IKVI
Das IKVI verteidigt den Trotzkismus 1982–1986

„Nichts zu verbergen ... oder zu fürchten“

Kommentar in der News Line von Geoff Pilling

6. Dezember 1985

Die Schwindel-News Line, die vom Healy-Redgrave-Rumpf herausgegeben wird, hat in ihrer Ausgabe vom Mittwoch, den 4. Dezember, einen Kommentar veröffentlicht, der sich mit der öffentlichen Versammlung der Workers Revolutionary Party im Friends Meeting House vom Dienstag, den 26. November beschäftigt.

Die WRP organisierte diese Versammlung, um die Umstände zu erklären, unter denen Gerry Healy, der frühere Führer der Partei, aus der Bewegung ausgeschlossen worden ist.

Healy wurde wegen systematischem sexuellem Missbrauch weiblicher Parteimitglieder ausgeschlossen, wegen der Ausübung physischer Gewalt gegenüber Parteimitgliedern und wegen Verleumdungen gegen David North, den Führer der amerikanischen Workers League, einer mit dem Internationalen Komitee der Vierten Internationale sympathisierenden Sektion.

Healy hatte North beschuldigt, CIA-Agent zu sein. Diese Anschuldigung wurde später vom Politischen Komitee der Workers Revolutionary Party vorbehaltlos zurückgezogen. Einige Mitglieder des Rumpfs behaupten, dass diese Anklagen gegen Healy Lügen seien, und dies obwohl weder sie noch irgendjemand sonst in der Partei diese Anklagen vor der Spaltung abgestritten haben, und obwohl Healy selbst gegenüber dem Politischen Komitee eine schriftliche Verpflichtung abgegeben hatte, er werde diese Praktiken einstellen. Diese Verpflichtung wurde in der Folgezeit gebrochen.

Andere von Healys Apologeten behaupten, sein sexueller Missbrauch und seine Gewalttätigkeiten seien persönliche Fragen, das Ergebnis davon, dass Healy etwas exzentrisch sei. Sie waren nichts dergleichen. Moral ist ebenso wie Politik ein Ausdruck des Klassenkampfs.

Healys grober Missbrauch seiner Führungsposition und Autorität in der Bewegung war symptomatisch für tief gehende politische Degeneration in der Partei. Diese Fragen betreffen nicht nur die Workers Revolutionary Party, sondern die Zukunft der gesamten Arbeiterklasse in Großbritannien und auf der ganzen Welt.

Das Übergangsprogrammdas Gründungsdokument unserer Bewegung, das von Trotzki im Jahr 1938 geschrieben worden warerklärt. Die gesamte Weltlage ist hauptsächlich gekennzeichnet durch eine historische Krise der proletarischen Führung. Healys Degeneration muss für die gesamte Weltbewegung von größter Bedeutung sein, zieht man seine Position in der zentralen Führung dieser Bewegung mehrere Jahrzehnte hinweg in Betracht.

Die Workers Revolutionary Party hat jetzt gegenüber der Arbeiterklasse als Ganzes eine historische Verantwortung, alle Aspekte der Parteikrise aufzudecken und damit zu beginnen, eine ehrliche, objektive Einschätzung ihrer materiellen Ursachen zu treffen. Es handelt sich um eine Verantwortung, die wir einzulösen beabsichtigen.

Wenn daher Cliff Slaughter auf der Versammlung erklärte: Wir sind am Beginn einer objektiven Analyse, und alle, die wirklich die Lehren ziehen wollen, können sicherlich daran mitarbeiten, dann ist das genau der Punkt, an dem wir stehen.

Es ist kein Zufall, dass Mitchell an dieser Aussage solchen Anstoß nimmt. Seitdem Anklage gegen ihn erhoben worden ist, ist Healy verschwunden. Nicht nur dass er sich weigert, der Workers Revolutionary Party gegenüberzutreten. Er bringt es nicht fertig, öffentlich aufzutreten. Er kann keine öffentliche Erklärung abgeben, um den Anklagen gegen ihn entgegenzutreten. Selbst seiner eigenen Rumpf-Organisation steht er nicht zur Verfügung.

Der Grund dafür ist, dass er weiß, dass die Anklagen in jedem einzelnen Punkt zutreffen. Mitchell gibt vor, über die Anwesenheit von Alan Thornett auf unserer Versammlung empört zu sein. Thornett war 1974 von der Workers Revolutionary Party ausgeschlossen worden. Wie viele zuvor und danach war er von Healy mit falschen Beschuldigungen angeklagt und bürokratisch ausgeschlossen worden.

Sein Verbrechenwar, dass er innerhalb der Partei eine Reihe politischer Differenzen mit Healy geäußert hatte. Diese Differenzen wurden in der Bewegung niemals ehrlich diskutiert und untersucht und aus der Erfahrung wurde kein wirkliches politisches Kapital gezogen. (Siehe den Leserbrief in der News Line vom 3. Dezember 1985 von Genossen Cyril Smith, der Vorsitzender der betrügerischen Kontrollkommission gewesen war, die Thornetts Ausschluss betrieb).

Thornett hat ebenso wie Robin Blick und Mark Jenkins und alle, die Opfer von Healys willkürlichen und antikommunistischen Methoden gewesen sind, jedes Recht, an der öffentlichen Diskussion über die Geschichte der Bewegung teilzunehmen, die wir jetzt organisieren.

