Die World Socialist Web Site ruft die Beschäftigten von Vallourec in Mülheim und Düsseldorf auf, ihre beiden Werke nicht kampflos aufzugeben. Es ist nicht zu spät. Noch sind alle im Werk, die Produktion läuft. Die Existenzgrundlage von 2.400 Beschäftigten, ihren Familien und vielen Tausend weiteren in von Vallourec abhängigen Betrieben kann erfolgreich gesichert werden. Jedoch nur, wenn man den Sozialtarifvertrag ablehnt, den IG Metall, Betriebsrat und Konzernspitze ausgearbeitet haben.
Dazu muss ein von der Gewerkschaftbürokratie unabhängiges Aktionskomitee gegründet werden, das die Belegschaften beider Standorte vereint. Sie müssen als einen ersten Schritt den Kontakt zu den Belegschaften der unmittelbar betroffenen Unternehmen im Umfeld suchen sowie all der Betriebe und Werke, in denen die Beschäftigten mit den gleichen Problemen konfrontiert sind: mit Werksschließungen, Arbeitsplatzabbau und Lohnsenkungen.
Wie IG Metall und Betriebsrat die Werksschließung durchsetzen
Nur zwei Tage nachdem die französische Konzernspitze im Mai nach mehreren Protesten und Aktionen der Belegschaften die Schließung der beiden Werke in Deutschland bekannt gegeben hatte, traten IG Metall und Betriebsrat mit der Forderung nach einem Sozialtarifvertrag auf. Sie machten damit klar, dass sie ihre Aufgabe darin sehen, die Konzernentscheidung umzusetzen, nicht zu verhindern. Denn genau das ist die Bedeutung des Sozialtarifvertrags.
Sie blockten damit jeden ernsthaften Arbeitskampf ab, bevor er überhaupt beginnen konnte. Um die Werksschließungen durchzusetzen, spalten sie die Belegschaft in Jung und Alt, Befristet und Unbefristet, Leiharbeitskräfte und Tarifbeschäftigte, Gewerkschaftsmitglieder und Unorganisierte.
Einige wenige ältere, gutverdienende und langjährig Beschäftigte erhalten bis zu sechsstellige Abfindungen. Jüngere Kolleginnen und Kollegen werden mit Zahlungen abgespeist, die Steuer und Inflation schnell auffressen werden. Befristet Beschäftigte werden mit pauschal 10.000 Euro abgespeist, Auszubildende sogar nur mit 5.000 Euro.
Die Transfergesellschaft, in die Jüngere (unter 55 Jahre) gehen sollen, ist – angesichts der Entlassungen in vielen anderen Betrieben – nichts anderes als der Übergang in die Arbeitslosigkeit. Da das dort gezahlte Transferkurzarbeitergeld nur auf 85 Prozent vom Monats-Netto aufgestockt wird, bedeutet das Lohnsenkungen und später auch noch ein geringeres Arbeitslosengeld, da dessen Berechnung auf der Grundlage des Transferkurzarbeitergeldes erfolgt.
Die Verkommenheit der IG Metall verdeutlichen die Vereinbarungen, die ausschließlich Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommen. So erhalten sie unterschiedlich hohe Abfindungs-Boni, je nachdem, ob sie schon vor dem Tag der Schließungsankündigung am 18. Mai IGM-Mitglied waren oder ob sie erst anschließend bis zum 1. September beigetreten sind. Zusätzlich sollen IGM-Mitglieder davon profitieren, wenn Vallourec seine beiden Werksgelände für einen höheren Kurs als den veranschlagten und geheim gehaltenen losschlagen kann.
Inzwischen haben sich alle Beteiligten auf den Zeitplan für die Abwicklung des Werks geeinigt. Die ersten 500 Beschäftigten sollen schon innerhalb des nächsten halben Jahres, bis Ende März, über „freiwillige“ Abfindungen das Werk verlassen. Wenn es nach der IG Metall geht, sind in weniger als 15 Monaten, Ende 2023, beide Vallourec-Werke und ihre aktuell 2.400 Arbeitsplätze nicht mehr existent. Damit würde in Verantwortung der IG Metall eine über 120 Jahre alte Stahltradition in Düsseldorf unwiderruflich zu Grabe getragen.
Wir können davon ausgehen, dass die Betriebsräte weich fallen. Sie werden dafür bezahlt, dass sie jeden Widerstand von unten abblocken und die Schließung Vallourec gewollt durchsetzen.
