Perspektive

Die Coronavirus-Pandemie – eine globale Katastrophe

Die Zahl der bestätigten Fälle, die sich mit 2019-nCoV (Coronavirus) infiziert haben, ist inzwischen auf über 43.000 angestiegen. Die Zahl der Todesopfer liegt nun bei mindestens 1.013, und in mindestens 25 Ländern ist die Erkrankung bei mindestens einer Person diagnostiziert. Zig weitere Länder überwachen entweder Patienten mit Fieber und lungenentzündungsähnlichen Symptomen oder bereiten sich auf mögliche Infektionen vor.

Der Ausbruch hat inzwischen sowohl die Zahl der Infektionen als auch der Todesfälle der SARS-Epidemie (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) von 2002–2003 überschritten und breitet sich weiter aus trotz der Quarantänemaßnahmen, die von der chinesischen Regierung und anderen Staaten international verhängt wurden.

Städte in ganz China, insbesondere die Provinzhauptstadt Wuhan, das Epizentrum des neuartigen Coronavirus, sind teilweise oder vollständig abgeriegelt im Bemühen der Regierung, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Millionen von Menschen bleiben zu Hause und viele der urbanen Zentren Chinas, auch die bevölkerungsreichste Stadt Shanghai, haben sich in wahre „Geisterstädte“ verwandelt. Wer sich nach draußen begibt, ist oft Verwandter von Infizierten und sucht Hilfe in überlasteten Krankenhäusern oder Lebensmittel und anderen alltägliche Dinge, um diejenigen zu versorgen, die bereits von medizinischen Einrichtungen abgewiesen wurden.

Die Ansteckung mit dem Coronavirus ist zu einer Katastrophe und Tragödie geworden für die Zehntausenden Infizierten und die zig Millionen Menschen, die unter Quarantäne bleiben. Sie schockiert die Menschen auf der ganzen Welt.

Gestern kündigten Peking und Schanghai neue Bewegungskontrollen für die Bewohner und Fahrzeuge aus den Quarantänegebieten an. Diese Maßnahme trifft alle Personen, die sich in den vergangenen 14 Tagen in Wuhan oder einem anderen Gebiet mit hohen Infektionsraten aufgehalten haben. Über die beiden Städte hinaus gibt es mindestens 80 weitere Städten in 20 Provinzen, die Sperrmaßnahmen verhängt haben, von denen mindestens 103 Millionen Menschen betroffen sind.

Gleichzeitig wurde gestern in ganz China nach verlängerten Neujahrsferien die Arbeit wieder aufgenommen. Da die Menschen nun wieder pendeln und reisen, stehen sie unter besonderer Beobachtung. Die Regierung hat Infrarotkameras aufgestellt, um die Körpertemperatur an Bahnhöfen, in Büros, Fabriken und Industrieparks zu messen. Die Bevölkerung wurden darauf hingewiesen, dass man Häuser nur mit Mundschutz verlassen soll. Mehrere Städte, darunter Wuhan und Peking, haben spezielle Quarantänezonen eingerichtet: Hier werden Personen festgehalten, die im Verdacht stehen, sich infiziert zu haben. Es wird mit der Todesstrafe gedroht, wenn Menschen die Quarantäne verletzen.

Es gibt mittlerweile Befürchtungen, dass in Wuhan und anderswo in der Provinz Hubei die lebensnotwendigen Ressourcen zur Neige gehen. Bis heute hat die chinesische Regierung medizinisches Personal in einer Größenordnung von 17.000 Menschen sowie mehr als 3.000 Tonnen Material in die Provinz geschickt, was den Druck auf Ärzte und Krankenpfleger etwas gemildert hat, auch wenn die Krankenhausbetten immer noch knapp sind. Orte wie Singapur, wo es 45 bestätigte Fälle gibt, erwägen jedoch nur die schlimmsten Fälle einzuweisen. „Wenn wir weiterhin jeden Fall ins Krankenhaus bringen und isolieren, werden unsere Krankenhäuser überlastet sein“, sagte der Premierminister Singapurs Lee Hsien Songon am Samstag.

