Online-Petition: Hunderte von Journalisten verurteilen israelische Mordanschläge auf palästinensische Reporter

Hunderte Journalisten aus der ganzen Welt haben eine Online-Petition unterzeichnet, in der die israelische Regierung für die vorsätzliche Tötung palästinensischer Journalisten in Gaza, dem Westjordanland und dem Libanon während des letzten Jahres verurteilt wird.

Der Al Jazeera-Journalist Wael al-Dahdouh hält die Hand seines Sohnes Hamza, der ebenfalls für Al Jazeera arbeitete und bei einem israelischen Luftangriff in Rafah im Gazastreifen getötet wurde, 7. Januar 2024. Al-Dahdouh hat im Krieg bereits seine Frau, zwei weitere Kinder und einen Enkel verloren und wäre beinahe selbst getötet worden. (AP Photo/Hatem Ali)

Bis zum Wochenende wurde die Online-Petition mit dem Titel „Israel muss aufhören, Journalisten zu töten“ von 790 Personen unterzeichnet, darunter Schriftsteller, Reporter, Redakteure, Produzenten, Fotografen, Fotojournalisten, Künstler, Videofilmer, Lehrkräfte und Schüler.

In der Petition heißt es u.a.:

Israel tötet und verstümmelt in Gaza weiterhin palästinensische Journalisten, obwohl international anerkannte Menschenrechts- und Medienorganisationen dies wiederholt verurteilt haben. Auch im Libanon hat es seine Angriffe auf Journalisten eskaliert.

Die Angriffe auf Journalisten sind ein Angriff auf die Pressefreiheit und ein Verstoß gegen das Völkerrecht dar.

Das muss aufhören.

Zu den Journalisten, die unterzeichnet haben, gehören Shakr Al-Makhadhi, leitender Produzent von AJ+ bei Al Jazeera, Anne Barnard, freie Journalistin und ehemalige Chefin des Büros der New York Times in Beirut, Samaa Khullar, investigative Journalistin bei The Nation, und Khalil AlHajal, der stellvertretende Kolumnen-Redakteur für die Detroit Free Press.

Palästinensische Journalisten im Gazastreifen sind die Augen und Ohren der Welt. Sie haben israelische Angriffe wie die vorsätzlichen Morde an Zivilisten, die weiße Flaggen trugen, und die Folterung von inhaftierten Palästinensern dokumentiert. Diese Journalisten haben Morddrohungen erhalten und wurden von israelischen Truppen verwundet oder getötet – selbst außerhalb ihrer Einsätze. Ihre Familien wurden ebenfalls von israelischen Truppen getötet.

Die Initiatoren der Petition weisen darauf hin, dass laut dem Committee to Protect Journalists (CPJ) „mindestens 123 palästinensische Journalisten und Medienschaffende durch israelische Angriffe getötet wurden“. Damit ist es die tödlichste Periode für Journalisten, seit die Organisation 1992 ihre Aufzeichnungen begann. Das Government Media Office in Gaza geht von 182 toten palästinensischen Journalisten seit Oktober 2023 aus.

Zuletzt wurden am 25. Oktober im Libanon drei Journalisten durch einen Luftangriff getötet. Sie schliefen gerade in einem Gästehaus in einem Gebiet, das von den Medien als Basis für die Kriegsberichterstattung benutzt wurde. Im Bericht der Associated Press wird erklärt:

Der Luftangriff um 3 Uhr morgens verwandelte das Gelände – eine Reihe von zwischen Bäumen gelegenen Chalets, die von verschiedenen Medien für ihre Kriegsberichterstattung angemietet worden waren – in ein Trümmerfeld. Autos mit der Aufschrift „PRESSE“ waren umgestürzt und mit Staub und Trümmern bedeckt, und mindestens eine Satellitenschüssel für Live-Übertragungen wurde vollständig zerstört.

Das israelische Militär griff ohne Vorwarnung an; es behauptete, der Angriff habe sich gegen die militante Infrastruktur der Hisbollah gerichtet. Später erklärte das Militär, der Angriff werde untersucht.

Mohammad Farhat, ein Reporter des libanesischen Fernsehsenders Al Jadeed TV im Süden des Landes, erklärte, alle seien in Schlafanzügen nach draußen gerannt. „Die erste Frage, die wir uns gegenseitig stellten, war: ,Bist du am Leben?‘“

Die drei beim Luftangriff getöteten Journalisten waren der Kameramann Ghassan Najjar und der Übertragungstechniker Mohammed Rida des panarabischen Senders Al-Mayadeen TV in Beirut, sowie der Kameramann Wissam Qassim, der für Al-Manar TV von der libanesischen Hisbollah-Gruppe arbeitete.

