Socialist Equality Party (Großbritannien)
Historische und internationale Grundlagen der Socialist Equality Party (Großbritannien)

Die SLL widersetzt sich der prinzipienlosen Widervereinigung mit den Pablisten

124. Es ist Healys Verdienst, dass die Bewegung zu genau dem Zeitpunkt, als sie in Großbritannien in diesem schwierigen Kampf stand, die mutige Entscheidung traf, sich den 1957 begonnen Bestrebungen der SWP zu einer prinzipienlosen Wiedervereinigung mit den Pablisten zu widersetzen. Cannon hatte seine früheren Positionen revidiert und Diskussionen mit Colvin De Silva von der Lanka Sama Samaja Party (LSSP) in Ceylon aufgenommen, die den Offenen Brief abgelehnt hatte und sich offen der ceylonesischen bürgerlich-nationalistischen Bewegung annäherte. Er rechtfertigte diese Annäherung damit, dass die Differenzen mit den Pablisten abnehmen – und dass Vereinigungsgespräche stattfinden könnten, die sich auf „konkrete“ Vereinbarungen und unmittelbare Ziele und Aufgaben gründeten.

125. Cannons organisatorische Herangehensweise wurde von den britischen Trotzkisten abgelehnt. Während er Diskussionen über eine Vereinigung akzeptierte, argumentierte Healy:

„Die grundlegenden methodologischen Differenzen zwischen uns und Pablo bleiben bestehen und sind trotz der günstigen objektiven Situation nicht beseitigt worden. Diese Frage sollten wir restlos klarstellen und unter keinen Umständen versuchen, sie herabzumindern. Das könnte zu ernstlicher Fehlerziehung führen.“[43]

126. In einem Brief an Cannon vom 10. Mai 1957 schrieb Healy:

„Kürzlich sind wir die internen Dokumente unserer Weltbewegung seit dem Ende des Krieges durchgegangen, und es ist ganz klar, dass ein objektives Studium dieser Periode für die künftige Ausbildung unserer Kader von größter Wichtigkeit ist. (…) Entscheidend ist in der gegenwärtigen Periode die Stärkung unserer Kader und die ist nur möglich durch eine gründliche Ausbildung in den Fragen des Revisionismus.“ [44]

127. Bill Hunters (W. Sinclair) Under a stolen flag (Unter gestohlener Flagge), veröffentlicht am 2. Mai 1957, zeigte, wie die Krise des Stalinismus die liquidatorischen Revisionen des Pablismus vertiefte. Im Namen der „politischen Revolution“ verkündete das Internationale Sekretariat einen Prozess „unwiderstehlicher Entwicklung“, der „Liberalisierung“ und des Aufkommens „proletarischer“ und „reformerischer“ Strömungen innerhalb des stalinistischen Apparats „unter dem Druck der Massen“. Sogar nach der ungarischen Revolution hatten die Pablisten nicht ein einziges Mal zum Aufbau trotzkistischer Parteien in der UdSSR, in China oder Osteuropa aufgerufen.

128. Im Juni 1957 nahm der 13. Kongress der britischen Sektion die Resolution „Die Situation in der trotzkistischen Weltbewegung“ an. Er schlug ein paritätisch besetztes Komitee vor, das sich aus Vertretern des Internationalen Komitees und des Internationalen Sekretariats zusammensetzen und ein „Memorandum zu den Fragen, in denen es grundlegende Übereinstimmung gab“ herbeiführen sollte, und betonte, dass jegliche internationale Vereinigung von Strömungen, die sich trotzkistisch nennen,

„auf eine grundlegende Übereinstimmung in den Prinzipien und dem Programm der Vierten Internationale gegründet sein muss, wie sie vom verstorbenen Leo Trotzki 1938 und von der Gründungskonferenz der Vierten Internationale niedergelegt wurden. Das bedeutet die Zurückweisung aller Formen des Revisionismus in den Spielarten des Staatskapitalismus, Shachtmans oder Pablo-Deutschers.“[45]

129. Im Juni 1958 wurde eine Konferenz des Internationalen Komitees in Leeds abgehalten, an der Farrell Dobbs im Namen der SWP teilnahm. Die Resolution der Konferenz fasste die Prinzipien zusammen, auf die sich der Kampf gegen den Pablismus gegründet hatte. Sie wies „alle Konzeptionen zurück, dass der Druck des Massen die Frage des Führung lösen könne, indem er eine Reform der bürokratischen Apparate“ in der Sowjetunion und Osteuropa erzwingt, und hielt fest, dass jede

„Umgruppierung der Kräfte, die sich in Richtung Revolution bewegen, an eine ideologische Offensive gegen den Stalinismus, die Sozialdemokratie, den Zentrismus, die Gewerkschaftsbürokratie und die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Führungen der nationalen Bewegungen in den kolonialen und semikolonialen Ländern geknüpft ist.“ [46]

130. Als Antwort auf diese Resolution wies die SWP Dobbs an, in die USA zurückzukehren. Die Schritte zur Wiedervereinigung ließen eine politische Abkehr der SWP von ihrer proletarischen Achse erkennen. Dies drückte sich am klarsten in der Annäherung der SWP an Fidel Castros Bewegung des 26. Juni in Kuba aus. Nachdem man Castros Bewegung 1959 zunächst als bürgerlich-nationalistisch definiert hatte, wurde Kuba im Verlauf des nächsten Jahres unter der Führung von Joseph Hansen zum „Arbeiterstaat“ umdeklariert. Hansen argumentierte, die von Castro durchgeführten Verstaatlichungen bewiesen, dass eine soziale Revolution auch durch die „stumpfe Klinge“ der Guerillakriegsführung erreicht werden könne, und dies sogar unter der Führung „unbewusster Marxisten“. Auf dieser Grundlage wies die SWP ihre Kader an, im „Fair Play for Cuba“ – Komitee mitzuarbeiten – einer Organisation, die, wie sich später herausstellte, von der CIA betrieben wurde.

131. Zu behaupten, der Klassencharakter des kubanischen Staates könne auf der Grundlage der von Castro durchgeführten Verstaatlichungen bestimmt werden, war eine fundamentale Revision der marxistischen Theorie der sozialistischen Revolution. Sie erklärte den Kampf der Marxisten, das Proletariat unabhängig von allen anderen Klassen, einschließlich der Bauernschaft, zu organisieren, für bedeutungslos. Nicht nur, dass die Castro-Bewegung keine nennenswerte Verbindung zur Arbeiterklasse hatte, es gab auch keinerlei erkennbare Organe, durch die das Proletariat seine Klassenherrschaft hätte ausüben können. Die universelle Bedeutung der Macht der Räte und die Identifizierung marxistischer Parteien mit dem Proletariat wurden in Frage gestellt.

Wird fortgesetzt


[43]

Zitiert in David North, Das Erbe das wir verteidigen: Ein Beitrag zur Geschichte der Vierten Internationale, Essen 1988, S. 327

[44]

ibid, S. 328-329

[45]

ibid. S. 331

[46]

ibid. S. 339