Lees Äußerung trifft sich mit Einschätzungen, dass das Virus bereits weiter verbreitet sein könnte als bislang vermutet. Neil Ferguson, ein Experte für Infektionskrankheiten am Londoner Imperial College, schrieb am Sonntag, dass „nur 10 Prozent oder weniger aller Infektionen in China und ein Viertel aller Infektionen in anderen Ländern registriert wurden“. In einem am Montag veröffentlichten Papier des chinesischen Spezialisten für Atemwegserkrankungen Zhong Nanshan heißt es, dass die Inkubation des neuartigen Coronavirus bis zu 24 Tage dauern könnte, und damit deutlich länger als die bislang angenommenen 14 Tage. Diese Position wird gestützt durch den Fall eines Patienten in der chinesischen Provinz Henan, der trotz nachgewiesener Infektion 17 Tage lang keine Symptome zeigte.

Seit der Verhängung der Quarantänemaßnahmen in China hat die Weltbevölkerung ihre Solidarität bekundet. Es gibt eine große Resonanz auf Spendenaufrufe für die betroffenen Gebiete. Ärzte und medizinisches Fachpersonal haben große Anstrengungen unternommen, um einen Impfstoff bzw. ein Medikament gegen 2019-nCoV zu finden, während sie gleichzeitig an der Versorgung und Genesung der Infizierten arbeiten. Gleichzeitig tun die zig Millionen Menschen, die in den Quarantänezonen gefangen sind, alles um die Ausbreitung der Infektion einzudämmen. Menschen kümmern sich um größtmögliche Isolation, selbst wenn ihre Arbeitgeber die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz fordern.

Das internationale Mitgefühl der arbeitenden Bevölkerung und Jugend gegenüber China ist umso wichtiger unter den Bedingungen wachsender nationaler Gegensätze. In einem besonders bösartigen Kommentar twitterte Hedge-Fonds-Manager Kyle Bass am Sonntag: „Wir sollten unsere Sachen packen und nach Hause zurückkehren. Lasst das chinesische Virus in den Reihen der GT [der staatlichen Zeitung Global Times] und der übrigen Kommunistischen Partei wüten.“

Zuvor hatte bereits US-Handelsminister Wilbur Ross frohlockt, dass der Ausbruch des Coronavirus Chinas Stellung als Wirtschaftskonkurrenten der Vereinigten Staaten untergräbt. US-Unternehmen sollte dies „zu denken geben, wenn sie ihre Lieferkette überprüfen... Ich denke, es wird also dazu beitragen, die Rückkehr von Arbeitsplätzen nach Nordamerika zu beschleunigen“. Das US-Handelsministerium selbst erklärte: „Es ist auch wichtig, die Auswirkungen von Geschäften mit einem Land zu bedenken, das eine lange Geschichte hat, echte Risiken vor seiner Bevölkerung und dem Rest der Welt zu vertuschen.“

Die Reaktion der US-Regierung auf das Coronavirus besteht darin, Ausländern mit kürzlichem China-Aufenthalt die Einreise zu verbieten. Gleichzeitig wurden das erste Mal seit den 1960er Jahren eigene Bürger unter Quarantäne gestellt. Für die Rückführung ihrer Bürger in die USA verlangt die Regierung eine Beteiligung von 1.000 Dollar an den Flugkosten. Auch die unfreiwillige Unterbringung und auf Militärbasen sowie jede medizinische Behandlung wird den betroffenen Menschen in Rechnung gestellt.

Drakonische Reaktionen auf internationaler Ebene gingen in die gleiche Richtung. In ganz Asien haben Läden Schilder aufgehängt, wonach chinesische Bürger nicht willkommen sind. Im Ausland lebende Chinesen sehen sich daher gezwungen, sich als Koreaner oder allgemein als „Asiaten“ auszugeben, um einfachste Dienstleistungen zu erhalten. Australische Bürger, die in China leben, wurden auf die Weihnachtsinseln evakuiert, in eine abgelegene Einrichtung im Indischen Ozean, in die normalerweise „illegale“ Flüchtlinge eingesperrt werden. Großbritannien erklärte das Coronavirus zu einer „unmittelbaren Bedrohung“ und erlaubt dadurch staatlichen Stellen, jeden mutmaßlich Infizierten zu inhaftieren und unter Quarantäne zu stellen.

