Mehr als 7.000 Tote im Gazastreifen

USA verlegen massiv Truppen in den Nahen Osten und drohen Iran

Die USA weiten das größte Marineaufgebot in der Region seit Jahrzehnten noch aus und verlegen weitere Soldaten, Kriegsschiffe und Flugzeuge in den Nahen Osten – als offene Drohung gegen den Iran. Zeitgleich mit dieser militärischen Eskalation setzt Israel seine unerbittlichen Luftangriffe gegen Zivilisten im Gazastreifen fort und erhöht damit die Zahl der Todesopfer seines Völkermords an den Palästinensern auf über 7.000.

Die USS Gerald R. Ford neben der USNS Laramie während einer Betankung im östlichen Mittelmeer am 11. Oktober 2023. (Foto: Navy Petty Officer 2nd Class Jacob Mattingly) [Photo: Navy Petty Officer 2nd Class Jacob Mattingly ]

Am Donnerstag kündigte der Pentagon-Sprecher Brigadegeneral Pat Ryder die Entsendung weiterer 900 US-Soldaten in den Nahen Osten an. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden bereits mehr als 10.000 Soldaten, Matrosen und Piloten in die Region geschickt.

Am Mittwoch drohte Biden dem Obersten Führer des Iran, Ali Chamenei: „Meine Warnung an den Ajatollah lautete, wenn sie weiterhin gegen diese Truppen vorgehen, werden wir reagieren. Und darauf er sollte vorbereitet sein.“ US-Außenminister Antony Blinken drohte am Dienstag: „Wenn der Iran oder seine Stellvertreter irgendwo US-Militärpersonal angreifen – lassen Sie sich nicht täuschen –, werden wir unsere Leute verteidigen.“

Am Donnerstag behaupteten US-Regierungsvertreter, US-Truppen seien im Irak zwölfmal und in Syrien viermal angegriffen worden. Infolgedessen hätten, laut US-Angaben, 21 Soldaten bei diesen Angriffen leichte Verletzungen erlitten. Angesichts der Tatsache, dass die USA zahlreiche politische Kräfte im gesamten Nahen Osten zu Stellvertretern des Iran erklärt haben, könnten diese angeblichen Angriffe als direkter Casus Belli für einen Angriff auf den Iran dienen.

Am Mittwoch forderte der ehemalige General Joseph Votel, der zuletzt Befehlshaber des US Central Command war, Biden dazu auf, als Reaktion auf die angeblichen Angriffe militärische Gewalt gegen den Iran einzusetzen: „Wir werden das tun müssen. ... Ich glaube, wir sind an dem Punkt, wo wir es wahrscheinlich tun können, und wir sollten es tun. ... Wir können und sollten direkter auf diese Drohungen gegen unsere Soldaten reagieren.“

Der iranische Außenminister Hossein Amirabdollahian warnte am Donnerstag vor den Vereinten Nationen, der Iran werde in einen Krieg mit den USA gezogen, wenn Israels Völkermord an den Palästinensern fortgesetzt wird.

Wörtlich erklärte er: „Ich sage den amerikanischen Staatsmännern, die jetzt den Völkermord in Palästina organisieren, ganz offen, dass wir eine Ausweitung des Kriegs in der Region nicht begrüßen. Aber wenn der Völkermord im Gazastreifen weitergeht, werden sie von diesem Feuer nicht verschont bleiben.“

USNI News, das offizielle Sprachrohr der US Navy, schrieb am Donnerstag: „Die Flugzeugträger-Kampfgruppe Eisenhower hat mehr als die Hälfte des Atlantiks überquert und ist auf dem Weg, sich der Mehrheit der US-Seestreitkräfte im östlichen Mittelmeer und dem Nahen Osten anzuschließen. ... In den nächsten Tagen werden der Flugzeugträger und seine Eskorten voraussichtlich die Meerenge von Gibraltar passieren.“ Zur Flugzeugträger-Kampfgruppe Eisenhower gehören zwei Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, ein Lenkwaffenkreuzer der Ticonderago-Klasse und das Luftwaffengeschwader des Trägers.

Die Flugzeugträger-Kampfgruppe Gerald R. Ford ist derweil im Mittelmeer stationiert und unterstützt dort Israels Massaker an den Palästinensern. USNI schrieb dazu: „Ike [Eisenhower] sollte ursprünglich mit der Kampfgruppe Gerald R. Ford gemeinsam operieren, wird aber stattdessen durch das Mittelmeer und den Suezkanal in den Nahen Osten fahren, um bei der 5. US-Flotte zu operieren.“

Die israelische Tageszeitung Haaretz spekulierte jedoch, dass der Persische Golf das eigentliche Ziel der Flugzeugträger-Kampfgruppe sein könnte.

