Nach massiver öffentlicher Kritik von Lesern der WSWS, Arbeitern und Jugendlichen sowie prominenten Verteidigern demokratischer Rechte hat Twitter den Account der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) in den USA wiederhergestellt. Diese Entwicklung ist im Kampf für Bürgerrechte und gegen die Zensur des Internets von entscheidender Bedeutung.
In einer E-Mail ließ Twitter am Donnerstagabend verlauten: „Wir haben beschlossen, die Sperrung des Accounts aufzuheben.“
Es wurden keinerlei Gründe angegeben, warum der Account der IYSSE am 13. November gesperrt worden war bzw. welche Gründe nun dazu führten, das faktische Verbot aufzuheben.
Vor einer Woche stellten die Betreiber des IYSSE-Accounts fest, dass das Profil und das Bild im Header entfernt worden waren. Statt der Timeline war eine Erklärung von Twitter zu sehen: „Account gesperrt: Twitter sperrt Accounts, die gegen die Twitter-Regeln verstoßen.“ Darunter befand sich ein Link zu den besagten Regeln. Auf die Forderung der IYSSE, den Account wiederherzustellen, antwortete Twitter: „Ihr Account wurde gesperrt, weil es den Anschein hat, dass Sie möglicherweise mehrere Twitter-Accounts verwalten.“
Die IYSSE erkärte, sie sei eine politische Studierendenorganisation, die an Dutzenden Universitäten in den Vereinigten Staaten und international offiziell anerkannt ist. Jede einzelne Hochschulgruppe verwalte ihren eigenen Twitter-Account. Da diese Hochschulgruppen mit der World Socialist Web Site (WSWS) verbunden seien, posten sie unter Umständen die gleichen oder ähnliche Artikel wie die WSWS, was ihr gutes Recht ist.
Die IYSSE intiierte umgehend eine öffentliche Kampagne. Die WSWS veröffentlichte Artikel, in denen sie die Sperrung des Accounts als Angriff auf demokratische Rechte veerurteilte und erklärte, dass sie auf einer Linie mit den Versuchen der Behörden und der Social-Media-Unternehmen zur Zensur des Internets lag.
Die Sperrung des Accounts, so die WSWS, stehe im Zusammenhang mit der beispiellosen Krise in den USA nach der Präsidentschaftswahl. Zudem sollte auf diese Weise die Reichweite der IYSSE als Jugendorganisation der Sozialistischen Gleichheitsparteien beeinträchtigt werden, um jungen Menschen angesichts der zunehmenden antikapitalistischen Stimmung den Zugang zu einer sozialistischen und internationalistischen Perspektive zu verwehren.
Viele Twitter-Nutzer auf der ganzen Welt folgten dem Appell der IYSSE, Protesterklärungen auf der Social-Media-Plattform zu veröffentlichen und die Wiederherstellung des Accounts zu fordern.
Am Sonntag twitterte der bekannte Musiker und Mitbegründer von Pink Floyd Roger Waters: „Twitter hat die International Youth and Students for Social Equality [IYSSE] zensiert. Es ist wichtig, dass die Menschen davon erfahren.“ Waters‘ Tweet wurde mehr als 1000 mal geteilt und von mehr als 3.000 Nutzern geliked, sein Beitrag auf Facebook stieß auf ähnliche Resonanz.
Die Posts von Waters, der auch für die Freilassung des WikiLeaks-Gründers Julian Assange und gegen die Unterdrückung der Palästinenser kämpft, erhielten Hunderte zustimmende Kommentare.
In einem davon heißt es: „Es liegt in der Natur der Sache, dass Schüler und Studenten eher empfänglich für die objektive Wahrheit sind, und sie erkennen Unrecht. Deshalb stellen sie Propaganda in Frage und rebellieren gegen Krieg. Das letzte, was die herrschende Klasse will, ist eine organisierte, klassenbewusste Bewegung von Schülern und Studenten.“
Ein anderer User kommentierte: „Warum hat Twitter Angst vor Studenten? Das ist Schickane, Feigheit und Zensur der freien Meinungsäußerung, egal wie man es rechtfertigt. Wer hätte gedacht, dass soziale Netzwerke nur dazu da sind, die Interessen der USA zu schützen [?]. Die globale Community sollte sich von der technologischen Abhängigkeit von den USA freimachen.“
Das weltweit bekannte Model Andreja Pejic veröffentlichte auf ihrer Seite den Tweet: „Liebe Twitter-Mitarbeiter, stellt @IYSSE_US wieder her, @TwitterSupport. Hört auf, das Internet zu zensieren. Hört auf, renommierte linke Publikationen/Organisationen zu zensieren. Vor allem diejenigen, die die lautstärksten Gegner des Faschismus sind.“
Ähnliche Posts wurden von Arbeitern und Jugendlichen sowie von Mitgliedern und Ablegern der IYSSE in den USA und auf der ganzen Welt veröffentlicht.
In einer Erklärung eines mexikanischen Twitter-Nutzers heißt es: „Der Account von @IYSSE_US ist weiterhin zensiert. Twitter und Facebook versuchen, das Denken der Jugendlichen zu beeinflussen... Krieg führt zu Toten, aber auch zu Reichtum. Und wer sich organisiert, um darüber zu berichten, wird zensiert.“
Erklärungen, die die Zensur verurteilten, wurden auf Japanisch, Deutsch, Singhalesisch, Tamilisch, Französisch und auf vielen anderen Sprachen veröffentlicht, was das globale Ausmaß der Kampagne der IYSSE verdeutlicht.
Diese umfassende internationale Reaktion war zweifellos ein Grund für die Wiederherstellung des Accounts.
Dass die Sperrung des IYSSE-Accounts zurückgenommen wurde, verdeutlicht die Notwendigkeit einer globalen Kampagne gegen Onlinezensur und für die Freiheit des Internets. Es ist ein Teil des Kampfs gegen den autoritären Kurs der kapitalistischen herrschenden Eliten weltweit.