In Brasilien, wo es acht Verdachtsfälle und null bestätigte Fälle des Coronavirus gibt, hat die rechte Regierung bereits einen Notfall im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens ausgerufen. Sie hat 34 Personen, die aus China zurückgekommen sind, auf einem Luftwaffenstützpunkt isoliert, wo sie die nächsten 15 Tage bleiben werden. Dort dürfen sie praktisch nichts tun außer der Militärkapelle zu lauschen.

Pharmaunternehmen wollen von der Suche nach einem Heilmittel profitieren, wobei die Aktien einiger Unternehmen um bis zu 110 Prozent gestiegen sind, nachdem sie die Arbeit an der Entwicklung eines Impfstoffs angekündigt hatten. Ihnen geht er vorrangig nicht darum, die Menschen zu schützen, sondern um die Sicherung eines größeren Anteil am acht Billionen Euro schweren globalen Gesundheitsmarkt.

Die unterschiedlichen Reaktionen der einfachen Menschen und der herrschenden Eliten auf internationaler Ebene werfen die Frage auf, welche Art von Sozialsystem erforderlich ist, um die Gefahr globaler Pandemien nicht nur einzudämmen, sondern auch zu verhindern und zu beseitigen. Die Vereinigten Staaten und China geben jedes Jahr dreistellige Milliardenbeträge für ihre Verteidigungshaushalte aus – gleichzeitig schrumpfen die Ausgaben für medizinische und wissenschaftliche Einrichtungen, die dem Coronavirus und anderen Infektionskrankheiten Einhalt gebieten könnten, wenn sie angemessen finanziert würden.

Die arbeitende Bevölkerung und Jugendliche auf der ganzen Welt erkennen, dass die Reaktion auf ansteckende Krankheiten über nationale Grenzen hinausgehen muss. Wie jedes andere soziale Problem - einschließlich der wachsenden sozialen Ungleichheit, des beschleunigten Klimawandels und der erhöhten Kriegsgefahr - ist die Coronavirus-Epidemie ein globales Problem, das eine internationale Lösung erfordert. Darüber hinaus darf der Kampf gegen die Ausbreitung solcher Krankheiten nicht zur Geisel der Konzerne und Aktionäre werden, die sich nur dann für einen Impfstoff einsetzen, wenn sie von Tod und Sterben profitieren können.

Wer über den Ausbruch des neuartigen Coronavirus beunruhigt ist, muss sich an die Arbeiterklasse wenden. Es ist die Arbeiterklasse, die die Hauptlast der Epidemie zu tragen hat. Es ist die Arbeiterklasse, die objektiv eine internationale Klasse ist und sich in zunehmenden Maße auch bewusst als solche konstituiert. Es ist die Arbeiterklasse, deren soziale Interessen im Sturz des Kapitalismus, in der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und in der Errichtung eines Wirtschaftssystems liegen, das auf die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse zielt, unter anderem auf das Erreichen eines höchsten Lebensstandards und einer guten Gesundheitsfürsorge für jeden Menschen.

Die Wissenschaft, die Technologie und die Produktionskapazität sind vorhanden, um die großen sozialen Probleme unserer Zeit zu lösen: Pandemien, die globale Erwärmung, die Zerstörung von Arbeitsplätzen, die soziale Ungleichheit, der Angriff auf die demokratischen Rechte und die Drohung eines Weltkriegs. Gleichzeitig kann die rationale und koordinierte demokratische Planung der Weltwirtschaft einen höheren Lebensstandard und eine bessere Lebensqualität für die Weltbevölkerung gewährleisten. Die einzige soziale Kraft, die dieses Ziel erreichen kann, ist die internationale Arbeiterklasse, indem sie den Weg der sozialistischen Weltrevolution geht.

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