Das israelische Militär behauptete, die Gebäude seien angegriffen worden, weil sie ein Stützpunkt der Hisbollah waren. Menschenrechtsorganisationen berichteten jedoch, die Journalisten seien bewusst angegriffen worden.

Der organisatorische Direktor der CPJ, Carlos Martinez de la Serna, erklärte, die Organisation sei „zutiefst empört über einen weiteren tödlichen israelischen Luftangriff auf Journalisten, diesmal auf ein Gebäude im Südlibanon, in dem 18 Pressevertreter untergebracht waren“.

Bei einem anderen Fall am 6. Oktober wurde der 19-jährige Journalist Hassan Hamad in seinem Haus in Dschabaliya von einer israelischen Artilleriegranate getötet. Zuvor hatte er per Telefon und WhatsApp Morddrohungen von einem israelischen Offizier erhalten, der ihm befahl, keine Beweise für den Völkermord mehr zu filmen. Hamad hatte Videoberichte über den israelischen Einfall in das Flüchtlingslager Dschabaliya geteilt, als er getötet wurde.

In einer Drohnachricht an Hamad, die von der Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Maha Hussaini auf X geteilt wurde, hieß es: „Hör zu, wenn du weiter Lügen über Israel verbreitest, werden wir dich als Nächstes holen und deine Familie in [...] verwandeln. Das ist die letzte Warnung an dich.“

Eine Forderung der Petition lautet, Israel müsse die sofortige Evakuierung von verwundeten Journalisten in Gaza zulassen, damit sie die dringend benötigte medizinische Versorgung erhalten können.

In der Petition heißt es:

Als das israelische Militär im Oktober 2024 seine Angriffe auf den zentralen und nördlichen Gazastreifen eskalierte, wurden zwei palästinensische Journalisten getötet und drei weitere schwer verwundet. Am 7. Oktober wurde der Kameramann Ali al-Attar von Al Jazeera durch ein Schrapnell von einem Luftangriff schwer verwundet, als er über die Lage der vertriebenen Palästinenser berichtete. Al-Attar befindet sich jetzt in lebensbedrohlichem Zustand. Medizinische Scans zeigen schwere Blutungen und ein Schrapnell-Stück in seinem Gehirn. Zwei Tage später schossen israelische Streitkräfte den Kameramann Fadi al-Wahidi, ebenfalls von Al Jazeera, während einer Reportage in den Hals. Laut den Ärzten ist er durch die Verletzung dauerhaft paralysiert und liegt jetzt im Koma.

Laut einem Bericht von Al Jazeera wurde al-Wahidi im Gazastreifen von einem israelischen Scharfschützen angeschossen und hat von Israel keine Erlaubnis erhalten, die Enklave für dringend benötigte medizinische Behandlung zu verlassen. Der palästinensische Journalist wurde angeschossen, als er über die israelische Bodenoffensive im Flüchtlingslager Dschabaliya im Norden von Gaza berichtete, obwohl seine Ausrüstung ihn eindeutig als Pressemitarbeiter identifizierte.

Trotz der Appelle von drei Pressefreiheits-Organisationen und von medizinischen Fachleuten hat die israelische Regierung es al-Wahidi und Ali al-Attar nicht erlaubt, den Gazastreifen für „lebensrettende medizinische Behandlung“ zu verlassen.

Al Jazeera forderte die internationale Staatengemeinschaft in einer Erklärung auf, „unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit von Journalisten und Zivilisten in Gaza zu gewährleisten und die israelischen Besatzungstruppen für ihre wiederholten Verbrechen gegen Journalisten zur Rechenschaft zu ziehen“.

Die CJP veröffentlichte einen Appell an die Regierungen der USA, Frankreichs und Deutschlands sowie an die Vereinten Nationen und bat um Unterstützung bei der Verlegung von al-Wahidi und al-Attar aus dem Gazastreifen. Allerdings erklärte die CJP: „Trotz dieser Bemühungen ist die Möglichkeit, diese Journalisten zu evakuieren, derzeit durch die fehlende israelische Genehmigung für ihre sichere Ausreise behindert.“

In der Kampagne der Petition heißt es, Angriffe auf Journalisten seien „ein Angriff auf die Pressefreiheit und ein Verstoß gegen das Völkerrecht“. In einer im Mai 2015 verabschiedeten Resolution des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen heißt es, dass der Rat „alle Verletzungen und Missbrauchsversuche gegenüber Journalisten, Medienschaffenden und ihren Mitarbeitern in bewaffneten Konflikten verurteilt und alle Parteien aufruft, solchen Praktiken ein Ende zu setzen“.

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