US-Wahlen: SEP-Kandidat Jerry White auf Wahlkampf an den Autowerken von Detroit

Die Arbeiter des Stellantis-Werks Warren Truck und des Ford-Werks Dearborn Assembly bereiteten dem Vizepräsidentschaftskandidaten der Socialist Equality Party, Jerry White, am Freitagnachmittag einen herzlichen Empfang. Damit nahm die Petitionskampagne der SEP zur Wahlzulassung der Partei in Michigan weiter an Fahrt auf.

Viele Arbeiter blieben stehen, um White und die Mitglieder des SEP-Wahlkampfteams zu begrüßen und die Petition für die Wahlzulassung Whites und des SEP-Präsidentschaftskandidaten Joseph Kishore zu unterzeichnen.

Sie äußerten Abscheu darüber, dass sie sich bei den Wahlen 2024 zwischen Biden und dem republikanischen Kandidaten Trump entscheiden sollen. Ein Arbeiter sagte über die Wahlen: „Sie bringen nichts, das ist alles sehr enttäuschend.“ Ein anderer erklärte über die Wahlen: „Haltet euch fest, uns stehen turbulente Zeiten bevor.“

Viele reagierten verärgert darüber, dass Biden letzte Woche den Präsidenten der Autogewerkschaft UAW, Shawn Fain, zu seiner Rede zur Lage der Nation eingeladen und als „großartigen Freund und großen Arbeiterführer“ gepriesen hatte. Beide hatten den Ausverkauf im Jahr 2023 als „historische“ Verbesserung für die Autoarbeiter bezeichnet.

White erklärte gegenüber den Arbeitern: „Die Demokraten und die Republikaner stehen auf der Seite der Reichen, und alles, was sie erzählen, ist gelogen. Auch das, was Fain über den Tarifvertrag gesagt hat, war komplett gelogen.“

Der Vizepräsidentschaftskandidat der Socialist Equality Party, Jerry White, mit Arbeitern des Stellantis-Werks Warren Truck Assembly am 15. März 2024

White sagte weiter: „Biden tötet Palästinenser und Fain will uns einreden, Biden sei für die Arbeiterklasse.“

Nach dem Ausverkauf von 2023 herrscht unter Autoarbeitern weiterhin große Wut angesichts des zunehmenden Abbaus von Arbeitsplätzen und der massenhaften Entlassung von Leiharbeitern. Als Reaktion darauf haben entlassene und gekündigte Leiharbeiter das Aktionskomitee gegen Entlassungen gegründet.

Gewerkschaftspräsident Shawn Fain hat die Arbeiter belogen, als er behauptete, die Leiharbeiter würden durch die Ratifizierung des nationalen Autotarifvertrags von 2023 eine Vollzeitstelle bekommen. Stattdessen wurden bei Warren Truck und in anderen Stellantis-Werken in Ohio, Michigan und Indiana Tausende von ihnen entlassen.

Jetzt berichteten Arbeiter von Warren Truck, dass bis zu 2.500 Arbeiter des Werks „Punkte“ angesammelt haben, durch die sie gemäß den Bedingungen der neuen strikten Anwesenheitsregeln entlassen werden können. Diese Regeln waren Teil der Bedingungen, die Fain im Zuge des Ausverkaufs ausgehandelt hat. Die Arbeiter erklärten, dass die Anwesenheitsprobleme zum Teil auf Personalmangel zurückzuführen seien, weil Leiharbeiter entlassen wurden.

Ein Arbeiter erklärte White: „Das ist darauf angelegt, dass man scheitert. Man fehlt einen Tag und bekommt zwei Punkte. Du hast eine Autopanne und kommst zwei Minuten zu spät, dann bist du unpünktlich und bekommst Punkte.“

White bemerkte: „Sie behandeln Vollzeitkräfte jetzt wie Aussätzige, genau wie davor die Leiharbeiter. Was erwarten die? Sie arbeiten neun bis zehn Stunden und die Arbeiter brechen körperlich zusammen.“

Eine Arbeiterin fragte, was der Unterschied zwischen der SEP-Kampagne und derjenigen der Demokraten und Republikaner sei. White erklärte: „Sie sind Lügner und korrupt, weil sie behaupten, für die Bevölkerung zu sein, aber in Wirklichkeit für die Konzerne und Banken sprechen. Was sie tun, dient dem Interesse des Großkapitals, einschließlich der Finanzierung dieser Kriege. Wir kämpfen für den Aufbau einer Massenpartei der Arbeiterklasse, in der Arbeiter jeglicher Herkunft vereint sind, weil wir alle die gleichen Interessen haben. Es ist nicht in unserem Interesse, dass wir uns gegenseitig in einem Krieg um die Kontrolle über Kobalt, Lithium oder Öl töten.“

