Tausende Schüler demonstrieren gegen Klimawandel

Am Freitag demonstrierten tausende Schüler bei Minusgraden durch Berlin, um gegen die Politik der Umweltzerstörung und den Klimawandel zu protestieren. Die Demonstranten waren aus dem ganzen Bundesgebiet angereist und hatten für den Tag die Schule ausfallen lassen. Die Veranstalter sprachen von 10.000 Teilnehmern.

Die Demonstranten zogen vom Bundeswirtschaftsministerium, wo am Freitag die Kohlekommission tagte, zum Kanzleramt. Viele Teilnehmer hatten ihre selbst gemalten Plakate und Transparente mitgebracht, auf denen etwa stand: „There is no planet B“, „Kinder haften für ihre Eltern“ oder „Ihr schaufelt Millionen, wir begraben Träume“.

Mitglieder der IYSSE verteilten auf der Demonstration den Aufruf „Der Schutz des Klimas erfordert ein sozialistisches Programm“. Er erklärt, dass der Klimawandel im Zusammenhang mit den anderen drängenden Problemen, wie der wachsenden sozialen Ungleichheit und der Rückkehr des Militarismus gesehen werden muss. In dem Aufruf heißt es:

„Solange eine Handvoll Milliardäre die Gesellschaft dominiert und jeder Aspekt des wirtschaftlichen Lebens ihrer persönlichen Bereicherung dient, kann kein einziges gesellschaftliches Problem gelöst werden. Das gilt auch für den Klimawandel.“

Viele Schüler reagierten auf diese Erklärung positiv und verbanden selbst den Kampf gegen den Klimawandel mit dem Kampf gegen Bildungsnotstand, Aufrüstung und Fremdenfeindlichkeit. Während die Wut über die Politik, die das zu verantworten hat, groß war, dominierte doch die Illusion, dass man die Politiker unter Druck setzen könne, eine bessere Politik zu machen.

Caro und Zoey sind gekommen, um „für unsere Zukunft zu kämpfen“. Caro erklärt dazu, dass damit nicht nur der Kohleausstieg gemeint sei. Es gebe noch viele weitere Bereiche: „Letzte Woche war zum Beispiel die ,Wir haben es satt‘-Demo, wo es um schädliche Landwirtschaft ging.“ Auch dabei gehe es vor allem um Profite, wogegen man etwas tun müsse.

Zu einer weiteren Schülergruppe, mit denen WSWS-Reporter sprachen, gehört Lena (17). Der Klimawandel werde für sie immer bedrohlicher. „Jetzt ist es an uns, dass wir heute eben nicht zur Schule gehen, nicht lernen, nicht machen, was von uns erwartet wird, sondern dass wir Widerstand leisten“, meint sie. „Und es ist gut, dass wir heute so viele sind.“

Eine ihrer Freundinnen sagt, dass es um ihre Zukunft gehe. „Und dafür müssen wir jetzt auf die Straßen gehen.“ Sie fügt hinzu: „Wenn die Leute, die dafür eigentlich zuständig sind, dermaßen unfähig sind, müssen wir etwas tun.“

Lena schließt sich ihr an: „Ich meine die Leute, die jetzt entscheiden, sind in der Zukunft nicht mehr da. Wir leben dann in der Zukunft, über die jetzt entschieden wird.“

Ihre Freundin Clara (16) erklärt, dass dem Klimaschutz vor allem die Interessen der Wirtschaft im Weg stehen: „Auch wenn etwas wirtschaftlich nach hinten losgeht, ist es besser als gar nichts zu tun.“

Lena weist auf die Alternativen hin: „Wir haben so viele neue Technologien, Solarenergie und noch viel mehr.“ Es lohne sich aber wirtschaftlich nicht, diese Technik einzusetzen. Vor ihrer schwedischen Altersgenossin, Greta Thunberg, die die internationalen Proteste initiiert hatte, hätten sie großen Respekt. „Ich finde das einfach richtig mutig. Sie ist ein Vorbild für alle, für die Jugend und für die Erwachsenen.“

Die beiden diskutieren nicht nur den Klimawandel. Auch für Bildung müssten viel mehr Ressourcen mobilisiert werden. „Unsere Schule verfällt und wurde noch nicht saniert. Der Staat steckt kein Geld rein, und viel wird von privaten Spenden bezahlt“, sagt Lena. Für ein Projekt über Nachhaltigkeit hätten sie in der Schulbibliothek gearbeitet, wo es nur alte Bücher gebe. Da sei es kein Wunder, dass dort selten jemand ist. Clara fügt hinzu: „Ich finde es erschreckend, wie viel Geld für Rüstung ausgegeben wird und wie wenig für Bildung.“

Auch Thea ist mit ihrer Klasse zur Demo gekommen. Auf ihrem Schild steht: „Erstaunlich, wie lange ein ,Es geht so nicht weiter‘ weitergeht“, was sich an die verantwortlichen Politiker richte. Oft würde das Argument vorgebracht, dass durch einen Ausstieg aus klimaschädlicher Energieversorgung Arbeitsplätze vernichtet würden. Thea lässt das nicht gelten: „Im Bereich der erneuerbaren Energien können viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Und ich will, dass die großen Konzerne für das, was sie der Umwelt antun, zur Rechenschaft gezogen werden.“

Angesprochen auf die Frage, wie sie zum Aufstieg der extremen Rechten und zum Umgang mit Geflüchteten stehe, sagt sie: „Ich bin komplett gegen rechts.“ Der Klimawandel stehe damit in engem Zusammenhang: „Viele Menschen kommen ja gerade deswegen. Weil es in manchen Regionen einfach gar nicht mehr möglich ist, zu leben. Dafür sind die Industrieländer verantwortlich, sie sollten geflüchtete Menschen deshalb auch aufnehmen.“

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