Dies bedeutet keineswegs, dass wir mit irgendjemandem der betroffenen Leute politisch übereinstimmen. Es ist eine billige Verunglimpfung, typisch für Healys Methoden, wenn Mitchell daraus schließt, dies sei der Fall.

Monty Johnstone war ebenfalls auf der Versammlung. Johnstone ist ein berüchtigter Stalinist, in der Vergangenheit war er ein enthusiastischer Verteidiger der Moskauer Prozesse und der Methoden Stalins. Mitchell erzählt uns damit nichts Neues.

Doch was er zu erwähnen versäumt, ist, dass die Kommunistische Partei ein Teil der Arbeiterbewegung ist. Sie wurde 1920-21 als Mitglied der Dritten Internationale aufgebaut. Ihre anschließende Degeneration in ein konterrevolutionäres Instrument war Teil der Krise, die schließlich die Internationale als revolutionäre Kraft zerstörte.

Trotzki war immer für die umfassendste Diskussion in der Öffentlichkeit über die Entwicklung des Kampfs gegen den Stalinismus. Die Frage des Stalinismus, wie die jeder Form eines revisionistischen Angriffs auf den Marxismus, ist nicht nur das Eigentum des Trotzkismus, sondern der gesamten Arbeiterklasse.

Wir haben von der offensten und umfassendsten Diskussion mit dem Stalinismus absolut nichts zu fürchten. In Wirklichkeit haben wir alles davon zu gewinnen. Denn es ist nur auf der Grundlage einer solchen Diskussion aller damit zusammenhängenden politischen und historischen Fragen möglich, die Bewegung wirklich zu erziehen und für die besten Elemente, die im Kampf für den Sozialismus vorwärts kommen, Klarheit zu schaffen.

Dies war nicht Healys Methode. Er brüstete sich stets damit, dass er den Kampf gegen den Revisionismus geführt habe. Wie die meisten anderen seiner Behauptungen über sich war das eine Fälschung. Spionieren, falsche Anklagen, Ausschlüsse und Verleumdungen ersetzten zunehmend jeden prinzipiellen Kampf oder jede Diskussion in der Bewegung der Arbeiterklasse. Diese Methoden reduzierten die Partei buchstäblich zu einer opportunistischen Sekte. Healys Methoden erklären auch, weshalb das theoretische, und politische Niveau der Partei bis auf das gegenwärtige, bodenlos tiefe Niveau gesunken ist.

Zwei Tage nach unserer Versammlung hielten die Healy-Mitchell-Renegaten ihre eigene Versammlung im Conway-Saal ab. Auf ihrem Podium saß der Labour-Stadtrat von Lambeth, Bill Bowring. Bevor er untertauchte, war Healy keineswegs gegen solche Auftritte abgeneigt, und in jüngster Vergangenheit saß er oftmals gemeinsam mit Labour-Party-Mitgliedern wie Ken Livingstone und Ted Knight auf dem Rednerpodium.

Healy sprach auch auf der Rally vom 30. Juni im Alexandra Pavillon zusammen mit Mike Power von der SOGAT, einem prominenten Mitglied der Kommunistischen Partei in der Druckindustrie.

Aber nicht nur das. Es war Healy, der mit der enthusiastischen Unterstützung von Mitchell, das Recht der Euro-Stalinisten auf Kontrolle über den Morning Star verteidigte.

Seit August 1914 ist die Sozialdemokratie eine durch und durch konterrevolutionäre Kraft in der Arbeiterklasse gewesen. Sie ist verantwortlich gewesen für den Tod unzähliger revolutionärer Kampfer und für die Niederlage der Arbeiterklasse in vielen Teilen der Welt.

Sie hat bereitwillig mit dem Stalinismus zusammengearbeitet, um solche Niederlagen zu organisieren.

Wie erklärt Mitchell im Lichte seines Kommentars zu Johnstone das Auftreten von Bowring? Oder Healys Auftreten in der Vergangenheit? Natürlich kann er keine logische Erklärung dazu haben.

Die Workers Revolutionary Party ist keineswegs prinzipiell dagegen, mit Sozialdemokraten oder Stalinisten gemeinsam auf dem Rednerpodium zu sitzen.

Dies sind Fragen der Taktik, ein Teil des Kampfs der revolutionären Partei, einen Weg zu den Massen zu finden unter Bedingungen, wo diese immer noch unter Kontrolle ihrer alten Führungen stehen.

Deshalb ziehen wir bezüglich unserer öffentlichen Versammlung nichts zurück. Wir haben vor, eine systematische Untersuchung jeden Aspekts in der Geschichte der Bewegung seit dem Zeitpunkt der Ermordung Trotzkis durchzuführen. Wir glauben, dass dies die ganze Bewegung unermesslich stärken und die Grundlage dafür legen wird, den großen Schaden, den Healys Methoden der Partei zugefügt haben, zu beheben. Wir wiederholen nochmals: Jeder Genosse, der ehrlich und wahrhaftig an dieser Diskussion teilnehmen will, ist dazu eingeladen, dies schriftlich oder auf andere Weise zu tun.

Im Gegensatz zu Healy und seiner Clique haben wir nichts zu verbergen und nichts zu fürchten.