zu erhalten, die Arbeitsbedingungen ihrer Mitglieder verschlechtert. Die UAW, die eine eigene Riege von Wall-Street-Beratern unterhält, zählt zu den größten Besitzern von GM-, Ford- und Chrysler-Aktien. Diese sind durch die gewerkschaftlichen Pensions- und Gesundheitsfonds in ihren Händen. Jetzt bereitet sie sich darauf vor, diese zu verkaufen, um sich bei den massiven Steigerungen der Aktienwerte die Taschen zu füllen.
Die Verteidigung von Arbeitsplätzen, Löhnen und Sozialleistungen erfordert einen bewussten politischen Bruch mit den Gewerkschaften und allen Parteien, von der australischen Labor Party über die deutsche SPD bis zu den Demokraten in den USA, die alle daran arbeiten, die soziale Verwüstung zu verwirklichen, die das Profitsystem verlangt. Neue, demokratische Kampforganisationen müssen aufgebaut werden, darunter Basiskomitees in Betrieben und Arbeiterkomitees in Wohngebieten der Arbeiterklasse, welche von Gewerkschaften und kapitalistischen Parteien vollständig unabhängig sind.
Dies muss mit einer internationalen sozialistischen Strategie in Verbindung stehen. Die Autokonzerne – ebenso wie andere Großkonzerne und Banken – müssen in öffentliches Eigentum übergehen und der demokratischen Kontrolle der arbeitenden Bevölkerung unterstellt werden. Das leitende Prinzip des Wirtschaftslebens muss die Befriedigung der Bedürfnisse der Arbeiter und der Gesamtgesellschaft sein – und nicht die Bilanzaufbesserung der Banker und Spekulanten.
Die wesentliche Voraussetzung eines solchen Kampfes ist der Aufbau einer neuen Führung innerhalb der Arbeiterklasse, um ein revolutionäres sozialistisches Programm entwickeln zu können. Das ist die Perspektive des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, die als einzige für die Vereinigung der internationalen Arbeiterklasse auf sozialistischer Grundlage streitet. Wir rufen Arbeiter in Australien, den Vereinigten Staaten, Deutschland, China und der ganzen Welt auf, die World Socialist Web Site zu kontaktieren, um die Führung aufzubauen, die für diesen Kampf benötigt wird.