Gründet ein Aktionskomitee
Lasst euch von ihnen nicht mit Vorruhestand, Abfindungen und Transfergesellschaften ausverkaufen. Denkt an die jungen Generationen. Sollen sie nur noch als Lagerarbeiter, Paketfahrer und Beschäftigte in den Dienstleistungsbranchen zum Mindestlohn schuften können? Sie wollen Familien gründen, mit ihnen sorgenfrei leben – in Frieden.
Die Aktionäre der Konzerne können Produktionen verlagern, Werke schließen, Lebensgrundlagen und Existenzen zerstören, wenn ihnen der persönliche Profit nicht mehr ausreicht. Dieses Prinzip verteidigen die IG Metall und ihre Betriebsräte mit Haut und Haaren. Das kann so nicht weitergehen. Es verträgt sich nicht mit unseren Interessen; die Interessen lassen sich auch nicht mehr aussöhnen. Die Konzerne, die Regierungen und die Gewerkschaften haben uns Arbeiterinnen und Arbeitern den Kampf angesagt.
Es ist jetzt die Zeit, diesen anzunehmen.
Dazu muss in beiden Werken ein gemeinsames Aktionskomitee gegründet werden, in dem vertrauenswürdige Kolleginnen und Kollegen eng zusammenarbeiten, um zu diskutieren und zu planen, wie die Werke bedingungslos verteidigt werden können.
Eine erste Aufgabe wird es sicherlich sein, Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen in unmittelbar angrenzenden Werken – etwa von Salzgitter Mannesmann Grobblech oder den ebenfalls durch die Vallourec-Schließung betroffenen Werken, wie z. B. den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann in Duisburg – aufzunehmen. Auch Vallourec-Betriebe und -Werke in Frankreich, Schottland und anderen Ländern, die der Umstrukturierung des Konzerns zum Opfer fallen, sind die natürlichen Verbündeten der Belegschaft an Rhein und Ruhr. Zum Vallourec-Konzern gehören 50 Produktionsanlagen in über 20 Ländern mit gut 20.000 Beschäftigten.
Wie alle großen global agierenden Konzerne reagiert Vallourec auf die internationale Wirtschaftskrise, den Nato-Krieg gegen Russland in der Ukraine und die wachsende Konkurrenz auf dem Weltmarkt, indem er die Lohnkosten senkt oder die Produktion in Billiglohnländer mit den niedrigsten Sozialstandards verlagert.
In jedem Land der Welt wehren sich immer mehr Arbeiterinnen und Arbeiter angesichts dramatisch steigender Preise, Angriffe auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen mit Streiks und Protesten. Viele von ihnen haben mit der Gründung von Aktionskomitees begonnen, den Kampf nicht nur gegen die Konzerne, sondern auch gegen die mit ihnen verbündeten Gewerkschaftsbürokraten aufzunehmen, weil diese die angekündigten Angriffe der Konzerne umsetzen.
Den klarsten Ausdruck findet dieser Widerstand in der Kampagne des Sozialisten Will Lehman in den USA. Der junge Autoarbeiter bei Mack Trucks kandidiert als Präsident der Autoarbeitergewerkschaft UAW (United Auto Workers) und tritt für die Abschaffung der UAW-Bürokratie ein, für die Rückführung der gesamten Macht in die Hände der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Die Vierte internationale und die World Socialist Web Site haben im letzten Jahr die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) gegründet, um die internationale Vernetzung von Arbeitern unabhängig von den gewerkschaftlichen Strukturen zu ermöglichen.
Reiht euch in diese weltweite Bewegung von Aktionskomitees ein: Verbündet euch mit den Fordarbeitern in Saarlouis, Stahl- und Autoarbeitern in den USA und Mexiko, Eisenbahnern in Großbritannien und den USA, Plantagenarbeiterinnen und -arbeitern in Sri Lanka, Verkehrsarbeitern, Lehrerinnen und Lehrern, Pflegekräften in der Alten- und Krankenpflege in aller Welt usw.
Akzeptiert nicht die Schließungs- und Einsparpläne von Vallourec und den Gewerkschaftsbürokraten. Verteidigt bedingungslos alle Arbeitsplätze.
Nehmt dazu Kontakt zur SGP auf! Sie unterstützt den Aufbau eures unabhängigen Aktionskomitees und hilft bei der internationalen Kontaktaufnahme mit Arbeitern in anderen Ländern und anderen ebenfalls von Schließung betroffenen Betrieben. Schickt eine Whatsapp-Nachricht an folgende Nummer: +491633378340 oder registriert Euch im Formular unten.