Die Arbeiterin wollte wissen: „Wie soll das erreicht werden?“

White antwortete: „Wir bauen eine Partei auf und organisieren die Arbeiter unabhängig von der UAW-Bürokratie, weil die UAW-Bürokratie mit dem Management unter einer Decke steckt. Deshalb war Fain letzte Woche Gast bei Bidens Rede zur Lage der Nation.“

Sie antwortete: „Natürlich war er das, er ist ja Obamas Junge, und Obama war für das Debakel mit der Rettung [der Autoindustrie] verantwortlich. Da schütteln sie sich mal wieder die Hand. Aber was ist der Unterschied zwischen euch und Ralph Nader (dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten der Grünen)?“

White antwortete: „Nader hat unter anderem, wie Trump, behauptet, mexikanische Einwanderer seien die Ursache für unsere Probleme. Das ist gelogen. Die Milliardäre sind die Ursache für unsere Probleme. Wir sind Sozialisten. Wir sagen, dass diese riesigen Industrien, die kollektiv durch die Arbeit von Generationen von Arbeitern aufgebaut wurden, kollektiv der Arbeiterklasse gehören sollten. Damit der Reichtum, der von Arbeitern geschaffen wird, wieder zu den Arbeitern zurückfließt, in Schulen, ins Bildungswesen.“

Eine andere Arbeiterin sagte, sie mache sich Sorgen um ihren Sohn, der beim Militär ist: „Die Frage des Kriegs beschäftigt mich. Bei einem Atomkrieg würden alle sterben. Es ist genug für alle da. Ich sag es nicht gern, aber so ist es.“

Darauf antwortete White: „Der Reichtum wird von einer Handvoll Oligarchen und Milliardären gehortet. Etwa drei Familien haben mehr Vermögen als 50 Prozent der Bevölkerung. Diesen ganzen Reichtum schaffen die Arbeiter.“

White sprach auch mit Ford-Arbeitern im Rouge Electric Vehicle Center (REV-C), wo ab dem ersten April mehr als eintausend Arbeitsplätze abgebaut werden, wenn das Werk auf Ein-Schicht-Betrieb umgestellt wird.

Mehrere Arbeiter erklärten gegenüber dem Wahlkampfteam, dies sei ihr letzter Arbeitstag in Rouge. Im Rouge Electric Vehicle Center sollten eigentlich 1.500 Arbeiter der B- und C-Schichten bis Ende März arbeiten. Ihre Entlassung wurde jedoch wegen des starken Absatzrückgangs der von ihnen produzierten Elektro-Pickup-Trucks vorgezogen. Ein Arbeiter, dem die endgültige Entlassung bevorsteht, erklärte: „Das ist mein letzter Tag und ich weiß nicht, was als nächstes passieren wird.“

Die Arbeiter wurden über Versetzungen in das Werk Michigan Assembly im Unklaren gelassen.

Die Arbeiter bei REV-C und dem benachbarten Werk Dearborn Truck äußerten sich ebenfalls verärgert über den Verrat der UAW-Bürokratie an ihrem Tarifkampf.

Ein Ford-Arbeiter erklärte gegenüber der WSWS: „Natürlich war Fain bei Bidens Rede zur Lage der Nation. Er hat uns verraten.“

Unterstützer der SEP verteilten Hunderte von Wahlkampferklärungen. Viele Arbeiter äußerten ihre Abscheu über Biden und Trump und blieben stehen, um mit White über die SEP-Kampagne zu sprechen.

Ein junger Arbeiter erklärte den Unterstützern der WSWS: „Es ist großartig, dass ihr antretet. Mit Biden und Trump hat man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.“

Eine Unterstützerin des Ford Rank and File Committee im Werk kam vorbei, um ihre Unterstützung zu äußern: „Ich verstehe nicht alles über den Sozialismus, aber ich bin froh, dass wir eine Alternative zu Biden und Trump haben. Denen geht es nur um Geld und Krieg. In diesen Kriegen wird jede Kugel, jede Bombe und jeder Panzer mit Geld bezahlt, das uns weggenommen wurde. Wir müssen das stoppen und die Gewerkschaft tut nichts für uns.“

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