Letzten Sonntag sowie am Montag scheiterten zwei Invasionen an der Küste Venezuelas. Die Operationen wurden von schwer bewaffneten und von den USA geführten Söldnergruppen durchgeführt. Die Coronavirus-Pandemie, die in den USA weiter wütet und dort bereits unzählige Menschen das Leben gekostet hat, hat in keiner Weise dazu geführt, dass der US-Imperialismus seine räuberischen und kriminellen geostrategischen Interessen in Südamerika oder weltweit zurückstellt.
Die erste der beiden Landungen ereignete sich am frühen Sonntagmorgen in der Stadt Maputo, die kaum eine halbe Autostunde von der venezolanischen Hauptstadt Caracas entfernt liegt. Dabei wurden acht der an der Invasion beteiligten Männer getötet, darunter auch der Anführer der Gruppe, ein ehemaliger Hauptmann der venezolanischer Armee, der unter dem Namen „Pantera“ (Panther) bekannt ist. Alle weiteren wurden gefangen genommen.
Eine zweite Gruppe landete am Montag auf der Halbinsel Chuao, die ebenfalls an der Karibikküste Venezuelas westlich von Caracas liegt. Die bewaffneten Invasoren wurden von einheimischen Fischern entdeckt, die sie an die venezolanischen Sicherheitskräfte übergaben.
Unter den Gefangenen befindet sich Josnars Adolfo Baduel, der an einer Serie von Putschversuchen zentral beteiligt war. Er ist der Sohn eines ehemaligen venezolanischen Verteidigungsministers, der wegen Korruption ins Gefängnis kam. Auch zwei amerikanische Staatsbürger wurden bei der Landung festgenommen: Luke Denman (34) und Airan Berry (41), die beide als ehemalige Angehörige von US-Spezialeinheiten identifiziert wurden. Baduel gab bei den venezolanischen Behörden an, dass beide Amerikaner laut ihren Aussagen für die persönlichen Sicherheitskräfte von US-Präsident Donald Trump arbeiten.
Venezolanische Beamte haben den Medien Pässe und Militärausweise der beiden gefangen genommenen Amerikaner sowie Fotos von größeren Mengen Waffen, die bei den Söldern sichergestellt wurden, vorgelegt. Ebenfalls veröffentlicht wurde ein Video des Verhörs mit Denman. Darin sagt er aus, dass das Ziel seiner Mission darin bestanden habe, die Kontrolle über einen Flugplatz in Caracas zu übernehmen. Dort hätte er die Ankunft von Flugzeugen erwarten sollen, die Venezuelas Präsident Maduro in die USA bringen sollten. Auf die Frage, wer die Operation geleitet habe, antwortete er: „Präsident Donald Trump.“
Im Zentrum der Operation stand ein gewisser Jordan Goudreau, der als Angehöriger der US-Spezialeinheit „Green Berets“ im Iran und in Afghanistan stationiert war. Heute leitet er in Florida eine private Sicherheitsfirma namens SilverCorp USA.
Laut eigener Aussage sei Goudreau von Keith Schiller, Trumps langjährigem Leibwächter und ehemaligem Direktor des Oval Office, mit rechten Kräften in Venezuela in Kontakt gebracht und über deren Putschpläne, die von den USA unterstützt werden, unterrichtet worden. Unterdessen sind Videos aufgetaucht, die Goudreau als Sicherheitsmann bei Kundgebungen Trumps zeigen.
Goudreaus Verbindungen zu den amerikanischen Geheimdiensten und der venezolanischen Rechten wurden im Februar 2019 bekannt. Er wurde damals angeheuert, um für die Sicherheit bei einem Konzert an der venezolanisch-kolumbianischen Grenze zu sorgen, das von dem britischen Milliardär Richard Branson gesponsert wurde. Die Veranstaltung war Teil der Operation der CIA mit dem Ziel, vermeintliche Hilfskonvois als „Trojanisches Pferd“ nach Venezuela einzuschleusen.
Goudreau bekannte sich öffentlich dazu, für die jüngste Operation verantwortlich zu sein und behauptete, sie sei nach wie vor mit dem Ziel im Gange, „die Regierung Maduro zu stürzen.“ Er sagte weiter, dass trotz des kläglichen Scheiterns der Invasion andere Elemente innerhalb Venezuelas weiterhin aktiv seien und bald damit beginnen würden, „taktische Ziele anzugreifen“, mit anderen Worten: eine Welle terroristischer Anschläge auszulösen.
Außerdem bestätigte Goudreau die Gültigkeit eines Vertrags zwischen ihm und Juan Guaidó, der im Internet kursiert. Guaidó ist die rechte politische Randfigur, die sich im Januar letzten Jahres eigenmächtig zum „Übergangspräsidenten“ Venezuelas erklärte, und dessen Regierung von Washington und seinen Verbündeten umgehend zur „rechtmäßigen Vertretung“ der venezolanischen Bevölkerung gesalbt wurde.
Ebenfalls veröffentlicht wurde die Aufzeichnung eines auf Englisch geführten Gesprächs zwischen Goudreau und Guaidó. Die Marionette der US-Regierung erklärt sich darin bereit, 213 Millionen Dollar für die Durchführung der bewaffneten Intervention an Goudreaus Sicherheitsunternehmen zu zahlen. Die Summe wird durch die von den USA gestohlenen venezolanischen Ölressourcen garantiert.
Goudreau erklärte, dass Guaidó die versprochenen Zahlungen nie geleistet habe. Doch wie auch immer die genaue Vereinbarung lautete – klar ist, dass irgendjemand für die Organisation sowie den Einsatz der Söldnerarmee an der Küste Venezuelas bezahlt hat. Ob es die Marionette oder der Puppenspieler selbst war ist dabei unerheblich.
