Die Exekutivdirektorin des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, Catherine Russell, warnte am Samstag in einer Stellungnahme, dass sich sämtliche Männer, Frauen und Kinder, die im nördlichen Gazastreifen verbleiben, „in unmittelbarer Lebensgefahr“ befinden.
Vor fast einem Monat begann Israel einen Angriff auf den Norden von Gaza, um den so genannten „Plan der Generäle“ durchzusetzen – die ethnische Säuberung des gesamten nördlichen Gazastreifens. Seither wurden nahezu keine Nahrungsmittel, Wasser oder Medikamente in den Norden gelassen, sodass hunderttausende Einwohner fliehen mussten.
Die noch verbliebenen etwa 100.000 Menschen sind von allen lebensnotwendigen Gütern abgeschnitten und werden systematisch ausgehungert oder durch israelische Bombardierungen getötet.
Israel setzt den „Plan der Generäle“ mit Einwilligung und Unterstützung der USA um, die Israels Völkermord in Gaza kontinuierlich finanzieren und mit Waffen ausrüsten. Die USA entsenden außerdem Truppen in den Nahen Osten, um Israel im eskalierenden Krieg gegen die Bevölkerung von Gaza, den Libanon, Syrien und den Iran zu unterstützen.
Russell erklärte, in Folge dieser Hunger- und Mordkampagne „ist die gesamte palästinensische Bevölkerung in Nord-Gaza, vor allem Kinder, in unmittelbarer Gefahr, an Krankheiten, Hunger und den anhaltenden Bombardierungen zu sterben.“
„Dies war bereits ein tödliches Wochenende mit Angriffen in Nord-Gaza“, fuhr sie fort. „Allein in den letzten 48 Stunden wurden Berichten zufolge, mehr als 50 Kinder in Dschabaliya getötet. Bei den Angriffen wurden zwei Wohngebäude zerstört, in denen hunderte Menschen untergebracht waren.“
„Zusammen mit der schrecklichen Zahl an Kindern, die durch andere Angriffe im Norden von Gaza ums Leben gekommen sind, stellen diese jüngsten Ereignisse ein weiteres dunkles Kapitel in einer der dunkelsten Perioden dieses schrecklichen Kriegs dar“, sagte sie.
Russell erklärte, das Völkerrecht verbiete Angriffe auf Zivilisten und humanitäre Helfer. „Diese Grundsätze werden jedoch immer und immer wieder missachtet, sodass zehntausende Kinder getötet und verletzt werden; ihnen wird außerdem die überlebenswichtige Versorgung genommen.“
Rachel Cummings, eine Sprecherin von Save the Children, schloss sich diesen Äußerungen an und erklärte gegenüber Al Jazeera:
Wir erleben, wie sich im Norden des Gazastreifens jetzt die Apokalypse ausbreitet. Die Menschen werden ständig aus der Luft bombardiert, und wir wissen natürlich, dass die Nahrungsmittel und das Wasser nicht ausreichen. Die Konvois mit Nahrungsmitteln und Wasser werden nicht in den Norden gelassen... Es ist absolut katastrophal.
Sie fügte hinzu, dass 20.000 Kinder entweder vermisst werden oder unbegleitet sind. Weitere 14.000 Kinder wurden nachweislich getötet. „[Kinder] müssen in ihren Familien Rollen übernehmen, die nicht für Kinder vorgesehen sind. Sie übernehmen die Rolle von Betreuern. Sie müssen Wasser holen und versuchen, Nahrung zu finden. Sie haben Dinge gesehen, die kein Kind jemals sehen sollte.“
Am Sonntag ging das Massaker weiter. Laut Reuters wurden bei israelischen Angriffen in Gaza 31 Menschen getötet und zwar durch zwei getrennte Angriffe auf Häuser in der Stadt Beit Lahiya und in Dschabaliya. Bei einem Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus nahe Beit Lahiya wurde ein Kind schwer verwundet und die Kinderstation beschädigt.