Die Kampfgruppe wird zusammen mit den amphibischen US-Kriegsschiffen USS Bataan und USS Carter Hall operieren, die faktisch Mini-Flugzeugträger sind, sich momentan im Golf von Aden befinden und sich dem Roten Meer nähern. Die USS Mesa Verde, ein weiteres amphibisches Angriffsschiff, traf letzte Woche im östlichen Mittelmeer ein.

USNI News berichtete: „Das Aufgebot an US-Schiffen wird eines der größten in der Region seit Jahrzehnten sein.“ Dabei berief sie sich auf die Äußerungen von Admiral James Foggo, der erklärte, die USA hätten „wahrscheinlich mehr Schiffe in der Region als zuletzt im Jahr 1993.“

Zu dieser gewaltigen Armada von US-Schiffen kommen noch die französische Tonnerre, ein amphibisches Kriegsschiff der Mistral-Klasse, sowie zwei weitere französische Lenkwaffenfregatten. Auch die britische Royal Navy hat zwei Kriegsschiffe in die Region entsandt.

Am Donnerstag berichtete Haaretz: „In den letzten zwei Wochen sind fast 80 Frachtflugzeuge des US-Militärs in der Region gelandet, zusätzlich zu den Dutzenden von zivilen Flugzeugen, die von den US-amerikanischen und israelischen Verteidigungseinrichtungen dort bereitgehalten werden.“

Weiter hieß es: „Informationen aus offenen Quellen zeigen, dass das US-Militär in immer größerer Zahl Transportmaschinen einsetzt, um Truppen, Ausrüstung und Waffen im gesamten Mittelmeer zu stationieren. Sie zeigen, dass acht schwere Frachtmaschinen, die von Versorgungsdepots in den USA und Europa aufgebrochen sind, auf einem jordanischen Stützpunkt gelandet sind. Zwei US-Jagdgeschwader mit F-15E-Kampfbombern und A-10-Angriffsflugzeugen wurden ebenfalls auf den Stützpunkt verlegt, ebenso wie Spezialeinheiten aus Florida.“

Am 16. Oktober warnte die World Socialist Web Site: „Die Entsendung einer Armada von mehr als einem Dutzend Kriegsschiffen in den Nahen Osten dient nicht nur dazu, der Hamas zu drohen, die keine Marine hat. Die Vereinigten Staaten bereiten sich auf einen viel umfassenderen Konflikt im Nahen Osten vor, einschließlich eines Krieges gegen den Iran. Die USA nutzen die gegenwärtige Krise, um seit langem bestehende Pläne für einen Krieg gegen den Iran in die Tat umzusetzen. Das Land bildet die Nahostfront der US-Kriegskampagne gegen Russland und China.“

Die rasche Eskalation der US-Drohungen gegen den Iran findet vor dem Hintergrund einer dramatischen Beschleunigung der israelischen Bombenkampagne statt, deren Ziel die ethnische Säuberung des Gazastreifens und der Völkermord am palästinensischen Volk ist.

Am Mittwoch warf UN-Generalsekretär Antonio Guterres Israel vor, es würde eine „kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes“ durchführen.

Einen Tag später warnte der Leiter der humanitären Hilfe der Vereinten Nationen, Martin Griffiths: „Die schweren Bombardierungen des Gazastreifens dauern auch nach 20 Tagen noch an und werden immer schlimmer, selbst in angeblich sichereren Gebieten... Die Welt selbst versagt dabei, die elementarsten Ansprüche eines Teils der Menschheit zu erfüllen. Die Regeln des Kriegs sind klar: Zivilisten müssen geschützt werden und das Nötigste zum Überleben haben.“

Am Mittwoch verurteilte die internationale Hilfsorganisation Oxfam Israel für den Einsatz von Massenhunger als „Kriegswaffe“. Sally Abi Khalil, Oxfams Regionaldirektorin für den Nahen Osten, erklärte: „Die Situation ist schlichtweg entsetzlich – wo ist die Menschlichkeit? Millionen Zivilisten werden vor den Augen der Weltöffentlichkeit kollektiv bestraft. Es darf keine Rechtfertigung dafür geben, Hunger als Kriegswaffe zu benutzen.“

Als Reaktion auf die Aussage von US-Präsident Joe Biden vom Mittwoch, er traue den Angaben des Gesundheitsministeriums zur Zahl der Toten im Gazastreifen nicht, da es von der Hamas geleitet werde, veröffentlichte dieses eine Liste aller bisher 6.747 Todesopfer durch israelische Luftangriffe, komplett mit Alter, Geschlecht und Ausweisnummer. Seither wurden weitere 281 Leichen geborgen, die noch nicht identifiziert werden konnten, womit die Gesamtzahl auf 7.028 stieg. Darunter befinden sich 2.931 Kinder.

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