Dass Guaidó, der vor etwas mehr als einem Jahr versuchte, einen Militärputsch anzuzetteln, noch nicht hinter Gittern sitzt, ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Maduros kleinbürgerliche „Bolivarische Sozialisten“ in ihm immer noch jemanden sehen, der potenziell mit dem US-Imperialismus vermitteln kann. Die traditionelle Oligarchie des Landes ist bestrebt, eine Einigung zur Rettung des venezolanischen Kapitalismus zu erreichen und eine revolutionäre Explosion von unten zu verhindern.
Auf die versuchte Invasion Venezuelas angesprochen, behauptete Trump, er wisse darüber nichts. Seine Regierung habe „nichts damit zu tun“.
US-Außenminister Mike Pompeo gab auf einer Pressekonferenz am Mittwoch eine etwas vorsichtigere Antwort. Er erklärte: „Die US-Regierung war an dieser Operation nicht direkt beteiligt.“. Er sei außerdem „nicht bereit, das weiterzugeben, was wir über den Vorfall wissen.“
Für die zwei gefangenen US-Söldner werde die Regierung, so Pompeo, „jedes Mittel einsetzen, das uns zur Verfügung steht, um zu versuchen, sie wieder zurück zu holen.“
Auf welcher Grundlage die USA eine Rückführung der Söldner fordern könnte, erklärte der Außenminister nicht. Kann es auch nur den geringsten Zweifel geben, dass zwei ausländische Staatsbürger, die bei einer Invasion der USA mit dem Ziel, Präsident Trump zu entführen oder zu töten, gefangen genommen würden, mit einer Verurteilung wegen Terrorismus und anschließend lebenslanger Haft oder schlimmerem rechnen müssten?
Die bewaffneten Überfälle finden im Kontext einer Kampagne des „maximalen Drucks“ gegen Venezuela statt. Das Land ist lähmenden Sanktionen ausgesetzt, die einem Kriegszustand gleichkommen. Durch ein faktisches Embargo werden die Ölexporte des Landes unterbunden und die Einfuhr dringend benötigter Medikamente und medizinischer Hilfsgüter verhindert, was schon vor dem Coronavirus den Tod zehntausender Menschen zur Folge hatte. Seit dem Ausbruch der Pandemie hat der US-Imperialismus die Sanktionen nur noch verschärft. Washington versucht, sich Krankheit und Tod als Waffen zunutze zu machen, um die Bevölkerung Venezuelas zu unterwerfen und einen Regimewechsel durchzusetzen.
Selbst als die Zahl der Corona-Todesopfer in den USA anstieg und die Wirtschaft einbrach, ordnete Trump die Entsendung einer Task Force der Marine in die Gewässer vor Venezuelas Karibikküste an – angeblich, um den Drogenhandel zu bekämpfen. Allerdings wird die Masse der Drogen über Kolumbien, den Pazifischen Ozean und Mittelamerika in die USA geschmuggelt – unter dem Schutz der rechten Verbündeten Washingtons in den Regierungen von Kolumbien, Honduras und Guatemala. Die Zerstörer und Kriegsschiffe, die für Einsätze in Küstennähe konzipiert wurden, sind für die Bekämpfung des Drogenhandels ungeeignet.
Die schäbigen Ereignisse an der Küste Venezuelas erinnern an die dunkelsten Kapitel der langen Geschichte des US-Imperialismus in Südamerika. Sie ist geprägt von militärischer Aggression, halbkolonialer Ausbeutung und polizeistaatlicher Unterdrückung. Bei früheren fehlgeschlagenen Interventionen des US-Imperialismus – einschließlich der Invasion Kubas im Jahr 1961 – stritten Beamte in Washington eine Beteiligung der USA zunächst ebenfalls kategorisch ab. Ähnlich verhielt sich die amerikanische Regierung auch bei der illegalen Operation zur Unterstützung der Contras in Nicaragua in den 1980er Jahren. Sie gab das Abstreiten erst auf als der CIA-Mitarbeiter Eugene Hasenfus mit einem Flugzeug, das Waffen an die Contras liefern sollte, abgeschossen wurde.
Sowohl die Invasion in der Schweinebucht als auch die Iran-Contra-Affäre lösten in Washington verheerende politische Krisen aus und wurden von den amerikanischen Medien mit Argusaugen verfolgt. Die Informationen über die von den USA orchestrierte, aber fehlgeschlagene Invasion Venezuelas blieben in den Medien indessen beinahe unkommentiert. Auch von den Demokraten, der angeblichen Opposition gegen Trump, kam nicht ein Wort der Kritik. Von Biden bis Sanders stehen sie allesamt hinter der Operation, um einen Regimewechsel in Venezuela durchzusetzen.
Die versuchte Invasion Venezuelas dient den Interessen der amerikanischen Oligarchie und soll den US-Energieriesen die ungehinderte Kontrolle über die Ölreserven des Landes – die größten Vorkommen auf dem Planeten – einbringen. Auch der wachsende Einfluss Chinas und Russlands in Venezuela und Südamerika als einer Region, die der US-Imperialismus seit langem als seinen „Hinterhof“ betrachtet, soll zurückgedrängt werden.
Inmitten der globalen Coronavirus-Pandemie, die das Leben von Millionen Menschen bedroht, verfolgen die USA ihre imperialistischen Interessen weiter mit militärischer Aggression. Sie drohen dadurch einen neuen Weltkrieg zu entfachen, der Milliarden Menschenleben fordern würde.
Nur die Arbeiterklasse, die sich über nationale Grenzen hinweg in einem gemeinsamen Kampf für das Ende des Kapitalismus vereint, kann einen Ausweg aus dieser ernsten Bedrohungen für das Überleben der Menschheit aufzeigen.