Der Direktor des Kamal-Adwan-Krankenhauses in Nord-Gaza, Dr. Hussam Abu Safia, beschrieb gegenüber Al Jazeera die schrecklichen Bedingungen, unter denen das medizinische Personal arbeitet: „Als israelische Truppen das Krankenhaus stürmten und das gesamte medizinische Personal festnahmen, standen ich und mein Assistenzarzt vor der Wahl, entweder aufzugeben oder zu tun, was wir können, um Menschenleben zu retten... Wir waren überwältigt von Opfern, die alle möglichen Verletzungen hatten... Wir wurden von der ganzen Welt im Stich gelassen und mussten unter unvorstellbar harten und schrecklichen Bedingungen arbeiten.“
Der Euro-Mediterranean Human Rights Monitor schrieb in einer Erklärung:
Seit Anfang August 2024 hat das israelische Militär laut dem Euro-Med-Monitor-Feldteam 65-mal Schulen, Krankenhäuser, Kliniken und Notunterkünfte angegriffen, darunter 39-mal im Oktober, und dabei 672 Palästinenser getötet und weitere 1.000 verwundet.
Wie das Gesundheitsministerium von Gaza am Wochenende bekanntgab, wurden seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 43.341 Menschen durch israelische Angriffe in Gaza getötet und weitere 102.105 verwundet. Der Großteil des Gazastreifens wurde dem Erdboden gleichgemacht, u.a. wurden laut Zahlen der UN 87 Prozent der Häuser und 87 Prozent der Schulgebäude zerstört oder beschädigt.
Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.
Die israelischen Luftangriffe auf den Libanon wurden am Wochenende fortgesetzt, wobei zehn Menschen verletzt und zwei Krankenhäuser beschädigt wurden. Zwischen dem 17. September und dem 31. Oktober wurden laut Al Jazeera mindestens 85 Beschäftigte des Gesundheitswesens durch israelische Angriffe getötet.
Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium hat die Zahl der Todesopfer durch die anhaltenden israelischen Luftangriffe auf den Libanon 2.986 erreicht, darunter mindestens 772 Frauen und Kinder.
Vor dem Hintergrund dieser sich entwickelnden Katastrophe weiten die USA ihre Beteiligung an Israels Amoklauf im gesamten Nahen Osten aus. Am Wochenende traf Michael Kulla, Befehlshaber des US Central Command (CENTCOM), in Israel ein, um die Stationierung von US-Kampftruppen im Land zu inspizieren und eine US-Luftabwehrbatterie mit Personal zu besetzen. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte erklärten, bei dem Besuch sei es schwerpunktmäßig um die „Bedrohungen im Nahen Osten, besonders durch den Iran“ gegangen. Weiter hieß es, das israelische Militär werde „seine Beziehung zu den US-Streitkräften vertiefen“.
Am Samstag gab das US Central Command bekannt, dass B-52-Bomber im Nahen Osten eingetroffen sind. Diese Flugzeuge können sowohl Atomwaffen abwerfen als auch massive Flächenbombardements durchführen. Das Central Command erklärte: „Strategische Stratofortress-Bomber des Typs B-52 des 5. Bombengeschwaders der Minot Air Force Base sind im Zuständigkeitsbereich des US Central Command eingetroffen.“
Die Jerusalem Post zitierte eine Stellungnahme der US Air Force, laut der die B-52-Bomber „atomare oder präzisionsgelenkte konventionelle Kampfmittel mit weltweiter Präzisions-Navigationsfähigkeit abwerfen können... In einem konventionellen Konflikt können die B-52 strategische Angriffe, Luftnahunterstützung, Luftabwehr, offensive Luftabwehr- und Seekriegsoperationen durchführen.“ Die strategischen Bomber sind Teil einer Stationierung von US-Zerstörern, Jagdgeschwadern und Tankschiffen zur Unterstützung von Israels Krieg in der gesamten Region.